festlandsuche

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auf der suche nach festland
wate ich mal wieder wankend
über weichen untergrund
ins zukünftige jenseits
letzter erinnerungen
herbstsonnenbeleuchtet faulen
äpfel auf streuobstwiesen
eichhörnchen liegen
auf asphalt in ihrem blut
reichlich haselnüsse verkünden
einen harten winter und
unter der schmalen brücke
gleitet ein bach über loses gestein
trägt gelbbraune blätter
meerwärts in den nächsten fluss


nur ich bilde mir gelegentlich ein
als fels der brandung zu trotzen
 
O

orlando

Gast
nur ich bilde mir gelegentlich ein
als fels der brandung zu trotzen
Ja, ja, Karl, so geht es uns allen. ;):D
Deine Festlandsuche im Meer der kleinen Gemeinheiten des Lebens gefällt mir sehr.
Einzige kritische Anmerkung (Klang): Wäre künftig statt zukünftig nicht besser?
Dir einen schönen Sonntag
orlando
 
auf der suche nach festland
wate ich mal wieder wankend
über weichen untergrund
ins künftige jenseits
letzter erinnerungen
herbstsonnenbeleuchtet faulen
äpfel auf streuobstwiesen
eichhörnchen liegen
auf asphalt in ihrem blut
reichlich haselnüsse verkünden
einen harten winter und
unter der schmalen brücke
gleitet ein bach über loses gestein
trägt gelbbraune blätter
meerwärts in den nächsten fluss


nur ich bilde mir gelegentlich ein
als fels der brandung zu trotzen
 

namibia

Mitglied
Lieber Karl ,

ich finde deinen Text sehr interessant. Er hat für mich etwas morbides, wahrscheinlich durch das im Blut liegende Eichhörnchen. Auf alle Fälle entstanden gleich beim Lesen viele Bilder vor meinem inneren Auge und ich konnte mich sehr einfühlen.

Nur bei dem langen ersten Blocktext habe ich etwas gestutzt, ich glaube, ich hätte die ein oder andere Pause in dem inhaltlich sehr dichten Text brauchen können.

Liebe Grüße

Namibia alia Anna amalia
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Karl Feldkamp,
hm, hab deinen text hier jetzt schon einige male gelesen. ein gut gearbeitetes herbstgedicht mit eindrucksvollen sehr wirklichkeitsnahen bildern, die eichhörnchen beginnen sich auf den winter vorzubereiten, dabei werden sie all zu oft überfahren, das welke herbstblatt vom wasser gen meer getragen lese ich als zeichen der hoffnung, freiheit und verbundenheit der dinge. gefällt mir sehr gut. nur die letzte strophe, ich weiß nicht recht, möglicherweise hast du den eindruck, der vorhergehende text sei am kippen, weshalb du am ende einen stützenden sprieß setzt.
aus meiner sicht kann ich dir versichern, der text ohne die letzte strophe, der steht wie ein fels:

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...
...
reichlich haselnüsse verkünden
einen harten winter und
unter der schmalen brücke
gleitet ein bach über loses gestein
trägt gelbbraune blätter
meerwärts in den nächsten fluss

###

ich finde, der fels steht, sehr gelungen, obwohl herbstlich verhalten mit respekt vor dem evtl. kommenden harten winter, ich finde der trägt, wenn es sein muß, die ganze erde. mir will sogar scheinen, die letzte strophe nimmt dem vorgenannten einen teil seiner fein gesponnenen kraft. trau dich, möchte ich dir zurufen, das hält!

bin sehr gespannt, was du zu meinen gedanken meinst ...

lg
die dohle
 
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wate ich mal wieder wankend
über weichen untergrund
ins künftige jenseits
letzter erinnerungen

herbstsonnenbeleuchtet faulen
äpfel auf streuobstwiesen
eichhörnchen liegen
auf asphalt in ihrem blut

reichlich haselnüsse verkünden
einen harten winter und
unter der schmalen brücke
gleitet ein bach über loses gestein
trägt gelbbraune blätter
meerwärts in den nächsten fluss


nur ich bilde mir gelegentlich ein
als fels der brandung zu trotzen
 
Liebe Dohle,
dann traue ich mich mal...
Danke für Lob und Deinen Vorschlag.
Der "Fels" steht(bzw. stand) eigentlich für den sinnlosen Versuch, Zeit und Entwicklung aufzuhalten...
Herzliche Grüße
Karl
 
auf der suche nach festland
wate ich mal wieder wankend
über weichen untergrund
ins künftige jenseits
letzter erinnerungen

herbstsonnenbeleuchtet faulen
äpfel auf streuobstwiesen
eichhörnchen liegen
auf asphalt in ihrem blut

reichlich haselnüsse verkünden
einen harten winter und
unter der schmalen brücke
gleitet ein bach über loses gestein
trägt gelbbraune blätter
meerwärts in den nächsten fluss
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Karl Feldkamp,
ja das hatte ich so verstanden. ich las in den jetzt stehenden 3 strophen schon ausreichend auflehnung, zwischen den zeilen ...

ich finde, der text trägt jetzt eine sehr fragile feine balance:
das unsichere wanken auf unsicherem grund, harte fakten, die auflehnung und widerspruch hervorrufen und ein bange-hoffnungsvoll klingender schluß, der in stillen herbstbildern abschiedstrauer zulässt und dennoch leise vertrauen vermittelnd zum aufbruch lockt.
ich ziehe meinen hut, für mich ein überzeugendes tiefgehendes gedicht zum bekannten thema herbst.
klasse!

lg
die dohle
 

anbas

Mitglied
Hallo Karl,

die Überarbeitung hat diesem Text wirklich sehr gut getan. Aus dem "Na ja" zur ersten Fassung ist nun ein "Oh ja!" geworden ;).

Liebe Grüße

Andreas
 
Hallo Karl,
dieses Mal hat mich dein Gedicht erreicht.
Wie oft musste ich schon im Leben über den weichen Untergrund schwanken, bis ich das Festland erreichte.

Viele Grüße, Marie-Luise

Ps. Über die Kleinschreibung ohne Zeichensetzung will ich nie mehr meckern. Es ist ja dein „Markenzeichen“.
 
Liebe Marie-Luise,
es freut mich ganz besonders, dass mein Gedicht Dich erreicht hat.
Die Kleinschreiberei ist übrigens bei weitem nicht nur mein Markenzeichen...
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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