eva

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seefeldmaren

Mitglied
Und dieser recht hohe und zugleich ins Allgemeine zielende Ton - jetzt kommt der große Loop zu meiner ursprünglichen und unausführlicheren Bedenkenäußerung gegen "das Grün" - hat für mich eher einen musealen Klang, irgendwie auf eine etwas ungute Weise altmodisch.
Hallo Sufnus,

das ist schon sehr interessant, was du schreibst. Dein exemplarisches "Oh Thüringen" ließ mich erkennen, dass ich doch noch zuweilen recht undifferenziert mit Sprache umgehe und ich glaube, dass das der Kern deiner Kritik war; nur in Samt verpackt. ;) Dabei ist es eigentlich so einfach-offensichtlich und trotzdem bin ich da noch nicht routiniert genug, diese Seiten der Linguistik aufzuschlagen. Hatte ich absolut nicht auf der Schirmgewesung :eek:. Sehr schöner Lernstoff! Da freut sich das junge Schriftstellerherz. Pochpochpoch. Danke Dir!

Na mal sehen, was ich mit dem Grün mache. Ganz grün ist mir das ja nicht. Noch nicht. Da denke ich "jetzt hab ichs" - und dann nö. Was anderes kann ich dazu auch nicht sagen, weil ich finde, dass du recht hast. Es leuchtet ein, ist valide und macht im Kontext der obigen Poetik mehr als Sinn (gerade bei dieser Art von eva). Naja, vielleicht kommt irgendwann der Punkt, wo du ein Widerwort erhältst :p.
Aber die Herausforderung nehme ich gerne an.

Ich habe heute keinen Wein hier, aber ein Glas kalte Milch mit Oreo ist drin! Das kann ich Dir anbieten! ;) Prost.

Maren
 

trivial

Mitglied
Lieber sufnus,

ich möchte deiner scharfsinnigen Analyse nicht widersprechen – und vermutlich habe ich sie auch nicht in ihrer ganzen Tiefe erfasst –, doch für mich fühlt es sich so an, als würde das „Grün“ hier rein morphologisch und als begriffliche Struktur gelesen, während seine symbolisch-metamorphe oder gar mythisch aufgeladene Qualität unberücksichtigt bleibt.
Wie gesagt: Es ist nur ein Gefühl, keine ausformulierte Argumentation.

Liebe Grüße
Rufus
 

trivial

Mitglied
[...]Tatsächlich lässt aber der Begriff "das Grün" in einem poetischen (genauer: "poetischen") Kontext meist weniger an konkrete Farbtöne denken, sondern steht für einen "hohen Ton", der eher eine Art "platonische Idee" der grünen Farbe mit all ihren metaphorischen Nebenaufladungen anmoderiert.
Der Ausruf: "Oh Thüringen! Wie vermisse ich das Grün Deiner Wälder!" spielt also nicht auf einen ganz konkreten Farbton an, denn die Wälder Thüringens sind, je nach Jahreszeit und Borkenkäferbefall, doch recht heterogen gefärbt. Vielmehr geht es bei solchen Farbanrufungen meist eher ins sehr Allgemeine. Und dieser recht hohe und zugleich ins Allgemeine zielende Ton - jetzt kommt der große Loop zu meiner ursprünglichen und unausführlicheren Bedenkenäußerung gegen "das Grün" - hat für mich eher einen musealen Klang, irgendwie auf eine etwas ungute Weise altmodisch. [...]
P.S.: „Unberücksichtigt“ war vielleicht zu stark formuliert – es fühlt sich nur so an, als würde das Wort erst durch diese Betrachtung „musealisiert“: betrachtet, aber nicht gelebt. Ich hoffe, das klingt nicht anmaßend – es war nur ein unbeholfener Versuch, es auszudrücken und eine kleine Lanze für das Grün zu brechen.
 

sufnus

Mitglied
Hey Ihr Lieben!
Erstmal vielen Dank für die Anregung einer oreofizierten Milch - das kannte ich noch nicht. Vermutlich würde ich langfristig dann doch eher auf den Wein zurückgreifen, trotzdem ist mein Interesse geweckt. :)
Und schön auch, dein nochmaliges Nachfassen inklusive Grünwerbung zu lesen, lieber Rufus!
Mit Deiner Nachbemerkung reißt Du m. E. noch das Thema an, inwieweit es (ausschließlich? hauptsächlich?) in der Hand (im Gehirn, im Herz) des jeweils einzelnen Lesers allerlei Geschlechts liegt, wie ein Gedicht "aufgestellt" ist. Anders gesagt: Führt das Wort-Ensemble eines Gedichts noch eine Art "objektivierbares" Eigenleben unabhängig von der solipsistischen Seite der Einzel-Rezipienten?
Die Frage kommt erstmal etwas akademisch rüber, aber ihre Beantwortung entscheidet über sehr vieles, was mit dem Gedicht verknüpft ist. Nicht zuletzt über die Sinnhaftigkeit von Interpretationen oder Kommentaren zu einem Gedicht. :)
LG!
S.
 

trivial

Mitglied
Ich glaube oder hoffe,
Gedichte ereignen sich – sie leben in der Vermittlung, im Zwischenraum. In dem auch unser Denken wohnt.
Ein Gedicht ohne Leser: vollkommen, aber unsagbar.
Ein Gedicht ohne Ursprung: still, dunkel, abgeschlossen.

Gedichte, Gedanken entwickeln sich,
sie sind keine Spiegel,
sie sind das Licht, das etwas zum Erscheinen bringt.

Die Diskussion hilft dem Gedicht, sich zu entbergen –
zu dem zu werden, was es „immer schon“ war.

Wir leben in der Sprache – wir verwalten sie nicht.

Und um noch einmal zurückzukehren zum Gedicht, zu Maren:
Der Mann als Schatten mit Gewohnheit zur Zukunft – vielleicht ein wenig der Verwalter.
Aber Eva ist auf einem unerschlossenen Weg. Sie ereignet sich.
Und die Bedeutung entsteht erst rückwirkend – aus dem Gehen selbst.

Ich hoffe, ich habe die Diskussion nicht zu weit vom Gedicht entfernt, beziehungsweise den Weg wieder zurückgefunden.

Liebe Grüße
Rufus
 



 
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