Feelinda (Märchen)

madonna

Mitglied
Feelinda
Feelinda hatte alles was sich eine Fee wünschen konnte. Sie hatte das goldenste Haar, sie hatte die blauesten Augen, der Himmel selbst spiegelte sich darin; das bezauberndste Lächeln verschenkte sie grosszügig und die Sonne neidete ihr ihr Strahlen. Zarte kostbare Kleider verhüllten eine liebliche Figur und ihre Bewegungen waren so schmiegsam, dass nicht einmal Elfen anmutiger voranschritten. Ihre Zauberkraft war berühmt im Feenreich. Aber Feelinda war nicht glücklich. Sie hatte sich in den Mond verliebt. Jeden Abend trat sie vor ihre Türe, um ihn aufgehen zu sehen und bevor sie sich zur Ruhe legte, trat sie noch einmal auf den Balkon, um ihm "gute Nacht" zusagen. Aber niemals antwortete er. Manchmal dachte sie, er blinzele ihr zu, aber dann war es doch nur ein Wolkenschleier gewesen, der auf trügerische Weise Feelindas Hoffnung beflügelte hatte. Ihr Herz wurde schwerer mit jedem Tag. Der Mond nahm absolut keine Notiz von ihr, und es schien sogar, als wenn er sich von ihr abwandte, ihr die kalte Schulter zeigte, jeden Tag ein wenig mehr. Eines Tages gar, blieb er ganz aus. Da machte sie sich auf den Weg, fort aus dem Feenreich, auf in die weite Welt auf die Suche nach dem Verlorenen. Sie ging von Morgen bis nach Abend und durch die ganze Nacht, und als sie müde wurde bettete sie sich auf das Moos unter einem grossen Baum und fiel alsbald in tiefen Schlummer. So ging sie einige Tage. Wenn sie Hunger hatte, ass sie von den Beeren des Waldes, wenn sie Durst hatte, trank sie von frischen Quellen und hoffnungsvoll richtete sie jeden Abend ihren Blick auf den Himmel und hielt Ausschau nach dem, den sie von ganzem Herzen begehrte. Nach einiger Zeit schien es ihr, als ob ihr Liebster da oben stünde, verhüllt mit einem grauen Mantel und über seine Schulter warf er ihr ein winziges Lächeln zuf. Und jeden Tag lächelte er etwas mehr, jedoch er sprach niemals zu ihr. Feelindas Herz aber klopfte vor Freude, denn sie fühlte, dass sie ihm näher kam mit jeder Nacht. Endlich stand er so schön, so voll am Himmel, dass sie vor Glück auflachte ihre Arme ausstreckte, ihm entgegen. Und der Mond lächelte und fragte: "Was willst du, meine Schöne?" - " Zu Dir will ich" antwortete die Fee. Sie stand am Ufer eines Sees und der Mond spiegelte sich im klaren Wasser. Jede kleine Welle trug einen kleinen Wiederschein seiner Schönheit ans Ufer. "So komm doch" sagte der Mond, "siehst du nicht den Teppich, den ich für Dich dort hingelegt habe?" und die Fee sah den zitternden Wellenteppich auf dem die silbernen Reflexe die schönsten Muster woben, setzte ihren zarten Fuss darauf und schritt dem Liebsten entgegen. Es störte sie nicht, dass ihre Füsse nass wurden und ihre Kleider, und als das Wasser tiefer wurde schwamm sie ihm entgegen. Als ihre Kräfte nachliessen streckte sie wieder ihre Arme nach ihm aus... und er ergriff sie, zog sie an seine Brust und küsste sie sanft auf die Stirne. Und in dieser Nacht bekam Feelinda einen neuen Namen - Sehnsucht.
Februar 2000 © madonna



(Übernommen aus der 'Alten Leselupe'.
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