fast nur umkreis

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seefeldmaren

Mitglied
für L., 2025

nicht viel -
vielleicht das
was sich nicht entscheidet
zwischen anwesenheit
und luft

eine wärme
die du spürst
aber niemandem zuordnen kannst

die signatur einer anemone
etwa in höhe
deines kehlbeins

nicht mehr
als das verschweigen
eines schritts

der sich
gegen das entfernen
nicht wehrt

ich wäre
gern der grund
für dein vergessen
dass du alleine bist

im sommer
wäre ich so viel baum wie nötig
und sonst: fast nur umkreis

damit du bleibst
im gedächtnis der erde
wo es nach dir atmet
(oder etwas in ihr das
bestimmt ist für dich)
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hey Maren!

Ich habe viel Kommentieraufholung zu betreiben (und bin nebenbefundlich auch noch an unserer hintergründlicherweise offenen technischen Frage dran) … wie dem auch sei: Die nächsten Tage transponiere ich hoffentlich einige Versäumnissäumnisse aus ihrer Unerledigtheit in den Status abgeklärter Faktizität.
Und damit also zu dieser sehr berührenden Liebes-Erklärung. :)

Wobei... ist damit nicht bereits alles gesagt: Berührend?
Eigentlich ja. Aber das muss uns ja nicht vom diskutieren abhalten. :)

Dazu drei Bedenkungen:

Die "Rose im Schatten" ist eine Stelle, an der das Sinfonieorchester dieses Textes für mein Gefühl einen Tick zu "laut" spielt. Von dieser einen Stelle abgesehen, ist das Gedicht auf eine sehr dezente Weise "intim" "gestimmt" und mir persönlich würde da etwas passgenauer erscheinen: entweder (Beispiel 1) eine unauffälligere Überleitungsformulierung oder (Beispiel 2), wenn doch ein Extra-Akzent im Mittelteil gesetzt werden soll, eine vorsichtig (also nicht zu doll auftrumpfende) de-poetisierende Wendung - also irgendwas in Richtung von:

Variante (1)

eine wärme
die du spürst
aber niemandem zuordnen kannst

eine bewegung
etwa in der höhe

deines kehlbeins

nicht mehr
als das verschweigen
eines schritts

----

Variante (2)

eine wärme
die du spürst
aber niemandem zuordnen kannst

die signatur einer rose
am fundort

deines kehlbeins

nicht mehr
als das verschweigen
eines schritts


Dann (zweite Bedenkung) frage ich mich, wie sich die Textwirkung noch minimal verlagern würde, wenn das Gedicht durch Wegfall einiger Zeilen-Umbrüchen etwas langzeiliger würde. Hier bin ich tatsächlich relativ unsicher. Ich würds gerne mal ausprobieren (und dann vermutlich zur kurzzeiligeren Ausgangsfassung zurückkehren).

Und letzter Punkt: Die abschließende Formulierung in der Klammer erzeugt einen spannenden Tonfallwechsel, weil sie sich (für mich) sehr viel nüchterner, beinahe technisch, anhört. Hier könnte man, ähnlich wie bei Bedenkung 2, durchaus in Länge & Breite herumspielen, ob andere Tonlagen im Schlussakkord womöglich noch "stimmiger" wären. Ggf. wäre das Ende vom Lied dann auch wieder eine Loop-Bewegung zurück zur Ausgangsformulierung, also genau zu diesem Tonfallwechsel (der ja durchaus völlig sinnig ist).

?:

damit du bleibst
im gedächtnis der erde
wo es nach dir atmet
(oder etwas in ihr das
bestimmt ist für dich)

Und all dies sind eben nur Bedenkungen, aber keine Bedenken, weil ja alles wesentliche bereits ganz am Anfang dasteht: berührend. :)

LG!

S.
 

seefeldmaren

Mitglied
Hallo Sufnus,

Deutsch ist so eine wunderbare Sprache. Ich musste herzlich lachen.
Nun zu deinen Anmerkungen:

Warum empfiehlst du ausgerechnet „Signatur“? Jetzt kann ich es nicht mehr verwenden!
Ich kaue gerade auf meinem Kuli herum... Knirsch. Sehr sehr guter Vorschlag. Vielleicht entschärfe ich Bild der Rose und ersetze es durch eine Anemone.
Zusätzlich; da muss ich meine Puddingrübe mal besonders bemühen.

Aber ja, ich verstehe, worauf du hinauswillst. Die hinzugefügte Distanz beim „Kehlbein“ verleiht der Annäherung tatsächlich eine stimmige Abrundung.
Auch deine anderen Hervorhebungen würden - nein, sie tun - dem Text ausgesprochen gut.

Also: Da will die Maren mit deinem Senf nochmal zurück an die Werkbank.
Ich hoffe, es kommt dabei eine runde Sache raus und kein LSD-induziertes Metallkonfetti. :eek::D

Ich danke dir!


Maren
 

sufnus

Mitglied
Hey! :)
Erstmal lieben Dank für die Blumen!

Und was die Signatur angeht:

Warum empfiehlst du ausgerechnet „Signatur“? Jetzt kann ich es nicht mehr verwenden!
Also bevor es wirklich zu Metallkonfetti kommt, nimm doch bitte gerne die Signatur! :)

Goethe hat komplette Gedichte von fremder Hand unter seine Werke einsortiert und Brecht bediente sich fleißig bei der textlichen Zuarbeit von Kollegen, Übersetzer*innen, Musen und Schauspielern und attestierte sich selbst - aus Anlass von (inhaltlich durchaus nicht ganz unzutreffenden) Plagiatsvorwürfen zur "Dreigroschenoper" - eine "Laxheit in Fragen geistigen Eigentums".
Demgegenüber ist die Übernahme eines freundlich angeregten einzelnen Wortes ja eigentlich nicht mal eine Erwähnung Wert.

Aber: Damit alles nun endgültig unanfechtbar ist: Die "Signatur eines/einer X" mit beliebig wählbarem X inklusive der Rose überlasse ich Dir hiermit feierlich zur weiteren Verwendung! :)

LG!

S.
 



 
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