Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob das eine Novelle oder Kurzgeschichte ist. Jedenfalls gibt es Dinge, die mir hier gefallen und Dinge, die mir weniger gefallen.
Erstmal zu dem, was mir gefällt: Die Charaktere sind gut gezeichnet. Nadine und Thomas kommen sicherlich so nicht nur einmal im echten Leben vor. Die Handlung ist etwas schlicht aber nicht uninteressant aufgebaut. Dass du die Geschichte aus Nadiens Sicht erzählst macht alles etwas subjektiv und einseitig. Dann aber streust du gelegentlich auch innere Einsichten von Thomas ein, z.B., dass er nie zu viel für das Essen für seine Frau ausgeben würde. So könnte man auch von einer Nullfokalisierung sprechen, aber möglicherweise ist es einfach die Meinung von Nadine, die das billige Essen am Ende bekommt.
Mir kommt es auch sehr fragwürdig vor, dass Nadine so schnell nicht mehr aus dem Haus gehen will. Wenn ich das richtig verstehe, zieht sich die Handlung über knapp 9 Monate, wenn man den Schluss nach der Geburt weglässt. Ich glaube nicht, dass jemand sich so schnell so "schwer" verändern kann. Und die Reaktion von Thomas, dem seine Frau bereits seit 16 Jahren Wurst zu sein scheint (kleines fleischiges Wortspiel^^) ist auch etwas unrealistisch. Wieso sollte er sich aufeinmal so um sie kümmern, für sie kochen und einkaufen? Ja, weil sie schwanger ist. Aber so eine Verhaltensänderung nach 16 Jahren ist schon etwas zu fiktional.
Die Pointe am Ende ist gut gelungen. Aber es ist wieder sehr unwahrscheinlich, dass Thomas seinen Freund nicht anrufen würde und fragen würde, was los sei. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Freund die Eier-abschneide-Pointe für einen Witz hält und nicht wegrennt. Das sind aber alles zu rationale Überlegungen. Bei Literatur kann man damit nur schlecht argumentieren.
Am Ende kann ich sagen, dass die Geschichte gut geschrieben ist. Die zwischenmenschliche Kälte hast du gut in den kalten Mahlzeiten symbolisiert. Das titelgebende Fleisch zieht sich wie ein roter Faden durch die Story und Eis mit Fleischstückchen ist eine sehr nette Idee (ich weiß nicht, ob es das echt gibt). Leider sind ein paar unrealistische Momente vorhanden, wie z.B. das Verhalten des Freundes am Ende. Aber insgesamt sehr lesenswert. Hat mir gefallen.