Fehl - Geburt?
Die Wehen setzten ein. Heftig und stoßweise.
Klara hielt mit beiden Händen ihren Bauch.
Tränen rannen ihr Gesicht herunter.
„ Sie müssen pressen, Klara!“
Die Hebamme schaute ihr fest in die Augen.
Ihre Stimme, wie aus weiter Ferne.
„ Das Köpfchen ist schon beinahe draußen.“
Klara suchte den einen Gedanken:
Die leise Hoffnung ,die sie durch die dritte Schwangerschaft
geführt hatte, bis hierhin.
Als sie den Gedanken fand, klammerte sie sich an ihm.
„Du musst Leben“, flüsterte sie leise“, leben, nicht sterben wie deine Geschwister vor dir. Nicht an Diphtherie wie Gustav und Ida, als Zweijährige.
Nicht wie Otto, der tot auf die Welt kam.“
Ihr Körper bebte ein letztes Mal.
„Leben musst du.“
Dann ließen die Schmerzen nach.
Das Kind schrie sich laut in die Welt hinein.
„ Es ist ein Junge. Was für ein Prachtkerl.“
Die Hebamme lächelte, trennte die Nabelschnur,
wickelte den Winzling in ein Tuch, und legte ihn auf Klaras Bauch.
„ Wie soll er denn heißen?“
Klara lächelte erschöpft. In ihren Augen Glanz.
Sie drückte den Neugeborenen an sich, gab ihm
zärtlich die Brust und sagte,
„ Wir werden ihn Adolf nennen!“
Neuer Versuch!!
Fehlgeburt ?
Dann ließen die Schmerzen nach.
Das Kind gab seinen ersten kräftigen Schrei.
„ Es ist ein Junge. Was für ein Prachtkerl.“
Die Hebamme lächelte, trennte die Nabelschnur, wusch das Blut von ihm ab,
wickelte den Winzling dann in ein Tuch, und legte ihn Klara auf die Brust.
„ Er ist so klein“, sagte Klara erschöpft.“ Sehen sie nur, die dünnen Ärmchen.“
Die Hebamme schüttelte energisch den Kopf.
„ Ist doch noch ein Baby. Das wird schon.“
„ Gustav war auch so klein. Und er war immer krank. Und Ida war auch
so zierlich, hat gehustet, bis sie starb.“
Tränen schossen aus ihren Augen.
„ Dieser hier wird leben. Ganz bestimmt. Hören sie doch nur. Diese kräftige
Stimme!“
„Und Otto kam schon tot auf die Welt.“
„ Klara, der Junge wird leben. Ist kerngesund!“
„ Drei Kinder habe ich zu Grabe getragen. Seit Wochen bin ich in die Kirche gegangen, und hab gebetet:
Lieber Gott, den lass leben. Mehr Tod ertrag ich nicht!"
Sie blickte lange auf ihren Jungen.
„Er sieht so schwach aus.“
„Ach Klara schauen sie doch. In einem halben Jahr wird er das erste Mal auf eigenen Beinen stehen. Wird anfangen zu sprechen und sie auf Trab halten. Vertrauen sie mir.
Ich hab schon viele Kinder, wie diesen, auf die Welt gebracht. Sie werden sehen. Wie soll er denn heißen?“
Klara lächelte erschöpft. In ihren Augen Glanz.
„ Wir werden ihn Adolf nennen“, antwortete sie und drückte den Neugeborenen
ganz fest an sich.