Ferdinand sieht sich im Spiegel an

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ferdinand schaut sich im Spiegel an.
(Hinter ihm ist noch ein zweiter Spiegel.)
Er verklemmt den Rahmen mit dem Riegel.
gleich ist auch die nächste Scheibe dran.
Ferdinand steht stumm auf einem Ziegel,
denn ihn zieht der Umstand in den Bann,
dass er seinen Rücken sehen kann,
und er haut begeistert auf den Tiegel.

Er sieht sich in jeder Richtung stehen,
was ihn gar nicht allzusehr verwundert.
Doch der Schall erreicht - man kann es sehen -
schon sein Bild, der Wellen viele hundert.
Und der Ton versetzt sein Bild in Zittern,
hoffentlich wird ihn das nicht verbittern.
 

James Blond

Mitglied
Lieber Bernd!

Wenn man sich fragen sollte, wie lyrt der Ingenieur, dann findet man hier die Antwort.

Mich allerdings schaudert es angesichts solch sprachlicher Trockenheit und Ausdrucksarmut eines optischen Experimentes. Zwar sehe ich etwas Witz, allerdings den eines Technikers, da lache ich wohl mehr eher den Erzähler.

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Palmström meldet sich in einem Forum an,
Doch da ist er schon gemeldet: «Sieh mal an»,
Sagt er, «hätt ich doch gerade noch geschworen,
Nie Kontakt gesucht zu haben zu den Foren,
Dort gibts mich, und es gibt mich daneben!»
Höchst beunruhigt lebt er jetzt ein Doppelleben.

(Beim Lesen der Spiegelgeschichte improvisiert, JF)
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Oh, der Bernd ist Ingenieur?
Dann ist ihm kein Gedicht zu schwör!
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Das Ferdinand-Opus stellt sich mir als ein Werk dar, an dem das Phänomen des Epigonentums verdeutlicht werden kann. Mit meinem ersten Post habe ich das bereits anzudeuten versucht: Hier schreibt einer wie Christian Morgenstern. Es ist Morgensterns Attitüde, seine Haltung, seine besondere Skurrilität, vor allem aber der innere Rhythmus seiner Gedichte, den Morgenstern-Kenner auf Anhieb herausspüren. Ich hatte mit einer Reaktion des Ferdinand-Dichters gerechnet, mein Palmström-Hinweis war ja nicht zu übersehen und – liest man das Ferdinand-Werk laut – zu überhören.
JF
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich hatte viel anderes zu tun, leider.
Morgenstern ist natürlich ein Vorbild, ebenso aber auch Erik Simon: "Wenn im Traum der Siebenschläfer lacht". Nicht zu vergessen Lear.

Das Gedicht von mir ist aus dem "Buch der Erfindungen und Erfinder".


Sehr oft trifft er sich mit berühmten Leuten.

Ingenieur bin ich tatsächlich, sogar mit Dipol.

Also:Danke für die Hinweise, Dichtungen und Anregungen.

Wie der Kopf in den Dank gelangte, weiß ich nicht. Das lag wohl an der Bosheit des Weltalls.
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Von Vorbildern sollte hier nicht die Rede sein. Geschenkt.
 

James Blond

Mitglied
Unverkennbar wird hier eine Ähnlichkeit zu Morgensterns Palmström-Gedichten angestrebt, auch Bernds Ferdinand tritt uns in einer Reihe von Gedichten als eigenschaftsloser Zeitgenosse entgegen, dem etliche Merkwürdigkeiten passieren, die in einem ebenso schmucklosen wie lakonischen Ton dargelegt werden. Doch während die Geschichten bei Ms Palmström auf geistreiche feinsinnige Satiren hinauslaufen, stolpert Ferdinand durch das Wunderland mathematisch-logischer Probleme, die er mitunter auch am eigenen Leibe zu spüren bekommt.

Der Witz, sofern einer vorhanden ist, bleibt auf einem - zumeist den Mathematikern - reservierten Niveau und anstelle der Morgensternschen Ironie ist häufiger eine Ergriffenheit angesichts der vielfältigen Paradoxien herauszulesen, die Eingeweihten sicherlich eine Gänsehaut in Höhe ihrer Halswirbel zaubert - für den naturwissenschaftlich-mathematisch eher weniger bewanderten Nichtingenieur bleiben Bernds lyrische Gedankenexperimente auch schon mal unverständlich und wirken in ihrer skurrilen Verschrobenheit eventuell sogar ermüdend.

Es sei mir hier - nach Bernds heutiger umfangreichen Einführung in die Kunst des korrekten Zitierens - einmal gestattet, mich mit einem Zitat meiner selbst zu Worte zu melden, das ich einst anlässlich eines Ferdinand-Gedichtes abließ und das Bernd seinerzeit völlig korrekt als Zitat dem Gedicht hinzufügte:

Etwa schlaflos in der Lupe?

Dagegen gibt's doch ein Rezept:
Lest 'Ferdinand und das lange Gerede' -
wirkt rascher als jede Tablette.
James Blond


Ich wünsche allen späten Lesern eine angenehme Nachtruhe.
JB
 



 
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