Feiermorgen (elegisches Distichon)

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sufnus

Mitglied
Hey kakadu!
Weil wir hier ja unter uns sind, gestehe ich bei der Gelegenheit: Es gibt so ein paar lyrische Disziplinen, die ich zu meinen Nemesissen (au kacke, wie ist denn der Plural von Nemesis?!) zählen muss. Das Schüttelreimen gehört dazu, die Kinderlyrik, die konkrete Poesie, die Dinggedichte und das Trinklied (letzteres wurmt mich besonders!). Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug, hab ich auch noch eine totale Distichonsperre (also beim selber schreiben - nicht was den Lesegenuss angeht!). Irgendwie bekomm ich die Dinger partout nicht auf die Kette. Es ist zum Verzweifeln. Und wenn ich jetzt die ganze Zeit von mir selbst labere und Deinem elegant geschwungenen antizyklisch auf seinen distichialen Verfüßen Heimreisenden erst so verspätet im Fortgang dieses umständlichen Feedbacks meine Reverenz erweise, so kann das natürlich zu allerlei bedenklichen psychopathologischen Ferndiagnosen Anlass bieten oder harmlos als Aufbau eines Spannungsbogens wegerklärt werden, aber zuguterletzt bleibt auf alle Fälle die Erkenntnis: Erste Sahne Dein elegisches Zweiergespann! Like! :)
LG!
S.
 

kakadu

Mitglied
Hi Sufnus,

wie ist denn der Plural von Nemesis?!
keine Ahnung, ich glaube, bis jetzt gab es den noch nicht. Aber wie könnte mich das noch interessieren, nachdem du mir "Nemesissen" angeboten hast? Dagegen klänge alles andere wirklich kacke. :D Meine Nemesissen könnte ich gar nicht alle aufzählen, oder ich sags mal so: Alles, was ich nicht mit den Ohren beurteilen kann, reizt mich nicht. Ungebundene Lyrik mag ich nur, wenn ich ein klares Gestaltungskonzept erkenne. Ansonsten verstehe ich nichts davon und kann mich da nur von meinem Geschmack leiten lassen. Beim Hören will ich Rhythmus und beim Schreiben brauche ich die Beschränkung durch ein Versmaß. Sonst wirds mir zu beliebig.

Deinem elegant geschwungenen antizyklisch auf seinen distichialen Verfüßen Heimreisenden
"antizyklisch" ist ein schönes Kompliment für meine Bemühungen, die Verse rhythmisch möglichst interessant aufzupeppen. Der Hexameter ist so vielseitig! Da versuche ich gerne viel rauszuholen, ohne dabei sprachlich abzukacken. Die eigentliche Verszäsur im Pentameter habe ich nur durch die Wortgrenzen verwirklicht. Durch den Hebungsprall ist sie aber deutlich zu hören und die Nebenzäsuren kommen gut raus. Die Zäsur nach "schlecken" soll auch die Aussage unterstreichen, also gewissermaßen den (noch vor dem Schlafen erlebbaren) Tag verlängern.

Erste Sahne Dein elegisches Zweiergespann! Like! :)
Danke, das geht runter wie Sahne und ich habe mich sehr über deinen Besuch gefreut!

LG Kakadu
 

mondnein

Mitglied
mit dem Genetiv auf "-eôs" wird nemesis dekliniert wie polis, hat also den Plural auf "-eis": "hai nemeseis".
Der Plural ist möglich 1. bei der dinglichen zbw. abstraktiven Bedeutung des Wortes ("Unwillen" usw.) und 2. im poetischen Plural der Eigennamen, auch wenn sie einzelne Personen wie Venus oder Cupido metaphorisch pluralisieren, vgl. "veneres cupidinesque".
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
beim Schreiben brauche ich die Beschränkung durch ein Versmaß. Sonst wirds mir zu beliebig.

Das ist ein hartes, womöglich falsches Urteil! Pablo Nerudas Oden sind oft gar keine, dann sind sie es sehr wohl, oder doch nicht ... Du verstehst. Beliebigkeit entsteht durch beliebige Themen, eingekleidet von beliebiger Wortwahl. Wer trefflich wortwählt zum geeigneten Thema, braucht kein Versmaß. Bei allem Kunstgehabe soll schließlich noch erkennbar sein, was uns der Dichter zu sagen hat!

Mit besten Grüßen
Kristian
 

kakadu

Mitglied
Hallo Hansz, danke für die Aufklärung!

Hallo Kristian,

Das ist ein hartes, womöglich falsches Urteil!
welches Urteil? Du scheinst mich missverstanden zu haben. Ich schrieb über meine persönliche Vorliebe und meine Motivation zum Schreiben. Ne, gerade, weil ich mir das rauspicke, was mir den meisten Spaß macht, finde ich mich alles andere als hart. Und wenn ich sage, dass ich die Beschränkung brauche, ist das nicht falsch.

LG Claudi
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Doch, liebe Claudi, es ist falsch - und hart gegen sich. Es gibt nichts Schlimmeres als die sich selbst auferlegte Beschränkung - die von Zeitgeist und Gesellschaft zugemutete reicht völlig.

Aber mit Oma kommt hast Du einen echten Kracher vorgelegt - Alltag unserer Zeit mit Formangeboten vergessener Epochen zu verknüpfen: Donnerwetter!
Ich geh gleich mal rüber und streue Sterne
zum
guten Morgen

Kristian
 



 
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