Feuer im Herzen

laubfresser

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Ich bin ein junges Mädchen, 19 zarte Jahre alt, als ich dich zum ersten mal sehe aber nicht wahrnehme. In meinem Kopf brennt das Chaos der Jugend und meine Haare leuchten rot. So ziemlich alle Meinungen sind mir egal.
Die freie Energie in meinem Körper bändige ich mit Bewegung, die in meinem Geist bändige ich mit einem Rausch. Manchmal beides gleichzeitig.
Ich bin auf irgendeinem Umweg, keine Ahnung wo genau, aber ich lache.

An diesem Abend lachen wir zusammen. Über Gerdson, natürlich nicht im Bösen. Wir lachen weil er ein netter Kerl ist. Wir beide sind auch nett, aber die Welt ist es nicht. Irgendetwas wurde konsumiert um die Situation erträglich zu machen. Nichts besonderes. Ein paar Menschen, die nicht wissen woher sie kommen und wohin sie gehen, aber die Wege kreuzen sich und das ist genug um den Abend miteinander zu verbringen.
Im Grunde sind wir alle allein als wir ein Miteinander simulieren.
Wir sind nicht zum Spaß hier.

Als ich nach Hause fahre nimmst du nicht einmal den kleinsten Raum in meinen Gedanken ein. Und das, obwohl das Gedankenschweifenlassen zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Du bist nicht allein unterwegs, doch daran liegt es nicht.

Es war das Feuer in meinem Kopf. Es lodert unaufhaltsam, sodass ich seit einiger Zeit auszubrennen drohe. Ich beschließe es etwas unbeholfen mit einem Fahrradschlauch zu löschen, bevor es zu spät ist und ich zu einem stillen Zombie implodiere, der sich, wie alle anderen scheinbar kampflos geschlagen gibt.

Ich möchte es unbedingt verhindern Teil der grauen Masse zu werden.

Also raus, schnell, Abstand, Klarheit, nach innen. Mit Ruhe im Außen. Es klappt, wird besser. Die Flammen werden kleiner, überschaubarer. Ich fühle mich wohl.
Kinder? Nein danke, bloß nicht. Nie, denke ich.
Es ist gerade so herrlich ruhig.

Ich komme an, denke ich. Werde schnell eingeholt: eine Tragödie. Schon wieder lichterlohes Brennen, diesmal nach einer gewaltigen Explosion.
Haben mein Körper und mein Geist jetzt noch Energie übrig? Zum Verbrennen, zum Ertränken? Kaum, aber muss ja weiter gehen.

Alles wird immer langsamer, weniger ist ist mehr. Natur hilft. Immer. Fast kommt es zum Stillstand. Stille. Schmerz und Frieden, so nah beieinander. Alleine aber doch nicht, dank der Natur. So ehrlich, so reich, danke für die Gesellschaft. Durch dich lerne ich mich selbst zu ertragen. Danke Baum, danke Winter und schließlich Frühling.
Hier bleibe ich. Hier bricht kein Feuer aus, viel zu klar.

Ich glaub der Umweg ist vorbei, fühle ich immer wieder aber wissen tu ich es nicht. Nicht sicher, bin oft verunsichert.

Dann rufst du an. Hä, denke ich. Ich weiß wer du bist, aber nicht was du willst. Geh weg, denke ich, aber sag es nicht. Hier ist meine Ruhe mein Frieden, mach wo anders Feuer. Oder komm, gib mal her.

Ich spiele also mit dem Feuer, nicht mit der blosen Hand, aber mit einem langen Stock. Von weitem verbrennt man sich nicht.
Leg den Stock weg, denke ich. Feuer ist mein Element.
Unbeschreibliche Kräfte bewegen mich dazu nun jeden freien Gedanken an dich zu verschwenden. Lustig, das Leben. Look the life. Look what it does.

Plötzlich riecht es nach Kirschblüten im morgendlichen Vollmondschein und sogar Dementen fällt mein Lächeln auf.
Vollzeitgedankenkarrussell.
Wärme, Liebe, unendliche Kraft. Ich kenne dich, ich weiß es. Du bist es. Du bist am Telefon.
Hier, am Telefon, sind wir irgendwie viel mehr miteinander als an Gerdsons Tisch.

Meist habe ich das Gefühl die Welt versteht mich nicht, was auf Gegenseitigkeit beruht.
Du brauchst nicht fertig sprechen, ich weiß was du sagst. Kenne ich dich nicht schon viele Jahre? Nein, aber so fühlt es sich an.
Als hätten wir damals versäumt uns kennenzulernen und jemand hat alle Erlebnisse und Gefühle über Nacht installiert.
Ich glaube dir alles was du sagst, das tu ich sonst nie. Telefonieren macht Spaß? Nur bei dir geh ich ran.

Möchte an die wahre Liebe glauben, bin froh, dass ich noch fühlen kann. Danke.
Das Bedürfnis nach einer Familie mit dir entsteht noch bevor wir uns sehen.
Echt jetzt? Ja, bin mir sicher. Ich versuche das alles zu verstehen aber es gelingt mir nicht.
 



 
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