Farben (gelöscht)

G

gitano

Gast
Hallo Label!
Der Text erweckt bei mir den Eindruck als ob er mal für eine japanische Gedichtform vorgesehen war/ist..5-8-6 Silben...

Die Ausschluß-/Einschlußpalette Deiner Farben greift für ein Farbbild irgendwie nicht recht...egal ob auf den Herbst bezogen oder nicht...es gibt ja auch blau, schwarz, grau etc.
Das Hinlenken auf Laubfarben (vielleicht ein passenderer Titel) wäre angebracht um Mißverständnisse zu mindern.
Wenn die letzte Zeile ein Hinweis auf die versiegende Fotosynthese sein soll...schwierig...Chlorofüll ist nun mal eher grün...
oder ist es doch eher auf den Himmel bezogen...das Blau, symbolisch auf die Hoffnung?

An meinen Fragen kannst Du erkennen, daß der Zugang zur inhaltlichen Aussage Deines Textes für mich schwierig ist.
Liebe Grüße
gitano
 

Thylda

Mitglied
Liebe Label, lieber Gitano

Mir kommt es auch haikuig vor. Das sähe dann vielleicht so aus?:

das Sommergrün [blue]fort[/blue]
Gelb, Orange und Rot bl[blue]ei[/blue]ben
entblaute Blätter

Was die Farben betrifft assoziiere ich da eher, was man mit dem Pinsel auf das Papier bringt:
grün entblaut ist gelb
olivgrün entblaut ist orange
blutbuchenrot entblaut ist rot

Beim Chlorophyll gibt es meines Wissens mehrere und die, die für das Blattgrün zuständig sind, absorbieren vornehmlich den blauen Wellenbereich des Lichts, so daß mit Wegfall des Chlorophylls das Wort "entblauen" für mich durchaus auch physikalisch nachvollziehbar ist.

Liebe Grüße
Thylda
 

Label

Mitglied
Lieber Gitano

Du hast recht, es sollte eigentlich ein Haiku werden, aber meine Nackenhaare machten mir klar es ist keines.

zu dieser Farbbetrachtung kam ich, als ich den Herbstwald betrachtete und mir überlegte mit welchen Farben ich ihn malen würde.
Plötzlich fiel mir das fehlende Blau auf (ich nehme seltenst fertiges Grün sondern mische, das wirkt lebendiger)
Für mich war dieser entblaute Gedanke überraschend gewahr werdend, insofern erlebte ich ein Haikumoment.
Das Textchen sollte die sprachliche Umsetzung sein.

Liebe Thylda

dein Vorschlag gefällt mir sehr gut, Danke.
Wie das Leben so spielt.. ich hatte ursprünglich
Das Sommergrün ging
Gelb, Orange und Rot blieben
entblaute Blätter :D

Dass es für die Entfärbung der Blätter einen physikalischen Vorgang geben muss, ist eigentlich logisch - aber ich kannte ihn nicht. Ich habe das wie du richtig geschlossen hast, über die Farbpalette wahrgenommen.
Auch den Text schlicht in die Gegenwart zu setzen um Haiku zu erreichen werde ich mir für die Zukunft merken. ;)
Wieder etwas gelernt.

Herzliche Grüße
Label
 
B

Beba

Gast
Hallo Label,

zugegebenermaßen ging es mir ähnlich wie gitano. Aber nach dieser Diskussion hier und meinem jetzigen Verstehen gefällt mir der Text in seiner Idee sehr gut. Er ist auch nicht schlecht umgesetzt, die Haiku- Kurzform ist ideal und passend. Nur kommt der Text noch etwas steif und hölzern daher, besonders die dritte erklärende Zeile. Vielleicht kommt mir noch ein Vorschlag, den poste ich dann gern.

LG
Beba
 

Label

Mitglied
Lieber Beba

vielen Dank für deine Rückmeldung. Das hat mir eine weitere Idee beschert

das Sommergrün fort
Gelb, Orange und Rot sind die
entblauten Blätter

ist das besser?

LG Label
 

anbas

Mitglied
Hallo Label,

ich empfinde gerade diese "ent"-Silbe als das Problem in der Zeile. Dadurch wird sie aus meiner Sicht so, wie Beba es nennt, hölzern.

Gruß

Andreas
 

Label

Mitglied
Lieber Andreas

das ist die crux mit minimalistischen Texten, allzuleicht wird der Duktus spröde, Geschmeidigkeit behalten/erreichen ist die Kunst :rolleyes:
danke für den Hinweis (ich habe das Gefühl langsam wird das Ding dank der zahlreichen Hilfe Haiku)

noch ein Versuch:

das Sommergrün fort
Gelb, Orange und Rot sind die
blaulosen Blätter
?

betriebsblinde
Label
 

anbas

Mitglied
Hm...,

"entblaut", "blaulos" - für mein Empfinden zu gedrechselte Wortungeheuer für einen so kurzen und im Prinzip ja schönen Text.

Frage(n): Muss in der letzten Zeile noch einmal eine Farbbeschreibung auftauchen? Ginge nicht aus etwas wie "rissig", "faltig", "knittrig" oder auch "raschelnd"?

Vielleicht gilt auch hier "Weniger (Farbe) ist mehr".

Liebe Grüße

Andreas
 

Label

Mitglied
hm hmmmm

was ich hier zum Ausdruck bringen wollte ist wie Kaffee machen.
Liese ich das Kaffeepulver weg, hätte ich immerhin noch warmes Wasser.
Das Entblaute ist die Kernaussage, anders gesagt fügte man den herbstlichen Blätterfarben blau hinzu, wären sie grün.
Probiers doch einfach mal aus.

LG Label

PS ist ja weniger Farbe, weniger blau :D
 

Walther

Mitglied
Lb. label,

die Idee ist nachvollziehbar - allerdings wohl eher blaulos als ohne viel blauen Himmel - wobei das in diesem Herbst ja auch nicht ganz stimmt. Anbas hat recht, wenn er fragt, ob das nicht eine Ecke zu viel ist, um die gedacht werden muß ...

LG W.
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Label,
das Aneinanderreihen von Farben ist in der Lyrik grundsätzlich problematisch, obwohl es auch dafür Ausnahmen zu verzeichnen gibt (beispielsweise Trakl).
das Sommergrün ist fort
Gelb, Orange, Rot sind die
blaulosen Blätter
Werden die Farben zudem in einen Zusammenhang gebracht, der jeder erkennbaren Grundlage entbehrt, sucht der Leser vergebens nach einer lyrischen "Rechtfertigung" für das Werk. Im einzelnen:
Das Sommergrün ist fort
Ein Sommer birgt - ebenso wie der Herbst - vielfältige und prächtige Farben, die über Grün weit hinausgehen. Dies gilt auch für den Blätter- Nadel- oder Halmschmuck der Natur.
Gelb, Orange, Rot sind die
Falls es Blätter oder andere Pflanzen sein sollten, gilt auch hier, dass das Farbenspektrum über das Beschriebene weit hinausreicht. Vor allem herrscht m. E. die Farbe Braun vor, gerade dann, wenn es sich um
blaulose Blätter
handelt, in unseren Breitengraden übrigens keine mir bekannte Blattfarbe.
Das Erstrahlen der Farben ist nämlich nicht vom Himmelsblau, sondern vom Einfall des Sonnenlichts abhängig. Herrscht daran Mangel, zeigt sich ein Schmutzigbraun.
Fügte der Leser deinen Satz zusammen, erhielte er:
"Das Sommergrün ist fort, gelb, orange, rot sind die blaulosen Blätter", ein Satz, der selbst den Prosaliebhaber ein wenig ratlos zurückließe.
Ich bin ganz sicher, dass dir zum Thema "Herbst" noch etwas Einleuchtenderes einfällt.
Freundliche Grüße
Der 8.
 



 
Oben Unten