Flucht über die Nordsee 54: Dreizehn

ahorn

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Dreizehn

Toni reckte, streckte sich, warf die Füße aus seiner Koje und steckte sie ihn seine Pantoffeln. Die Augen, halb geschlossen, trottete er in die Küche. Bärbel saß am Küchentisch.
Eine Kerze flackerte vor ihren Oberkörper. „Alles Gute zum Geburtstag“, rief sie, stand auf, schritt auf ihn zu und umarmte ihn. „Ich wünsche dir, dass sich all deine Wünsche erfüllen.“
Er pustete die Flamme aus, wandte sich den Geschenken zu. Eine Kiste in der Größe eines Schuhkartons und ein Päckchen in der Fläche eines DIN-A4-Blatts, hoch wie ein Griffelkasten, lagen in marineblauem Papier eingeschlagen auf dem Tisch.
Er schnappte sich die Schachtel, befreite sie von ihrer Hülle. „Wow. Ein neuer Seekompass“, gab er freudestrahlend von sich. „Der ist bestimmt von Tanja.“
Bärbel schüttelte den Kopf, während sie sich auf ihren Stuhl setzte. „Ihr und eure …“ Sie leckte sich die Lippen. „Nachher gibt es weitere Geschenke.“
Toni legte den Kompass beiseite, schnappte das Päckchen, riss es auf und erstarrte.
Er hielt ein altrosafarbenes Kleid in den Händen und meckerte: „Was soll ich damit“.
Bärbels Augenbrauen trafen sich. „Anziehen? Kleidchen zieht man an.“
Er warf das Geschenk auf den Tisch. „Aber ich nicht!“
Sie kniff ein Auge zu. „Bei der Hochzeit hast du ...“
„Bei der Trauung, das war ein Spiel“, schrie er sie an.
Bärbel senkte ihren Kopf. „Ich dachte, wir gehen heute Abend essen.“
Er tippte an seine Schläfe. „Deswegen soll ich ein ...“, er rümpfte die Nase, „anziehen. Du bist krank.“
Sie hob ihren Arm. „Werd nicht frech! In deinen Schlabbersachen geh ich mit dir nicht aus!“
Toni kehrte ihr den Rücken zu und schrie: „Dann geh allein“, woraufhin er in sein Schlafzimmer rannte.

Was glaubte der Admiral? War er eine Schaufensterpuppe, die sie ausstaffieren konnte, zu ihrem Vergnügen bekleiden und vorführen? Weil er an ein Wochenende gespielt hatte.
Er rannte zu seinem Bett, warf sich bäuchlings darauf, malträtierte mit den Fäusten sein Kopfkissen. Ja. Wenn sie Tami gewesen wäre? Sie ihn mit ihren Grübchen angelächelt hätte. Ihr hätte er unter Umständen den Gefallen getan, wäre mit ihr ausgegangen. Jedoch Tami war verschollen. Vom Erdboden verschluckt, aus seinem Leben verschwunden. Dabei hatte sie für ihn wie eine Sternschnuppe geleuchtet. Ihn Freude bereitet, einen Wunsch erfüllt, bevor die Atmosphäre, das Weite, nichts, sie endgültig vernichtete.
Eine Vier hatte sie in Mathe errungen. Sie wollten sich treffen. Mit den Fahrrädern eine Tour unternehmen. Er hatte extra das alte Damenfahrrad der Tante repariert und war zu ihrem Treffpunkt im Park aufgebrochen. Blieb allein. Sie hatte ihm nie gesagt, wo sie hauste oder wie ihr Nachname lautete. Er fuhr allein, den ganzen Nachmittag allein, bis er kurz vom Eintreffen Bärbel das rettende Ufer der Wohnung erklomm.
Tami hatte ihn ausgenutzt, sein Wissen gekapert, mit vollen Segeln und hämischen Grinsen das Weite gesucht. Diese Art Freunde brauchte er nicht. Dabei hatte er eine Freundin.
Seitdem er denken konnte, war sie da. Sie wohnte mit ihren Eltern in der Nachbarwohnung. Jede freie Minute verbrachte er, bis sie verzog, mit ihr. Für ihn weit weg, auf die andere Seite der Weser. Er sah sie nur am Donnerstag, dann holte ihn ihrer Mutter ab. Später auch am Dienstag, wenn sie gemeinsam Sport trieben. Sonja! Seine beste Freundin Sonja. Der einzige Mensch, neben der Großmutter, der ihn wirklich verstand.
Er hüpfte vom Bett, rannte zu seinem Ranzen. Vergessen hatte er ihn. Den Brief, den sie ihn gestern zugesteckt hatte. Er riss ihn auf, zog ein Foto heraus. Die Lippen zu einem Schmunzeln verzogen, strich er über das Bild. Sie und er im Ballettsaal ihrer Mutter. Ein Saal war es.
Im ersten Obergeschoss ihrer Villa, ihres Palastes, hatte ihr Vater für ihre Mutter diese Halle errichtet. Mit allen Drum und dran: Ballettstange, Spiegelwand und glänzenden Parkett, sogar ein Flügel ruhte rechts an der Fensterfront. Der Raum eine Hommage an sie, an ihr Talent, welches sie für Ehemann sowie ihrem Kind geopfert hatte. Die Wandposter an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand erinnerten an diese ruhmreiche Zeit. Lebensgroß tanzte sie die Odette in den Metropolitan. Sie wurde schwanger. Ihr Schwiegervater verstarb und ihr Gatte übernahm die Führer der elterlichen Kaffeerösterei.

Ihre beider Händen, Sonjas Linke, Tonis Rechte verschmolzen zu einem Herz. Er wandte den Abzug und las: „For ever“.
Dabei hatte er sie hängen lassen, sie enttäuscht. Er dachte an ihren fünfzehnten Geburtstag, der Tag, an dem das Foto entstanden war. Geübt hatten sie, bevor ihre, Sonjas vier Freundinnen kamen. Ob sie zu früh oder er und Sonja die Zeit vertrödelt hatten, entbehrte sich seinen Gedanken. Plötzlich standen sie im Ballettraum, kicherten. Sie? Sie stellte ihn als ihre petite prima Ballerina vor. Dabei war es ihr Geheimnis. Nicht der Tanz, im Gegenteil, sie wollte ihren Freundinnen sein Talent vorstellen, um gemeinsam mit ihnen, ein Tanzstück für eine Weihnachtsaufführung in der Rösterei ihres Vaters einzustudieren. Seine Kleidung war ihr Geheimnis.
Erst nach langem Zureden von Sonjas Mutter, eines aus Sonjas Seele dringenden Pardon, fasste er, Toni sich an Herz, vergaß jede Scham und kehrte zurück in den Saal.
Sonja entschuldigte sich bei ihm. Die Mädchen hatten zwischenzeitlich ihre Sportsachen übergezogen und sie begannen das Training. Er in Ballettröckchen und Spitzentanzschuhen in ihrer Line eingereiht und Sonja majestätisch als Frontgirl.

Toni schritt zu seinem Nachtschrank, zog die Schublade auf, und holte den Bilderrahmen mit dem Foto der Eltern hervor. Er klappte ihn auf, zerrte das Bild heraus. Die Mundwinkel gesenkt zerriss er, die Zähne gefletscht, das Anglist der Personen. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte er Sonjas Abbild ein, stellte den Rahmen auf den Nachttisch ab.
Er hüpfte zu seinem CD-Spieler, legte seine Lieblingsscheibe hinein und startete. Die ersten Töne von Tschaikowski Werk schwebten durch den Raum.
Er hatte es vergeigt, schwammen ihm die Gedanken, im Takt der Musik in den Ballettsaal ab. Hart trainiert hatten sie. Zweimal in der Woche trafen sie sich, um ihre Choreografie einzustudieren. Sonjas Mutter hatte für die Show einen älteren Jungen, geschätzt über achtzehn, gebeten sie zu unterstützen. Sonja im klassischen Tanz zu heben. Der Chorus im Kontrast im Jazztanz, sie zu umspielen.
Es klappte nicht zwischen den beiden. Er hatte die Aufgabe, sie zu führen. Sie, sich ihm hinzugeben, nicht Sonjas Naturell. Im Gezänk schmiss er hin. Sonjas Tanzfreundinnen redeten auf ihn ein. Es gäbe eine weitere klassische Tänzerin in ihre Formation. Sonja in die zweite Reihe versetzt, kochte vor Wut, nörgelte an jeder Hebung herum. Toni dagegen genoss es im Spagat über das Parkett zu schweben, ersehnte den Tag des Auftrittes.

Die Arme über dem Kopf drehte er sich auf den Zehenspitzen, bis sein Tanz am Fenster endete. Er nahm das Buch und drückte es an den Leib.
Die Augen geschlossen, grub er in den Erinnerungen. Ein Pferdeschwanz hatte seinen Auftritt verhindert. Ein dummer nicht geflochtener Zopf ihm die Zeit gestohlen. Die Haare gekürzt spurtete er zum Festsaal. Er traf nur auf Sonjas Mutter, die ihn kopfschüttelnd in den Arm nahm. Den Kopf gesenkt drückte er ihr, eine Träne kullerte ihm über die Wange, seiner Sporttasche entgegen. Seit diesem Tag hatte er nie wieder den Ort der Träume betreten, kein persönliches Wort mit Sonja gewechselt.
Er wandte seinen Blick zum Nachtisch. Dabei hatte sie ihm verziehen, und er hatte es nicht bemerkt. Es war ein Bild des Abschiedes. Auch wenn er nach einem Jahr heimkehre, wäre sie verschwunden. Denn sie teilten ihr Schicksal, nur dass sie nicht wiederkam.

Er schritt zu Tanjas alten Truhe, für die lediglich er einen Schlüssel besaß. Schlug das Buch auf, blätterte, bis er die entscheidende Szene fand.
Er bandagierte seine Zehen, stülpte die Tanzschuhe über seine Füße, schlang die Bändchen um die Fersen und band eine Schleife. Die rechte Hand auf der Brust richtete er sich auf. Den Kopf gesenkt, die Knie bebend, atmete er mehrmals tief ein. Die Lippen verdeckt, schlich er zur Tür, drückte mit zitternden Fingern die Klinke hinab.

Wie bei einem Tribunal saßen drei ergraute Herren in ihren Sesseln. Die Arme verschränkt, die Beine überschlagen, wendeten sie ihre mumienhaften Gesichter der Tänzerin zu, die den Salon betrat. Nur eine Dame in wallenden cremefarbenen Kleid zwinkerte ihr zu. Stach ab von den temperamentlosen Herren in ihren steingrauen Anzügen.
Ein Bursche, kaum älter als er, drehte an der Kurbel des Grammophons, brachte die Scheibe zum Rotieren. Auf einen Wink des Gentlemans in der Mitte senkte er die Schalldose hinab.
Paul stellte sich in Grundposition Cinquième auf.

Scene Finale aus Schwanensee schwebte durch den Raum, ergriff die Ballerina, ließ sie kreisen, beugen, springen. Sie verschmolz mit der Musik, vereinte ihre Muskeln mit den Tönen, bis sie, den letzten Takten nahe, in Spagat ging, ihren Oberkörper krümmte, ihre Zehen berührte, ihren Kopf zwischen den Oberarmen begrub. Stille.
Sein Tanz hatte auf die alten Männer die Wirkung eines Jungbrunnens gehabt. Sie sprangen auf, applaudierten, huldigten ihm. Catherine verharrte, sah in an. Erst als die Herren den Salon verlassen hatten, klatsche sie mit ihren zarten Fingern. Sie reichte ihm die Hand und nahm ihn mütterlich in die Arme.

„Möchtest du nicht langsam frühstücken?“, schnarrte es in sein Ohr.
Er wandte ihr sein Gesicht zu, eine Träne rann über seine gerötete Wange. Kein Wort der Entrüstung verließ ihren Mund, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Das Haupt gesenkt, schlich er Bärbel hinterher. Sie setzte sich auf ihren Platz, Toni auf seinen. Er überschlug seine Beine.
Die Tante legte ihre Hand auf sein Knie, strich über seine weiße Strumpfhose und hauchte: „Ich bin zwar nicht deine Mutter. Glaubst du wirklich, Sonjas Eltern erzählen nicht?“
Bärbel strich mit den Fingern über ihre schmalen Lippen, grummelte: „Dein Großvater war nicht der, für den du ihn hieltst“.
Toni sah sie mit weit geöffneten Augen an, unschlüssig darüber, was das Leben seines Opas damit zu schaffen hatte, wie er tanzte oder in einem Restaurant sich kleidete.
Ihr Mund bebte. „Er war nicht nur Kapitän auf großer Fahrt, sondern Schmuggler.“
Sein Herz ging ihm auf, waren die Geschichten von den Piraten nicht erlogen, hatte er sie wirklich erlebt? Was hätte er dafür gegeben noch einmal seinem Großvater gegenüberzusitzen, um ihm zuzuhören, ihm Fragen zu stellen.
Alles hätte er getan, sogar nackt im Restaurant Polka getanzt, wenn er diesen Tanz beherrscht hätte. Es blieb nur der Admiral, der fraglos einen Teil der Wahrheit kannte.
Den Ruf nach dem Kleid bereits in der Kehle verharrte er. So einfach wollte er es ihr nicht machen. Obzwar er nach dem Kleide schmachtete. Denn es war absolut ein Traum, welcher jedes Herz eines Mädchens in Entzücken versetzte. Der seidige altrosa Stoff fiel glatt, der mehrlagige Rock mit Spitze verziert und der Brustteil war leicht verstärkt, um der weiblichen Brust Halt zu geben. Dabei gab es bei ihm nichts zu halten. Sonst brillierte das Kleid durch seine Klare, seine Unschuld. Eine Rosenblüte, an der Stellen, an der sich die Brüste einer Frau trafen, jeweils drei kleiner, auf den, aus Spitze gefertigten, fingerbreiten Trägern.
Nein. Seine Zeit war weiterhin nicht reif, um zu begehren. Wenn er, dann gleichfalls sie, kam es ihm in den Sinn. Bärbel trug nie Röcke, geschweige Kleider. Warum war ihm bis dato egal, interessierte ihn nicht. Das änderte sich in dem Moment, an dem er ihr seine Forderung unterbreitet hatte.
Sie wiegelte ab, sträubte sich, wendete sich wie ein Aal, bis sie von ihrem Stuhl aufstand und ihre Hose über ihre Oberschenkel rutschte.
Er hatte es sich schlimmer vorgestellt. Nie hatte er Bärbels Beine oberhalb der Waden nackt gesehen. Keine hinabhängende Haut, wie bei seiner Großmutter. Keine weißen knielangen Unnerbüx, eher Style Tanja. Alles normal, bis auf die handbreite Narbe, welche sich auf ihrem rechten Oberschenkel erstreckte.
Bärbel zog ihre Hose über ihre Hüfte. „Auch diese Geschichte erzähl ich dir im Restaurant. Eins erzähle ich dir gleich. Aber erst einmal muss ich mal aufs Klo.“



Himmlich-teufliche Prüfung

„Ist es das?“
Toni zog ein in Folie eingeschlagenes blütenweißes Gewand aus Bärbels Kleiderschrank, hielt es an seinen Körper und strich es glatt.
„Ja!“
Er senkte den Blick. „Ich dachte immer, es wäre ein Karnevalskostüm.“
Sie schritt auf ihn zu, wuschelte ihm durch die Haare.
Die Mundwinkel emporgezogen, tippte sie an ihre Schläfe „Ich und Karneval?“
Toni legte das Gewand, den Habit über seinen rechten Arm, ging zu ihrem Bett und raunte: „Ich kann es nicht glauben“, während er sich setzte. „Du eine Nonne?“
Bärbel verschränkte die Arme und verdrehte ihre Augen. „Novizin.“
Er sackte in sich zusammen. „Dann warst du eben eine Novizin.“
„War? Ich bin es weiterhin.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Beurlaubt.“

Er konnte es nicht fassen, seine Tante, ein Pinguin. Klar war ihm, warum sie nie von ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Dabei wussten es sicherlich alle, nur er nicht. Ob Tanja? Alles Lügen! Sie war alt genug, um alles zu wissen.
Bärbel setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. „Es war zu deinem Besten.“
Er zog die Hand weg. „Warum?“
Die Frage hatte er bereits vor Minuten gestellt, rhetorisch. Sie hatte ihm ihre Liebe zu Karl gestanden und wie die Jungfrau ihr erschienen war. In der Nacht bevor, wie Bärbel es formulierte, die Kirche entweiht wurde. Welche musste sie nicht sagen. Er kannte die Geschichte. Franziska hatte sie ihm erzählt. Überwältigt von der guten Nachricht Marias, hatte sie den Entschluss gefasst, ins Kloster einzuziehen. Drei Prüfungen musste sie bestehen. Der Teufel sie heimsuchen. Es klang, wie aus einem Märchen, aus der Bibel. Jedenfalls war es nicht echt. Dass seine Tante manchmal verrückt, verschroben, war ihm bewusst, aber …
Welche Prüfungen sie absolviert hatte, blieb sie ihm schuldig. Das letzte Zeichen schilderte sie ihm.
Am Ende ihres Traumes verwandelte sich die Heilige Jungfrau. Ein Mann mit Mitra und Krummstab zog sie in ihren Bann. Karl?
Sie hatte ihre Examen bestanden. Er würde in den nächsten Monaten zum Bischof geweiht. War er eine Prüfung gewesen? Toni zupfte an seinem Ohrläppchen. Warum hatte sie Tanja adoptiert? Konnte sie dann überhaupt die Ehe mit dem Herrn eingehen? Oder war der Weg ein ganz andere? Nein! Sicherlich nicht der Weg, sondern die, welche auf jenen wandelten.
Toni schloss seine Augen, strich, über den Stoff des Habits, der, obgleich derb, sich anfühlte wie sein Kleid, samtig, seidig. Dieses altrosa Kleid, welches seine Schwester zur Firmung getragen hatte. Dem Sakrament, an dem den Gläubigen die Gabe der Kraft des Heiligen Geistes übertragen wird. Jenes Kleid, dass er heute zu seinem dreizehnten Geburtstag zum Geschenk bekommen, welches seine Tante ihm auf dem Laib geschneiderte hatte. Er strich ein weiteres Mal über den derben Stoff. Es war sein Habit.

Bärbel holte ihn aus seinen Gedanken. „Komm, geh dich duschen!“ Sie blinzelte ihm zu. „Dann schlüpfe hinein.“
Er tat, was sie ihm aufgetan. Nackt, aller weltlichen Hüllen entledigt, schritt er zurück in ihre Schlafzimmer. Sie erwartete ihn, das Unterkleid bereit. Den Kopf gesenkt, streifte er es sich über, worauf Bärbel ihm die Haare schnitt. Kurz. Sehr kurz. Ohne zu murren, ohne zu klagen, ließ er es geschehen. Allein die Tränen, welche aus seinen Augen quollen, während sein Haar zu Boden sank, zeigte ihm sein wahres Gefühl. Er verschloss seine Augen. Erst nachdem sie ihm dazu aufgefordert hatte, öffnete er diese, betrachte ihr Werk.
Er murmelte: „Ich gefalle mir, jedoch dies bin nicht ich, dies ist eine Fremde“.
Bärbel, wie sein Zwilling gekleidet, legte ihm ihre Hand. „Du bist es, dies ist dein wahres Ich. Maria.“
„Maria? Die Muttergottes?“
„Nein!“ Bärbel riss ihre Augen auf, reckte ihre Arme gen Himmel und flechte ihre Zähne. „Maria Magdalena. Die Sünderin. Die Hure. Wirf dich nieder, krieche und bereue.“
Toni wusste nicht, wie ihm geschah. War sie verrückt geworden?
„Nieder!“
Das mannshohe Kreuz, welches sie, als wäre es eine Feder über seinen Kopf schwang, zwang ihn nieder. Er warf sich zu Boden, presste seine Beine zusammen, streckte seine Arme ab, sodass er dem Kreuze gleiche wurde. Es förmlich aufsaugte, es inhalierte.
„Du hast den Herrn Jesus Christus abgewiesen. Dich erdreistet, Gottes Wille zu hinterfragen. Luder. Hure.“
Stille. Kälte. Eine Kälte empfing ihn, welche über seinen Bauch in seinen Körper kroch, sich in seinen Gliedern festsetzte, bis er steif, tot waren.
„Komm“, erklang eine Stimme. Sie war warm und weich. „Komm, schau mich an.“
Toni wagte es kaum, die Augen zu öffnen, aber da die Kälte aus seinen Gliedern wich, wagte er es.
„Onkel Karl?“
„Maria, Maria Magdalena, deine Sinne trügen. Steh auf.“
Toni sah sich um. Er befand sich in einer Kirche, einem Dom, jedoch dies fiel ihm sogleich auf, kein Kreuz hing über dem Altar, dafür leuchtete dieser. Heller. Immer heller glühte jener, schwenkte ihm Wärme. Es hüllte den Bischof in seine Aura, bis dieser verschwand. Zuerst sah er einzig Füße, die auf ihn zukamen. Aus dem Schein hinaustraten, dann ein Gewand, ein Kopf, ein Mensch.
Die Gestalt mit kurzen, krausen dunkeln Haar streckte ihm seine Arme entgegen.
„Erkennst du mich jetzt?“
Toni vermochte weder zu sprechen, gar noch zu verstehen.
Der Mann legte sein Gewand ab. Nackt kam er weiter auf ihn zu. Toni erstarrte, war zu keiner Regung fähig. Er schwebte zwischen Flucht sowie Hingabe, oder eher Aufgabe.
„Magdalena, komm!“
Seine Glieder, seine Hände gehorchten ihm nicht. Sie taten, was sie taten. Sie zogen ihm sein Gewand über den Körper, entblößten ihn. Da erkannte er.
Er sah, hörte, roch und fühlte. Jedoch war es nicht sein Körper. Es war der Körper einer Frau. Er erfasste es sogleich, denn ihre Brust war derart gewölbt, dass er gerade die Spitzen seiner, ihrer Zehen zu erblicken vermochte. Sie setzte sich nieder. Der Untergrund fühlte sich weich an, strahlte im unschuldigen Weiß. Sie spreizte ihre Beine, worauf der Mann sich zwischen ihre Schenkel kniete, sich auf ihren Leib senkte, bis ein Schmerz ausgehend von ihrer Körpermitte jede einzelne Zelle erfasste.
Das Lächeln des Mannes beruhigte ihren Schmerz. Das Heben und Senken seines Beckens frohlockte sie, animierte sie ihre Schenkel, um seinen Laib zu schmiegen. Ein Gefühl des Glückes, der Vergnügens, der Freiheit empfing Toni, welches er erhoffte, erwünschte, dass es nie vergehe, bis ein Schrei aus der Kehle der Frau sich löste und Kälte ihn erfasste.


Toni riss seine Augen auf, sah sich um. Er lag in Unterwäsche auf Bärbels Bett und umklammerte das altrosa Kleid. Mit zitternden Fingern wischte er sich seinen Schweiß von der Stirn. Er musste eingeschlafen sein. Was für ein Alptraum hatte ihn übermächtig? Das Kleid weiterhin an seinen Körper gepresst, stand er auf. Ein Schnarchen, welches jedem Seebären gut zu Gesicht stand, zeigte ihm auf, wo sich Bärbel befand. Er ging ins Wohnzimmer und entdeckte die Quelle auf dem Sofa.
„Tante“, rief er.
Sie schlug ihre Augen auf.
„Was weckst du mich?“
„Du schnarchst.“
Sie reckte, streckte sich und gähnte. „Muss wohl eingeschlafen sein“, gab sie zu verstehen und wandte Toni ihr Gesicht zu.
„Ich sehe, du bist wach. Zumindest hast du dich gewaschen und ich sehe, du hast dich entschieden.“
„Entschieden?“
„Das Kleid“ Sie gähnte erneute. „Du machst das schon richtig. Du findest deinen Weg.“
„Aber ich habe nicht geschlafen.“
„Wer müde ist, soll schlafen. Wir haben heut frei. Leugnen zwecklos. Nachdem ich das Frühstücksgeschirr abgeräumt habe, bin ich in mein Zimmer, da hast du bereits geratzt.“



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ahorn

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54. Dreizehn

Toni reckte, streckte sich, warf die Füße aus der Koje und steckte sie ihn seine Pantoffeln. Die Augen halb geschlossen trottete er in die Küche. Bärbel saß am Küchentisch.
Eine Kerze flackerte vor ihren Oberkörper. »Alles Gute zum Geburtstag!«, rief sie, stand auf, schritt auf ihn zu und umarmte ihn. »Ich wünsche dir, dass sich all deine Wünsche erfüllen.«
Er pustete die Flamme aus, wandte sich den Geschenken zu. Eine Kiste in der Größe eines Schuhkartons und ein Päckchen in der Fläche eines DIN A4 Blattes, hoch wie ein Griffelkasten, lagen in marineblauen Papier eingeschlagen auf dem Tisch.
Er packte die Schachtel, befreite sie von ihrer Hülle. »Wow. Ein neuer Seekompass«, gab er freudestrahlend von sich. »Der ist bestimmt von Tanja.«
Bärbel schüttelte den Kopf, während sie sich auf ihren Stuhl setzte. »Ihr und eure.« Sie leckte sich die Lippen. »Nachher gibt es weitere Geschenke.«
Toni legte den Kompass beiseite, schnappte das Päckchen, riss es auf und erstarrte.
Er hielt ein altrosafarbenes Kleid in den Händen. »Was soll ich damit«, meckerte er.
Bärbels Augenbrauen trafen sich. »Anziehen! Kleidchen zieht man an.«
Er warf das Geschenk auf den Tisch. »Aber ich nicht!«
Sie kniff ein Auge zu. »Bei der Hochzeit hast du ...«
»Bei der Trauung, das war ein Spiel«, schrie er sie an.
Bärbel senkte ihren Kopf. »Ich dachte, wir gehen heute Abend essen!«
Er tippte an seine Schläfe. »Deswegen soll ich ein ...«, er rümpfte die Nase, »anziehen. Du bist krank.«
Sie hob ihren Arm. »Werd nicht frech! In deinen Schlabbersachen geh ich mit dir nicht aus!«
Toni kehrte ihr den Rücken zu. »Dann geh allein!«, schrie er und rannte in sein Schlafzimmer.

Was glaubte der Admiral? War er eine Schaufensterpuppe, die sie ausstaffieren konnte, zu ihrem Vergnügen bekleiden und vorführen? Weil er an ein Wochenende gespielt hatte.
Er rannte zu seinem Bett, warf sich bäuchlings darauf, malträtierte mit den Fäusten das Kopfkissen. Ja! Wenn sie Tami gewesen wäre! Sie ihn mit ihren Grübchen angelächelt. Ihr hätte er Unterumständen den Gefallen getan, wäre mit ihr ausgegangen, aber Tami war verschollen. Vom Erdboden verschluckt aus seinem Leben verschwunden, wie eine Sternschnuppe hatte sie ihm geleuchtet, Freude bereitet, einen Wunsch erfüllt bevor die Atmosphäre, das weite nichts, sie endgültig vernichtete.
Eine Vier hatte sie in Mathe errungen, wollten sich treffen mit den Fahrrädern eine Tour unternehmen. Er hatte extra das alte Damenfahrrad der Tante repariert und war zu ihrem Treffpunkt im Park aufgebrochen. Blieb allein. Sie hatte ihm nie gesagt, wo sie wohnt oder wie ihr Nachname lautete. Er fuhr allein, den ganzen Nachmittag allein, bis er kurz vom Eintreffen der Tante das rettende Ufer der Wohnung erklomm.

Tami hatte ihn ausgenutzt, sein Wissen gekapert, mit vollen Segeln und hämischen Grinsen das Weite gesucht. Diese Art Freunde brauchte er nicht. Dabei hatte er eine Freundin.
Seitdem er Denken konnte, war sie da. Sie wohnte mit ihren Eltern in der Nachbarwohnung. Jede freie Minute verbrachte er mit ihr; bis sie wegzog. Für ihn weit weg auf die andere Seite der Weser. Er sah sie nur noch Donnerstag, dann holte ihn ihrer Mutter ab. Später auch am Dienstag, wenn sie gemeinsam Sport trieben. Sonja! Seine beste Freundin Sonja. Der einzige Mensch neben der Großmutter, der ihn wirklich verstand.
Er hüpfte vom Bett, rannte zu seinem Ranzen. Vergessen hatte er ihn. Den Brief, den sie ihn gestern zugesteckt hatte. Er ries ihn auf, zog ein Foto heraus. Die Lippen zu einem Schmunzeln verzogen, strich er über das Bild. Sie und er im Ballettsaal ihrer Mutter – ein Saal war es.

Im ersten Obergeschoss ihrer Villa, ihres Palastes hatte ihr Vater für ihre Mutter diese Halle errichtet. Mit allen Drum und dran: Ballettstange, Spiegelwand und glänzenden Parkett, sogar ein Flügel ruhte rechts an der Fensterfront. Der Raum eine Hommage an sie, an ihr Talent, das sie für Ehemann und Kind geopfert hatte. Die Wandposter an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand erinnerten an diese ruhmreiche Zeit. Lebensgroß tanzte sie die Odette in der Metropolitan. Sie wurde schwanger. Ihr Schwiegervater verstarb und ihr Gatte übernahm die Führer der elterlichen Kaffeerösterei.

Ihre beider Händen, Sonjas Linke, seine Rechte verschmolzen zu einem Herz. Er wandte den Abzug. »For ever«, las er. Dabei hatte er sie hängengelassen, sie enttäuscht.
Er dachte an ihren fünfzehnten Geburtstag, der Tag an dem das Foto entstanden war. Geübt hatten sie, bevor ihre vier Freundinnen kamen – alle in ihrem Alter. Ob sie zu früh oder er und Sonja die Zeit vertrödelt, entbehrte sich seinen Gedanken. Plötzlich standen sie im Ballettraum, kicherten. Und sie! Sie stellte ihn als ihre petite prima Ballerina vor. Dabei war es ihr Geheimnis. Nicht sein Tanz, im Gegenteil, sie wollte ihren Freundinnen sein Talent vorstellen, um gemeinsam mit ihnen, ein Tanzstück für eine Weihnachtsaufführung in der Rösterei ihres Vaters einzustudieren. Seine Kleidung war ihr Geheimnis.
Sonja entschuldigte sich bei ihm. Die Mädchen hatten zwischenzeitlich ihre Sportsachen über gezogen und sie begannen das Training. Er in Ballettröckchen und Spitzentanzschuhen in ihrer Line eingereiht und Sonja majestätisch als Frontgirl.

Toni schritt zu seinem Nachtschrank, zog die Schublade auf, und holte den Bilderrahmen mit dem Foto von den Eltern hervor. Er klappte ihn auf, zerrte das Bild heraus. Die Mundwinkel gesenkt zerriss er, die Zähne gefletscht, das Anglist der Personen. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte er Sonjas Abbild ein, stellte den Rahmen auf den Nachttisch ab.
Er hüpfte zu seinem CD-Spieler, legte seine Lieblingsscheibe hinein und startete. Die ersten Töne von Tschaikowski Werk schwebten durch den Raum.

Er hatte es vergeigt, schwammen ihm die Gedanken, im Takt der Musik in den Ballettsaal. Hart trainiert hatten sie. Zweimal in der Woche trafen sie sich, um ihre Coregrafie einzustudieren. Sonjas Mutter hatte für die Show einen älteren Jungen, geschätzt über achtzehn, gebeten sie zu unterstützen. Sonja im klassischen Tanz zu heben, der Chorus im Kontrast im Jazztanz, sie zu umspielen. Es klappte nicht zwischen den beiden. Er die Aufgabe, sie zu führen, sie sich ihm hinzugeben, nicht Sonjas Naturell. Im Gezänk schmiss er hin. Sonjas Tanzfreundinnen redeten auf ihn ein, es gäbe eine weitere klassische Tänzerin in ihre Formation. Sonja in die zweite Reihe versetzt, kochte vor Wut, nörgelte an jeder Hebung herum. Toni dagegen genoss es im Spagat über das Parkett zu schweben, ersehnte den Tag des Auftrittes.

Die Arme über dem Kopf geschlossen, drehte er sich auf den Zehenspitzen, bis sein Tanz am Fenster endete. Er nahm das Buch und drückte es an den Leib.

Die Augen geschlossen grub er in den Erinnerungen. Ein Pferdeschwanz hatte seinen Auftritt verhindert. Ein dummer nicht geflochtener Zopf ihm die Zeit gestohlen. Die Haare gekürzt spurtete er zum Festsaal. Er traf nur Sonjas Mutter, die ihn kopfschüttelnd in den Arm nahm. Den Kopf gesenkt drückte er ihr, eine Träne kullerte ihm über die Wange, seine Sporttasche entgegen. Seit dem Tag hatte er nie wieder den Ort der Träume betreten, kein persönliches Wort mit Sonja gewechselt.
Er wandte den Blick zum Nachttisch. Dabei hatte sie ihm verziehen und er hatte es nicht bemerkt. Es war ein Bild des Abschiedes. Auch wenn er nach einem Jahr heimkehrte, wäre sie verschwunden. Denn sie teilten ihr Schicksal, nur dass sie nicht wiederkam.

Er schritt zu Tanjas alten Truhe, für die lediglich er einen Schlüssel besaß. Schlug das Buch auf, blätterte, bis er die entscheidende Szene fand.

Er bandagierte seine Zehen, stülpte die Tanzschuhe über die Füße, schlang die Bändchen um die Fersen und band eine Schleife. Die rechte Hand auf der Brust richtete er sich auf. Den Kopf gesenkt, die Knie bebend, atmete er mehrmals tief ein. Die Lippen verdeckt, schlich er zur Tür, drückte mit zitternden Fingern die Klinke herab.

Wie bei einem Tribunal saßen drei ergraute Herren in ihren Sesseln. Die Arme verschränkt, die Beine überschlagen, wendeten sie ihre mumienhaften Gesichter der Tänzerin zu, die den Salon betrat. Nur eine Dame in wallenden cremfarbenden Kleid zwinkerte ihr zu. Stach ab von den temperamentlosen Herren in ihren steingrauen Anzügen.

Ein Bursche kaum älter als er, drehte an der Kurbel des Grammophons, brachte die Scheibe zum Rotieren. Auf einen Wink des Gentlemans in der Mitte senkte er die Schalldose herab.
Paul stellte sich in Grundposition Cinquième auf.


Scene Finale aus Schwanensee schwebte durch den Raum, ergriff die Ballerina, ließ sie kreisen, beugen, springen. Sie verschmolz mit der Musik, vereinte ihre Muskeln mit den Tönen, bis sie, den letzten Takten nahe, in Spagat ging, ihren Oberkörper krümmte, ihre Zehen berührte, ihren Kopf zwischen den Oberarmen begrub. Stille.

Sein Tanz hatte auf die alten Männer die Wirkung eines Jungbrunnens gehabt. Sie sprangen auf, applaudierten, huldigten ihm. Catherine verharrte, sah in an. Erst als die Herren den Salon verlassen hatten, klatsche sie mit ihren zarten Fingern. Sie reichte ihm die Hand und nahm ihn mütterlich in die Arme.

»Möchtest du nicht langsam Frühstücken?«, schnarrte es in sein Ohr.
Er wandte ihr das Gesicht zu, eine Träne rann über seine gerötete Wange. Kein Wort der Entrüstung verließ ihren Mund, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Das Haupt gesenkt, die Hände gefaltet am Rock, schlich er Bärbel hinterher. Sie setzte sich auf ihren Platz, er auf seinen. Toni überschlug die Beine und zupfte am Chiffon.

Die Tante legte ihre rechte Hand auf sein Knie, strich über die blütenweiße Strumpfhose. »Ich bin zwar nicht deine Mutter«, hauchte sie. »Glaubst du wirklich, Sonjas Eltern erzählen nicht?«

Bärbel strich mit den Fingern über ihre schmalen Lippen. »Dein Großvater war nicht der, für den du ihn hieltst«, murmelte sie.
Toni sah sie mit weit geöffneten Augen an, unschlüssig darüber was das Leben seines Opas damit zu schaffen hatte, wie er tanzte oder in einem Restaurant sich kleidete.
Ihr Mund bebte. »Er war nicht nur Kapitän auf großer Fahrt, sondern auch Schmuggler!«
Sein Herz ging ihm auf, waren die Geschichten von den Piraten nicht erlogen, hatte er sie wirklich erlebt. Was hätte er dafür gegeben noch einmal seinem Großvater gegenüber zu sitzen, um ihm zuzuhören, ihm Fragen zu stellen.
Alles hätte er getan, sogar nackt im Restaurant Polka getanzt, wenn er diesen Tanz beherrscht hätte. Es blieb nur der Admiral, der jedenfalls ein Teil der Wahrheit kannte. Der Ruf nach dem Kleid bereits in der Kehle verharrte er. So einfach wollte er es der Tante nicht machen. Wenn er, dann auch sie kam es ihm in den Sinn. Bärbel trug nie Röcke, geschweige Kleider. Warum war ihm bis dato egal, interessierte ihn nicht. Das änderte sich in diesem Moment.

Sie wiegelte ab, sträubte sich, wendete sich wie ein Aal, bis sie von ihrem Stuhl aufstand und ihre Hose über ihre Oberschenkel rutschte. Er hatte es sich schlimmer vorgestellt. Nie hatte er Bärbels Beine oberhalb der Waden nackt gesehen. Keine herabhängende Haut, wie bei seiner Großmutter. Keine weißen knielangen Unnerbüx, eher Style Tanja. Alles normal, bis auf die handbreite Narbe, welche sich auf ihrem rechten Oberschenkel erstreckte.

Bärbel zog ihre Hose über ihre Hüfte. »Auch diese Geschichte erzähl ich dir im Restaurant!«

weiter zum nächsten Teil 55. Komplott
 



 
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