SilberneDelfine
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„Kann ich das Auto haben?" Fabienne sah ihren Freund bittend an.
Salvatore schüttelte den Kopf. „Geht nicht, Baby, ich habe heute etwas Wichtiges vor."
„Du hast doch frei?"
„Leider nicht. Ich muss weg und komme erst morgen zurück. Der Auftrag kam gerade über E-Mail rein."
„Ich muss einkaufen." Fabiennes hübsches Gesicht verfinsterte sich. „Zu Fuß ist es mir zu weit zum Supermarkt. Auf dem Rückweg muss ich alles schleppen."
„Da kriegst du Muckis und sparst eine Runde im Fitnessstudio", antwortete Salvatore grinsend. Er stand vom Frühstückstisch auf und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. „Tut mir leid, Kleines, geht heute wirklich nicht. Die Sache kann ich nicht absagen." Eine Minute später fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss. Fünf Minuten später sah Fabienne ihn vom Küchenfenster aus wegfahren. Ihr fiel sein selbstzufriedener Gesichtsausdruck auf. Was hatte er nur immer Wichtiges zu erledigen?
„Geschäfte", hatte er ihr einmal knapp erklärt, als sie danach fragte. „Aber davon verstehst du nichts." Daraufhin fragte Fabienne nicht weiter. Sie war ihm dankbar, er verdiente das Geld. Sie brauchte sich um nichts zu kümmern und konnte ihre Zeit im Fitnessstudio und bei der Maniküre verbringen. Arbeiten gehen musste sie nicht, das wollte er nicht.
„Ärgerst du dich nicht, dass er dich für ein Dummchen hält?", hatte ihre Freundin Bettina vor kurzem gefragt.
„Tut er gar nicht", hatte Fabienne gemurmelt und war Bettinas spöttischem Blick ausgewichen.
Bettina lachte daraufhin laut heraus.„Wieso erzählt er dir dann nie etwas? Wieso führt ihr nie ein richtiges Gespräch?"
„Ist doch egal", sagte Fabienne schnippisch. „Und außerdem stimmt das gar nicht."
„Muss der gut vögeln können", sagte Bettina.
Fabiennes Blick fiel auf den Küchentisch. Salvatore hatte die Zeitung beim Lokalteil aufgeschlagen liegen lassen.
„Hier wird heute geblitzt", stand auf der Seite ganz oben, es folgte eine Aufzählung der jeweiligen Orte und Straßen. „Pendler beschweren sich über Grenzkontrollen", stand weiter unten.
Fabienne fiel ein Telefongespräch zwischen Salvatore und einem Freund von ihm ein, das sie vor ungefähr einem Monat belauscht hatte, aus Versehen natürlich. Salvatore war so laut geworden, dass sie im Schlafzimmer alles hören konnte.
„Diese dämlichen Grenzkontrollen! Früher konnte man alles in riesigen Mengen über die Grenze bringen, Zigaretten, Alkohol, hat keinen interessiert! Jetzt wird es schwierig! Wozu leben wir eigentlich im Schengen-Raum?"
Später hatte sie Salvatore gefragt, worüber er sich so aufgeregt hatte. Weder er noch sie rauchten. Alkohol tranken sie auch nicht übermäßig.
„Ich habe da ein paar Sätze mitbekommen. Worum ging es denn? Wir brauchen doch gar nichts aus Luxemburg."
„Davon verstehst du nichts", hatte er sie wie üblich abgewimmelt. „Wirklich, ich wollte, du würdest nicht immer so viel fragen. Das macht hässlich, Liebes."
Sie war beleidigt. „Man könnte fast meinen, du schmuggelst. Aber du hast recht, davon verstehe ich nichts."
Sie lebte jetzt seit zwei Monaten mit Salvatore zusammen und wusste nur, dass er als LKW-Fahrer arbeitete. Den Namen der Firma, die verschiedene Betriebe mit Wein und Lebensmitteln belieferte, kannte sie auch. Aber über Salvatores streng geheime Nebentätigkeiten wusste sie nichts. Ob da wirklich Schmuggel im Spiel war?
Um sich abzulenken, blätterte sie die Zeitung durch. Am meisten interessierte sie sich für die Leserbriefe. Viele Leser beschwerten sich über die Grenzkontrollen. Vielleicht sollte sie zu dem Thema auch einen Leserbrief bzw. eine Mail an die Zeitung schreiben. Sie würden sie morgen abdrucken, und Salvatore würde stolz darauf sein, wie gut sie sich ausdrücken konnte. Sie schnappte sich ihren PC und rief die Website der Zeitung auf.
„Ich hoffe, du hast dichtgehalten?" Frank stieg an der verabredeten Stelle an der alten Schule ins Auto ein.
„Klar, die Kleine weiß gar nichts." Salvatore grinste. „Sie ist ein Goldstück. Wenn ich sage, sie soll nichts fragen, fragt sie nichts."
Frank überreichte ihm einen Zettel mit einer Liste. „Das sollen wir dem Alten mitbringen. Adressen stehen drauf, wir kaufen nicht alles bei einem Händler."
Nach einem Blick auf die Liste pfiff Salvatore durch die Zähne. „Junge, Junge! Das ist ungefähr das Zehnfache dessen, was ich letztes Mal an Alkohol nach Frankreich gebracht habe."
„Na und? Passt doch in deinen LKW." Frank lehnte sich in seinem Sitz zurück. „Los geht's, holen wir den erstmal!"
Fabienne las sich die Mail an die Zeitung noch einmal durch.
„Mein Freund ist LKW-Fahrer und ärgert sich jeden Tag über die Grenzkontrollen", hatte sie geschrieben. „Es ist unglaublich, wie oft er zurzeit kontrolliert wird. Manchmal kommt er erst am frühen Morgen nach Hause."
Zufrieden war sie mit ihrem Brief noch nicht. Das war nicht eindringlich genug. „Kein Wunder, wenn man nie etwas erzählt bekommt", dachte sie und wurde auf einmal wütend auf Salvatore. Sie würde ihm jetzt schreiben, dass sie kein Dummkopf war und man mit ihr reden konnte. Am besten über E-Mail, die las er sich mehrmals am Tag durch. Sie würde ihm sogar schreiben, dass sie von seinen Geschäften wusste.
Sie rief das nächste Word-Dokument auf und schrieb an Salvatore: „Glaub nicht, dass ich dumm bin. Ich möchte, dass du mit mir redest. Ich weiß, dass du im Ausland zu viel Alkohol einkaufst und mit deinem LKW transportierst. Ich wünsche dir, dass du heute nicht kontrolliert wirst." Sie nickte. Das war gut, er würde sich wundern. Damit das Ganze etwas spielerischer wurde, fügte sie einen zwinkernden Smiley ein und schrieb darunter: „Bring mir ein paar Flaschen Tequila für den Hausgebrauch mit!"
Sie überflog den Text noch einmal, kopierte ihn in die E-Mail und drückte auf „Senden". Dann runzelte sie die Stirn. Für den Brief an die Zeitung musste ihr noch etwas Originelles einfallen. Sie blickte darauf und stutzte. Wieso stand über der E-Mail, die sie an die Zeitung schicken wollte, die E-Mail-Adresse von Salvatore? Sie klickte auf „Gesendet", um zu kontrollieren, ob die letzte Mail an ihn gegangen war und blieb dann wie vom Donner gerührt zehn Minuten sitzen, ohne sich zu rühren.
„Das darf ja wohl nicht wahr sein", stöhnte Frank. „Was ist denn hier los?" Sie standen an der Grenze nach Frankreich im Stau. Von ferne waren Polizeiautos zu erkennen. „Die winken jeden LKW raus. Verdammt."
Salvatore blickte nur stumm geradeaus. Er würde nicht pünktlich zu Hause sein.
Zwei Tage später las Fabienne in der Zeitung, dass der Polizei ein großer Fang ins Netz gegangen war. Diesmal stand das nicht im Lokalteil, sondern auf der ersten Seite.
Salvatore schüttelte den Kopf. „Geht nicht, Baby, ich habe heute etwas Wichtiges vor."
„Du hast doch frei?"
„Leider nicht. Ich muss weg und komme erst morgen zurück. Der Auftrag kam gerade über E-Mail rein."
„Ich muss einkaufen." Fabiennes hübsches Gesicht verfinsterte sich. „Zu Fuß ist es mir zu weit zum Supermarkt. Auf dem Rückweg muss ich alles schleppen."
„Da kriegst du Muckis und sparst eine Runde im Fitnessstudio", antwortete Salvatore grinsend. Er stand vom Frühstückstisch auf und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. „Tut mir leid, Kleines, geht heute wirklich nicht. Die Sache kann ich nicht absagen." Eine Minute später fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss. Fünf Minuten später sah Fabienne ihn vom Küchenfenster aus wegfahren. Ihr fiel sein selbstzufriedener Gesichtsausdruck auf. Was hatte er nur immer Wichtiges zu erledigen?
„Geschäfte", hatte er ihr einmal knapp erklärt, als sie danach fragte. „Aber davon verstehst du nichts." Daraufhin fragte Fabienne nicht weiter. Sie war ihm dankbar, er verdiente das Geld. Sie brauchte sich um nichts zu kümmern und konnte ihre Zeit im Fitnessstudio und bei der Maniküre verbringen. Arbeiten gehen musste sie nicht, das wollte er nicht.
„Ärgerst du dich nicht, dass er dich für ein Dummchen hält?", hatte ihre Freundin Bettina vor kurzem gefragt.
„Tut er gar nicht", hatte Fabienne gemurmelt und war Bettinas spöttischem Blick ausgewichen.
Bettina lachte daraufhin laut heraus.„Wieso erzählt er dir dann nie etwas? Wieso führt ihr nie ein richtiges Gespräch?"
„Ist doch egal", sagte Fabienne schnippisch. „Und außerdem stimmt das gar nicht."
„Muss der gut vögeln können", sagte Bettina.
Fabiennes Blick fiel auf den Küchentisch. Salvatore hatte die Zeitung beim Lokalteil aufgeschlagen liegen lassen.
„Hier wird heute geblitzt", stand auf der Seite ganz oben, es folgte eine Aufzählung der jeweiligen Orte und Straßen. „Pendler beschweren sich über Grenzkontrollen", stand weiter unten.
Fabienne fiel ein Telefongespräch zwischen Salvatore und einem Freund von ihm ein, das sie vor ungefähr einem Monat belauscht hatte, aus Versehen natürlich. Salvatore war so laut geworden, dass sie im Schlafzimmer alles hören konnte.
„Diese dämlichen Grenzkontrollen! Früher konnte man alles in riesigen Mengen über die Grenze bringen, Zigaretten, Alkohol, hat keinen interessiert! Jetzt wird es schwierig! Wozu leben wir eigentlich im Schengen-Raum?"
Später hatte sie Salvatore gefragt, worüber er sich so aufgeregt hatte. Weder er noch sie rauchten. Alkohol tranken sie auch nicht übermäßig.
„Ich habe da ein paar Sätze mitbekommen. Worum ging es denn? Wir brauchen doch gar nichts aus Luxemburg."
„Davon verstehst du nichts", hatte er sie wie üblich abgewimmelt. „Wirklich, ich wollte, du würdest nicht immer so viel fragen. Das macht hässlich, Liebes."
Sie war beleidigt. „Man könnte fast meinen, du schmuggelst. Aber du hast recht, davon verstehe ich nichts."
Sie lebte jetzt seit zwei Monaten mit Salvatore zusammen und wusste nur, dass er als LKW-Fahrer arbeitete. Den Namen der Firma, die verschiedene Betriebe mit Wein und Lebensmitteln belieferte, kannte sie auch. Aber über Salvatores streng geheime Nebentätigkeiten wusste sie nichts. Ob da wirklich Schmuggel im Spiel war?
Um sich abzulenken, blätterte sie die Zeitung durch. Am meisten interessierte sie sich für die Leserbriefe. Viele Leser beschwerten sich über die Grenzkontrollen. Vielleicht sollte sie zu dem Thema auch einen Leserbrief bzw. eine Mail an die Zeitung schreiben. Sie würden sie morgen abdrucken, und Salvatore würde stolz darauf sein, wie gut sie sich ausdrücken konnte. Sie schnappte sich ihren PC und rief die Website der Zeitung auf.
„Ich hoffe, du hast dichtgehalten?" Frank stieg an der verabredeten Stelle an der alten Schule ins Auto ein.
„Klar, die Kleine weiß gar nichts." Salvatore grinste. „Sie ist ein Goldstück. Wenn ich sage, sie soll nichts fragen, fragt sie nichts."
Frank überreichte ihm einen Zettel mit einer Liste. „Das sollen wir dem Alten mitbringen. Adressen stehen drauf, wir kaufen nicht alles bei einem Händler."
Nach einem Blick auf die Liste pfiff Salvatore durch die Zähne. „Junge, Junge! Das ist ungefähr das Zehnfache dessen, was ich letztes Mal an Alkohol nach Frankreich gebracht habe."
„Na und? Passt doch in deinen LKW." Frank lehnte sich in seinem Sitz zurück. „Los geht's, holen wir den erstmal!"
Fabienne las sich die Mail an die Zeitung noch einmal durch.
„Mein Freund ist LKW-Fahrer und ärgert sich jeden Tag über die Grenzkontrollen", hatte sie geschrieben. „Es ist unglaublich, wie oft er zurzeit kontrolliert wird. Manchmal kommt er erst am frühen Morgen nach Hause."
Zufrieden war sie mit ihrem Brief noch nicht. Das war nicht eindringlich genug. „Kein Wunder, wenn man nie etwas erzählt bekommt", dachte sie und wurde auf einmal wütend auf Salvatore. Sie würde ihm jetzt schreiben, dass sie kein Dummkopf war und man mit ihr reden konnte. Am besten über E-Mail, die las er sich mehrmals am Tag durch. Sie würde ihm sogar schreiben, dass sie von seinen Geschäften wusste.
Sie rief das nächste Word-Dokument auf und schrieb an Salvatore: „Glaub nicht, dass ich dumm bin. Ich möchte, dass du mit mir redest. Ich weiß, dass du im Ausland zu viel Alkohol einkaufst und mit deinem LKW transportierst. Ich wünsche dir, dass du heute nicht kontrolliert wirst." Sie nickte. Das war gut, er würde sich wundern. Damit das Ganze etwas spielerischer wurde, fügte sie einen zwinkernden Smiley ein und schrieb darunter: „Bring mir ein paar Flaschen Tequila für den Hausgebrauch mit!"
Sie überflog den Text noch einmal, kopierte ihn in die E-Mail und drückte auf „Senden". Dann runzelte sie die Stirn. Für den Brief an die Zeitung musste ihr noch etwas Originelles einfallen. Sie blickte darauf und stutzte. Wieso stand über der E-Mail, die sie an die Zeitung schicken wollte, die E-Mail-Adresse von Salvatore? Sie klickte auf „Gesendet", um zu kontrollieren, ob die letzte Mail an ihn gegangen war und blieb dann wie vom Donner gerührt zehn Minuten sitzen, ohne sich zu rühren.
„Das darf ja wohl nicht wahr sein", stöhnte Frank. „Was ist denn hier los?" Sie standen an der Grenze nach Frankreich im Stau. Von ferne waren Polizeiautos zu erkennen. „Die winken jeden LKW raus. Verdammt."
Salvatore blickte nur stumm geradeaus. Er würde nicht pünktlich zu Hause sein.
Zwei Tage später las Fabienne in der Zeitung, dass der Polizei ein großer Fang ins Netz gegangen war. Diesmal stand das nicht im Lokalteil, sondern auf der ersten Seite.
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