Fado

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Tula

Mitglied
Fado


schäbig wirkt das hemd dort auf dem stuhl -
doch sieh' die finger(!) zupfen
staunen in den saal

irgendjemand räuspert sich umsonst
die stille siegt

nun spannt sich alles auf
in ihrer brust
es zittern
lid und lippen im akkord
verharrt der puls
ein letztes mal

aus ihrem innern steigt bestimmend eine erste
woge moll - darauf die zweite … dritte (wuchtig jetzt)
dann reißt ein strom
aus abschied und erinnerung
das publikum ins meer
der weichen trauer

kalt und fremd jeder Ort,
Charme und Zauber sind fort,
nur der Fluss ist noch
wie er einst war


später singt sie über
kommt sie wieder sehnen nach
dem duft von salz und kardamom
an seinem hals

wischt sich dort wirklich jemand eine träne?

die letzte woge bricht

Applaus!!
 

Tula

Mitglied
Liebe Trainee, lapismont und klaatu

Gleich drei auf einen Streich!

Dankend liebe Grüße :)

Tula
 

Perry

Mitglied
Hallo Tula,

ich finde auch, Du hast die Tiefe und Dramatik des Fado toll verwortet, nur mit

"später singt sie über
kommt sie wieder sehnen nach
dem duft von salz und kardamom
an seinem hals"

kann ich nicht wirklich was anfangen und

"wischt sich dort wirklich jemand eine träne?"

stielt dem Text die Ernsthaftigkeit.

LG
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo Manfred

Kardomom ist einer der häufigen Noten im Männerparfüm. Das Salz steht dann für den natürlichen Schweiß, von mir aus auch für Meersalz, steht doch aus das Meer sinnbildlich für "saudade"

Die andere Stelle ist diskutierbar, ich kann deinen Zweifel gut nachvollziehen. Als Teil meines lyrischen Projekts richtet sich das Werk an den deutschen Leser, der vom Fado noch nicht vollkommen eingenommen ist und dann beim Besuch der Stadt und eines Fado-Lokals durchaus in der Beobachterrolle verbleibt.

Dank und LG
Tula
 

Perry

Mitglied
Hallo Tula,

Vorschlag:

"später singt sie über
den duft an seinem hals
dem sehnen nach
salz und kardamon

ich spür eine träne auf der wange

bevor die woge bricht

Applaus!

LG
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo Manfred

danke für den Hinweis, ich habe ein paar kleine Änderungen vorgenommen. Das Hemd am Anfang war wohl doch keine gute Idee, eine unglückliche Verallgemeinerung, zudem negativ.
Die Strophe mit salz und kardamom habe ich vorerst belassen; den Vers mit der Träne als neutrale Beobachtung umschrieben. Der Leser mag sich den Tonfall fürs laute Lesen selbst aussuchen, das kann "ergriffen" gelesen werden als auch mit einem Schmunzeln.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Fado-Abend


der unscheinbare herr dort auf dem stuhl -
sieh' nur die finger(!) zupfen
staunen in den saal

irgendjemand räuspert sich umsonst
die stille siegt

nun spannt sich alles auf
in ihrer brust
es zittern
lid und lippen im akkord
verharrt der puls
ein letztes mal

aus ihrem innern steigt bestimmend eine erste
woge moll - darauf die zweite … dritte (wuchtig jetzt)
dann reißt ein strom
aus abschied und erinnerung
das publikum ins meer
der weichen trauer

kalt und fremd jeder Ort,
Charme und Zauber sind fort,
nur der Tejo ist
wie er einst war


später singt sie über
kommt sie wieder sehnen nach
dem duft von salz und kardamom
an seinem hals

am nebentisch die dame wischt sich eine träne

die letzte woge bricht

Applaus!!
 
Liebe Tula,
ohja, so habe ich Fado und seine Sängerinnen in Lissabon auch erlebt. Das Gedicht hat mich in jene Traurigkeit hineingesogen. Kompliment.
Herzliche Grüß
Karl
 

Tula

Mitglied
Liebe Monika und liebe/r anonyme

auch hier mein aufrichtiges Dankeschön, gerade der Erfolg der Gedichte der lyrischen Reise begeistert mich besonders und macht mir Mut, das Projekt weiterzuführen.

LG
Tula
 



 
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