fall (gelöscht)

H

Haki

Gast
boah,

sehr, sehr schön... dieses spiel mit dem wort fall, die wortakrobatik, das thema.
ich bin beeindruckt. danke für dieses gedicht.

lg,
haki
 

Walther

Mitglied
Hallo,
dem Lob kann ich mich nicht gänzlich anschließen. Es holpert m.E. einfach zu mächtig in einigen Versen (Strophe drei und vier).
Gruß W.
 
fall

Hallo presque rien
wenn ich dieses seltsame Gedicht lese, kann ich gut verstehen, dass dir ''Supermärkte'' nicht gefallen hat. Doch ich komme nicht mit deinem Gedicht klar. Ich will es nicht benoten, denn etwas, das man nicht versteht, kann man weder gut noch schlecht bewerten.
Beim Lesen von ''fall'' habe ich das Gefühl, ich müsste es stotternd vortragen. Liegt das wohl an der Trennung der Wörter?
Doch du hast ja so viele Fans, die dein Gedicht gut finden, dass dir mein Kommentar wohl völlig gleichgültig sein kann.
Viele Grüße,
Marie-Luise
 
S

Spaetschreiber

Gast
Schön schwierig liebe Julia. Ganz hübsch. Metrisch interessant. Eins und vier als Pärchen, nicht schlecht.
Nur eins: Was meinst du? Mir würde es mehr gefallen, wenn die letzte Strophe die Erste wäre. Für mich ist es dann spannender und würde eine wenig besser fließen, als Geschichte meine ich.

Kann aber auch Quatsch sein.
______________________________________________

fällt es nicht auf? längst überfäl-
lig: die Marterpfähle
fall’n bald vornüber: wo nichts ist,
gibt’s nichts, was quäle

falls es nicht auffällt: das Gefäl-
le verläuft stets seichter
von Fall zu Fall: es fällt jetzt vie-
les gefährlich leichter:

verfiel dir wohl, doch Fallen führt
ich ins Feld schon früh;
gefielst mir, aber bist entfal-
len fast ohne Müh;

wann liebte ich mit Falters Ein-
falt noch zweifelsfrei?
entfaltet sich jetzt fahl und phal-
lisch der Fälsche Blei?

____________________________________

LG
Tom
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Haki,

vielen Dank für das Lob - es freut mich sehr, dass dir sowohl Form als auch Inhalt gefallen :) - beide Aspekte sind mir hier sehr wichtig, und ich hatte ziemliche Angst, für beide nur negative Kritik einstecken zu müssen!



Hallo MD,

nene, das ist schon alles so gephlant, jedenphalls nicht phalsch ;D. Danke für Kommentar & Bewertung!



Hallo Walther,

jetzt muss ich zu dir dasselbe sagen, was du letztens zu mir sagtest ;) : Ich muss akzeptieren, wenn dir mein Gedicht formal nicht gefällt und sich für dich holprig anfühlt - es ist aber schon genau so durchkomponiert, wie ich das gerne haben wollte, und wie es m.E. zum Inhalt passt. (Abgesehen von einer kleinen Wortumstellung in Strophe 3, Vers 3, die ich jetzt vornahm, nachdem ich alles noch mal zählte ;).) Dieses Gedicht SOLL kantig klingen.

Das Grundmaß ist ein 4-hebiger Jambus mit weiblicher Kadenz jeweils in den Versen 1 und 3 sowie 2-hebiger Jambus jeweils in den Versen 2 und 4. Nun habe ich aber die jeweils letzten Senkungen der längeren Versen jeweils auf die darauffolgenden Verse gelegt, um ein "Gefühl des Fallens" zu erzeugen. Der Leser soll daran gehindert werden, sich von dem Metrum sanft dahintragen zu lassen und von der letzten Hebung (der längeren Verse) gemütlich zur letzten Senkung zu gleiten. Stattdessen muss er jäh auf der Hebung verharren, wie vor einem plötzlichen Abgrund - es bleibt nur der "Fall" in die darauffolgende Zeile. Jaja, ich weiß, ich dramatisiere ein wenig ;) - aber ich glaube fest an die idiomatische Kraft der Sprache!

Daneben gibt es noch zwei weitere - begründete! - Unregelmäßigkeiten:

Erstens die Anlaute in den jeweils ersten
Versen der Strophen 1 und 4: Der formale Bruch betont den nach Aufmerksamkeit heischenden Inhalt dieser auch sonst ziemlich parallel konstruierten Verse - und verdeutlicht auch zusätzlich die "Klammerfunktion" der Strophen 1 und 4 (die sich auch was die Kadenzen in den jeweils kürzeren Versen angeht von den mittleren Strophen abheben).

Zweitens die einzige (!) männliche Kadenz im vorletzten Vers: Sie betont die Endgültigkeit der Schlussaussage - der Fall ist vorbei, alles steht nun auf seinem Platz - auch metrisch!

So habe ich mir das etwa gedacht...



Hallo Marie-Luise,

danke, dass du kommentierst, obwohl das Gedicht nicht dein Fall ist - und damit stehst du ja nicht alleine da! Mir war klar, dass dieses ein kontroverses Gedicht sein würde, das längst nicht jedem gefällt. Ich habe absichtlich eine "ungemütliche" Form gewählt, die den Leser davon abhält, es flüssig zu lesen, was mehr oder weniger quälend - oder auch einfach ärgerlich - sein kann. Damit entspricht die Form aber dem Inhalt des Gedichts - mich beschäftigen im Moment Themen, für die mir eine glatte Form unpassend scheint! Das war mein erstes wirklich bewusst "metrumfeindliches" Experiment - mal sehen, ob weitere folgen...



Hallo Tom,

vielen Dank für dein Lob und den interessanten Vorschlag! So kann man das Gedicht sicherlich auch lesen - aber es erzählt dann eine andere Geschichte! Mir ist die Klammerfunktion der Strophen 1 und 4 wichtig (s.o.) - und auch der Abschluss mit einer endgültigen Aussage. Wenn es mit einer Frage endet, verändert sich die Stimmung grundlegend - dann gibt es nocht Hoffnung - aber genau die will ich ja nicht zulassen. Für mich erzählt das Gedicht die Geschichte eines emotionalen Verfalls hin zu Gefühlskälte:

- In der Exposition wird angedeutet, dass "vieles leichter fällt"
- In Strophe zwei wird ausgeführt, dass sich dieses "leichter fallen" auf das Gefühlsleben bezieht: Eine Liebe wird aufgegeben "ohne Müh"
- In Strophe drei wird als retardierendes Moment sehnsuchtsvoll zurückgeblickt und das Jetzt mit Vergangenem verglichen
- Strophe vier schließt mit einer Feststellung ab: Quälen und Fühlen haben beide ein Ende

Aber ich finde es sehr interessant, es auch unter der anderen (deiner) Perspektive zu betrachten! Danke für diese Idee!



Liebe Grüße an alle,
Julia
 
P

Prosaiker

Gast
Ja, das ist wirklich gut zu lesen.

(Wenn mehr Rückmeldung erwünscht, nur kurz den Finger heben, aber dann dauerts 'n bisschen.)


Grüße,
Prosa.
 

Walther

Mitglied
Hallo Presque-rien,

ich weiß, daß Du alles durchkomponierst, trotzdem kann ich auf einen Webfehler kommen, den Du nicht erkanntest. Ich jedenfalls merke nicht alle meine Fehler gleich.

Ich habe bewußt formal argumentiert. Der Inhalt ist und bleibt bei vielen Werken Geschmacksache. Hier habe ich mich noch nicht damit anfreunden können, kann aber dennoch nicht allen Deinen formalen Hinweisen folgen. Für mich ist und bleibt die Form selbst nachwievor nicht stimmig.

Womit ich übrigens durchaus von Prosa gestützt werde, auch wenn ich mich seinem sonstigen Lob nicht anschließen kann. Gerade komplexe und filigrane Strukturen haben es an sich, daß sie sich selbst zerstören können. Noch sehe ich dieses Werk als ein solches.

Lieber Gruß W.
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Prosaiker,

klar, gerne, immer her damit :)! Gerade bei einem solchen Gedicht interessiert es mich unheimlich, wie es von Anderen empfunden wird!

LG presque
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Walther, hallo Ecki,

ihr habt ja völlig Recht :) - die Form ist nicht stimmig (wenn auch durchdacht) und nicht schön, Selbstzerstörung ist hier genau das richtige Stichwort! Was den Inhalt angeht, kann ich mir gut vorstellen, dass er z.T. als anstrengend oder auch einfach nur langweilig und nichtssagend empfunden wird. Ich muss ehrlich sagen, ich bin ziemlich überrascht, dass dieses Gedicht insgesamt eine relativ hohe Wertung erreichte - damit hätte ich nicht gerechnet! Gedichte wie dieses schreibe ich, um Gefühle auszudrücken, über die ich außerhalb der Kunst nicht reden kann oder will, und ich bin mir dessen bewusst, dass ich dann für den Inhalt und für meine Motivation, solche Gedichte zu veröffentlichen, nicht unbedingt Verständnis erwarten darf. Aber es gibt nichts schöneres, als dann festzustellen, dass es doch auch Menschen gibt, die damit etwas anfangen können! :)

LG presque
 



 
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