anbas
Mitglied
Fahrtwind
Sie saßen auf dem Deck der Fähre, die sie zurück zum Festland nach Dagebüll bringen sollte. Vor wenigen Minuten hatten sie in Amrum abgelegt und sahen nun zu, wie die Häuser der Insel immer kleiner wurden. Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war ein heißer Spätsommertag. Doch der kühle Wind, der über das Deck wehte, machte den Aufenthalt in der Sonne erträglich. Eigentlich wäre Martin ja gerne mit einer späteren Fähre gefahren. So hätte er eventuell die Chance gehabt, den Sonnenuntergang vom Schiff aus zu genießen - ein Anblick, der ihn immer wieder begeistern konnte. Doch Maren hatte bei der Planung des Kurzurlaubs auf eine frühere Rückfahrt bestanden.
Langsam näherten sie sich der Insel Föhr. Es wurde unruhig auf dem Deck. Viele Urlauber schienen das gute Wetter für einen Tagesausflug zu der Nachbarinsel von Amrum zu nutzen. Maren hatte die Augen geschlossen und ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Ihre Gesichtszüge waren entspannt - ganz anders als wie auf der Hinfahrt. Da waren sie angespannt, fast versteinert gewesen.
Während sie vor sich hin döste, ließ Martin seine Blicke weiter über das Meer gleiten. Auch er war im Gegensatz zur Hinfahrt wesentlich entspannter. Ihre schlechte Laune hatte ihn zunehmend daran zweifeln lassen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, sie zu diesem Urlaub zu drängen.
Maren hasste es, im Urlaub wegzufahren. Schon gedanklich sich überhaupt damit zu beschäftigen, war ihr zuwider. Sie liebte es, in ihrer freien Zeit zu Hause zu bleiben, es sich in einem Sessel bequem zu machen, zu lesen und abends ein wenig zu spielen oder fernzusehen. Gut - ab und zu ein Spaziergang im nahe gelegenen Wald oder ein Eis essen beim Italiener war auch noch in Ordnung. Aber richtig wegfahren, in der Fremde übernachten, Sachen ein- und auspacken, und sich dann auch noch auf eine fremde Umgebung einlassen zu müssen - nein, nicht mit ihr!
Seit acht Jahren waren sie nun zusammen, und Martin hatte sich damit arrangiert, den Urlaub mit ihr zu Hause zu verbringen oder alleine wegzufahren. Für sie war das nie ein Problem gewesen - sie hatte ja ihren Sessel und ihre Bücher. Martin dagegen war immer unzufriedener mit dieser Situation geworden. Es machte ihm zwar im Grunde nichts aus, alleine zu sein. Er liebte es, alleine zu wandern oder etwas zu unternehmen. Doch er sehnte sich auch immer mehr danach, mit ihr zusammen die schönen Momente zu teilen, die er auf seinen Reisen erlebte. Darum hatte er diesmal auf einen gemeinsamen Urlaub bestanden. Nur eine Woche zusammen wegfahren. Einmal nur. Nach Amrum. Martin kannte die Insel, liebte sie und wollte Maren unbedingt einmal seinen Lieblingsurlaubsort zeigen. Er hatte gebeten und gebettelt, hatte ihr Vorhaltungen gemacht und es mit humorigen Überredungsversuchen probiert - doch all seine Bemühungen stießen bei ihr auf Granit. Erst, als er mit einer ernsthaften Beziehungskrise gedroht und sich von einer Woche auf ein verlängertes Wochenende herunterhandeln gelassen hatte, war sie höchst widerwillig auf seinen Wunsch eingegangen.
Die Anreise war dann noch viel schlimmer gewesen, als Maren es sich in ihren schlimmsten Träumen ausgemalt hatte. Das Abteil im Zug war hoffnungslos überfüllt gewesen, so dass sie sich mühsam zu ihren reservierten Plätzen hatten durchkämpfen müssen. Der Zug war dann so verspätet in Dagebüll angekommen, dass sie die Fähre verpasst hatten - die nächste war erst zwei Stunden später gefahren. Auf Amrum waren sie dann mit dem Bus nach Norddorf gefahren. Dieser war anfangs so voll gewesen, dass sie eingequetscht zwischen anderen verschwitzten Urlaubern kaum Luft zum Atmen gehabt hatten. Als sie endlich in ihrer Ferienwohnung angelangt waren, hatte ihre Laune weit unter dem Nullpunkt gelegen. Ohne auch nur ein weiteres Wort mit Martin zu wechseln, war sie unter die Dusche und dann ins Bett gegangen. Auch am nächsten Morgen hatte sie Martin nur mit eisigem Schweigen begrüßt und es sich nach dem Frühstück demonstrativ mit einem Buch auf dem Sofa bequem gemacht.
Wie ein geprügelter Hund war Martin aus dem Haus geschlichen und den ganzen Tag über alleine am Strand und in den Dünen unterwegs gewesen. Das war nicht der Urlaub, wie er ihn sich gewünscht hatte. Als sie dann gemeinsam zu Abend aßen, hatte er ihr den Vorschlag unterbreitet, zu dem er sich während des Tages durchgerungen hatte.
"Ich hätte dich nicht zu diesem Urlaub drängen dürfen. Wenn du willst, fahren wir morgen nach Wittdün und erkundigen uns, ob wir unsere Rückfahrkarten umtauschen können."
Einen Moment hatte sie ihn schweigend angesehen und dann genickt.
"Es tut mir leid, aber das hier ist echt nichts für mich. Mir fehlt wirklich alles, um mich wohl zu fühlen."
Martin hatte den Stich wohl gespürt, den diese Aussage bei ihm verursacht hatte. Seine Anwesenheit schien also nicht dazu beizutragen, dass sie sich wohl fühlen konnte. Doch er hatte lieber geschwiegen, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.
Die Fähre hatte inzwischen Föhr erreicht. Martin musste schlucken, als er an jene Momente zurück dachte. Es waren Momente gewesen, in denen er das Ende ihrer Beziehung vor sich gesehen hatte. Liebevoll legte er seinen Arm um Maren und küsste sie auf die Stirn. Sie lächelte und blinzelte ihn kurz an. Dann schloss sie wieder die Augen und ließ ihre Gedanken schweifen.
Als sie in Wittdün angekommen waren, hatte sich Maren von Martin überreden lassen, einmal zur Seeseite zu gehen, um sich dort den Kniepsand anzusehen. Als sie dann auf der Strandpromenade gestanden und zum ersten Mal auf den Kniepsand geblickt hatte, war sie schier überwältigt gewesen. Während ihrer Urlaubsplanung hatte sie zwar gelesen, dass es sich hierbei um eine riesige, bis zu 1,5 km breite und 15 km lange, Sandbank handelte, die direkt mit der Insel verbunden war - doch der Anblick hatte sie voller Ehrfurcht erstarren lassen. Wie angewurzelt war sie stehen geblieben und hatte ihren Blick nicht mehr abwenden können.
"Magst du mich alleine lassen?", hatte sie nach einiger Zeit geflüstert.
"Ja klar, ich dreh hier 'ne Runde am Strand und hol dich dann ab", hatte Martin verunsichert aber um Contenance bemüht geantwortet.
"Nein, ich will wirklich alleine sein! Fahr zurück nach Norddorf oder mach, was du willst. Aber lass mich jetzt bitte alleine!"
Während sie das gesagt hatte, waren ihr Tränen über die Wangen gelaufen. So überwältigt war sie von dieser Weite gewesen, die da vor ihr lag.
"Und was ist jetzt mit der Rückfahrt? Soll ich die Fahrkarten umtauschen oder nicht?"
"Martin, hau endlich ab und lass mich in Ruhe!", hatte sie ihn da unter Tränen angebrüllt und war hinunter zum Kniepsand gerannt.
Völlig verstört hatte Martin ihr nachgeschaut, wie sie immer weiter auf den Kniepsand hinausgelaufen und irgendwann seinen Blicken entschwunden war.
Maren kuschelte sich enger an Martins Schulter. Föhr lag hinter ihnen, und der kühle Fahrtwind strich ihr sanft über das Gesicht. In ihren Gedanken war sie wieder auf dem Kniepsand, sah und spürte noch einmal diese wunderbare Weite und erinnerte sich an ihre Freudentränen, die dieses Erlebnis bei ihr ausgelöst hatte. Es war, als hätte sie etwas entdeckt, wonach sie ihr Leben lang gesucht hatte. Dabei war ihr überhaupt nicht bewusst gewesen, was Martin in jenen Stunden durchgemacht hatte. Für sie war das Ende ihrer Beziehung nie ein Thema gewesen. Erst am späten Nachmittag, als sie bei ihrer Rückkehr in die Ferienwohnung seine verweinten Augen erblickt hatte, war ihr klar geworden, dass es ein großes Missverständnis aufzuklären galt.
Von da an war eine frühere Rückfahrt kein Thema mehr gewesen. Maren hatte jeden Tag einige Stunden alleine auf dem Kniepsand verbracht. Mal war sie einfach nur so über ihn hin und her gelaufen, mal hatte sie sich irgendwo in den Sand gesetzt und gelesen. Im Laufe des Nachmittags war sie dann mit Martin losgezogen, um mit ihm gemeinsam den Rest der Insel zu erkunden.
Das Rattern des Schiffsmotors, die Sonne und der kühle Wind ließen Martin immer weiter entspannen. Er hatte Maren einen seiner Lieblingsorte zeigen können und sie an etwas teilhaben zu lassen, was für ihn sehr wichtig war.
"So fühlt sich Glück an!", dachte er und ließ liebevoll seinen Blick über ihre entspannten Gesichtszüge gleiten. Sie schien nun tatsächlich eingeschlafen zu sein. Wer weiß, vielleicht würde sie ja irgendwann doch noch einmal mit ihm zusammen in den Urlaub fahren - nach Amrum oder woanders hin, in ein paar Jahren vielleicht …
"Nächstes Jahr bleiben wir aber mindestens eine Woche und fahren mit einer späteren Fähre zurück", sagte sie in diesem Moment, und ein spitzbübisches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Sie saßen auf dem Deck der Fähre, die sie zurück zum Festland nach Dagebüll bringen sollte. Vor wenigen Minuten hatten sie in Amrum abgelegt und sahen nun zu, wie die Häuser der Insel immer kleiner wurden. Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war ein heißer Spätsommertag. Doch der kühle Wind, der über das Deck wehte, machte den Aufenthalt in der Sonne erträglich. Eigentlich wäre Martin ja gerne mit einer späteren Fähre gefahren. So hätte er eventuell die Chance gehabt, den Sonnenuntergang vom Schiff aus zu genießen - ein Anblick, der ihn immer wieder begeistern konnte. Doch Maren hatte bei der Planung des Kurzurlaubs auf eine frühere Rückfahrt bestanden.
Langsam näherten sie sich der Insel Föhr. Es wurde unruhig auf dem Deck. Viele Urlauber schienen das gute Wetter für einen Tagesausflug zu der Nachbarinsel von Amrum zu nutzen. Maren hatte die Augen geschlossen und ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Ihre Gesichtszüge waren entspannt - ganz anders als wie auf der Hinfahrt. Da waren sie angespannt, fast versteinert gewesen.
Während sie vor sich hin döste, ließ Martin seine Blicke weiter über das Meer gleiten. Auch er war im Gegensatz zur Hinfahrt wesentlich entspannter. Ihre schlechte Laune hatte ihn zunehmend daran zweifeln lassen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, sie zu diesem Urlaub zu drängen.
Maren hasste es, im Urlaub wegzufahren. Schon gedanklich sich überhaupt damit zu beschäftigen, war ihr zuwider. Sie liebte es, in ihrer freien Zeit zu Hause zu bleiben, es sich in einem Sessel bequem zu machen, zu lesen und abends ein wenig zu spielen oder fernzusehen. Gut - ab und zu ein Spaziergang im nahe gelegenen Wald oder ein Eis essen beim Italiener war auch noch in Ordnung. Aber richtig wegfahren, in der Fremde übernachten, Sachen ein- und auspacken, und sich dann auch noch auf eine fremde Umgebung einlassen zu müssen - nein, nicht mit ihr!
Seit acht Jahren waren sie nun zusammen, und Martin hatte sich damit arrangiert, den Urlaub mit ihr zu Hause zu verbringen oder alleine wegzufahren. Für sie war das nie ein Problem gewesen - sie hatte ja ihren Sessel und ihre Bücher. Martin dagegen war immer unzufriedener mit dieser Situation geworden. Es machte ihm zwar im Grunde nichts aus, alleine zu sein. Er liebte es, alleine zu wandern oder etwas zu unternehmen. Doch er sehnte sich auch immer mehr danach, mit ihr zusammen die schönen Momente zu teilen, die er auf seinen Reisen erlebte. Darum hatte er diesmal auf einen gemeinsamen Urlaub bestanden. Nur eine Woche zusammen wegfahren. Einmal nur. Nach Amrum. Martin kannte die Insel, liebte sie und wollte Maren unbedingt einmal seinen Lieblingsurlaubsort zeigen. Er hatte gebeten und gebettelt, hatte ihr Vorhaltungen gemacht und es mit humorigen Überredungsversuchen probiert - doch all seine Bemühungen stießen bei ihr auf Granit. Erst, als er mit einer ernsthaften Beziehungskrise gedroht und sich von einer Woche auf ein verlängertes Wochenende herunterhandeln gelassen hatte, war sie höchst widerwillig auf seinen Wunsch eingegangen.
Die Anreise war dann noch viel schlimmer gewesen, als Maren es sich in ihren schlimmsten Träumen ausgemalt hatte. Das Abteil im Zug war hoffnungslos überfüllt gewesen, so dass sie sich mühsam zu ihren reservierten Plätzen hatten durchkämpfen müssen. Der Zug war dann so verspätet in Dagebüll angekommen, dass sie die Fähre verpasst hatten - die nächste war erst zwei Stunden später gefahren. Auf Amrum waren sie dann mit dem Bus nach Norddorf gefahren. Dieser war anfangs so voll gewesen, dass sie eingequetscht zwischen anderen verschwitzten Urlaubern kaum Luft zum Atmen gehabt hatten. Als sie endlich in ihrer Ferienwohnung angelangt waren, hatte ihre Laune weit unter dem Nullpunkt gelegen. Ohne auch nur ein weiteres Wort mit Martin zu wechseln, war sie unter die Dusche und dann ins Bett gegangen. Auch am nächsten Morgen hatte sie Martin nur mit eisigem Schweigen begrüßt und es sich nach dem Frühstück demonstrativ mit einem Buch auf dem Sofa bequem gemacht.
Wie ein geprügelter Hund war Martin aus dem Haus geschlichen und den ganzen Tag über alleine am Strand und in den Dünen unterwegs gewesen. Das war nicht der Urlaub, wie er ihn sich gewünscht hatte. Als sie dann gemeinsam zu Abend aßen, hatte er ihr den Vorschlag unterbreitet, zu dem er sich während des Tages durchgerungen hatte.
"Ich hätte dich nicht zu diesem Urlaub drängen dürfen. Wenn du willst, fahren wir morgen nach Wittdün und erkundigen uns, ob wir unsere Rückfahrkarten umtauschen können."
Einen Moment hatte sie ihn schweigend angesehen und dann genickt.
"Es tut mir leid, aber das hier ist echt nichts für mich. Mir fehlt wirklich alles, um mich wohl zu fühlen."
Martin hatte den Stich wohl gespürt, den diese Aussage bei ihm verursacht hatte. Seine Anwesenheit schien also nicht dazu beizutragen, dass sie sich wohl fühlen konnte. Doch er hatte lieber geschwiegen, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.
Die Fähre hatte inzwischen Föhr erreicht. Martin musste schlucken, als er an jene Momente zurück dachte. Es waren Momente gewesen, in denen er das Ende ihrer Beziehung vor sich gesehen hatte. Liebevoll legte er seinen Arm um Maren und küsste sie auf die Stirn. Sie lächelte und blinzelte ihn kurz an. Dann schloss sie wieder die Augen und ließ ihre Gedanken schweifen.
Als sie in Wittdün angekommen waren, hatte sich Maren von Martin überreden lassen, einmal zur Seeseite zu gehen, um sich dort den Kniepsand anzusehen. Als sie dann auf der Strandpromenade gestanden und zum ersten Mal auf den Kniepsand geblickt hatte, war sie schier überwältigt gewesen. Während ihrer Urlaubsplanung hatte sie zwar gelesen, dass es sich hierbei um eine riesige, bis zu 1,5 km breite und 15 km lange, Sandbank handelte, die direkt mit der Insel verbunden war - doch der Anblick hatte sie voller Ehrfurcht erstarren lassen. Wie angewurzelt war sie stehen geblieben und hatte ihren Blick nicht mehr abwenden können.
"Magst du mich alleine lassen?", hatte sie nach einiger Zeit geflüstert.
"Ja klar, ich dreh hier 'ne Runde am Strand und hol dich dann ab", hatte Martin verunsichert aber um Contenance bemüht geantwortet.
"Nein, ich will wirklich alleine sein! Fahr zurück nach Norddorf oder mach, was du willst. Aber lass mich jetzt bitte alleine!"
Während sie das gesagt hatte, waren ihr Tränen über die Wangen gelaufen. So überwältigt war sie von dieser Weite gewesen, die da vor ihr lag.
"Und was ist jetzt mit der Rückfahrt? Soll ich die Fahrkarten umtauschen oder nicht?"
"Martin, hau endlich ab und lass mich in Ruhe!", hatte sie ihn da unter Tränen angebrüllt und war hinunter zum Kniepsand gerannt.
Völlig verstört hatte Martin ihr nachgeschaut, wie sie immer weiter auf den Kniepsand hinausgelaufen und irgendwann seinen Blicken entschwunden war.
Maren kuschelte sich enger an Martins Schulter. Föhr lag hinter ihnen, und der kühle Fahrtwind strich ihr sanft über das Gesicht. In ihren Gedanken war sie wieder auf dem Kniepsand, sah und spürte noch einmal diese wunderbare Weite und erinnerte sich an ihre Freudentränen, die dieses Erlebnis bei ihr ausgelöst hatte. Es war, als hätte sie etwas entdeckt, wonach sie ihr Leben lang gesucht hatte. Dabei war ihr überhaupt nicht bewusst gewesen, was Martin in jenen Stunden durchgemacht hatte. Für sie war das Ende ihrer Beziehung nie ein Thema gewesen. Erst am späten Nachmittag, als sie bei ihrer Rückkehr in die Ferienwohnung seine verweinten Augen erblickt hatte, war ihr klar geworden, dass es ein großes Missverständnis aufzuklären galt.
Von da an war eine frühere Rückfahrt kein Thema mehr gewesen. Maren hatte jeden Tag einige Stunden alleine auf dem Kniepsand verbracht. Mal war sie einfach nur so über ihn hin und her gelaufen, mal hatte sie sich irgendwo in den Sand gesetzt und gelesen. Im Laufe des Nachmittags war sie dann mit Martin losgezogen, um mit ihm gemeinsam den Rest der Insel zu erkunden.
Das Rattern des Schiffsmotors, die Sonne und der kühle Wind ließen Martin immer weiter entspannen. Er hatte Maren einen seiner Lieblingsorte zeigen können und sie an etwas teilhaben zu lassen, was für ihn sehr wichtig war.
"So fühlt sich Glück an!", dachte er und ließ liebevoll seinen Blick über ihre entspannten Gesichtszüge gleiten. Sie schien nun tatsächlich eingeschlafen zu sein. Wer weiß, vielleicht würde sie ja irgendwann doch noch einmal mit ihm zusammen in den Urlaub fahren - nach Amrum oder woanders hin, in ein paar Jahren vielleicht …
"Nächstes Jahr bleiben wir aber mindestens eine Woche und fahren mit einer späteren Fähre zurück", sagte sie in diesem Moment, und ein spitzbübisches Lächeln huschte über ihr Gesicht.