Fachbücher konzipieren und schreiben

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wir haben sehr unterschiedliche Auffassungen, was Fachbücher sind (Bücher, deren Ziel es ist, Wissen bzw. Kenntnisse zu vermitteln) und was man unter Benennen versteht. Ich denke, Verfasser, Titel und gegebenenfalls ISBN sollten ausreichen.

Bibliografien sind Fachbücher, wenn sie als Bücher erscheinen. Und Erik Simon hat Bibliografien geschrieben. Außerdem hat er eine Reihe von Fachartikeln veröffentlicht, allerdings in gedruckten Büchern, nicht im Internet.

Was eine Schmonzette im literarischen Sinne ist, weiß ich nicht. Es scheint ein pejorativer Ausdruck (ein abwertender Ausdruck) zu sein.

Letztlich geht es aber doch nur darum, ob Fachbücher gemeinschaftlich geschrieben werden können. Und das können sie.

Es gibt dabei, soviel ich sehe, folgende Formen:

1. Jeder Beteiligte schreibt einen eigenen Beitrag.
2. Die Beteiligten schreiben Beiträge gemeinsam.
2.a. Direkt im Dialog
2.b. Abwechselnd schrittweise

Nicht hierzu würde ich zählen, wenn ein Herausgeber mehrere Einzelwerke verschiedener Autoren zusammenfasst, die aus unterschiedlichen Zeiten stammen und unterschiedliche Themen haben.

Im naturwissenschaftlich-technischen Bereich gibt es viele Bücher, die gemeinsam von mehreren Autoren geschrieben wurden.

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Und es gibt viele Wissenschaftler, die unabhängig davon belletristische Literatur geschrieben haben.

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Märchenerzähler scheint für Dich ein Schimpfwort zu sein, ich hatte es zunächst anerkennend verstanden.

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Fachbücher und Belletristik/Lyrik haben auch viele Gemeinsamkeiten.

1. Sie richten sich an ein spezifisches Publikum
2. Sie stellen Inhalte nach wissenschaftlichen bzw. technischen Kriterien dar.
3. Sie unterliegen typografischen und ästhetischen Gesetzmäßigkeiten.
4. Fast immer werden sie arbeitsteilig hergestellt.
5. Sie unterliegen dem Urheberrecht.
(Das sind nur einige Gemeinsamkeiten.)

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A

aligaga

Gast
Ich glaube, Bernd, du verwechselst Fachbücher mit Sachbüchern.

Anyway.

Jeder, der diesen Thread mit Interesse verfolgt haben sollte, weiß nun, dass du glaubst, man könnte Fachbücher auch ohne Fachwissen schreiben, und ich der Überzeugung bin, ohne ginge gar nicht. Wir können es, glaube ich, getrost dabei belassen.

Ich persönlich würde mir nie ein "Fachbuch" zulegen, das nicht aus der Feder eines Fachmannes stammte, sondern von irgendeinem Quatschkopf zusammengestümpert wurde. Im Zweifelsfalle ist man damit nämlich sehr schlecht beraten!

Gruß

aligaga
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe nicht behauptet, dass man Fachbücher ohne Fachwissen schreiben könne. Ich habe gesagt, dass man Fachbücher gemeinsam schreiben kann.
Und man kann sich Fachwissen auch während des Schreibens aneignen.
Irgendwo muss es auf einem Missverständnis beruhen.

Ich selbst bin technischer Redakteur, schreibe aber keine Fachbücher im engeren Sinn, sondern technische Dokumentation, Anwenderdokumentation, Referenzdokumentation, also Anleitungen und Beschreibungen für relativ große Computerprogramme.
Natürlich brauchte ich dafür Fachwissen. Am Anfang musste ich es mir aneignen. Das Fachwissen reichte aber bei Weitem nicht aus. Ich brauchte auch sprachliche Fähigkeiten und die Fähigkeit, alles verständlich darzustellen.

Wenn Du aus meinen Ausführungen gelesen hast, man könne Fachbücher ohne Fachwissen schreiben, dann habe ich etwas falsch gemacht.

Was aber funktioniert, ist, wenn Autoren mit unterschiedlichem Fachwissen zusammenarbeiten. Das war meine eigentliche Ergänzung.
Gegebenenfalls kann dieses Fachwissen aber auch mit dem gekoppelt sein, was Du "Märchen erzählen" nennst, nämlich die klare und verständliche Darstellung bei populärwissenschaftlichen Fachbüchern.

Sachbücher sind eine allgemeinere Form als Fachbücher, sie können sich auch mit sehr verschiedenen Fachgebieten beschäftigen.

Allerdings sind die Unterschiede zwischen Fachbuch und Sachbuch sehr gering hinsichtlich dessen, dass man wissen muss, was man schreibt. Das ist so selbstverständlich, dass man es nicht erwähnen braucht.

Meine Ergänzungen betrafen das "Wie".

Irren kann man allerdings trotz großen Wissens.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS: Ich vergaß zu erwähnen, dass man für alle Literatur die notwendigen Kenntnisse haben muss, also besteht auch hier kein sehr großer Unterschied zum Fachbuch.

Ich denke, man kann ohne Kenntnis von Märchen kaum Märchen schreiben.

Viele wissenschaftliche Werke erweisen sich später als Märchen.

Manche Autoren überspringen die Grenzen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS:
Ich sehe, Du beziehst Dich wahrscheinlich auf meinen Satz:

Es führt auch zum Hinweis, dass es oft Autorenkollektive sind, und dass gegebenenfalls Fachleute mit Nichtfachleuten zusammenarbeiten.
Das halte ich aufrecht. Es bedeutet nicht, dass es ohne Fachkenntnisse möglich ist, Fachbücher zu schreiben.

Jeder, der sich das notwendige Wissen aneignet und in der Lage ist, es entsprechend darzustellen, kann Fachbücher/Sachbücher schreiben oder an ihnen mitwirken.

Präzisieren muss man, dass ich natürlich Fachleute auf dem jeweiligen Gebiet meine.
 
O

orlando

Gast
Im Bereich der Literaturwissenschaften gibt es unzählige (!) "Fachbücher", die zwar meist nur einen Herausgeber, aber mehrere Autoren aufzeigen.
Um nur zwei zu nennen:

Grundlagen und Techniken der Schreibkunst Hrsg. Otto Schumann.
Mit Beiträgen von Sigmund Graff, Curt Hanno Gutbrod, Eugen Leer, Franz Schneider-Facius und natürlich Otto Schumann u.v.a.m. Nikol Verlagsgesellschaft. Hamburg.

Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse und Geschichte. Hrsg. Dieter Lamping, Beiträge von Brandmeyer, Lampart, Zymner, Rudek, G. Müller, Hühn und mindestesten 30 anderen - alles Experten auf ihren jeweiligen Gebieten (Analyse, Themen und Verfahren, Relationen, Vermittlung etc.) Metzler Verlag. Stuttgart.

Beide Bücher gehören m. E. übrigens in jeden gut sortierten "Haushalt" (Schriftsteller, Germanisten, Redakteure und angehende Autoren). - Schumanns Standardwerk verschafft einen allgemein Überblick, während der Lamping für Lyriker unverzichtbar ist (2011 erschienen).

Beste Grüße
orlando
 
A

aligaga

Gast
Dass Publikationen mehr als einen Autor haben können, hat niemand bestritten, @orlando. Es gibt Millionen von Co-Autoren im Fach- und im Sachbuchbereich, wie jeder weiß.

Um das ging's aber doch gar nicht. Sondern darum, was man können muss, wenn man ein [red]FACHBUCH[/red] schreiben will.

Fachbücher werden von Fachleuten geschrieben. Der Autor des zur Debatte stehenden "Ratgebers" hat übersehen, seine Leser darauf aufmerksam zu machen, dass ohne Fachwissen kein Fachbuch entstehen kann.

@wic hat sich in der Folge bemüht, über diesen faux pas hinwegzuschwurbeln. Natürlich ist im das nicht gelungen. Es werden einschlägige Fachbücher immer noch von einschlägigen Fachleuten publiziert, nicht von Dilettanten. Ein kurzer Blick in eine Fachbibliothek (z. B. die einer Universität) oder in den Katalog eines Fachverlages beweisen das recht eindeutig.

Märchen erfinden kann jedes Kind. Abhandlungen über die Hydratation von Proteinen, die artgerechte Fütterung von Zootieren oder die postoperative Behandlung von Bandscheibenvorfällen schreiben dagegen nicht.

Von solchen Dingen sollte man eine Ahnung haben, bevor man zu kritzeln beginnt. Sonst wir's kein Fach-, sondern ein Märchenbuch, das kein Mensch braucht, geschweige denn liest.

Ist doch eigentlich alles ganz einfach, nicht?

Gruß

aligaga
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
So einfach ist es nicht.
Was ist ein Fachmann?
Jemand der eine formelle Ausbildung hat? Jemand der sich Wissen angeeignet hat?
Müssen Koautoren genau das gleiche wissen?
Oder reicht es, wenn sie verschiedene Aspekte kennen?

Was hast Du gegen Dilettanten (im Sinn des Wortes - Amateur?

Ich denke, es gibt gute Fachbücher von Amateuren.

Über die andere Bedeutung von Dilettant brauchen wir nicht zu reden. Wenn jemand unfähig ist, ein Fachbuch zu schreiben, wird er es nicht tun.

Ein Gemeinschaftswerk, an dem sich sehr viele "Dilettanten" beteiligt haben, ist das Oxford English Dictionary.


Und: Nicht jedes Kind kann Märchen schreiben. Viele Kinder können es.

Viele Grüße von Bernd
 



 
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