F50.2

Papalagi

Mitglied
Ich bin zu dick
nur Speck und Fett
Ich bin viel dicker als mein Schatten
Diät
Der Hunger
und Diät
Der Teufelskreis
Unglück auf Raten

Bin ich frustriert
Dann ess' ich viel
Ob ich nun will
Oder nicht will

Dann kommt Erwachen
Scham
Erbrechen
Um mich an mir
Selbst zu rächen

In diesem Kreis
In dieser Rolle
Entsteht und schwindet
Die Kontrolle

Über sich selbst
Das Essen
Frust
Selbstwerterleben
Und die Lust

In den Gedichten oder Prosa
Nennt man dies
F
Fünf null
Punkt zwei
Die Bulimia,
Ja, nervosa
Die Worte ziehen sich wie Klei
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Papalagi,

ich verstehe hier den Sinn nicht:

In den Gedichten oder Prosa
Nennt man dies
F
Fünf null
Punkt zwei
Was willst du damit sagen? Naheliegend wäre eine Wendung gewesen wie: "In der internationalen Klassifikation psychischer Störungen nennt man dies ... (wobei dieser Satz in einen medizinischen Sachtext passt und nicht in ein Gedicht). Warum nennt man das in Gedichten oder Prosa so? Wer nennt das so? Erschließt sich mir nicht.

lg wüstenrose
 

Tula

Mitglied
so schlecht ist es nicht, nur weiss ich nicht, ob das mit dem Code F50.2 auch in Deutschland geläufig ist; habe auch mal nachgeschaut, sieht mir eher amerikanisch aus:

http://www.icd10data.com/

es ist aber immer so eine Sache, über Krankheiten zu schreiben; ist man selbst nicht direkt oder indirekt davon betroffen, sollte man es lieber sein lassen

LG
Tula
 
A

aligaga

Gast
Na ja - ein "Gedicht" ist es nicht, eher eine sich ein bisschen reimende Aufzählung der Symptome einer psychischen Krankheit.

F50.2 ist die Katalognummer für Bulimie in einer internationalen Systematik. Unter F50 finden sich die Essstörungen.

Warum sollte man über Krankheiten nicht schreiben dürfen, wenn man nicht an ihnen leidet? Dann dürfte ein Autor ja auch nicht darüber schreiben, wie sich ein Mädchen fühlt, und eine Autorin nicht, was ein Hund denkt, der eine Katze verfolgt. Wau!

amüsiert

aligaga
 

Tula

Mitglied
ich meinte nicht, dass man nicht darüber schreiben "darf", ich meinte, dass man sich schon fragen sollte, ob man wirklich weiss, worüber man schreibt, ob man sich wirklich hinein versetzen kann (in die Lage des Kranken, seiner Familie) usw. Ansonsten steht natürlich jedem frei, worüber er/sie schreibt und wie tief die Auseinandersetzung mit dem Thema geht

Tula
 

Monochrom

Mitglied
Jegliche Thematik ist immer dann möglich, wenn der Text dem gerecht wird. Jedes Thema kann lyrisch sein, wenn der Text es gut transportiert.

Dieser Text ist mMn weit davon entfernt.
 
A

aligaga

Gast
ich meinte nicht, dass man nicht darüber schreiben "darf", ich meinte, dass man sich schon fragen sollte, ob man wirklich weiss, worüber man schreibt, ob man sich wirklich hinein versetzen kann (in die Lage des Kranken, seiner Familie) usw.
Jaja, da alte Dilemma! Womit wir sofort bei unseren Politikern wären. Oder bei den katholischen Pfarrern!

Weiß Frau von der Leyen wirklich, wovon sie vor "ihren" Soldaten redet? Weiß ein Bischof, was die Mädelz fühlen, denken und wollen? Hatte Old Shatterhand je wirklich einen "Blutsbruder"? Und die Gebrüder Grimm - ob die seinerzeit wohl in einem Lebkuchenhaus gewohnt haben und einem Riesen begegnet sind?

Es ist gewiss hilfreich, wenn man genau weiß, wovon man schreibt. Aber über Bulimie (das Thema hatten wir hier übrigens schon mal) kann man sich heutzutage in jeder Postille schlau machen - da muss man nicht gleich selber an Brechsucht leiden. Es genügt, wenn man in mehr stöbert als nur in der Bildzeitung, oder wenn man eine Freundin hat, die darunter leidet oder gelitten hat. Essstörungen kommen heutzutage öfters vor, als man denkt.

Dass das in Rede stehende "Gedicht" (vor allem die letzte Strophe) nicht besonders gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt auch gute Gedichte über Tod und Liebe, ohne dass die Autorin gestorben oder je richtig verliebt gewesen sein müsste.

Wer glaubt, ein Tagebuch wäre die reinste Form der Literatur, ist schwer auf dem Holzweg.

Heiter, sehr heiter

aligaga
 

James Blond

Mitglied
Monochrom:
Jegliche Thematik ist immer dann möglich, wenn der Text dem gerecht wird. Jedes Thema kann lyrisch sein, wenn der Text es gut transportiert.

Das sehe ich auch so. Allerdings steigen die Ansprüche an einen Text exponentiell zum Gewicht seines Themas und damit auch die Gefahr, dass sich einer daran überhebt.

Das ist hier zweifellos geschehen. Der Autor blickt weder hinter die Fassade dieser Störung, noch gelingt ihm eine entsprechende sprachliche Gestaltung. Es bleibt bei einer simplen Reihung von Substantiven, die das Thema in hinlänglich beschriebener Weise oberflächlich und stichwortartig umreissen, es benennen, anstatt es darzustellen.

Die innere Dynamik aus Liebeswunsch, Selbsthass, Sucht, Isolation, Selbstbefriedigung und Perfektionismuswahn wird jedoch auf diese Weise sprachlich nicht erschlossen.

JB
 



 
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