(F) Kane II

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Lord Stark

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Mit Schaudern dachte der König für einen Augenblick daran, während das Echo seines Toastes noch durch die gewaltige Halle schallte, was für ein schwarzer Tag es für Brymont gewesen wäre, hätte Amras Plan Erfolg gehabt.

Die Hochzeit war seit Monaten geplant gewesen und durch Diplomaten ausgehandelt worden. Die Vermählung von Sandors ältestem Sohn und Erben von Brymont, Prinz Haldur, mit der jüngsten Tochter von König Hadubrand, Prinzessin Valeria. Abgesehen davon, seinem Sohn eine standesgemäße Braut zu verschaffen, hatte Sandor vor allem strategische Hintergedanken bei der Vermählung. König Hadubrand herrschte über ein wildes Land nördlich von Brymont, nahe an den Ausläufern der lartroxianischen Berge, die sich als gewaltige Halbinsel in die Ödnis des großen Westmeeres schieben. Durch die Verbindung dieser beiden Reiche wurde das dazwischenliegende in die Zange genommen - Bragant, das im Süden an Brymont und im Nordwesten an das Reich Hadubrands stieß und in dem dieser verfluchte Emporkömmling Amra, der sich selbst einen König nannte, an den Thron gekommen war - wenn auch nur durch Intrigen, glänzendes Gold und kurz aufblitzende Dolchklingen im Gemach des rechtmäßigen und friedvollen Königs Syrakus. Amra hatte in kurzer Zeit die unterbesetzten, verschlafenen Garnisonen von Bragant mit Söldnern und Mordbrennern aus den Myceischen Bergen, Thovnosia und sonstigen finsteren Ecken der Welt aufgefüllt, die ganz versessen darauf schienen, ehrlich arbeitenden brymontischen Bürgern das sauer verdiente Hab und Gut und nicht selten auch noch das Leben zu nehmen.

Besonders ergrimmte König Sandor jedoch, daß er es wagte, sich gegen die rechtmäßigen Gebietsansprüche Brymonts zu wehren, während damals unter dem ehrenwehrten Syrakus - möge seine Seele in den ewigen Hallen tafeln - eine allmähliche Ausdehnung Brymonts nach Norden zum Wohle aller geduldet wurde. Nein, dieser Amra war ein verfluchter und bis ins Mark verdorbener Übeltäter, den sein verblendetes Volk auch noch zu verehren schien, und König Sandor kannte für so ein Gesindel nur eine Antwort: das Schwert.

Unglücklicherweise waren erste Scharmützel nicht sehr erfolgreich für die brymontische Armee gewesen, da die Braganter sich neuerdings als erstaunlich zähe und einfallsreiche Gegner erwiesen. So hatten sie die Frechheit bewiesen - grollend riß sich der König am Bart - wilde riesenhafte Hunde kurz vor einer Schlacht auf seine schwere Kavallerie zu hetzen, worauf die eigentlich kampferprobten Schlachtrosse vollends den Verstand verloren hatten und panisch durchgingen. In dem darauffolgenden Chaos hatten Bragants Landsknechte natürlich leichtes Spiel und der Tag hätte mit einer vollständigen Niederlage geendet, hätte nicht seine Reserve - angeführt von ihm persönlich - einen geordneten Rückzug ermöglicht.

Rückzug - erbost stieß der König einen unterdrückten Fluch aus und ballte die behandschuhte Faust, was aber im allgemeinen Getöse in der Halle unterging - Rückzug, vor diesen bragantischen Hunden.... nie wieder!
Nach diesem schwarzen Tag hatte Sandor seine Berater versammelt und einen neuen Weg begonnen, Bragant niederzuzwingen: durch die hohe Kunst der Diplomatie und Intrigen. Ein Bündnis mit Hadubrand war die perfekte Lösung, um das Patt zwischen Brymont und Bragant zu seinen Gunsten aufzuheben. Und, bei Thoem, es war gelungen! Und das trotz Amras schändlichem Versuch, die Eskorte zu überfallen und die Braut zu rauben. Ohne Zweifel hätte er sie im Erfolgsfall als Geisel für Hadubrands gutes Benehmen auf seiner gigantischen Trutzburg festgehalten, wahrscheinlicher jedoch gleich selbst zur Frau genommen. Aber - dies wurde vereitet, zu einem großen Teil auch wegen der Hilfe jenes seltsamen Mannes - worauf der König Kane neugierig beäugte - der ohne Spuren von seiner vorherigen schwarzen Stimmung gerade mit Sandors Hauptleuten anstieß.

Ein wahrer Hüne ragte da lachend auf; mit seiner massigen Gestalt und dem roten Bart, der ein brutal geschnittenes Gesicht umrahmte, wirkte er wie ein Relikt aus früherer Zeit, als die Menschheit noch ein Spielzeug der wilderen Erde war.

Und während das Gelächter in der Halle anschwoll, die Mägde kichernd den trunkenen Umarmungen der Krieger auswichen oder sich willig hingaben, während die Kelche kreisten, auf denen sich golden der Widerschein des Feuers spiegelte, neue Speisen aufgetischt wurden und in einer Ecke unter dem Gejohle der Umstehenden ein Ringkampf ausgetragen wurde, glitten König Sandors Gedanken zurück an den Morgen vor zwei Tagen, an dem er Kane zum erstenmal begegnete..
 

triplezero

Mitglied
Hmm, ziemlich plötzliches Ende, meinst Du das nicht selber auch? Ich hatte gerade das Gefühl, die Geschichte kommt in Schwung, da ist sie plötzlich vorbei und läßt mich ziemlich ratlos zurück.

Ansonsten nett und lebendig geschrieben, vor allem die zahlreichen Parenthesen gefallen mir gut, auch wenn ich mir nicht ganz sicher, ob sie in den Fantasy-Zusammenhang passen. Was mir allerdings negativ aufgefallen ist, ist die Fülle von Eigennamen, deren Anzahl für einen solch kurzen Text meiner Meinung nach einfach zu groß ist.

Und eine kleine Sache noch:

"...grollend riß sich der König am Bart..."

Ich weiß nicht, ob Du jemals einen Bart getragen hast, aber ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, daß sich wohl niemand freiwillig selbst am Bart reißt (und sei es auch im tiefsten Groll), einfach weil das höllisch weh tut.
 

Renee Hawk

Mitglied
Hallo Frank,

Ja, ich muss unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Nachfolgend wie beim Anfang auch, meine Meinung deiner Entscheidung überlassend. Noch einen kleinen Tipp, die technische Seite des Schreibens ist wichtig. Form, Satzaufbau und Ausdruck. Eine kleine Regel: Neuer Gedanke – neuer Satz, neues Thema – neuer Absatz.
Es hat mir wieder äußerst Spaß gemacht und freue mich auf den dritten Teil.

Liebe Grüße
Reneè

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Kane II
Mit Schaudern dachte der König für einen Augenblick daran, während das Echo seines Toastes noch durch die gewaltige Halle schallte, was für ein schwarzer Tag es für Brymont gewesen wäre, hätte Amras Plan Erfolg gehabt. ( wenn Amras Plan von Erfolg gekrönt wäre.)

Die Hochzeit war seit Monaten geplant und durch Diplomaten (geschickte Diplomatie) ausgehandelt worden. Die Vermählung von Sandors ältestem Sohn und Erben von Brymont, Prinz Haldur, mit der jüngsten Tochter von König Hadubrand, Prinzessin Valeria (sollte Erfolge aufweisen). Abgesehen davon, seinem Sohn eine standesgemäße Braut zu verschaffen, hatte Sandor vor allem strategische Hintergedanken bei der Vermählung.
König Hadubrand herrschte über ein wildes Land nördlich von Brymont, nahe den Ausläufern der lartroxianischen Berge, welche sich als gewaltige Halbinsel in die Ödnis (das Wort habe ich nicht im Brockhaus gefunden, nimm’ Einöde) des großen Westmeeres schiebt. Durch diese Verbindung wurde Bragant, das dazwischenliegende Land, in die Zange genommen. Im Süden stieß es an Brymont und im Nordwesten an Hadubrands Reich.
In dem der verfluchte Emporkömmling Amra, welcher sich eigenst einen König nannte und an den Thron gekommen war, durch Intrigen, glänzendes Gold und kurz aufblitzende Dolchklingen im Gemach des rechtmäßigen und friedvollen Königs Syrakus.
Amra hatte es in kürzester Zeit geschafft, die unterbesetzten und verschlafenen Garnisonen von Bragant mit Söldnern und Mordbrennern aus den myceischen Bergen, Thovnosia und sonstigen finsteren Ecken der Welt aufzufüllen. Die ganz versessen darauf schienen, ehrlich arbeitenden brymontischen Bürgern ihr Hab und Gut und nicht selten auch ihr Leben zu nehmen.

Besonders ergrimmte König Sandor jedoch, dass Amra es wagte, sich gegen die rechtmäßigen Gebietsansprüche Brymonts zu wehren, während damals der ehrenwerten Syrakus - möge seine Seele in den ewigen Hallen tafeln - die allmähliche Ausdehnung Brymonts nach Norden hin zum Wohle aller geduldet hat. Nein, dieser Amra war ein verfluchter Übeltäter, der bis ins Mark verdorbener war und dem sein verblendetes Volk auch noch zu verehren schien. Doch König Sandor kannte für so ein Gesindel nur eine Antwort: sein Schwert.

Unglücklicherweise waren die ersten Scharmützel nicht sehr erfolgreich für die brymontische Armee gewesen. Die Braganter hatten sich als erstaunlich zähe und einfallsreiche Gegner erwiesen. So hatten sie die Frechheit besessen - grollend zupfte sich der König gedankenversunken am Bart - wilde riesenhafte Hunde kurz vor einer Schlacht auf seine schwere Kavallerie zu hetzen, worauf die eigentlich kampferprobten Schlachtrosse vollends ihren Verstand verloren und panisch durchgingen.
In dem darauffolgenden Chaos hatten Bragants Landsknechte natürlich leichtes Spiel und der Tag hätte mit einer vollständigen Niederlage geendet, hätte nicht seine Reserve - angeführt von ihm persönlich - einen geordneten Rückzug ermöglicht. (In einem Satz 2x hätte und 1x hatte – Wortwiederholungen jeglicher Art versuchen zu vermeiden: In dem aufkommendem Chaos wäre es für Bragants Landknechte ein leichtes gewesen den vollkommenden Sieg nach Hause zutragen, wenn nicht seine persönlich angeführte Reserve für einen geordneten Rückzug gesorgt hätte.)

Rückzug - erbost stieß der König einen unterdrückten Fluch aus und ballte die behandschuhte Faust, was aber im allgemeinen Getöse in der Halle unterging - Rückzug, vor diesen bragantischen Hunden... nie wieder! (nur 3 punkte als Gedankengang)
Nach diesem schwarzen (schweren) Tag hatte Sandor seine Berater (um sich) versammelt und einen neuen Weg begonnen, Bragant niederzuzwingen: durch die hohe Kunst der Diplomatie und Intrigen.
Ein Bündnis mit Hadubrand war die perfekte Lösung, um das Patt zwischen Brymont und Bragant zu seinen Gunsten aufzuheben. Und, bei Thoem, es war gelungen! Und das trotz Amras schändlichem Versuch, die Eskorte zu überfallen und die Braut zu rauben. Ohne Zweifel hätte er sie im Erfolgsfall als Geisel für Hadubrands gutes Benehmen auf seiner gigantischen Trutzburg festgehalten, wahrscheinlicher jedoch, gleich selbst zur Frau genommen. Aber - dies wurde vereitelt. Durch Hilfe jenes seltsamen Mannes - worauf Sandor Kane beäugte - der ohne Anzeichen seiner vorherigen schwarzen Stimmung gerade mit Sandors Hauptleuten anstieß.

Ein wahrer Hüne ragte da lachend auf; mit seiner massigen Gestalt und dem roten Bart, der ein brutal geschnittenes Gesicht umrahmte, wirkte er wie ein Relikt aus früherer Zeit, als die Menschheit noch ein Spielzeug der wilderen Erde war.

Und während das Gelächter in der Halle anschwoll, die Mägde kichernd den trunkenen Umarmungen der Krieger auswichen oder sich willig hingaben, die Kelche kreisten, auf denen sich golden der Widerschein des Feuers spiegelte, neue Speisen aufgetischt wurden und in einer Ecke unter dem Gejohle der Umstehenden ein Ringkampf ausgetragen wurde, glitten König Sandors Gedanken zurück an den Morgen vor zwei Tagen, an dem er Kane zum erstenmal begegnete...
 

Lord Stark

Mitglied
Hi Renee,

danke für deine Hinweise, ich fand einige davon wieder äußerst hilfreich und bin gerade dabei, sie in mein Manuskript einzubauen. Irgendwie fühle ich mich zur Zeit etwas mutlos, was das Schreiben angeht. Ich habe schon an einen Verlag geschrieben und nicht mal eine Antwort erhalten.

Dabei ging es gar nicht um "hey, veröffentlicht ihr bitte mein Buch?" sondern nur um eine copyright Frage und darum, ob sie überhaupt Interesse an so einem Roman hätten. Sie haben es nicht einmal für nötig befunden, mir eine Absage zu schicken, sie haben mich gleich ganz ignoriert. Das macht ja richtig Hoffnung für die Zukunft...

ciao, bis dann

P.S. triplezero, danke für deinen Beitrag. Wie du wahrscheinlich schon gemerkt hast, handelt es sich um einen Romanbeginn, nicht um eine Kurzgeschichte (als solche wäre sie wirklich absolut untauglich :) ) Das erklärt auch die vielen Namen. Nur mit einem bin ich nicht einverstanden: Sandor ist ein Choleriker und reißt sich nun mal gerne am Bart (er zupft auch nicht! :) :) ), später zerbeißt er sich im Zorn noch die Lippe. Aber das kommt alles noch, ich hoffe du liest weiter!
 



 
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