Hallo Rene,
dein lyr.Ich scheint in ein Gespräch verwickelt zu sein. Irgendwem, ich vermute sich selbst, erklärt es zunächst, wie das Getränk schmeckt. Anfangs schwingt noch eine gewisse Ironie mit(Vers 1 und Vers 2), anschließend werden mithilfe des Geschmacks verschiedene Assoziationen verknüpft:
"Verschwendete Nächte"-> sinnloses Erleben
"Vergänglichkeit fündig gewordener Blicke"->Alles, auch die Liebe oder die Freundschaft stirbt irgendwann ab.
"trockene Kälte eines seltsamen Gedankens"-> kühl ins Mark treffende Gedanken über das Leben(??), über die Liebe(??). Ich sehe dieses letzte Bild als ein vorzeitiges Fazit der ersten Gedankengänge.
Jetzt verlässt die Ironie das lyr.Ich, es findet das Getränk mittlerweile derart gut, dass es findet, es müsse genau so sein.
Erneut folgen vielerlei Assoziationen:
"Romantik eines Herzweichspülers oder
vertrotteltes Mondanbeten des Süchtigen."
-> Hier nimmt das lyr.Ich letztlich die Romantik, beziehunsgweise sich selbst auf die Schippe. Die Ironie kehrt wieder, denn es scheint fast, dass das lyr.Ich sehr angetan von dieser Atmosphäre ist, sie aber trotzdem noch irgendwo lächerlich findet.
"Das zwingende Moment jeder Notwendigkeit
zerrinnt in fremden Worten."
-> Hier drückt sich eine große Hoffnunsglosigkeit aus. Denn auch in Momenten, da das Leben als etwas Notwendiges erscheint(z.B. in der Liebe) zerrinnt alles auch wieder, in Missverständnissen, in der Unkenntnis, in der Fremdheit untereinander. Was bleibt, ist die süße "Beharrlichkeit des Leidenden", als den sich das lyr.Ich selbst sieht.
So fragt es auch zum Schluss, wo, wenn nicht hier, ihm ein letzter Schluck eines jetz auftretenden lyr.Dus zustünde.
Fazit:
Das lyr.Ich befindet sich in einer Liebesbeziehung, die ehemals glücklich war (fündig gewordener Blicke), aber im Laufe der Zeit auch Opfer der "Vergänglichkeit" wurde. So zerrinnt das neu Errichtete in immer fremder werdenden Wörtern und erstickt an der trockenen "Kälte eines Gedankens".
Trotz alledem will sich das lyr.Ich noch nicht recht eingestehen, dass es zu Ende ist, und verlangt noch einen letzten Schluck, der zwar als Abschied verstanden werden kann, aber nicht ziwingend muss, da das lyr.Ich immer noch "Beharrlichkeit" in sich verspürt und der letzte Akt demnach als letzter Versuch, die Situation zu retten, aufgefasst werden kann.
Mir hat dein Gedicht sehr gut gefallen, Rene.
Ich finde am Anfang hätte der "Kapitalismus" nicht unbedingt auftauchen müssen, aber ich bin erstaunt und zwar positiv erstaunt, was eine Fanta alles anrichten kann...
Liebe Grüße,
Hakan