Fingerübung KW 45

ex-mact

Mitglied
Informationen zum Hintergrund der Fingerübungen gibt es hier: http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=14805

Willkommen zur Fingerübung in KW 45 - wer an dieser Übung teilnehmen möchte, stellt bitte in diesen Thread einen Text ein, in dem die unten aufgeführten Begriffe (direkt oder nachvollziehbar verwandt) vorkommen (und möglichst in einem sinnvollen Zusammenhang stehen). Der Text darf nicht länger als zwei Standard-Seiten (maximal 3600 Zeichen) sein, und sollte möglichst eine Seite (1800 Zeichen) überschreiten.
Der Text soll den Leser dazu verführen, mehr von der Geschichte zu erfahren - oder vom Autor zu lesen.

Die Begriffe für die Fingerübung (alle Begriffe bzw. ihre "Platzhalter" in den Klammern sollen im endgültigen Text Verwendung finden):

- unbekanntes Land ("in der Fremde")
- Sitte/n (Gebräuche, Verhaltensweisen)
- Erwartung/en (Hoffnung, Bedürfnis)
- Bankier (Bankangestellter, Kassierer etc)
- Rückehr (Rückkehr, Heimkehr)
- Flucht (Entkommen)
 

Renee Hawk

Mitglied
Die Forensikerin Teil II

... Kommissar Buchsbaum folgte der Ärztin, blieb dann abrupt hinter ihr stehen ... und starrte auf ihren runden Hintern.
"Melanie kannst du schon was sagen?"
"Nein ... sieh' dir das viele Blut an. So auf den ersten Blick würde ich schätzen, dass er bereits fünf bis sieben Stunden tot ist. Sieh hier ...", sie deutete auf einen dunkelblau bis lila schimmernden Fleck am Ellenbogen der Leiche, "... da ist ein Leichenfleck. Und wie ich sehe, hat die Starre auch bereits eingesetzt." Melanie Koch kam wieder aus der Hocke hoch. Sie machte einen Schritt zurück und lächelte keck.
"Aber kannst du schon sagen an was er starb?", bohrte Buchsbaum weiter.
"Bäumchen, würdest du mich jetzt bitte in Ruhe arbeiten lassen. Heute Abend hast du den Bericht auf dem Schreibtisch. Ruf mich um zehn Uhr an.", damit drehte sich die Forensikerin um und mit fester Stimme rief sie nach ihrem Assistenten und dem Leichenbestatter.
"Wo ist der Wirt?", kopfschüttelnd schaute sich der Kommissar um.
"In der Küche.", hörte er einen seiner Kollegen, dann ging Kommissar Buchsbaum hinter den Tresen und verschwand durch eine Schwingtür in der Hoffnung, in die Küche zu kommen.

"Karl Meyer?", fragte der Kommissar und reichte dem aufgeregten Wirt die Hand, dessen Innenfläche feucht war und er selbst zitterte wie Espenlaub. Karl nickte bestätigend und drückte die Hand des Kommissaren etwas fester als es nötig war, "Angenehm, ich bin Kommissar Buchsbaum ...", nach einer winzigen Pause kam er ohne Umschweife und Emotionen zum Thema, " ... kannten sie den Toten?"
Die Augen des Wirtes waren bereits leicht gerötet und wie aufs Stichwort liefen Tränen an seinen Wangen herunter. Stotternd begann er zu erzählen:
"Das ist ... war, Peter, Peter von Meilen, der Drehbuchautor. Sie kennen bestimmt einige Filme von ihm?! Gestern haben wir seine Rückkehr aus Frankreich gefeiert. Dort hatte er sein neues Projekt einer Filmagentur vorgestellt. So wie mir Peter das erzählte, war es nur noch eine Frage der Finanzierung, dann sollte an der Cotê d'Azur gedreht werden. Er war aufgeregt und freute sich wie ein Kind ...", Karl wischte sich die Tränen aus den Augen, "... und als dann Walther kam saßen sie zusammen und tranken Bier. Fetzenweise konnte ich hören wie sie sich über den hübschen Kassierer unterhielten. Sie müssen wissen, Walther ist schwul und hatte ein Auge auf Peter geworfen. Etwas später begannen sie sich zu streiten, dann stand Peter einfach auf und ging. Ich hab noch gehört wie Walther ihm hinterher rief, er sei ein Künstler oder so. Mehr kann ich ihnen nicht dazu sagen."
Während der Wirt sprach, machte sich Buchsbaum Notizen, dann fragte er nach der Adresse von Walther, und das einzige, was Karl ihm sagen konnte war, dass der Schauspieler jeden Tag hier im Theater proben würde und heute sollte sogar Kostümprobe sein. Walther würde das Kostüm eines Bankiers tragen; schwarzer Anzug und Aktentasche.
Buchsbaum bedankte sich und gab dem Wirt noch seine Visitenkarte mit der Bitte anzurufen, falls ihm noch etwas einfallen sollte.

Melanie Koch hatte sich eine Sitte zugelegt oder besser gesagt es war eine unmögliche Verhaltensweise nach der sie ihre Leichen untersuchte. Bevor sie das Skalpell ansetzte ging sie drei mal um die Leiche herum, betrachtete sie genauestens, untersuchte die Lage und die Leichenflecken. Das war an sich nichts ungewöhnliches für eine forensische Anthropologin, das Außergewöhnliche bei Melanie war, sie machte es nackt. Es war ihr ein Bedürfnis ertappt und dann in die Flucht geschlagen zu werden. Dieses Spiel, so ordinär und obszön es auch war, spielte sie am liebsten wenn sie wusste, dass Kommissar Buchsbaum sich vorher telefonisch angemeldet hatte ...


Reneè Hawk ©KW45/2001
 

Eberhard

Mitglied
und los

Hallo Ihr da draussen,

mache mich gerade auf und schreibe los..ach mact, war eigentlich meine FÜ kw44 von der Länge des Textes OK oder sollte ich noch kürzer schreiben? Sollen wir reine Kurzgeschichten schreiben oder nur einen appetizer?
Ansonsten, danke für deine Hilfe ;)
 
J

josipeters

Gast
Traumreise

Nein, sie hatten allesamt geschlossen heute, die Schwimmbäder. Umsonst die Badetasche gepackt, wie so oft.

Ach wie schön wäre es, wenn man mit den Augen zwinkern könnte und schon befände man sich auf einer Urlaubsinsel. Die Wellen rauschten, die Möwen kreischten. Man läge auf dem weichen Sandstrand, würde tief die salzige Meeresluft einatmen und sich einfach nur so treiben lassen.

Ich sehe mir eins der letzten Urlaubsfotos an, Bin total darin versunken. Meine Augen fallen zu und in mir tauchen tiefe Erinnerungen auf.

Ich befinde mich auf Korsika, sitze unter Lindenbäumen und trinke ein erfrischendes Getränk. Von meinem Platz aus sehe ich den alten Leuten auf dem Kirchplatz zu, wie sie die Kugeln schieben.
Mein Begleiter löst auf der Bank seinen letzten Scheck ein. Der Bankier händigt ihm die Franc aus, damit wir für die Heimreise unterwegs noch Proviant besorgen und tanken können.

Wie schade, da kommt er schon zurück. Ich will mich erheben um mit ihm die Heimreise anzutreten. Doch was ist das? Ich bewege mich nicht von der Stelle. Ich gerate in Panik, will weglaufen, doch ich entkomme nicht.

Nun sehe ich in meiner Hand das Foto und mir wird klar: Ich habe das alles nur geträumt.
 

Renee Hawk

Mitglied
ich hoffe, ich darf noch eine FÜ reinposten?

Banküberfall


Alexander sah sich im Schalterraum um, seine Beine zitterten und seine Augenwinkel zuckten nervös. In der Tasche seiner Jeansjacke verbarg er eine geladene Smith and Wesson. Fest umschloss er mit seiner Rechten den Kolben der Pistole und versuchte sich zu konzentrieren. Was hatte man ihm gesagt? Ja richtig, den Kassierer mit gezückter Waffe bedrohen, und mit fester Stimme das Geld fordern. Draußen vor der Bank wartete sein Komplize im Fluchtfahrzeug mit bereits laufendem Motor. Nach dem Überfall sollte es ohne Umschweife nach Haiti gehen. Ein Land, das in weiter Ferne liegt, doch bis dahin musste sich Alexander zusammenreißen und seinen Job mit Ruhe erledigen. Seine cholerische Ader musste er stark unterdrücken, damit er nicht innerlich explodierte. Es sollte sein letzter Coup werden.

>Jetzt darf ich nicht an Rückkehr zu denken. Das muss ich voll durchziehen.< dachte sich der junge Mann und ging mit vorsichtigen Schritten auf den Schalterbeamten zu. Vor ihm stand noch eine alte Frau, die ihr Geld nachzählte und sich dabei mit dem Mann hinter dem Tresen belanglos unterhielt. Alexander hörte etwas von ‚Sitte' und ‚unmöglich', und schüttelte den Kopf. Seine Geduld war langsam erschöpft, ein schneller Blick zur Kamera, dann zog er die Pistole und eröffnete das Feuer auf die Panzerglasscheibe. Die Alte zuckte zusammen und begann zu schreien, dabei ließ sie sich auf den Boden fallen. Alexander hatte keine Augen für das, was um ihn herum passierte, er war voller Erwartung auf das viele Geld, das er bald in der Fremde würde ausgeben können.
"Das ist ein ... ach Scheiße ... los Geld her!", schrie er dem Bankangestellten zu, stieg über die alte Frau hinweg und kam direkt auf den ängstlichen Mann zu. "Wenn sich auch nur einer bewegt ...", dabei fuchtelte er mit der Waffe in der Luft herum, " ... den mach ich alle. Hab ich mich klar ausgedrückt?"
Der Kassierer nickte und hob langsam die Hände in die Höhe. Alexander holte mit seiner linken Hand eine Plastiktüte aus der Jeansjacke und stopfte diese unter den Schlitz hindurch. Der Bankangestellte nahm die Plastiktüte und begann damit, die Geldscheine langsam hinein zu legen. Immer wieder blinzelte er aus den Augenwinkeln heraus zu seiner Kollegin, die sich im Beratungsbereich der Bank aufhielt. An ihrem Schreibtisch war der sogenannte ‚Alarmknopf' befestigt. In der Hoffung, dass seine Kollegin ihn verstand, deutete er vorsichtig mit seinen Augen und den Augenbrauen auf ihren Schreibtisch. Alexander bemerkte das und mit einem Wutgeschrei begann er wild um sich zu schießen. Seine Nerven hatten ihn im Stich gelassen, nun war nur noch eines am wichtigsten für Alexander - Flucht. Laufen was seine Lunge hergab.
>Der Wagen, wo ist der Wagen?<, beim herausrennen aus der Bank sah Alexander keinen Komplizen und keinen Wagen mit laufendem Motor. Ohne weiter darüber nachzudenken begann er zu rennen, er rannte um sein Leben. Denn er hörte bereits die Sirenen von unzähligen Polizeiwagen.



"Herr Alexander Mohnert?", vernahm er hinter sich eine tiefe Männerstimme.
"Ja."
"Sie sind verhaftet.", dann hörte Alexander bereits das Klicken der Handschellen.



Jahre später konnte man folgenden Artikel in der Abendzeitung "Arabic News" lesen:

... der deutsche Alexander Mohnert wurde zum Tode verurteilt. Die dramatische Flucht des meistgesuchten Serienmörders Marokkos endete nach einem Banküberfall auf die ‚Marokko National Bank' in Casablanca. Die Hinrichtung wird nach Tradition und Sitte nach Sonnenuntergang vollzogen. Nach seinem Komplizen wird noch gefahndet. Nach Angaben der örtlichen Polizei besteht große Hoffnung auf entgültige Lösung des Falls ....


Reneè Hawk ©KW45/2001
 
R

Rote Socke

Gast
Der Auftrag
von Volkmar S.P.

Abenteuer wollte er erleben, Freiheit spüren, fremde Sitten und Gebräuche kennen lernen. Helfen wollte er auch. Matthias Santer fielen die Augen zu. ‚Bleib zuhause. Was willst du in dem fremden Land?’, hörte er die Stimmen seiner Eltern im Fiebertrauma. Matthias war als Entwicklungshelfer nach Afrika gegangen. Nie bereute er diesen Schritt getan zu haben. Bis auf jenen Tag, wo er Angst vor dem Sterben bekam, Angst in der Fremde sterben zu müssen. Er wollte fliehen, zurückkehren in seine Heimat. Aber er konnte seinem Schicksal nicht so leicht entkommen. Ihm ging es sehr schlecht.
Vor zwei Tagen war Matthias von Niger nach Togo geflogen. In Lomé, der Hauptstadt von Togo, nahm er einen nagelneuen Toyota Landcruiser in Empfang. Mit dem Verkäufer war er zur Bank gegangen. Der Bankangestellte telefonierte mit Paris, anschließend gab er dem Kassierer die Anweisung das Geld an den Autohändler auszuzahlen. Am nächsten Morgen trat Matthias die Rückreise nach Niger an, in die Hauptstadt Niamey. Zwölfhundert Kilometer lagen vor ihm. Die ersten fünfhundert Kilometer schleppten sich dahin. Der Geländewagen brauchte eine Einfahrzeit, die Straßenverhältnisse gaben eh nicht mehr her. Die Seitenstreifen waren gesäumt von Fußgängern, die Körbe voller Früchte auf ihren Köpfen balancierten, um sie von einem Markt zum anderen zu tragen. Ziegenherden kreuzten den löchrigen Asphalt. Eine Menschensiedlung links und rechts der Route wurde von der nächsten abgelöst. Kinder spielten fast überall auf der Strasse, Hühner und Zwergschweine schwirrten von der einen auf die andere Seite. An Vollgas geben war nicht zu denken. Wer einen Unfall baute, ob Schuld oder nicht Schuld, hatte schlechte Karten. Polizei war keine in der Nähe, ob die Versicherung zahlte oder nicht, interessierte niemanden. Wer einen Unfall baute, musste kämpfen wie ein Mann oder, und das war die sinnvollere Alternative, schnell abhauen. Einfach Gas geben und nicht zurückschauen. Erst später in einer Stadt den Hergang einer Polizeistelle melden und hoffen, dass die Beamten besonnen handelten. Die Sitten und Gebräuche richteten sich in diesen Breitengraden nicht nach politischen Regeln und Gesetzen, das war ihm bewusst. Matthias Santer machte seine erste Rast in Dapaong, der kleinen Stadt am äußersten Nordzipfel von Togo. Dort übernachtete er in einem bescheidenen Hotel. Das Zimmer war kärglich eingerichtet. Die Klimaanlage brummte, aber Kühlung brachte sie keine. Die Betten waren sauber und das zählte. Mit Hemd und Hose ließ sich Matthias ins Bett fallen. Seine müden Knochen versagten jeden weiteren Dienst.
Am nächsten Morgen, noch schlapper als am Tag zuvor, stieg Matthias in den Wagen und brauste zur Grenze. Die Fieberschübe waren schlimmer geworden. Lange würde er das nicht mehr durchhalten können. Aber er musste durchhalten, war mitten im Busch, auf der Nationalstraße und weit und breit keine vernünftige Arztpraxis in der Nähe. Dazu sein Auftrag, der Geländewagen musste unbedingt nach Niamey. Das Entwicklungshilfeprojekt erwartete sehnlichst seine Ankunft. Sie brauchten den neuen Wagen, um ihre Arbeit im Landesinnern fortsetzen zu können. Matthias schaffte noch die Grenzformalitäten für die Einreise nach Burkina Faso. Die Zöllner erwarteten kleine Geschenke, aber Matthias gab nichts her. Sollen sie ihre Bedürfnisse auf ehrliche Weise befriedigen, dachte er. Sogleich verfluchte er seinen Gedanken. Er war in Afrika und in Afrika ist nun mal alles anders. Anderseits, viele Beamte in Europa haben auch ihre Hoffnungen und schielen gerne nach kleinen und großen Gaben. Er schaffte noch hundert Kilometer, dann war seine Kraft zu Ende. Er wusste von einer katholischen Mission in der Nähe. Dort kehrte er ein und brach zusammen.
 

ex-mact

Mitglied
Moin, Eberhard,

> mache mich gerade auf und schreibe los..ach mact, war
> eigentlich meine FÜ kw44 von der Länge des Textes OK oder
> sollte ich noch kürzer schreiben? Sollen wir reine
> Kurzgeschichten schreiben oder nur einen appetizer?

Die Längen-"Vorgabe" dient ja als Hilfestellung - als Anreiz, eine gewisse Breite zu schaffen, gleichzeitig aber alle wesentlichen Spannungselemente frühzeitig vorzubereiten.

Ich bin nicht der Maßstab, an dem der Erfolg eines Versuchs gemessen wird - ich gebe nur Rahmenbedingungen an, um die Übung für alle "gleich" zu gestalten. Der Gedanke ist der, daß ein potentieller Leser eines Buches vielleicht die ersten beiden Seiten liest und auf diesem Erlebnis eine Kaufentscheidung trifft. Man muss das nicht kommerziell sehen - denn eine Story, die nach ein bis zwei Seiten bereits Interesse geweckt hat, dürfte meist gut geschrieben sein. Darum ging es.

Was die Frage nach "Kurzgeschichte oder nicht" angeht: ich denke, daß ich das in den Hintergrundinformationen ausreichend erklärt habe: der Leser soll angeregt werden, nach dem Übungstext _weiterlesen_ zu wollen. Es kann also kaum eine Kurzgeschichte sein, eher die Proposition eines ganzen Plots.
 

ex-mact

Mitglied
Moin, Renee Hawk,

obwohl mir die Fortsetzung Deiner Forensiker-Story gut gefällt, sehe ich darin leider nicht so recht eine "Fingerübung", die "geforderten" Begriffe tauchen nicht auf - und ich bin auch nicht sicher, ob dieser Teil als "erste und zweite Seite" funktioniert (obwohl das sogar denkbar wäre).

Zum Banküberfall: hier handelt es sich um eine abgeschlossen Story (die zwar handwerklich gut gemacht ist, aber kein "Weiterlesen" zulässt). Es sind nicht alle Begriffe tatsächlich verwendet, aber zumindest angedeutet worden, was meines Erachtens die "Aufgabenstellung" durchaus erfüllt. Schön wäre es, wenn der Plot dichter wäre und man "mehr haben wollen" würde.


Hallo, josipeters,

auch hier sehe ich nur einen gewissen Teil der Begriffe verwendet - ein "Weiterlesen" drängt sich nicht auf, da die Story ja abgeschlossen zu sein scheint...


Rote Socke:

Ein schöner Anfang, der - wieder - Erwartungen und Vermutungen weckt. Nach dem Expose, der Situationsbeschreibung am Anfang, gerät die Aktion etwas abgehackt und die Beschreibung sehr aufzählend: am Morgen war..., gestern war...
Ein Problem, das ich auch oft habe, zeigt sich hier: die Vermischung von "Plotbeschreibung" und Handlung. Beides sollte besser getrennt werden - ein paar mehr Absätze würden auch schon helfen.
Der Bogen zwischen "heute wollte er nur noch fliehen" (am Anfang) und der Situations-Konstruktion am Ende ist noch nicht "rund", vielleicht könnte man den Anfang knapper fassen und einen härteren Schnitt "nach gestern" bringen, der die jetzige Situation klassisch aufbaut - also im Beginn nur einen Absatz, der für die Spannung sorgt, indem er eine bedrohliche Situation als JETZT gegeben nennt, aber weiter nichts erklärt?
 

Renee Hawk

Mitglied
Hallo Marc,

erstmal freut es mich das dir "Die Forensikerin" gefällt, doch muß ich hier mal schnell sagen, nur der Begriff "in der Fremde" fehlt, dafür nahm ich das Wort "Frankreich". Ich habe versucht (und will es weiter versuchen) die Story Teil für Teil erst weiter zuschreiben, wenn die von dir vorgegebenen Begriffe da sind. Ich werde das dann im Forum "Krimi" weitermachen.
Beim "Banküberfall" hab ich am ende das selbe gedacht, es ist fertig und nun?
Ich freue mich schon auf die nächsten Begriffe und werde wieder versuchen den Leser an der Nase zu kitzeln *zwinker*.

liebe Grüße
Reneè

PS.: Es macht Spaß produktiv kreativ zu sein.
 

ex-mact

Mitglied
Hallo, Sansibar,

stell' doch Deinen Text in diesen Thread... macht die Sache einfacher. Auf jeden Fall hier meine Bemerkungen zu Deiner Lösung:

Mit Sicherheit entwickelt sich ein Plot - auch wenn ich Zweifel habe, daß dieser über die direkte Auflösung der Frage am Ende hinausreicht (dürfen die Künstler sich setzen oder nicht?) - und sicher sind alle Basis-Begriffe eingebaut worden. Als störend empfand ich jedoch zwei Dinge: neben dem erwähnten "kurzen Ende", das man direkt nach dem nächsten Absatz erwartet (und dem zuletzt plötzlich ausformulierten Erzählstil, wo vorher doch sehr kurze, allgemeine Sätze standen) gibt es immer wieder Perspektiven-Wechsel. Wer erzählt die Story eigentlich? Keine der Personen wurde mir im Text "nahegebracht", ich hatte eher das Gefühl, einer von besoffener Hand geschwenkten Handkamera zu folgen und verwirrt von Winkel zu Winkel zu hopsen. Das ist schade, denn die Situation, das Lokal-Colorit und die Anlagen der Protagonisten könnten den Text - glaube ich - sehr schön werden lassen.
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo mact,

wieder einmal Danke für die prima Tipps! Macht auch echt Spass das Ganze!
Gruss
 

Eberhard

Mitglied
oups keine benachrichtigung...

Hallo mact,

tnx für deine Anmerkungen. Das mit der Kurzgeschichte dachte ich mir bereits. Ich bin momentan privat etwas eingespannt darum komme ich kaum dazu ne Story zu schreiben, aber ich war überrascht das ich nun so gar keine Mitteilung per E-Mail erhalten habe, na macht ja nix habe ja heute gelesen was du geantwortet hast..
So mal schnell schnell das ich bis Sonntag 0.00 noch etwas präsentables hinbekomme..habe schon einige Sachen im Kopf....Ciaoi und nochmals Danke für die Anmerkung.

@Renee...mir gefällt es ganz gut ich hatte es bereits offline gelesen..;)

@Hallo Socke...werde mir deine Gesichte jetzt auch speichern und in Ruhe lesen...bin aber sicher das es was gescheites ist...das kannst du halt.....

lg...
 
R

Rote Socke

Gast
Hi Eb,

danke für die Blumen. Du hast es genau so drauf. Also hau in die Tasten. Für ein Geschichtchen muss immer Zeit sein.
LG
Volkmar
 

Morgana

Mitglied
Hier mein Versuch....

Ich fürchte es ist etwas lang geworden....ups! Sorry

Die Novizin

Als Adelaide als Novizin bei den Karmeliterinnen in Nancy in das Stift eintrat, war sie gerade 12 Jahre alt. Sie hatte noch nichts von der Welt gesehen, als den Hinterhof der väterlichen Schusterwerkstatt. Der Vater war jedoch im letzten Jahr am Fieber gestorben und hatte die Mutter mit 6 Kindern zurück gelassen. Schwere Zeiten waren seither für die Familie angebrochen. Zwar konnte die Mutter den einzigen Gesellen zum Bleiben überreden, doch konnte der gute Mann nicht genug Geld verdienen um alle zu ernähren.

Eines Tages war dann der Geldverleiher gekommen, um den spärlichen Schmuck der Mutter mitzunehmen. Die jüngeren Geschwister hatten den vornehm gekleideten Mann staunend betrachtet. Die Mutter war hochaufgerichtet und stocksteif in der Stube gestanden, während der hagere Mann im schwarzen Rock sich über den Tisch beugte und die darauf liegenden, wenigen Stücke betrachtete. Schließlich hatte er alles bis auf eine kleine Brosche mitgenommen. Als sich die Türe hinter ihm schloß, hatte die Mutter die Brosche ergriffen und fest an die Brust gedrückt. Mit seltsam dumpfer Stimme hatte sie ihre Älteste zu sich gerufen und sie geheißen ein Bündel zu schnüren. Adelaide hatte die Mutter mit großen Augen angesehen und nicht gewagt etwas zu fragen. Doch die Worte, die ihr weiteres Leben bestimmen sollten, tropften auch ohne Frage wie schweres Öl vom Mund der Mutter. "Du wirst ins Karmeliterinnen-Stift nach Nancy gehen, Tochter!" Die Stimme der Mutter duldete keinen Widerspruch. "Nimm die Brosche mit dir, sie ist deine Hoffnung auf ein besseres Leben. Zeige sie in Nancy der Mutter Priorin vor! Sie wird sie erkennen und sich für deine Aufnahme verwenden!" Ein letztes Mal blickte die Mutter auf die glänzende Brosche nieder. Ein fein ziseliertes Gebilde mit einem roten Granat in der Mitte, zu wenig wert um für den Geldverleiher von Interesse zu sein. Doch konnte Adelaide sehen, daß es der Mutter schwerfiel sich davon zu trennen. Zögernd reichte sie die Brosche an Adelaide weiter, die sie sorgsam in ihrer Kitteltasche barg um das kostbare Kleinod, das die Mutter ihr anvertraut hatte, nicht zu verlieren.

Bald waren alle Habseligkeiten gepackt und die Reise konnte beginnen. Für die erste Etappe der Reise, die Adelaide von Frankfurt aus in die Heimat der Mutter, nach Nancy führen sollte, hatte die Mutter organisiert, daß das Mädchen mit einem befreundeten Kaufmann reisen konnte. Erst ab Saarbrücken mußte sie alleine sehen wie sie weiterkam. Nach 6 Wochen war es geschafft.

Mit bangem Herzen klopfte sie an die Pforte des Stiftes. Dumpf hallte das Pochen des goldglänzenden Türklopfers hinter der kleinen Türe aus dunklem Holz wider. In Adelaides Kopf hallten die letzten Worte der Mutter ebenso wider. Die letzten Worte vor ihrer Abreise in das für sie fremde Land. Vielleicht sogar die letzten Worte die sie je von ihrer Mutter hören würde. "Geh meine Tochter, werde Nonne! So weiß ich dich versorgt und habe keine Sorge um dein Seelenheil"
Eine kleines, mageres Gesicht erschien in dem kleinen, vergitterten Fensterchen in der Mitte der Tür und fragte Adelaide nach ihrem Begehr. Mißtrauisch musterten die wachen, braunen Augen der Novizin, die abgerissene und schmutzige Gestalt, die da vor der Klosterpforte stand und um Einlaß bat. Durchaus wollte das Mädchen auch noch die Mutter Priorin sprechen. Widerwillig zog die Novizin die Türe auf und hieß Adelaide in einem breiten hohen Gang warten und ja nichts berühren. Das hätte das Mädchen sich ohnehin nicht getraut und so stand sie dicht bei der Pforte, die sie nun von der Aussenwelt trennte und zog die Schultern hoch wie wenn sie fröre. Schließlich kam die Novizin, die sie eingelassen hatte, zurück und führte sie durch endlose Gänge bis vor eine dunkle Türe. Respektvoll klopfte sie an und knickste demütig nachdem sie den dahinterliegenden Raum betreten hatte. Dann winkte sie Adelaide herein und bedeutete ihr ebenfalls einen Knicks vor der Mutter Priorin zu machen. Als Adelaide sich wieder aufrichtete, erschrak sie zutiefst. Ihre Mutter stand vor ihr. Angetan in den Ornat der Karmeliterinnen und einen Rosenkranz zwischen den schlanken Fingern. Mit bebenden Fingern und fliegenden Gedanken streckte sie der Frau, die sie für ihre Mutter hielt, die Brosche entgegen die diese Ihr vor 6 Wochen ausgehändigt hatte. "Mutter, ich habe getan was ihr geboten habt. Ich bin nach Nancy gekommen um diese Brosche der Mutter Priorin vorzuzeigen. Bitte erklärt mir ... wie gelang es euch noch vor mir hierher zu kommen und wo sind die Geschwister? Sind sie auch hier?!" Hoffnung glomm in Adelaides Herzen auf. Hoffnung auf Heimkehr in ihr gewohntes Lebensumfeld, in das Haus in dem sie seit ihrer Geburt gelebt hatte. Doch die Mutter Priorin sah sie nur unverwandt an und runzelte die Stirne. Schließlich beugte sie sich vor und betrachtete die Brosche. Da überzog ein feines Lächeln ihr Gesicht. "Du mußt die Tochter meiner Schwester sein, da du diese Brosche besitzt. Sie hätte sie niemals jemandem anderen gegeben als ihrer Tochter. Was ist der Grund für Deinen Besuch hier in Nancy? Das letzte was ich von Marie-Claudine hörte war, daß sie einen Schustermeister in Frankfurt geheiratet hätte." Adelaide hatte nichts davon gewußt, das die Mutter eine Schwester hatte. Und nun stand sie hier vor ihrer Tante und berichtete, daß die Mutter sie nach Vaters Tod geschickt hatte um Nonne zu werden. Die Priorin lächelte noch immer als sie die Brosche in eine kleine Schatulle auf ihren Schreibpult legte. Als sie sich wieder zu Adelaide umwandte, bemerkte Adelaide die feinen Unterschiede die belegten, daß diese Frau nicht ihre Mutter war. Die Augen waren etwas schmaler, nicht so mandelförmig wie die der Mutter. Ihre Hände waren weich und weiß. Die Hände der Mutter waren rauh und rissig von der Hausarbeit. Noch immer konnte Adelaide nicht ganz begreifen, daß die Schwester der Mutter eine Mutter Priorin war und ihr helfen würde ein neues Leben zu beginnnen.

Bald hatte die Priorin alles in die Wege geleitet und Adelaide wurde zu einer kleinen Zelle geführt, in der eine schmale Pritsche, ein kleines Tischchen und eine Waschschüssel standen. Dort sollte sie schlafen, doch tagsüber war ihr der Aufenthalt in ihrer Zelle streng untersagt. Zusammen mit den anderen Novizinnen wurde sie in den Gebräuchen der Karmeliterinnen unterwiesen und verrichtete Arbeiten im Klostergarten und der Küche. Einmal in der Woche, am heiligen Sonntag kam der Priester der Kirche von Nancy um in der Kapelle des Klosters die Messe zu lesen und den Nonnen und Novizinnen die Beichte abzunehmen. Als er dessen gewahr wurde, daß Adelaide neu in Kloster war, nahm er sie beiseite in ein prachtvolles Zimmer um ihr dort, wie er sagte, die Beichte abzunehmen. Doch was dort geschah, lies Adelaide bald an Flucht aus dem Kloster denken. Zwei Tage lang konnte sie nicht sitzen und blutete auch stark. Als sie zur Mutter Priorin ging um ihr zu melden was geschehen war, wurde sie nur kurz vorgelassen und mit der Erklärung, daß der Priester am besten wisse was für ihr Seelenheil gut sei, wieder an die Arbeit geschickt.

Adelaide begann die Sonntage zu hassen und fürchtete nichts mehr, als das der Priester sie zu seinen besonderen Beichten rufen würde. Andere Novizinnen, die auch in das Besucherzimmer geführt wurden, vermieden ebenfalls sich hinzusetzen und schlichen verstohlen in die Apotheke um sich Leinenlappen geben zu lassen.
Bald konnte Adelaide die Angst nicht mehr ertragen und sann auf Abhilfe. Eines Tages, als sie eine der Schwestern zu einem Krankenbesuch begleitete, bot sich eine Gelegenheit. Sie sollte Wasser aus dem Brunnen holen. Stattdessen hielt sie einen Karren an und belog den Bauern mit einer Geschichte von ihrer kranken Mutter, die sie zu sich gerufen habe. Der gutmütige Mann nahm Adelaide mit bis ins nächste Dorf von wo sie sich zu Fuß aufmachte um in Richtung Frankfurt heimzukehren. Doch als sie Metz kaum passiert hatte, wurde sie von einer Patrouille des Heeres aufgegriffen, die auf der Suche nach diversen entsprungenen Mönchen und Nonnen war. Schnell wurde ihr in Nancy der Prozeß gemacht. Unter der Folter gestand sie die Wahrheit aller Anklagen, die der Priester gegen sie erhoben hatte.

Die Anklage lautete auf Hexerei und Buhlschaft mit dem Teufel. An ihrem 14 Geburtstag wurde die Novizin Adelaide Baumann, Schusterstochter aus Frankfurt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die anwesenden Schaulustigen konnten ihre Sensationsgier jedoch nicht befriedigen, da die Verurteilte durch die schweren Folterungen bewußtlos am Pfahl hing, als man den Reisig in Brand steckte.

Eigentlich mag ich ja Happy Ends lieber, aber dann wäre es eine Tralala-Geschichte geworden.

Bright Blessings

Morgana
 

ex-mact

Mitglied
Hier kommt mein Lösungsvorschlag für die aktuelle Übung...

Durch ein Loch in der Stoffwand fiel ein einzelner, gleissend heller Sonnenstrahl ins Zelt, ließ zahllose Staubkörnchen erstrahlen und kitzelte Friedrich an der Nase. Die Luft war stickig, trocken und schmeckte nach Sand.
Ächzend drehte er sich auf die Seite und spuckte aus. Sein Mund fühlte sich an, als habe man einen Tennisball hineingestopft. Als er endlich ein Augenlid öffnen konnte, blinzelte er einen Moment und erkannte dann seinen Aktenkoffer neben sich auf dem Zeltboden. Eine zeitlang starrte er das Kunstleder an, dann schweifte sein Blick umher. Das Zelt war nicht groß, er konnte sich gerade ausstrecken, ohne mit Kopf oder Füßen an die Wände zu stoßen. Außer seinem Aktenkoffer entdeckte er einen ordentlichen Stapel Kleidung, mehrere Wasserkanister und eine verschlossene Metallkiste.
Er gestattete seinem von der Helligkeit gequälten Auge, sich wieder zu schließen und dachte nach. Die letzte Nach - ja, der komplette gestrige Tag war ein schwarzes Loch, er konnte sich an nichts erinnern. Immerhin wusste er ziemlich genau, wer er war - und daß er heute, Dienstag, in seinem Büro hoch oben in jenem Gebilde aus Stahl und Glas sitzen sollte, das in den letzten zwanzig Jahren seine wirkliche Heimat geworden war.
Stattdessen lag er mit schmerzenden Gliedern in einem Zelt und hatte eine Erinnerungslücke so groß wie das Defizit auf den Konten seiner liebsten Kunden.
Als ränne der Sand, der überall um ihn herum zu schweben schien, langsam aus seinem Verstand und gäbe sein Denkvermögen wieder frei, entstand eine Lösung für die Frage nach seiner Situation.
Letztes Jahr hatten sie die Fond-Verwalterin Ursula in einem DSV (Deep-Sea-Vehicle, Tiefsee Tauchgerät) im Mariannengraben ausgesetzt. Uschis Flucht hatte knapp zwei Wochen gedauert, während der sie die Steuerung des Geräts verstehen lernte, an die Oberfläche zurückkehren musste und endlich ein zufällig vorbeikommendes Schiff auf sich aufmerksam machen konnte. Nachdem sie sich von ihren schweren Mangelerscheinungen erholt hatte, die Knochenbrüche verheilt waren und sie wieder an ihre Arbeit gehen konnte, war sie dankbar für das neugefundene Leben gewesen, das jenes unvergleichliche, einmalige Erlebnis ihr beschert hatte.
Und genau so war es den meisten aus Friedrichs Bekanntenkreis ergangen. Seit mehr als zehn Jahren überraschten sie den einen oder anderen, indem sie ihn oder sie irgendwo hin brachten - in ein unbekanntes Land, in die Tiefsee, einmal sogar in einen Atombunker, dessen Türen sich nur nach dem Lösen etlicher mathematischer Aufgaben öffnen ließen.
Die ultimative Gefahr, der letzte Kick, den die moderne Welt denen bieten konnte, die sich alles leisten konnten - das waren diese Überraschungen. Und jetzt war er an der Reihe.
Er zwang sich, die bereitgelegten Sachen anzuziehen und stellte erstaunt fest, daß man immerhin seinen Geschmack mit den vermutlich notwendigen Kompromissen für seinen Aufenthaltsort zusammengebracht hatte. Bis auf das recht weite Hemd passte alles wie maßgeschneidert - was es vermutlich auch war, sie hatten für ihre Überraschungen vollen Zugriff auf die Geldmittel ihrer "Opfer". Seine Konten waren in beinahe beliebiger Höhe gedeckt, selbst bei einem Engpass erlaubte seine Stellung ihm, bis zu zwei Jahren die dreifache Verfügungsmenge in Anspruch zu nehmen.
Der Gedanke brachte ihn darauf, daß der Ort, an dem er sich befand, durchaus kostspielig zu erreichen sein konnte. Ursula hatte lange gebraucht, um das Loch in ihren Finanzen zu stopfen, daß ihr Ausflug in den Graben gerissen hatte - aber sie schwor, daß es ihr jeden einzelnen Taler wert gewesen sei.
Er riss die Zeltplane auf und kniff die Augen zu, um zwischen den endlosen Dünen und dem nahtlos in diese übergehenden Horizont etwas zu erkennen. Ausserhalb des Zeltes war es noch heisser als innen - man hatte ihm seine Uhr gelassen und er erinnerte sich, wie man Himmelsrichtungen feststellen konnte. Er richtete den Stundenzeige und die 12 aus, starrte kurz zur Sonne hinauf und murmelte: "Südlich. Ich bin südlich des Äquators. Verdammt - Selbst wenn hier jemand vorbeikommt, ich spreche keine der Sprachen hier."
Nicht nur die Sprache konnte ein Problem werden - er traute ihnen durchaus zu, daß sie ihn in einem Krisengebiet abgesetzt hatten. Ohne Hinweis darauf, wer hier willkommen war, welches Verhalten angebracht war, wenn jemand mit einer Waffe auf ihn zielte - und ohne triftigen Grund, mitten in einer Wüste zu hocken - könnte sich seine Rettung als schwierig erweisen.
Es hatte kaum Sinn, ziellos in die Dünen zu wandern. Ausserdem wusste er nicht, wie er das Zelt abbauen und mitnehmen sollte. Also kehrte er zurück in die relative Kühle des Inneren und bemühte sich noch einmal, die metallene Kiste zu öffnen.
Erst, als er mit dem Daumen eine polierte Fläche an einer Seite des Behälters berührte klappte dieser mit einem saugenden Geräusch auf. Friedrich starrte auf den Inhalt und begann schließlich, die Gegenstände auf dem Zeltboden zu verteilen. Da war eine kleine, funkelnde Schusswaffe, mehrere durchsichtige, knapp einen halben Zentimeter dicke Folien, ein Gerät, das wie ein Rasierapparat aussah - aber sicher keiner war. Und zuletzt förderte er eine kleine Schachtel zu Tage, deren Inhalt sich als lebende, krabbelnde Würmer herausstellte.
Er hatte keine Ahnung, was er mit diesen Dingen anfangen sollte. Er konnte weder schießen noch hatte er Verwendung für die Folien. Und wessen Bedürfnisse mit den Würmern befriedigt werden sollten entzog sich völlig seinem Verstand.
Ein Jaulen und Rufen von draußen ließ ihn erneut den Eingang seiner Behausung öffnen. Über die Kuppe der nächstgelegenen Düne waren Besucher gekommen - Reiter in langen, weissen Gewändern, mit Kapuzen oder anderen Bedeckungen auf den Köpfen. Sie streckten ihm Gewehre - oder etwas ähnliches - entgegen und brüllten in einer Friedrich unbekannten Sprache. Das alles hatte er beinahe erwartet - was ihn jedoch zutiefst beunruhigte, waren die Reittiere, auf denen die Fremden kamen.
Sechsbeinige, schwarze, ölig schimmernde Käfer oder Asseln, auf deren Rücken Sitzgelegenheiten für ihre Reiter angebracht waren, bewegten sich auf geschickter Weise den rutschenden Sand hinab auf sein Zelt zu. Jedes dieser Viecher war höher als ein Mann - er konnte kaum Hoffnung haben, mit der Pistole etwas gegen diese lebenden Panzer auszurichten. Verzweifelt hob er die Arme und verließ das Zelt.
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ex-mact

Mitglied
...und hier meine Anmerkungen zu Morganas Story - die definitiv für die Aufgabe etwas lang geraten ist :) (aber ich habe auch über die Stränge geschlagen... sorry)

Am Anfang gibt es sehr viele ?hatte? hintereinander... sowie einige ?süddeutsche? (?) Formulierungen wie ?war gestanden?.
Der Einstieg zeigt zwar eine Vorgeschichte der Protagonistin, diese jedoch in einer Form, wie sie vielleicht später als Rückblick eleganter wirken könnte. Als Anfang der Geschichte ist diese ?Historie? etwas sehr kurz geraten, ich hätte den Absatz mit ?Mit bangem Herzen klopfte sie an die Pforte...? als Aufhänger genommen und alles davor erst später gebracht.
Leider ist am Schluss alles ganz schnell aufgelöst und der Wille zum Weiterlesen wird erstickt. Schade ? aus der Story könnte man sicher viel machen!
 
R

Rote Socke

Gast
Hi mact!

Dein Lösungsvorschlag:
Was mich immer wieder überrascht sind Deine punktgenauen Sätze. Selten ein überflüssiges Wort darin. Aber mir ist es beim Lesen öfters passiert, dass ich nach dem roten Faden suchte: (Was will mir der Text nun erzählen). Irgendwie vermisse ich auch etwas mehr an Spannung, bzw. Drive.

Gruss
 
S

Sansibar

Gast
Kammeradilerium

Hallo mact, danke für die Arbeit die du dir gemacht hast. Soll man nun den Text, nach deinen Vorschlägen verbessern, oder reicht es, wenn ich es für mich mache. Auf jedem Fall ist es sehr hilfreich"wenn man auf die Sprünge"geholfen bekommt. Soll die Geschichte zu Ende erzählt werden?
Ich hoffe du bist inzwischen wieder schwindelfrei
Gruß
Sansibar
 

ex-mact

Mitglied
Moin, Sansibar,

> Ich hoffe du bist inzwischen wieder schwindelfrei

... ich vermute, dies steht im Zusammenhang mit Deiner Überschrift "Kameradelirium"? Ich bin halbwegs schwindelfrei... meistens... hmmm... was habe ich nicht mitbekommen? ;-)

Was das Überarbeiten/Weiterschreiben angeht: die Fingerübung ist genau das: eine Übung. Bestimmt könnten einzelne Ergebnisse ausgearbeitet werden - das ist kein "Muss". Es geht, wie ich in der Einführung versuchte zu erläutern, darum, einen EINSTIEG für eine Geschichte zu finden, die man im Kopf hat. Das Ziel dieser Übungen ist, den Plot, den man sich ausgedacht hat, mit "wenigen Worten" so weit zu beschreiben, daß ein Leser sich hineingezogen fühlt.

Ob dabei ein Buch/Roman herauskommt oder eine (längere) Kurzgeschichte ist nicht so wichtig - geübt werden soll die Fähigkeit, aus einer vagen Vorstellung von etwas, das man erzählen möchte, eine fesselnde Story zu machen - und in begrenztem Umfang (Wort-mäßig, aber auch Zeitmäßig, um nicht zuviel Zeit mit den schwierigen ersten Sätzen zu verbringen) aufs Papier zu bekommen.

Meine Erfahrung - und die anderer Autoren - ist, daß die Idee für eine Geschichte meist schnell da ist - schwer ist es, einen interessanten Auftakt hinzukriegen. Darum geht es hier.

Natürlich freue ich mich, wenn einzelne Anfänge in der Schreibwerkstatt weiter bearbeitet werden - oder sogar fortgesetzt. Dazu kann aber dann jeder einen Thread anfangen :)
 

Morgana

Mitglied
Danke mact,

für die Kritik. Ich hab beim nochmaligen Durchlesen am nächsten Tag selbst bemerkt, das ich alles ziemlich schnell aufgelöst hab. Offensichtlich hat meine Rübe nicht so ganz funktioniert, als ich die Geschichte geschrieben hab. Die Grammatik ist stellenweise wirklich grausam. *grins*
Hm... ich werd es vielleicht nochmal umschreiben und in die Schreibwerkstatt stellen. Ich glaub auch, das man aus diesem Text noch einiges mehr rausholen könnte. Mal sehen wie ich Zeit dazu finde.

Bright Blessings

Morgana
 



 
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