ENachtigall
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Fenster im Schneckenhaus
Du hast Dich schon immer gern zurückgezogen, kleine Schwester, selbst als du noch in Mutters Schoß wohntest. Statt pünktlich zu deinem Geburtstag zu kommen, wie es sich gehört, nahmst du einfach zwei Wochen Sonderurlaub vor Antritt der Reise gen Ernst des Lebens. Vielleicht wolltest du Papa noch schonen, die maßlose Enttäuschung aufschieben, nach dem dritten geglückten Vermehrungsversuch nicht den gepriesenen Hubertus gezeugt zu haben, den ersehnten künftigen Treiber und Jagdhornbläser. Endlich der Stammhalter, der Ritter, der den ehrenwerten Namen, das Wappen auf dem Schild , kampfesbereit in die Zukunft trüge. Der würdige Junior in Lauerstellung auf den Chefsessel eines florierenden Mittelstandsunternehmens, die im Nachkriegsboom gediehen wie die Trunksucht.
Fehlgeschlagen war schon zuvor ein erster zarter Schritt in Richtung Selbstständigkeit: die „wilde“ Grünkohlplantage im Walde, jene Ich AG, durch Mutters Ersparnisse eher schlecht als recht finanziert, musste den verdutzten Hasen und Karnickeln wie ein verspätetes Carepaket für Niederwild erschienen sein. Alles fraßen sie ratzekahl leer in nur einer verdammten Nacht.
Während Papa im Mannschaftsraum mit seinen Arbeitern, so durften sie damals noch genannt werden, ordentlich den Hubertus begoss, beim Gesang von Ernst Mosch und seinen Original Egerländern „Heidewitzka, Herr Kapitän“ und „Gehn wir mal rüber zu Schmitz“ (der mit den drei Töchterlein) grölte bis der Morgen graute (eine versteckte musikalische Vorahnung?), machten dir die Vorstadtmediziner mit Wehenfördernden Mitteln bald den Garaus im gemütlichen Fruchtwasserbad. Die kräftige Uterusmuskulatur setzte sich stark kontrahierend in Bewegung und unsere zierliche kleine Mama ertrug in tapferster BDM Manier die qualvollen Schmerzen der Geburt. Auf das kleine rothaarige Mädchen wartete zur Begrüßung kein Name, und vielleicht war ihre weise vorausschauende Art der wahre Grund ihrer Verspätung.
Zur Aufsicht der großen Schwestern, die wir jetzt waren, hatte der Vater die Kellnerin aus seiner Lieblingswirtschaft „Plaaß“ nach Hause bestellt, die uns vom sonntäglichen Frühschoppen her kannte, und in den Pausen, wenn die Füchse für das Automatenspiel ausgingen, reichte sie uns regelmäßig Dunkelbiere. Sie hieß intern Frau Huck, weil sie einen beständigen Schluckauf hatte, und ihre knubbeligen dicken Knie lugten unter Röcken hervor, die so ganz anders gemustert waren, als Mamas Kittel, und wenn sie lachte, so laut und gackernd, hörte sie sich an wie Tante Hilde. Dieses Unikum kleidete uns nun anlässlich deines Geburtstags ganz ähnlich ein, wie sich selbst: in Sachen, aus denen wir längst - wenigstens der Länge nach – herausgewachsen waren. In die Breite wuchsen wir „Spargel-Janes“ nie so richtig hinein.
Mama, noch blass nach der Geburt, sah seltsam entrückt aus, mit dir hinter der antiseptischen Glasscheibe. Ob sie unser Zustand verunsicherte, oder Papas, oder sie sich schämte, wieder keinen Jungen geschafft zu haben, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls durften wir dir, nach ein paar Tagen - deine Kastanienhaare und die großen großen Augen bestaunend - dich winzige Gestalt auf einem klein karierten lila Kopfkissen, auf der Rückbank und unseren Knien in Papas Wirtschaftswunder Mercedes haltend, endlich Namen geben, Namen, die wir in schwierigen Einigungsverhandlungen zuvor aus unseren Lesebüchern gekungelt hatten: Doris und Helga.
Jahre später hättest du uns für die „Helga“ am liebsten verhauen, wären wir nicht soviel größer gewesen. Aber sag ehrlich, was konnten wir schon dafür, dass Jaqueline damals noch nicht modern und Evelyn zu extravagant war? Leider bliebst du oft mit Mutti allein; später allein mit Mutti und deinem Dackel, den der Nachbar bei der Jagd noch später und beiläufig erschoss, obwohl du sogar das Jagdhornblasen eine Zeit lang geübt hattest, als du noch zu jung warst, zu wissen, warum sie sich so amüsierten, wenn es hieß: Doris, blas mal tüchtig! - Hahaha. - Süßigkeiten brachten sie dir mit, in sämtlichen Variationen. Beizeiten hatte Milky Way und & Co. dir die Taille weggepolstert. Ein Getränkehändler brachte sie dir plastiktütenweise. Er lieferte Bierkästen nach Hause, und ein paar Flaschen Fanta, die wir nicht trinken sollten, weil Mama so gesunden Saft von den Beeren aus ihrem Garten machte.
Ein faszinierendes Gerät war dieser Entsafter: katheterisierend entließ er farbige Säfte in Flaschen, die einst Hochprozentiges geborgen hatten. So schaffte sie es, immerhin die Gefäße vom Schnaps zu entwöhnen. Papa mochte es nicht, wenn sie Unkraut jätete, besonders wenn Graf Balleström von der Bank im Anmarsch war oder der schicke Sichelschmidt mit seiner hoch toupierten Gattin, die tatsächlich meinten, ihr Sohn sähe aus wie Roy Black, und darauf ausgesprochen stolz waren. Und die Mädels: alle hinter ihm her. Mamas Gemüse schmeckte ausgezeichnet. Das war unumstritten.
Die Welt rief Papa zu Tagungen in ihre Metropolen (er schwärmt noch heute von der Haute Couture, die er uns mitbringselte) oder zur Jagd in die Steiermark. Die dort gehandelten Dirndl, frisch für uns Töchter ins Ruhrgebiet portiert, mussten einmal – bevor wir aus den noch jungfräulichen Trachten hinauszuwachsen drohten – zur Schule angezogen werden, als gerade die coole Hippiezeit begann. „Pass auf, dass du nicht über deine Schürze stolperst“, bekam ich von einem fast schon Langhaarigen aus der übernächst höheren Klasse zu hören und schämte mich über den ganzen Schulhof. Du hattest dagegen prima Gestricktes; Mama verarbeitete ihren Kummer mit klappernden Nadeln in wollige Pullover, wenn sie nicht Fasan oder Taube rupfte, Kaninchen ausnahm oder die Buchführung machte. Eigentlich fühlten wir uns immer am wohlsten, wenn er nicht da war. Dann gab es Pfannkuchen oder Kartoffelpuffer. Das Gerede von seinen Besuchen bei der Dorfschönheit machte Mutter allerdings zu schaffen. So fuhr sie oft mit dir allein in Urlaub, was mich fast eifersüchtig machte; als sie nämlich mal mit mir allein – lange vor deiner Zeit – in die DDR gefahren war, hatte ich mir prompt die Masern eingehandelt und musste das Bett hüten. Künstlerpech.
Du warst eindeutig Mamas Liebling. Immer da, wenn sie so traurig war. Manchmal meine ich, es hat ein wenig auf dich abgefärbt. So wie Papas Einsamkeit, die er vorzugsweise mit ein paar Promille Alkohol zu viel im Blut verdünnte. Er ließ seine leicht schwer gewordene Zunge gern an der langen Leine laufen . Seine Hunde nahmen meist schnell Reißaus, wenn sie Gelegenheit dazu hatten - so wie wir Kinder. War ich froh, als die Volljährigkeit auf 18 gesenkt wurde! Drei Jahre länger - nicht auszudenken.
Heute, da wir alle in eigenen Schneckenhäusern wohnen, wissen wir ja, warum er so unbeholfen dicke Backen macht: er beschwört nur seine Geister. Wenn sie schwatzen, er sei Schuld, nicht die Waffe in der kaum pubertären Hand abgedrückt zu haben, damals im Krieg, auf der Flucht, als er zusah, wie die Soldaten über Mutter und Schwester herfielen - sein Vater wehrlos festgehalten – dann schreit er heute noch im schweißnassen Bett: „Die Russen kommen.“ Ich werde ihm hin und wieder sagen, dass wir alle mit dem Leben davongekommen sind, weil er nicht geschossen hat…
Zum Geburtstag hast du dir neue Fenster einbauen lassen? Gratuliere, kleine Schwester! Mensch ist das lange her. Mehr als ein halbes Leben. Wie hast du gelacht, als ich "fliegender Fisch" mit dir spielte. Weißt du noch, wie das ging? Ich lag auf dem Sofa und balancierte dich auf meinen Füssen, die Beine hoch gestreckt, die kleinen Hände mit meinen haltend, flogst du rauf und runter und wolltest nie mehr damit aufhören. Im Winter übten wir zwei auf Schlittschuhen Pirouetten drehen. Der kleine Tümpel der alten Bäuerin mit ihrem gefährlich kläffenden Rehpinscher war dafür gerade groß genug. Wir fühlten uns wie Eisprinzessinnen, auch wenn die abschraubbaren Kufen nie lange an den Stiefeln hielten. Später wohnten wir übereinander im selben Haus zur Miete, kochten Brokolisuppe, sahen uns immer noch die "Puppenkiste" an und gingen - verwegenerweise Sonntagabends - zum Tanzen in den "Keller".
Manchmal frage ich mich: hab ich das wirklich alles mit dir erlebt? So weit weg kommt es mir vor - wie du, am anderen Ende der Welt. Sieh mal, ich zwinkre euch zu - dir und Blue. Fast scheint mir, ich spüre seine feuchte Nase an deinem Bein, Liebes.
11. Mai 2006
(nachträglich überarbeitet)
(zweite Überarbeitung 1.07.2006)
Du hast Dich schon immer gern zurückgezogen, kleine Schwester, selbst als du noch in Mutters Schoß wohntest. Statt pünktlich zu deinem Geburtstag zu kommen, wie es sich gehört, nahmst du einfach zwei Wochen Sonderurlaub vor Antritt der Reise gen Ernst des Lebens. Vielleicht wolltest du Papa noch schonen, die maßlose Enttäuschung aufschieben, nach dem dritten geglückten Vermehrungsversuch nicht den gepriesenen Hubertus gezeugt zu haben, den ersehnten künftigen Treiber und Jagdhornbläser. Endlich der Stammhalter, der Ritter, der den ehrenwerten Namen, das Wappen auf dem Schild , kampfesbereit in die Zukunft trüge. Der würdige Junior in Lauerstellung auf den Chefsessel eines florierenden Mittelstandsunternehmens, die im Nachkriegsboom gediehen wie die Trunksucht.
Fehlgeschlagen war schon zuvor ein erster zarter Schritt in Richtung Selbstständigkeit: die „wilde“ Grünkohlplantage im Walde, jene Ich AG, durch Mutters Ersparnisse eher schlecht als recht finanziert, musste den verdutzten Hasen und Karnickeln wie ein verspätetes Carepaket für Niederwild erschienen sein. Alles fraßen sie ratzekahl leer in nur einer verdammten Nacht.
Während Papa im Mannschaftsraum mit seinen Arbeitern, so durften sie damals noch genannt werden, ordentlich den Hubertus begoss, beim Gesang von Ernst Mosch und seinen Original Egerländern „Heidewitzka, Herr Kapitän“ und „Gehn wir mal rüber zu Schmitz“ (der mit den drei Töchterlein) grölte bis der Morgen graute (eine versteckte musikalische Vorahnung?), machten dir die Vorstadtmediziner mit Wehenfördernden Mitteln bald den Garaus im gemütlichen Fruchtwasserbad. Die kräftige Uterusmuskulatur setzte sich stark kontrahierend in Bewegung und unsere zierliche kleine Mama ertrug in tapferster BDM Manier die qualvollen Schmerzen der Geburt. Auf das kleine rothaarige Mädchen wartete zur Begrüßung kein Name, und vielleicht war ihre weise vorausschauende Art der wahre Grund ihrer Verspätung.
Zur Aufsicht der großen Schwestern, die wir jetzt waren, hatte der Vater die Kellnerin aus seiner Lieblingswirtschaft „Plaaß“ nach Hause bestellt, die uns vom sonntäglichen Frühschoppen her kannte, und in den Pausen, wenn die Füchse für das Automatenspiel ausgingen, reichte sie uns regelmäßig Dunkelbiere. Sie hieß intern Frau Huck, weil sie einen beständigen Schluckauf hatte, und ihre knubbeligen dicken Knie lugten unter Röcken hervor, die so ganz anders gemustert waren, als Mamas Kittel, und wenn sie lachte, so laut und gackernd, hörte sie sich an wie Tante Hilde. Dieses Unikum kleidete uns nun anlässlich deines Geburtstags ganz ähnlich ein, wie sich selbst: in Sachen, aus denen wir längst - wenigstens der Länge nach – herausgewachsen waren. In die Breite wuchsen wir „Spargel-Janes“ nie so richtig hinein.
Mama, noch blass nach der Geburt, sah seltsam entrückt aus, mit dir hinter der antiseptischen Glasscheibe. Ob sie unser Zustand verunsicherte, oder Papas, oder sie sich schämte, wieder keinen Jungen geschafft zu haben, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls durften wir dir, nach ein paar Tagen - deine Kastanienhaare und die großen großen Augen bestaunend - dich winzige Gestalt auf einem klein karierten lila Kopfkissen, auf der Rückbank und unseren Knien in Papas Wirtschaftswunder Mercedes haltend, endlich Namen geben, Namen, die wir in schwierigen Einigungsverhandlungen zuvor aus unseren Lesebüchern gekungelt hatten: Doris und Helga.
Jahre später hättest du uns für die „Helga“ am liebsten verhauen, wären wir nicht soviel größer gewesen. Aber sag ehrlich, was konnten wir schon dafür, dass Jaqueline damals noch nicht modern und Evelyn zu extravagant war? Leider bliebst du oft mit Mutti allein; später allein mit Mutti und deinem Dackel, den der Nachbar bei der Jagd noch später und beiläufig erschoss, obwohl du sogar das Jagdhornblasen eine Zeit lang geübt hattest, als du noch zu jung warst, zu wissen, warum sie sich so amüsierten, wenn es hieß: Doris, blas mal tüchtig! - Hahaha. - Süßigkeiten brachten sie dir mit, in sämtlichen Variationen. Beizeiten hatte Milky Way und & Co. dir die Taille weggepolstert. Ein Getränkehändler brachte sie dir plastiktütenweise. Er lieferte Bierkästen nach Hause, und ein paar Flaschen Fanta, die wir nicht trinken sollten, weil Mama so gesunden Saft von den Beeren aus ihrem Garten machte.
Ein faszinierendes Gerät war dieser Entsafter: katheterisierend entließ er farbige Säfte in Flaschen, die einst Hochprozentiges geborgen hatten. So schaffte sie es, immerhin die Gefäße vom Schnaps zu entwöhnen. Papa mochte es nicht, wenn sie Unkraut jätete, besonders wenn Graf Balleström von der Bank im Anmarsch war oder der schicke Sichelschmidt mit seiner hoch toupierten Gattin, die tatsächlich meinten, ihr Sohn sähe aus wie Roy Black, und darauf ausgesprochen stolz waren. Und die Mädels: alle hinter ihm her. Mamas Gemüse schmeckte ausgezeichnet. Das war unumstritten.
Die Welt rief Papa zu Tagungen in ihre Metropolen (er schwärmt noch heute von der Haute Couture, die er uns mitbringselte) oder zur Jagd in die Steiermark. Die dort gehandelten Dirndl, frisch für uns Töchter ins Ruhrgebiet portiert, mussten einmal – bevor wir aus den noch jungfräulichen Trachten hinauszuwachsen drohten – zur Schule angezogen werden, als gerade die coole Hippiezeit begann. „Pass auf, dass du nicht über deine Schürze stolperst“, bekam ich von einem fast schon Langhaarigen aus der übernächst höheren Klasse zu hören und schämte mich über den ganzen Schulhof. Du hattest dagegen prima Gestricktes; Mama verarbeitete ihren Kummer mit klappernden Nadeln in wollige Pullover, wenn sie nicht Fasan oder Taube rupfte, Kaninchen ausnahm oder die Buchführung machte. Eigentlich fühlten wir uns immer am wohlsten, wenn er nicht da war. Dann gab es Pfannkuchen oder Kartoffelpuffer. Das Gerede von seinen Besuchen bei der Dorfschönheit machte Mutter allerdings zu schaffen. So fuhr sie oft mit dir allein in Urlaub, was mich fast eifersüchtig machte; als sie nämlich mal mit mir allein – lange vor deiner Zeit – in die DDR gefahren war, hatte ich mir prompt die Masern eingehandelt und musste das Bett hüten. Künstlerpech.
Du warst eindeutig Mamas Liebling. Immer da, wenn sie so traurig war. Manchmal meine ich, es hat ein wenig auf dich abgefärbt. So wie Papas Einsamkeit, die er vorzugsweise mit ein paar Promille Alkohol zu viel im Blut verdünnte. Er ließ seine leicht schwer gewordene Zunge gern an der langen Leine laufen . Seine Hunde nahmen meist schnell Reißaus, wenn sie Gelegenheit dazu hatten - so wie wir Kinder. War ich froh, als die Volljährigkeit auf 18 gesenkt wurde! Drei Jahre länger - nicht auszudenken.
Heute, da wir alle in eigenen Schneckenhäusern wohnen, wissen wir ja, warum er so unbeholfen dicke Backen macht: er beschwört nur seine Geister. Wenn sie schwatzen, er sei Schuld, nicht die Waffe in der kaum pubertären Hand abgedrückt zu haben, damals im Krieg, auf der Flucht, als er zusah, wie die Soldaten über Mutter und Schwester herfielen - sein Vater wehrlos festgehalten – dann schreit er heute noch im schweißnassen Bett: „Die Russen kommen.“ Ich werde ihm hin und wieder sagen, dass wir alle mit dem Leben davongekommen sind, weil er nicht geschossen hat…
Zum Geburtstag hast du dir neue Fenster einbauen lassen? Gratuliere, kleine Schwester! Mensch ist das lange her. Mehr als ein halbes Leben. Wie hast du gelacht, als ich "fliegender Fisch" mit dir spielte. Weißt du noch, wie das ging? Ich lag auf dem Sofa und balancierte dich auf meinen Füssen, die Beine hoch gestreckt, die kleinen Hände mit meinen haltend, flogst du rauf und runter und wolltest nie mehr damit aufhören. Im Winter übten wir zwei auf Schlittschuhen Pirouetten drehen. Der kleine Tümpel der alten Bäuerin mit ihrem gefährlich kläffenden Rehpinscher war dafür gerade groß genug. Wir fühlten uns wie Eisprinzessinnen, auch wenn die abschraubbaren Kufen nie lange an den Stiefeln hielten. Später wohnten wir übereinander im selben Haus zur Miete, kochten Brokolisuppe, sahen uns immer noch die "Puppenkiste" an und gingen - verwegenerweise Sonntagabends - zum Tanzen in den "Keller".
Manchmal frage ich mich: hab ich das wirklich alles mit dir erlebt? So weit weg kommt es mir vor - wie du, am anderen Ende der Welt. Sieh mal, ich zwinkre euch zu - dir und Blue. Fast scheint mir, ich spüre seine feuchte Nase an deinem Bein, Liebes.
11. Mai 2006
(nachträglich überarbeitet)
(zweite Überarbeitung 1.07.2006)