Hallo Uschi,
wenn man nach langer Zeit mal wieder durch die Kurzgeschichten bummelt, dann sieht man sich natürlich verleitet, zunächst dort anzuklicken, wo so wahnsinnig viel Antworten herein gekommen sind. Da ist entweder ein wüster Streit im Gange (allerdings hat man das bei 'Kurzgeschichten' selten), oder die Geschichte ist verdammt gut. Letzteres ist wohl hier der Fall - und das sage ich, der ich absolut kein Freund von solchen Mini-Texten bin. Aber das hier - super. Mehr würde der Plot allerdings auch nicht hergeben. Super deshalb, weil hier mit zwei, drei Sätzen der ganze Frust des Arbeitsalltages geschildert wird. Nein kürzer geht es nimmer. Und dann, wo die Protagonistin die Abendschule betritt, atmet sie auf, wirkt gelöst. So jedenfalls interpretiere ich das. Und das versuchst Du unter anderem auch damit rüber zu bringen, daß Du eine Nachbarin lächeln läßt und die andere... na ja. Was ich nicht ganz verstehe, ist die Tatsache, daß Willi und Rote Socke gerade an dieser Passage herum basteln, ohne richtig damit zufrieden zu sein. Ja - die Stelle ist etwas unglücklich. Warum dann nicht ganz darauf verzichten oder umschreiben. Ich könnte mir das ungefähr so vorstellen:
"Auf Ihrem Stuhl in der zweiten Reihe beginnt sie den Abend. Und da ist auch wieder dieses gewohnt freundliche Lächeln der Nachbarin, sind die erwartungsvollen Gesichter der anderen. Und zum ersten Mal an diesem Tag fühlt sie sich richtig wohl. Acht Stunden war Sie im Vorzimmer angekettet - gefangen im Spinnennetz ihres Berufes. Jetzt ist sie frei."
Na ja. War nur ein Gedanke. Wollte damit sagen, wenn man mit einer Passage nicht zurecht kommt, sollte man sich nicht scheuen, sie gänzlich über Bord zu werfen. Übrigens - den Satz mit den Nachbarinnen ganz streichen - das ginge auch.
Gruß Ralph