Fehmarnsche Notizen

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Anonym

Gast
Eine vampirische Möwe atonalt ihr Klagen durch die Nacht.
Mars schickt eine blinkende Botschaft in roter Leuchtschrift.
Die See murmurmelt dazu eine lieblich landige Schnulze,
die so falsch klingt wie das Wort zum Sonntag.
Fühlt sich an wie damals,
als Ikarus versuchte die Sonne zu ficken.
Da bleibt nur der Mut zum Übermut.

Heute zum Beispiel.
Steife Brise aus Norden.
Weißt schon...dieser Art die dir zeigt,
dass du lebendig bist.
Frische Naturfrisur Marke ~landeinwärts~.
Jeder Atemzug volle Kanne Meer,
Salz und Wind.
Ein-aus-alles-nichts.

In der Nacht pfeifen im Hafen die Masten der Boote
eine klabauterische Melodie.
Die Boote sind erfüllt vom Hin und her,
auf und ab; metallisches Klingen und Klongen.
Der Leuchtturm durchzuckt azurblau die Nacht;
wie ein Splitter des Tages, der in der Nacht festsitzt.

Tags darauf
fast vollkommene Stille
nur hier und da ein Flüstern des Windes
der sich am Tag zuvor in den Bäumen verfing
wie der Drachen
leblos ducksbunt zwischen den Ästen die See
tranig, träge... als trüge sie Trauer
im seichten nicht wirklich sein der Boote
die Segel tags zuvor mit dicken Backen
aufgeplustert zu allem bereit
wie tote Fische im Hafen dümpeln

Und ich

falle hinein
in die Stille des Windes der See
drachenleblos zwischen den Ästen
tranig und träge als trüge ich Trauer
wie die Segel im Hafen

im Hafen

mein
 

revilo

Mitglied
Moin, du hast hier nach meinem Empfinden einfach zu viel gewollt. In S 1 hast du Z 1-3 einfach mit zu vielen Bildern vollgepackt. Das wirkt übertrieben. Über den vögelnden Ikarus kann man sich sicherlich streiten. Ich finde ihn zu fett. S 2 beginnt mit einer "klabauterischen Melodie". Ich habe nichts gegen Neologismen. Das wirkt hier gekünstelt. Dass ein Leuchtturm azurblau zuckt, ist mir neu. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Der Splittervergleich liest sich arg bemüht. S 4 ist ok, aber "im seichten nicht wirklich sein" klingt sehr gedrechselt. In S 5 fällt mir das Adjektiv " drachenleblos" mehr als unangenehm auf. Insgesamt kein schlechtes Gedicht. Ich empfehle nur,den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und sprachlich nicht so hinzulangen.. LG revilo
 

revilo

Mitglied
Sorry, das Klabautern ist natürlich in S 1. In S 2, die ich unterschlagen habe, gefällt mir "volle Kanne Meer" echt gut. Das hast was und ist sprachlich raffiniert. Die Strophe ist wirklich klasse. Daran habe ich nix zu meckern. Vielleicht könntest Du dir sie als "Vorbild" nehmen. Ich hoffe, dass Du mit meinen Gedanken etwas anfangen kannst.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Man weiß ja, wer der Autor ist, nachdem in der neuen Leselupe nichts mehr wirklich anonym ist. Deshalb enttäuscht es mich ein wenig, dass auf revilos Kommentar überhaupt keine Reaktion erfolgte.

Mir gefällt dieses Gedicht. Am schönsten finde ich den Passus

Und ich

falle hinein
in die Stille des Windes der See
drachenleblos zwischen den Ästen
tranig und träge als trüge ich Trauer
wie die Segel im Hafen

im Hafen

(sorry, ordentlich zitieren kann man hier im Anonymen wohl auch nicht)

Wozu das mein am Schluss steht, kann ich allerdings nicht erkennen.

Gruß, Ciconia
 

Anonym

Gast
Hallo Ciconia,

bitte entschuldige die verspätete Antwort. Ich dachte noch: Musste aber schnell antworten und schon wars in den Weiten des Kosmoversums verloren gegangen. Das 'mein' sollte den persönlichen Hafen noch einmal verdeutlichen. Aber hast schon recht...muss nicht sein.

LG Otto
 



 
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