Flasche leer an der ScheinBAR

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Hagen

Mitglied
Flasche leer an der ScheinBAR

Als die Wunderbare Ulrike neulich mal wieder lasziv auf ihren Hocker an unserer ScheinBAR gestiegen war und einen ‘A taste of Honey‘ wünschte, musste ich zu meinem Bedauern feststellen, dass wir keinen D.O.M. Bénédictine mehr hatten.
„Schade“, meinte die Wunderbare Ulrike, „wie wär‘s denn dann mit einem ‘Some Kind of Earthquake‘?“
„Natürlich, diese Cocktails kriege ich hin!“, meinte ich und begann mit der Zubereitung. Dabei plauderte ich munter vor mich hin: „Es gibt Tage, da ist alles leer, zwar noch nicht ganz leer, aber für einmal geht es noch. Und dann quäle ich mich ab. Das geht schon morgens los. Du weißt, bei mir läuft gar nichts vor einer Dusche, einer Zigarette und einem Becher Kaffee.“
Die Wunderbare Ulrike meinte daraufhin: „Bei mir“, so sprach sie, „ist es ähnlich. Erst die Dusche, da ist aber die Shampooflasche leer, zwar noch nicht ganz leer, aber für einmal duschen geht es noch. Es dauert Ewigkeiten, bis das Zeug raus ist, aber ganz leer ist sie immer noch nicht. Möglicherweise geht es noch für einmal. – Zähneputzen. Das gleiche mit der Zahnpastatube. Den Rest über dem Waschbeckenrand sorgsam ausgequetscht, aber ganz leer ist sie eigentlich noch nicht, für einmal geht es noch.“
„Passiert mir auch immer“, meinte ich. Da ich ein bekennender Faulpelz und Dünnbrettbohrer bin, habe ich, wie du weißt, auch eine elektrische Zahnbürste mit Batterien. Die sind natürlich auch leer. Zwar noch nicht ganz leer, sie drehen nur etwas langsam, aber für einmal reicht es noch. Es wird auch heute Abend noch reichen, nur etwas langsamer. Die Batterien erholen sich ja auch. Mal sehen, bevor ich neue rein tue, für einmal wird es noch gehen.“
Wir nickten versonnen und sahen einander in die Augen.
„Das ist auch“, ich fuhr schließlich mit der Zubereitung des ‘Some Kind of Earthquake‘ fort, „auch mit dem Kaffee so! Das Vakuumglas ist natürlich auch leer und die neue Packung muss umgefüllt werden. Aus der Packung gehen immer noch ein paar Krümel mehr raus, sie verstecken sich nämlich hinter irgendwelchen Falten. Seltsam, denn du nimmst immer noch einen halben Teelöffel aus der Packung. Weiß der Teufel, wie du das Zeug da rauskriegst. – So, Wunderbare Ulrike, dein ‘Some Kind of Earthquake‘.“
„Dank dir Schatz.“
Wir tranken jeder einen Schluck ‘Some Kind of Earthquake‘.
„Nun“, fuhr ich fort, „die Zigarette. Die drehe ich mir selber aus halbschwarzem Tabak. Das Päckchen ist natürlich leer, naja noch nicht ganz leer, aber für eine Zigarette sind noch ein paar Krümel drin, geht grade noch eben. Während der Kaffee durchläuft ist Zeit zu rauchen. Bis ich die Kippe in den Ascher drücken kann, ist immer noch ein Zug übrig, bis ich mir fast die Finger verbrenne, Humphrey Bogart hat seine Kippen schließlich auch bis zum Schluss geraucht und noch viel kürzer.“
Schluck ‘Some Kind of Earthquake‘.
„Am sorgsam gedeckten Tisch“, ergriff ich wiederum das Wort, „wird dann mit der Wunderbare Ulrike gefrühstückt. Mit Marmelade, Honig und Weichkäse passiert das gleiche, etwas geht immer noch raus, aus dem Glas oder der Packung. Ich habe mir schon überlegt, auf sowas aus diesem Grund zu verzichten. Weichkäse ist sowieso für Weicheier. Desgleichen zuckerarme Nuss-Nougat-Creme, Marmelade und Honig. Ab morgen gibt es noch harte Mettwurst und Gouda, nix mit Gläsern oder Mogelpackungen!“
Schluck ‘Some Kind of Earthquake‘.
„Ich danke dir“, fuhr ich wiederum fort, „dass du heute Currywurst zubereitet hast. Womit ich natürlich nichts gegen Medaillons vom Reh aus der Keule mit Pfifferlingen sagen will, die du uns vorigen Sonntag so trefflich zubereitet hast.“
Schluck ‘Some Kind of Earthquake‘.
„Aber dann ist uns“, meinte die Wunderbare Ulrike daraufhin, „mit der Catchupflasche das gleiche passiert, wie mit der Shampooflasche. Leer!“
„Zwar noch nicht ganz leer, man muss nur“ bemerkte ich, „hinten tüchtig draufhauen, dann geht es noch für einmal, aber bis ich den letzten Tropfen raus hatte, war die Wurst kalt, und ganz leer war die Flasche dann auch noch nicht.“
„Ja, ja“, nickte die Wunderbare Ulrike. „Wie gesagt, sone Tage gibt es! Ich habe mich entschlossen die Catchupflasche trotzdem in den gelben Sack zu werfen; - aber der war voll! – Naja, noch nicht ganz voll, etwas geht immer noch rein und das ist man gut!“
Schluck ‘Some Kind of Earthquake‘.
Es geht nämlich, wie fast alles im Leben, auch andersrum.

Für die (den) geneigten Leser*in, die (der) die Rezepte nachvollziehen möchte:

A taste of Honey
4 cl Bourbon
2 cl D.O.M. Bénédictine Kräuterlikör
2 cl Liquor 43
½ TL Honig
1 Spritzer Limettensaft
Auffüllen mit Ginger Ale
Eis
Deco Cocktailkirsche

Some Kind of Earthquake
4 cl Sambuca
4 cl Kaffeelikör
2 cl Lakritzlikör
Auffüllen mit kaltem Kaffee
Eis
Deco 1 Schokoladentäfelchen

Medaillons vom Reh aus der Keule mit Pfifferlingen

400 g​
Medaillons vom Reh, aus der Keule​
200 g​
Selbstgepflückte Pfifferlinge​
1 mittelgroße​
Schalotte aus der Wunderbaren Ulrikes Kräuterbeet​
2,0 EL​
Preiselbeeren selbst gepflückt​
20 g​
Butter​
0,5 Becher​
Sahne​
0,5 kl. Bund​
Bärlauch, Petersilie, fein gehackt​
Salz und Pfeffer​
Die Wunderbare Ulrike pflegt die Rehmedaillons in einer großen Pfanne in heißer Butter auf beiden Seiten etwa 1-2 Minuten lang anzubraten, zu salzen und zu pfeffern. Sodann nimmt sie die Rehmedaillons aus der Pfanne und lässt sie im Ofen mit Bärlauch bei 70° ruhen.
Die kleingehackte Schalotte wird von der Wunderbaren Ulrike in der gleichen Pfanne angeschwitzt, hinzu kommen die Pfifferlinge. Alles wird gesalzen und gepfeffert, bevor sie es mit der Sahne aufgießen. Die Sahne muss kurz aufkochen, dann kommen die Preiselbeeren und die Petersilie hinzu. Die Rehmedaillons legt sie in die Sauce um sie noch ein wenig ziehen zu lassen. Die Wunderbare Ulrike pflegt die Medaillons auf einem Teller anzurichten. Die Sauce kommt darüber.
 

Klaus K.

Mitglied
Hagen,

....alles ausgedruckt! Bei vielen Mixturen stelle ich fest, daß meine Hausbar (Wer hat schon noch so etwas? Die meisten Zeitgeist-Jünger lagern ihren Rotwein ja bereits klimaneutral im Kühlschrank) zu schwach bestückt ist und dringendst ergänzt werden muß. Die Chefin hier liebt Pfifferlinge in jeder Form, da habe ich jetzt also begründete Hoffnung auf "ein Medaillon zur rechten Zeit schafft Freude und auch Heiterkeit". - Zum Rauchen muß ich raus, "a man who has a pipe is ripe" nützt da nichts, der Herr Sohn und die Schwiegertochter in Austria waren genau deshalb auch im neuen Film "Die Gnadenlosen". Ach, ginge es doch wie fast alles im Leben, auch mal wieder andersum. Ich bin früher ohne die diesbezüglichen Horror-Szenarien bestens klargekommen. Die Reglementierung der persönlichen Freiheit ist der Anfang vom Ende. So, Prost....und wo sind die verdammten Streichhölzer? Hat mir mal wieder gut getan, dein Text - und mich aufgebaut! Gruß, klaus
 

Hagen

Mitglied
Hallo Klaus,
zunächst, auch von der Wunderbaren Ulrike, vielen Dank für das dicke Lob und den Sternenregen.
Was die ScheinBAR betrifft: Man gönnt sich ja sonst nix.
Da die Wunderbare Ulrike gerne kocht (Man gönnt sich ja sonst nix.) kommt 1x die Woche Exquisites auf den Tisch.
Ich hoffe Deine Chefin drückt ab und zu mal, was das Rauchen betrifft, ein Auge zu. (aber nicht zum zielen!)

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns, mit Deiner Chefin, in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert und stets heiteren Gemütes!
Sei stets von reiner Seele, trage immer FFP2 Atemschutzmasken, Lüge niemals oder erzähle dreckige Witze! Motze Deine Chefin nie an, kaufe ihr einmal die Woche frische Blumen und mache ihr keine billige Geschenke! Gib ihr auch keine guten Ratschläge die mit: „Da musst du mal …“ beginnen!
Herzlichst
Yours Wunderbare Ulrike & Hagen
 

Haselblatt

Mitglied
Servus Hagen,
obiges Rezept für das Reh-Medaillon kommt demnächst in meine Küche.
Ein ähnliches Szenario erlebte ich vor Jahren mit der Geldbörse, anlässlich einer mehrmonatigen Montage in Australien: fast leer aber nicht ganz leer, einmal reicht's noch für die Parkuhr vor dem Portal von Sipp 'n Save, aber drinnen musste ich anschreiben lassen. Man kannte mich gut, deshalb war ich kreditwürdig.
Cheers Haselblatt

PS.: komisch - neuerdings kommt die Signatur nicht mehr automatisch ans Ende. Haben die LeLus schon wieder was rumgetrickst?
 

Hagen

Mitglied
Hallo Haselblatt,
mit Deinem Beitrag hast Du mich auf eine Idee gebracht!
Da die Wunderbare Ulrike und ich immer für unser Straßenfest ein Quiz machen, fiel mir dazu eine Frage ein:

Lovely Rita meter maid. May I inquire discreetly … Sangen die Beatles dereinst.
Doch was ist eine ‘Meter Maid’?

‘Meter Maids‘ sind junge Frauen in knapper Bekleidung, die in Surfers Paradise, einem Tourismuszentrum an der australischen Ostküste und Stadtteil von Gold Coast im Bundesstaat Queensland, seit 1965 die abgelaufenen lokalen Parkuhren auffüllen um die gut zahlenden Touristen nicht zu verärgern.

Eine ‘Meter Maid‘ ist eine Angestellte des Katasteramts, welche bei Neuvermessungen von Flurstücken und Grundstücken den Peilstab für die GPS-Messungen und Photogrammetrie hält.

Eine ‘Meter Maid‘ misst den Durchhang freihängenden Hochspannungsleitungen unter verschiedenen Witterungsbedingungen.

Nun ja, ich dachte immer in Australien gibt's überall ‘Meter Maids‘.
Ach ja, das Straßenfest!
Beim letzten Mal hat die Wunderbare Ulrike bei dem Straßenfest das Rezept für das Reh-Medaillon von einem Paar bekommen, welches als Stammgäste öfter in der 'ScheinBAR' weilt. Da sie aber alles variirt, hat sie die Möhren weggelassen (ich esse nämlich aus religiösen Gründen nichts, was unter der Erde gewachsen ist) und durch Bärlauch ersetzt. Ebenfalls solltest du aus einer Entfernung von 12 cm eine zerkleinerte Knoblauchzehe in die Sauce werfen.

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert und stets heiteren Gemütes!
Sei stets von reiner Seele, trage immer FFP2 Atemschutzmasken, Lüge niemals oder erzähle dreckige Witze! Motze Deine Frau/Freundien/
Geliebte nie an, kaufe ihr einmal die Woche frische Blumen und mache ihr keine billige Geschenke! Gib ihr auch keine guten Ratschläge die mit: „Da musst du mal …“ beginnen!
Herzlichst
Yours Wunderbare Ulrike & Hagen

Stelle dich auf dich selbst.
Ahme niemals nach.
In deine eigenen Gaben kannst du in jedem Augenblick die gesammelte Kraft deiner ganzen Lebensarbeit legen!
Aber von dem angenommenen Talent eines andern hast du immer improvisierten und halben Besitz.
Ralph Waldo Emerson​
 

Haselblatt

Mitglied
Servus Hagen,
auf Meter Maids bin ich in AUS nie gestoßen, aber die haben dort wirklich sehr nette Mädels. Mentalitätsmäßig sind sie so wie bei uns in den 70-ern, demnach noch nicht vom Binnen-I verdorben und äußerst zutraulich.
Eine Sache mußt du mir erklären, sofern des Thema ernst gemeint ist: Welche Religionsgemeinschaft verbietet ihren Gläubigen den Verzehr von dem, was unter der Erde gewachsen ist...??? Isst du auch keine Kartoffeln oder Rüben? Wie ist das Leben ohne Pommes? Und wie sieht es mit Salinensalz aus?
Lass dirs schmecken, versuch sie einfach!
Cheers Haselblatt
 

Hagen

Mitglied
Sei mir gegrüßed lieber Haselblatt!
Die Sache mit dem unterirdisch Gewachsenem ist die:
Ich mag das Zeug einfach nicht. Pommes z.B. finde ich grauenhaft seit ich zu Schülerzeiten mit einem Freund mal an der Ostsee campen war. Wir hatten bald die obligate Urlaubsbekanntschaft gemacht und sie zum Essen eingeladen. Das war für unsere Verhältnisse etwas kostenintensiv, sodass wir uns die folgenden zwei Wochen ausschließlich von Pommes und Bier ernährt haben. - Aber die Mädels waren es wert!
Zudem hat Rudolf Steiner, der Erfinder der Anthroposophie, vor dem Verzehr von Kartoffeln gewarnt, da diese keine Blüte, kein Samen und keine Frucht sind, sondern nur die Verdickung einer Wurzel. Ihm wird sogar nachgesagt, dass er behauptete, Kartoffeln würden dumm machen, zudem mag ich das Zeug nicht! Es gibt schließlich Brot, Reis, Nudeln und Bohnen! (Steaks mit Bohnen und Altbier sind lecker! (Füher haben wir unsere 'Herrenabende' immer damit gestartet). Vegetarier und noch schlimmer Veganer werden schließlich auch diskussionslos akzepiert. Mir werden aber laufend Diskussionen zu diesem Thema reingedrückt. Ich sage dann immer: "Sorry aber ich bin Wiedertäufer und die dürfen nicht unterirdisch Gewachsenes essen!" (Siehe Rudolf Steiner, der Erfinder der Anthroposophie). Damit kann ich (meistens) Kartoffeldiskussionen abwürgen und mich ernsteren Themen widmen.

Bescheiden und echt ist nur der, der Erkenntnis hat und sich ihrer nicht rühmt, und der wirkt, ohne es zur Schau zu stellen.

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert und stets heiteren Gemütes!
Sei stets von reiner Seele, trage immer FFP2 Atemschutzmasken, Lüge niemals oder erzähle dreckige Witze! Motze Deine Frau/Freundien/
Geliebte nie an, kaufe ihr einmal die Woche frische Blumen und mache ihr keine billige Geschenke! Gib ihr auch keine guten Ratschläge die mit: „Da musst du mal …“ beginnen!
Herzlichst
Yours Wunderbare Ulrike & Hagen
 



 
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