alles ist keimfrei am morgen
geborgen in kopfhörerstille
[red]unter[/red] den rädern
des eiligen pendlers
quäkt musik hervor
das bin ich
Ein Pendler ist jemand der wechselt, jemand, der seinen Aufenthaltsort ändert. Da hat so jeder seine Methoden: Dem einen –
Platin-Creditcard, ein Haus in der Toscana, eine Wohnung in New York – ist eine Boing 737, first class, versteht sich, dafür gerade gut genug; ein anderer muss mit seiner S-Klasse den Ortswechsel hinter sich bringen. Man hört sogar von schwergewichtigen menschlichen Exemplaren der Neuzeit, die sich zu Fuß auf den Weg machen, per pedes, sozusagen. Auch Radfahrer will man gesichtet haben, die sich schnaufend, mit japanischer Technik im Ohr, summend auf Straßen und Wegen durch das Paralleluniversum des Gartens Eden quälen. Für all das gibt es den Oberbegriff »Pendler«, der sich in mehrere Arten aufteilt. Zum einen sind es die gelassen durchs Leben schwebenden Zeitgenossen und zum anderen die, die es eilig haben. Dafür kann es mehrere Ursachen geben. Der eine gibt vor es nicht erwarten zu können seinen Arbeitsplatz zu erreichen und einem anderen ist es vielleicht das höchste Glück auf Erden, wenn er aus dem Haus ist, weil die Kinder nerven oder die Ehefrau, die Geliebte, der Freund, die Schwiegermütter oder der neu eingezogene Untermieter, womöglich ein Islamist, der lautstark den Tag mit Gebeten beginnt und auf den die al-Qaida längst ein Auge geworfen hat. Das aber soll nur Spekulation sein. Denn das »[blue]Unter[/blue]-die-Räder-kommen« sei hier das Thema.
Vielleicht ist ein »[blue]über[/blue]-den-Rädern« gemeint? Da geht bei mir die Erleuchtungslampe an und funzelt auf Bruchstücke, deren Sinn, Bedeutung, ja auch das Verzahnen der logischen Abfolgen (für mich!) ein »Ahhh« zur Folge haben. Dann würde ich ihn sehen, denjenigen, der strampelnd auf seinem Drahtesel hockt und sich [blue]über[/blue] den ratternden Rädern seines Bikes die Ohren zublasen lässt. Auch würde ich den eingangs genannten Boing-Nutzer wiedererkennen, [blue]unter[/blue] dem das Fahrwerk herausklappt, um ihn sicher auf die Erde zurückzubringen. Auch der vor Angst schlotternde schwarzfahrende S-Bahn-Benutzer kriegte ein Gesicht, weil sich ja auch [blue]unter[/blue] ihm, auf den veralterten stählernen Gleisen des Deutschen Reiches, die Räder drehen.
Oder ist doch alles ganz anders gemeint?
Ist es das Lyrische »Ich«, das von ihm, dem Pendler, platt gewalzt und in die Horizontale befördert wurde?
Spielt sich eventuell alles [blue]unter[/blue] einer Brücke ab [blue]unter[/blue] der es steht, das »Ich«, während [blue]über[/blue] ihm die S-Bahnen, Autos, Fahrräder, Schubkarren, Flugzeuge hinwegdonnern? Man erfährt es nicht, trotz eingeschaltetem Metapher-Suchgerät. Das ist schade.
[blue]Über[/blue] den Wolken ist die Freiheit wohl grenzenlos, [blue]unter[/blue] den Rädern ist Vieles Vergangenheit, mit Profil, wohlgemerkt!
Beste Grüße und Danke für ein ganz schönes Stück Lyrik.
Über Angemerktes bitte ich nachzudenken.
T.