flaschenpost

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Tula

Mitglied
flaschenpost


sucht mich nicht auf dieser insel
herrschen götzen sind so mächtig
blind es saugen blutentleerte
augen jeden wunsch aus euren

sucht euch nicht auf dieser insel
hängen viele schon in faulen
zweigen eingeschnürt verdorrte
träume hoher mammon bäume

lasst mich hier alleine kreiseln
im schla raffen affen mono
ton und ein paar scherben sammeln
uns beim schlag der pauken kreischen

alle für einen! - und einer
bleibt wohl immer
auf der strecke ...
 

Perry

Mitglied
Hallo Tula,

unter (Flaschen)Post von der Insel erwartet man in diesen Tagen eher nichts Gutes. :)
Dein Protagonist scheint sich mit seinem Schicksal als Robinson ja bereits abgefunden zu haben.
Konstruktiv erscheint mir die dritte Strophe etwas zu überbordend, was den Einsatz lyrischer Stilmittel anbelangt.
Insgesamt gefällt mir dein "Rufer aus Tiefe" aber ganz gut.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
stark

Es klingt sehr stark. Ich muß mehrmals hingucken, um zu sehen, ob es reimt, denn so harmonisch klingt es.

Ich verstehe die vierte Strophe nicht ganz. Die ersten drei sind ja auch offen, sieht ein wenig aus wie ein einsamer Schiffbrüchiger auf einer Kannibaleninsel. Aber dann sind es mehrere, mit dem Dreimuskeltierespruch. Und raus aus dem Totenmanneskiste-Strophensingsang?

Das Liedhafte kommt wohl unter anderem von der deutlichen Anapher, dem gleichen Anfang der ersten beiden Strophen. Das "euch" ist auch änigmatisch, aber das nehme ich (oder nahms beim ersten Lesen) in die besagte poetische Offenheit und Surrealität des Lieds.
 

Tula

Mitglied
Lieber Perry und lieber Mondnein

möchte mich ganz herzlich für die Gedanken zum Gedicht bedanken.

Ja Perry, du hast vollkommen recht, der Robinson in diesem Gedicht hat mehr oder weniger aufgegeben, will sich aber auch nicht retten lassen.

Der Vergleich mit Kannibalen, lieber Mondnein, hat auch etwas an sich; diese sind zwar nicht fleisch-, aber doch irgendwie hirn-fressende Ungeheuer.

Nun, die Insel kennen wir alle, ein jeder schaut seinen Götzen ab und zu in die Augen, der eine tiefer, der andere weniger und läßt sich dabei nicht von ihnen hypnotisieren.

Manchmal schreiben Autoren, dass man das Gedicht nicht erklären soll. Da es sich insgesamt um einen satirisch angehauchten Versuch handelt, will ich es mal auf indirekte Weise mit einem gereimten Kommentar tun:

Liebe Freunde, hängt die Träume
nicht an hohe Mammon-Bäume;
unter ihnen tanzen Affen,
die den Aufstieg selten schaffen,
die nur glauben, bis zum Sterben,
dass sie unter Schutt und Scherben
Reichtum, Glück und Ehre finden,
und sich fröhlich dafür schinden.


zur vierten und letzten Strophe: Diese soll als widersprüchlicher Aufruf zu geschafftlicher Zusammengehörigkeit und "Teamgeist" erscheinen:

Willst du ihnen dennoch trauen,
reih' dich ein und zieh' die Brauen
etwas hoch und mach' auf Leiter,
dein Elan bringt alle weiter!
Sollte sich ein Schwächling bücken,
tritt ihm kräftig in den Rücken!
Schließlich muss man auch in Gruppen
sich als Sieger erst entpuppen ...


LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Liebe Lupen Patrick, Walther, Karl und Oreste


Euch allen vielen Dank für die Bewertungen!
Mit diesen läßt es sich sogar auf meiner Insel aushalten :)


LG
Tula
 



 
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