flocken (gelöscht)

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo lap,

freut mich außerordentlich, dass hier mal wieder ein Gedicht von dir auftaucht.

man schreibt keine runen
auf ascheflocken
die dem wind
ins banner blasen

und doch nenn ich sie dir
Wie genial sind denn diese Zeilen! Allein das wäre ein grandioses Gedicht.

Meine Lesart:
Für andere ist man ein Freak, verzweifelt aber selbst an einem kleinen, normalen Leben.

was treibt mich daraus in die frühe
Hier stolpere ich über das "daraus". Sollte es nicht besser "heraus" oder "da heraus" heißen?

Starker Text!

Liebe Grüße
Manfred
 

rogathe

Mitglied
Ich sehe einen Jogger im Schnee.
Bei "läd" ist das "t" im Schnee versunken. ;)
Bei "daraus" schriebe ich "da raus" oder "hinaus".

Besonders gut gefällt mir "Herz im Versand".

lG rogathe
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielen Dank fürs Lesen und die Hinweise.

Das fehlende t ist nun ergänzt.
Das Adverb daraus soll mit dem davor im folgenden Vers harmonieren, darum (*gg*) möchte ich's lassen.

cu
lap
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Lapsi,

durch alles, was an Defiziten da ist, schimmert doch so viel Leben, so viel Hoffnung.

"Und doch" wäre auch ein passender Titel gewesen, obgleich mir, wie ja auch Dir, das zunächst nichtssagende "Flocken" besser gefällt, auch deswegen, weil es innerhalb des Textes ganz zum Schluss noch seine Bedeutung gewinnt.

Der Text überzeugt mich, weil er schlicht ist und weil er mir ganz aus dem Herzen heraus geschrieben erscheint.

Liebe Grüße und Wünsche für ein frohes Weihnachtsfest :)

Vera-Lena
 

Perry

Mitglied
Hallo lap,

klingt zwar stellenweise ein bisschen "schräg"

"unter den rädern
des eiligen pendlers
quäkt musik hervor
das bin ich"

"die füße in splittern
das herz im versand"

"man schreibt keine runen
auf ascheflocken
die dem wind
ins banner blasen

und doch nenn ich sie dir"

aber wer weiß schon wie sich Freaks ausdrücken. Dieser
scheint es jedenfalls nicht leicht zu haben sein Glück zu finden.

LG
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo lapis,
ein faszinierendes stück "worte":
gewoben um ein stück alltag.
eine u-bahn vielleicht, ein weg von station zu station,
ein getragen sein, ein umgeben sein in einer "faulen",
fremden haut.
ich spüre eine menge an wünschen.
wer ist der freak?
wenn ich es lese, sehe ich in den spiegel, ja,
die bibbernden worte für glück.

zittern wir uns durch das leben ?


schön, einfach, besorgniserregend im hinblick auf sich selbst.
ein stark komponiertes gedicht, mit einem herausragenden
schlußakkord.
lg ralf
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ein

gedicht, in dem ein ganzer roman versteckt ist.
das "daraus" allerdings warf mich hinaus aus dem roman.
üprinx - es von dir vorgelesen zu bekommen, stärkt den text ungemein!
lg
 
alles ist keimfrei am morgen
geborgen in kopfhörerstille
[red]unter[/red] den rädern
des eiligen pendlers
quäkt musik hervor
das bin ich
Ein Pendler ist jemand der wechselt, jemand, der seinen Aufenthaltsort ändert. Da hat so jeder seine Methoden: Dem einen – Platin-Creditcard, ein Haus in der Toscana, eine Wohnung in New York – ist eine Boing 737, first class, versteht sich, dafür gerade gut genug; ein anderer muss mit seiner S-Klasse den Ortswechsel hinter sich bringen. Man hört sogar von schwergewichtigen menschlichen Exemplaren der Neuzeit, die sich zu Fuß auf den Weg machen, per pedes, sozusagen. Auch Radfahrer will man gesichtet haben, die sich schnaufend, mit japanischer Technik im Ohr, summend auf Straßen und Wegen durch das Paralleluniversum des Gartens Eden quälen. Für all das gibt es den Oberbegriff »Pendler«, der sich in mehrere Arten aufteilt. Zum einen sind es die gelassen durchs Leben schwebenden Zeitgenossen und zum anderen die, die es eilig haben. Dafür kann es mehrere Ursachen geben. Der eine gibt vor es nicht erwarten zu können seinen Arbeitsplatz zu erreichen und einem anderen ist es vielleicht das höchste Glück auf Erden, wenn er aus dem Haus ist, weil die Kinder nerven oder die Ehefrau, die Geliebte, der Freund, die Schwiegermütter oder der neu eingezogene Untermieter, womöglich ein Islamist, der lautstark den Tag mit Gebeten beginnt und auf den die al-Qaida längst ein Auge geworfen hat. Das aber soll nur Spekulation sein. Denn das »[blue]Unter[/blue]-die-Räder-kommen« sei hier das Thema.

Vielleicht ist ein »[blue]über[/blue]-den-Rädern« gemeint? Da geht bei mir die Erleuchtungslampe an und funzelt auf Bruchstücke, deren Sinn, Bedeutung, ja auch das Verzahnen der logischen Abfolgen (für mich!) ein »Ahhh« zur Folge haben. Dann würde ich ihn sehen, denjenigen, der strampelnd auf seinem Drahtesel hockt und sich [blue]über[/blue] den ratternden Rädern seines Bikes die Ohren zublasen lässt. Auch würde ich den eingangs genannten Boing-Nutzer wiedererkennen, [blue]unter[/blue] dem das Fahrwerk herausklappt, um ihn sicher auf die Erde zurückzubringen. Auch der vor Angst schlotternde schwarzfahrende S-Bahn-Benutzer kriegte ein Gesicht, weil sich ja auch [blue]unter[/blue] ihm, auf den veralterten stählernen Gleisen des Deutschen Reiches, die Räder drehen.
Oder ist doch alles ganz anders gemeint?

Ist es das Lyrische »Ich«, das von ihm, dem Pendler, platt gewalzt und in die Horizontale befördert wurde?
Spielt sich eventuell alles [blue]unter[/blue] einer Brücke ab [blue]unter[/blue] der es steht, das »Ich«, während [blue]über[/blue] ihm die S-Bahnen, Autos, Fahrräder, Schubkarren, Flugzeuge hinwegdonnern? Man erfährt es nicht, trotz eingeschaltetem Metapher-Suchgerät. Das ist schade.
[blue]Über[/blue] den Wolken ist die Freiheit wohl grenzenlos, [blue]unter[/blue] den Rädern ist Vieles Vergangenheit, mit Profil, wohlgemerkt!

Beste Grüße und Danke für ein ganz schönes Stück Lyrik.
Über Angemerktes bitte ich nachzudenken.

T.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
"unter den Rädern … hervor" soll tatsächlich die Gefahr anklingen lassen, ist aber in erster Linie eine eher banale Umschreibung der Geräuschkulisse, die außerhalb der Kopfhörergeborgenheit rollt und rumpelt.

Manchmal stell ich mir vor, was es für eine seltsame Szene sein muss, wenn man da morgens überfahren wird und aus den Ohrstöpseln klingt noch weiter ein Song wie "Verlass die Stadt" von Gustav oder "DMD KIU LIDT".

Schon seltsam, was man da so alles hineinstopft.
;)
 
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