Ferdinand entwickelt einen Film

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
1

Ferdinand hat einen Film verknipst,
Wein getrunken, schon etwas beschwipst,
spult den Film er auf auf ganz famose
Weise und steckt ihn in eine Dose.

Und er nimmt alsbald den Rest vom Wein
und gießt ihn in einen Becher rein,
und dazu gibt er - sieh und versteh -
einen Teelöffel Vitamin C,

dazu Soda, schüttelt alles, und sodann
fängt er mit dem Filmentwickeln an.
Denn die Lösung lockt hervor das Bild
aus dem Film, dem diese Handlung gilt.

Ist der Film gewässert und fixiert
und getrocknet, lief es, wie geschmiert.


2
Kaffee, Tee, auch Paracetamol
eignen sich zum Filmentwickeln wohl.
 

JANKO

Mitglied
Guten Tag, Herr Forenredakteur Bernd!

Das ist sicher ein tolles Rezept für Filmentwickler.
Ich aber habe es geixt, nur um mich zu üben, und
bin auf einige Wechsel betreffs Rhythmus, Hebungen
Silbenzahl und relativ viele 'unds' gestoßen, sowie
auf ein Doppel-'auf'. Ist das alles beabsichtigt
oder steckt da ein(höherer)Sinn dahinter, der sich
mir nicht gleich erschließt?
VG
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke gleichfalls und Guten Tag.
Bei "auf" ist die Dopplung beabsichtigt, es sind zwei verschiedene "auf", die aufeinanderstoßen und sich sowohl in Inhalt als auch Betonung unterscheiden. Vergleich auch "ihn - in" im nächsten Vers.
Das Gedicht hat einen unregelmäßigen Rhythmus, der sehr genau ist, außer an einer Stelle, der mit dem "Vitamin C", diese ist langsam und getragen, entzieht sich dem Rhythmus, beschleunigt sozusagen das Entwickeln auf das Mehrfache.
Der Film wird in der Entwicklerlösung bewegt, die "und" stellen sozusagen die regelmäßigen Fixpunkte dar.
Ich selbst habe das Rezept erst vor Kurzem kennengelernt und war sehr erstaunt. Man kann auch selbst Pfefferminztee oder das ausgedrückte Wasser aus dem ausgepressten Brei der geriebenen Kartoffeln nehmen, das man sonst beim Klößekochen wegschüttet.
Problematisch ist das Fixieren. Man kann Kochsalz nehmen, braucht aber große Mengen in sehr konzentrierter Lösung. Also "Normales" Fixierbad. In der zweiten Strophe festgezurrt.
Die Verwendung von Kaffee als Kaffenol/Caffenol ist bei einem Workshop vor über zehn Jahren entdeckt worden, 1930 wurde es noch als Aprilscherz veröffentlicht.
.
Das Gedicht stellt eine Art Aufstand gegen das Gewöhnliche dar, eine Art Lomografie, entwickelt in Küchenkräutern oder vergorenen Früchten.
Ein regelmäßiges Werk hätte hier grob gegen den Inhalt verstoßen.
So sehe ich es zumindest.
Durchaus lässt sich das Gedicht aber sicherlich auch noch verbessern, deshalb danke ich für die Diskussion.


PS: Beim Entwickeln sind es imer leichte Wipp- oder Schüttelbewegungen, die den Vorgang begleiten, ehe aus dem Geknipse ein Bild zum Vorschein kommt.
 
Du knipst hoffentlich (noch) besser als du schreibst ,-)
Ich meine dieses Gedicht schon vor ein paar Monaten gelesen zu haben - kann das sein?

Damals konnte ich mit diesem Text nicht viel anfangen - durch deine Erklärung aber stellt sich ein "Aha - Erlebnis" ein.

Für die "Rhythmusstörungen" habe ich allerdings nur wenig Verständnis...dann hättest Du konsequenterweise auch auf die Reime verzichten sollen.

Das Fotografie kann, unabhängig vom Motiv, eine sehr sinnliche Angelegenheit sein - sie ist eine der schönsten Formen der Kunst. Nicht nur...aber auch deshalb, hätte ich nie und nimmer den Paarreim gewählt - aber das muss jeder für sich entscheiden.

schon etwas beschwipst,
[blue]spult den Film er auf[/blue] auf ganz famose

warum nicht "spult er den Film auf"?

Kein schlechtes Gedicht, aber irgendwie auch ein verschenktes...

Gruß, A.D.
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Ferdinand hat einen Film verknipst,
Wein getrunken, schon etwas beschwipst,
spult den Film gleich auf auf ganz famose
Weise und steckt ihn in eine Dose.

Und er nimmt alsbald den Rest vom Wein
und gießt ihn in einen Becher rein,
und dazu gibt er - sieh und versteh -
einen Teelöffel Vitamin C,

dazu Soda, schüttelt alles, und sodann
fängt er mit dem Filmentwickeln an.
Denn die Lösung lockt hervor das Bild
aus dem Film, dem diese Handlung gilt.

Ist der Film gewässert und fixiert
und getrocknet, lief es, wie geschmiert.


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Kaffee, Tee, auch Paracetamol
eignen sich zum Filmentwickeln wohl.
 

Bernd

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Ferdinand hat einen Film verknipst,
Wein getrunken, er ist leicht beschwipst,
spult den Film gleich auf auf ganz famose
Weise und steckt ihn in eine Dose.

Und er nimmt alsbald den Rest vom Wein
und gießt ihn in einen Becher rein,
und dazu gibt er - sieh und versteh -
einen Teelöffel Vitamin C,

dazu Soda, schüttelt alles, und sodann
fängt er mit dem Filmentwickeln an.
Denn die Lösung lockt hervor das Bild
aus dem Film, dem diese Handlung gilt.

Ist der Film gewässert und fixiert
und getrocknet, lief es, wie geschmiert.


2
Kaffee, Tee, auch Paracetamol
eignen sich zum Filmentwickeln wohl.
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Ferdinand hat einen Film verknipst,
Wein getrunken, er ist leicht beschwipst,
spult den Film gleich auf auf ganz famose
Weise und steckt ihn in eine Dose.

Und er nimmt alsbald den Rest vom Wein
und gießt ihn in einen Becher rein,
und dazu gibt er - sieh und versteh -
einen Teelöffel Vitamin C,

dazu Soda, schüttelt, und sodann
fängt er mit dem Filmentwickeln an.
Denn die Lösung lockt hervor das Bild
aus dem Film, dem diese Handlung gilt.

Ist der Film gewässert und fixiert
und getrocknet, lief es, wie geschmiert.


2
Kaffee, Tee, auch Paracetamol
eignen sich zum Filmentwickeln wohl.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS: Ich habe mich überzeugen lassen und den Rhythmus an einer Stelle angepasst.
Es ist immer ein Prozess. Danke für den Hinweis.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
1
Ferdinand hat einen Film verknipst,
Wein getrunken, er ist leicht beschwipst,
spult den Film gleich auf auf ganz famose
Weise und steckt ihn in eine Dose.

Und er nimmt alsbald den Rest vom Wein
und gießt ihn in einen Becher rein,
und dazu gibt er - sieh und versteh -
einen Teelöffel Vitamin C,

dazu Soda, schüttelt, und sodann
fängt er mit dem Filmentwickeln an.
Denn die Lösung lockt hervor das Bild
aus dem Film, dem diese Handlung gilt.

Ist der Film gewässert und fixiert
und getrocknet, lief es, wie geschmiert.


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Kaffee, Tee, auch Paracetamol
eignen sich zum Filmentwickeln wohl.
 
Ich habe mir die Fotos alle angeschaut...die Symbiose aus Bild und Text ist teilweise sehr gelungen. Der Text von "Bart" ist richtig stark! Deine Bilder zeigen sich, so scheint es mir, ungeschminkt - also ohne aufwendige Nachbearbeitung, was den Eindruck erweckt, dass es dir einzig und alleine um das Motiv geht - dieses für sich selbst spricht.
 
O

orlando

Gast
O.T.: Tschuldigung
Wo halten sich "Ferdinands" Fotos denn auf? Das interessiert sicherlich noch ein paar andere ... :)
LG, orlando
 
O

orlando

Gast
Hallo Bernd,
habe mir die Fotos angeschaut: Mir gefallen die beiden "Perlan-Texte", die "Linse" und dein Islandblau am besten.
Nun aber hurtig zurück zu Ferdinand, dessen stiller Witz mich schon öfter erfreuen konnte. Ebenso seine Experimentierfreudigkeit
Vitamin C ist sicherlich immer gut und kann ein Foto vor jedwedem Frühjahrsschnupfen bewahren. Zudem schenkt es eine kostengünstige Antikisierung des Werks ...

Lächelnde Grüße
Heidrun

Danke schön, A.D.

PS.: Müsste es am Ende nicht "läuft" statt "lief" heißen? Oder ist hier der Zeitenwechsel beabsichtigt?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Bilder von Ferdinand gibt es leider nicht, da er erfunden ist.

Dagegen gibt es viele Gedichte.
http://www.leselupe.de/lw/search.ph...e=selected&action=dosearch&getdaily=&pagenum=
Bilder, die mit Vineol entwickelt sind, gibt es aber, wie die mit Wineol auf http://kwerfeldein.de/2012/06/08/entwickeln-mit-wineol-optimale-bedingungen-viel-rotwein/ von "querfeldein"., nicht von Ferdinand.

Auch zu Teanol und Coffenol/Kaffenol/Koffenol gibt es viel im Netz.
Es ist meine neue Erkenntnis des Jahres 2014, dass man mit Haushaltsmitteln Filme entwickeln kann.
Und bekanntlich soll es auch mit Elbwasser gegangen sein. (Aber ob das letzte stimmt, weiß ich nicht.)

Eigene Fotos und Bilder von mir sind auf hutschi.wordpress.com .
Die analogen sind aber noch klassisch entwickelt.


läuft - lief

Da er in dem Moment schon fertig ist, habe ich "lief" gewählt. Ich hatte erst "läuft" - das bezöge sich auf den allgemeinen Prozess, "lief" bezieht sich auf den konkreten Prozess.

Vitamin C
Man kann es weglassen, dann verlängert sich der Entwicklungsprozess um das vier- bis achtfache. Es scheint immer gut zu sein.

Die wesentlichen Inhaltsstoffe scheinen beim Entwickler bestimmte Phenolverbindungen zu sein. Man kann die verschiedenartigsten Pflanzen nehmen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, den Wein habe ich durch Schwarztee ersetzt.

Mein Rezept:
15g schwarzer Tee,
2 g Vitamin C
12 g Waschsoda
1 Teelöffel Kochsalz (jodiert und mit Folsäure, das hatte ich gerade da. Es ist optional, der Film wird auch ohne Kochsalz entwickelt.)
1/2 l Wasser (wenn der Tee viel wegsaugt, kann man wieder auffüllen.)

Tee mit Wasser ca. 5 Minuten kochen und dann abseihen.
Abkühlen lassen.
Dann Vitamin C einrühren, dann Waschsoda einrühren.

45 Minuten entwickeln. Film am Anfang drehen, damit eventuelle Luftbläschen abgelöst werden.
Standentwicklung, ich habe aber nach 25 und 40 Minuten mal gedreht.

Ca. 17 ... 20 Grad. Es ist nicht allzu kritisch.

Beim nächsten Versuch nehme ich Stiefmütterchenblütentee von Blüten, die gerade übrig sind.

Ich habe hier ein Gedicht versucht, das scheinbar absurd ist und in die Irre zu führen scheint. Doch außer den Personen ist alles wahr.
 
O

orlando

Gast
Ich mag ja Absurdes. Wahr oder unwahr ist für mich dabei nicht so von Belang.
Deine Versuchsreihe lässt sich mit digitalem Filmmaterial sicherlich nicht nachstellen (leider!), aber die ausgedruckten Fotos lassen sich vielleicht auf diese Weise "antikisieren" ... ;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das lief richtig.

Ich hatte mich auch am "lief" gestoßen, und nach drei Mal Hingucken und Nachdenken hab ich gemerkt, daß Du meinst: "Wenn das alles so gemacht wird, dann lief es richtig". Ich glaube, das nennt man einen synkopierten Kondizionalsatz, aber wenn das nicht so wichtig ist, dann war dieser Nachtrag hier überflüssig ...
Die Antimetrik in "Einen Teelöffél Vitámin Cé" ist toll und gehört zu schrägen Versen.
Das Ding ist perfekt und macht Vergnügen. Ein echter Bernd.
 



 
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