Flucht über die Nordsee 94. Freund oder Feind

ahorn

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Der vor-vorletzte Teil erscheint erst am 17..
Bin dann mal im Herbsturlaub, recherchiere an der Ostsee ;).

Gruß an Alle
ahorn
 

ahorn

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94. Freund oder Feind

»Los! Komm aus deinem Loch!«
Mit der Revolvermündung an seiner Schläfe stieg Joos die letzten Stufen der Leiter hinauf, putze sich demonstrativ den Dreck von der Hose. »Hab ich es doch gewusst!«
Sein Gegenüber grinste ihn an.
Joos flechte mit den Zähnen. »Unkraut wie dich kann man nicht vernichten!«
Er grinste weiterhin.
»Hast dich gut versteckt, obwohl du mir behilflich warst.«
Er schnalzte.
»Egal! Jetzt hab ich dich überführt!« Joos starrte ihm ins Gesicht. »Anton!« Er drückte seinen Zeigefinger an den Lauf und schob die Waffe von sich weg. »Du willst mich bestimmt nicht erschießen, immerhin habe ich dein Leben gerettet.«

Wie überheblich war er, arrogant und eingebildet von sich. Nur, weil er nie gelernt hatte für sich selbst zu sorgen, mit dem berühmten goldenen Löffel aufgewachsen war, meinte er, über andere zu richten. Dabei waren seine Stunden gezählt. Die Todesuhr tickte längst, als er hinter ihr stand, wie ein Gong zum Start den Spaten sausen ließ.
Da schritt er den Zeigefinger wie Cicero beim Plädoyer erhoben vor ihm auf und ab, missachtete die auf ihn gerichtete Waffe und versuchte ihm klarzumachen, dass Gertrud nicht Alfons Schwester, sondern Geliebte war.
Es hatte für ihn den Anschein, als spiele er auf Zeit. Auf wen wartete er. Wouters saß gewiss bei einer Tasse Tee und Buttergebäck auf dem Sofa und hielt seiner Gattin die Hand.
Er steigerte sich, der Philosoph verwandelte sich zu Sherlock Holmes. Mit spitzer Zunge, allerdings ohne Pfeife, versuchte er ihm plausible zu erklären, dass Stephen Klaras Cousin und beide ein Kind gezeugt hatten, welches bei Bärbel als deren Neffe lebte.
Joos mutierte zu Colombo. Den Rumpf gebeugt, die Hände auf dem Rücken zum Gebet gefaltet, stach er zu.

Anton ertrug sein Geschwafel nicht mehr. »Hör auf, wie ein geiler Hahn herumzustolzieren, und halt die Klappe! Stephen ist seit über dreißig Jahren Tod.«
Joos verharrte, blickte auf den Lauf des Revolvers.
Er ließ die Waffe, den Zeigefinger weiterhin am Abzug, sinken. »Jetzt erzähl ich dir eine Geschichte. Die Wahrheit! Das eine oder andere deckt sich mit deinem Gelaber den Rest,« er leckte über seine Lippe, »kennst du bestimmt ebenfalls.«

Es war eine komische Situation für ihn. Das erste Mal würde er einem Menschen alles erzählen und das Beste daran, Anton schielte auf die Waffe, er wäre nie in der Lage es weiterzuerzählen.
»Wie dir bekannt, war ich Polizeischüler und ja ich habe einen Linken krankenhausreif geschlagen. Mit dem Unterschied, dass sie mich nicht entließen, nur in ein anderes Bundesland versetzten und ich kein Kriminaler mehr wurde. Zum Streifendienst hatten sie mich degradiert. Na ja einen kleinen Sonderauftrag haben sie mir aufgedrückt. Ich sollte Alfons abfischen.«

»Wie?«
»Schnauze habe ich gesagt!« Er hob die Waffe. »Nehme endlich deine dämliche Sonnenbrille ab! Ich will dir ins Auge sehen.«
Joss hielt abwehrend die Hände vor seinem Laib, nahm die Brille ab und steckte sie in die Hemdtasche.
»Damals wusste man nicht viel über die Reichsbürger, wie sie sich heute nennen. Waren halt nur Verrückte. Ich kam dann hinter sein Geheimnis. Waffenhändler war er. Ich also hin und habe meine Erkenntnis gemeldet. Und sie! Sie lachten mich aus. Was Neues wollten sie wissen. Wer die Hintermänner waren. Viel konnte ich nicht beitragen. Ich schloss meine Ausbildung ab. Sie gaben mir einen neuen Befehl. Eine junge Frau sollte ich beschützen. Personenschutz nennt man das Heute. Steiler Zahn, lange Beine, Wespentaille, geiler Arsch und«, er fasste sich mir der Linken an die Brust, »Titten zum Versinken.«

»Maria!«, stotterte Joos.
»Blitzmerker!«
Manchmal teilten sie sich ein Bett, berichtete Anton weiter, gingen auf Partys. Bei einer Studentenparty traute er seinen Augen nicht.

»Da stand Lisselotte vor mir, hatte mich gar nicht erkannt. Wie verändert sie war. Nur einen Mini, der kaum ihre Muschi verbarg, waffenscheinpflichtigen Schuhe und nur einen BH, mit dessen Inhalt sie die Männer anmachte, trug sie.«
Sie verschwand kurzzeitig mit Maria aus der Küche, fuhr er fort, kam zurück, zog mich ins Schlafzimmer. Sie erklärte ihm, dass sie gegen Alfons ausgesagt und wie Maria eine neue Identität bekommen hatte.

»Bärbel Tütken nannte sie sich – mir war damals nicht bekannt das Maria als Sophia Tütken geboren. Wir fickten dann.« Anton grinste. »Wir sind ja nicht verwandt«, zischte er und sah zu Boden. »Früher kam sie nie aus dem Beichtstuhl raus.«

Am selben Abend lernte er ihren Freund kennen, gab er zu verstehen.
»Doc!« Er lachte. »Wir sind im Anschluss zu ihm. War eine heiße Nacht.«
»Mit Maria?«, warf Joos ein.
»Klar! Zu viert macht es am meisten Spaß.«

Die Jahre vergingen, skizzierte er Joos. Maria beichtete ihm, dass sie einen anderen kennengelernt hatte. Er war verheiratet, jedoch dieser Umstand war ihr egal. Anton sagte ihr die Wahrheit. Aus Wut oder falsch verstandener Liebe, er hatte keine Ahnung mehr. Sie wusste zwar, dass er Alfons Ziehsohn, aber nicht, dass Alfons unbestraft davongekommen war. Es durste ihr nach Rache. Sie hatte weiterhin Beweise, die sie niemanden präsentiert hatte. Er fuhr sie zu ihm. Alfons wollte sie im Gasthof treffen.
»Aufgebracht war sie danach. Nicht mehr wiederzuerkennen. Doc kam dann auf die Idee mit dem Friedenscamp. Er hatte Kontakte.«
Zum Abschluss hatten sie sich vorgenommen, die Bombe platzen zu lassen, gab Anton zu verstehen. Alfons bloßzustellen ihre Absicht.

Er zielte auf Joos. »Dann kamst du dazwischen. Musste du, unbedingt Maria in der Kirche vögeln!«, erboste er sich.
»Nichts ist passiert. War nur ein Spaß«, zürnte Joos.
»Schnauze!«
Maria, Bärbel und Doc sind anschließend nach Indien, gab Anton zum Besten. Franziska ist mit ihnen mitgefahren. Alfons schäumte. Sie war noch nicht volljährig. Gertrud rief ihn dann an. Franziska hätte sich bei ihr gemeldet. Sie war schwanger. Alfons gab ihm den Auftrag, sie zurückzuholen und zu ehelichen – der Ehre wegen. Denn der Kindsvater war längst verheiratet. Er war bereits am Koffer packen, da rief Maria ihn an. Auch sie war in Umständen und hatte ihren Exfreund auf Sri Lanka getroffen, dieser der Meinung, dass er der Vater ihres Ungeborenen.

»Du hast sie genervt. Sie wollte weg von dir!«
Joos schüttelte den Kopf. »Sie hat mich geliebt!«
»Träum süß!«
Er spürte Franziska in Südindien auf, beschrieb Anton, Doc und Bärbel waren bei ihr. Die beiden planten, weiter nach Malaysia zu reisen. Doc hatte ein Angebot von einer Klinik erhalten und sie wollte ihn heiraten.
Anton schmunzelte. »Begeistert sah er nicht aus. Ich bin dann mit Franziska nach Sri Lanka, habe mich heimlich mit Maria getroffen. Unter Tränen gestand sie mir, dass sie bar ohne Geld.« Er spuckte auf den Boden. »Von Bärbel hatte ich erfahren, dass dein Vater immer schon nach einem Hausmeisterehepaar Ausschau hielt. Ärger hatte ich längst genug. Was glaubst du, was meine Vorgesetzten mir flöteten. Zugegebenermaßen wurde ich dafür bezahlt auf Maria aufzupassen. Das tat ich dann ja wieder.«

Es gab nur ein Problem, sinnierte Anton. Seine Vorgesetzten verlangt das Maria in Deutschland wohnte. Es musste ein grenznaher Ort sein, damit er zumindest bei Gefahr im Verzug, rasch bei ihr war. Maria kam dann auf die Idee. Sie kannte eine Krankenschwester aus der alten Klinik von Doc, die in der Nähe von Aachen wohnte. Dort gab es ein gutes Kinderheim, denn sie wollte das Kind nicht.
»Olga!«
»Bingo! Wie sie sich immer über dich lustig gemacht hat. Du warst echt der Ansicht Olgas Tochter, wäre dein Sprössling. Vollidiot! Hast nicht einmal mitbekommen, dass ich mit Maria ein Verhältnis hatte. Bin halt ein Mann. Franziska habe ich nie berührt.« Er lachte. »Die hatte ja ihren Spaß mit Valentin und er wusste nicht das Stephen sein Sohn, dachte, ich wäre der Vater. Nebenbei hatte Doc mir anvertraut, wo sie es gezeugt hatten, nachdem er es ihr besorgt hatte. Falsch sie ihn verführt hatte. Er konnte keine Kinder kriegen.« Er kratzte sich an der Wange. »Kinderkrankheit!«

Stephen verstarb, ein Geburtsfehler. Es war sein Einfall gewesen, gab Anton zu. Regelmäßig besuchte er Marias Tochter im Heim, wie niedlich sie war. Ob es sein Spross oder von einem anderen war ihm egal. Es musste daraus. Aber wie? Es hatte keine Identität. Existierte offiziell nicht. Er bekniete Franziska. Es waren Kleinkinder. Wer schaute nach, ob Junge oder Mädchen. Pflichtuntersuchungen beim Kinderarzt gab es nicht. Er versprach ihr ihrem Sohn ein würdiges Begräbnis zu geben. Nur wo? Maria hatte einen passenden Ort, an dem sie als Kind glücklich gewesen war. Ein Frack eines Fischerbootes mit hohen Mast am Nordseestrand gleich hinterm Deich schwärmte sie. Sie fuhren mit dem toten Jungen dorthin und begruben ihn unter den Planken des Rumpfes direkt am Mast.

»Sie wollte spazieren gehen. Ich ließ sie, folgte ihr aber unauffällig.«
Sie ging in ein weiß getünchtes Holzhaus unweit des Deiches, referierte Anton. Lange verweilte sie nicht. Mit einem vollbärtigen Herren verließ sie das Haus. Der Mann schrie sie an, dass sie an allen Schuld und er nicht ihr Vater.
»Nahne!«
»Ich sagte doch, du weißt alles!«, zischte Anton. »Nur eins gegebenenfalls nicht! Seitdem habe ich sie nie wiedergesehen. Weg war sie, verschwunden.«
Joos riss den Mund auf.
»Du wunderst dich. Deine Theorie kommt ins Wanken. Sei beruhigt. Gesehen habe ich sie nie wieder. Trotzdem ist mir bekannt, an welchem Ort sie sich aufhält. Ihr geht es prächtig. Hat einen Mann eine Tochter, lebt im Frieden.« Er fuchtelte mit dem Revolver. »Ach, dir wird es eh verwehrt sein, irgendjemanden davon zu verkünden. Meinen Halbbruder hat sie geheiratet und ihre Schwester wollte sogar mit ihr in eine Wohnung ziehen.«
»Bärbel?«

»Schnauze! Ein bisschen Zeit zum Denken hast du noch. Marias Tochter wurde älter. Musste in die Schule, aber wie als Junge.«
Er hatte sich dann Aaron anvertraut, informierte Anton Joos. Der hatte gleich eine Lösung. Im Internat fiel sie nicht auf.

»Trotzdem wollte ich herausbekommen, wer dieser Mann mit dem Vollbart war. Er war inhaftiert. Hatte an jenem Tag des Besuches Freigang.«
Nach der Entlassung freundeten sie sich an, trug Anton vor. Bei einem Besäufnis klärte er ihn auf, dass er eine Enkeltochter hatte. Seine Frau war hin und weg. Ob er, konnte er nicht sagen. Tanja war geboren. Sie verbrachte ihre Ferien bei den beiden. Anton passte auf.

War es Zufall oder Schicksal. Bei einem gemeinsamen Spaziergang am Deich traf er Doc. In seinem Arm eingehängt Olga und an der Hand Klara. Die Mädchen freundeten sich zu fort an. Bärbel und Doc hatten sich getrennt, obwohl sie weiterhin zusammenarbeiten. Er war für eine Stiftung tätig, dem PFC. Olga arbeitet für die gleiche Organisation in Deutschland als Krankenschwester.

Doc hatte eine Lösung für ihr größtes Problem, denn aus einem Girl wird eine Lady. Er verschrieb Pubertätsblocker, beschrieb, wie aus einem Jungen ein Mädchen wurde. Ein weiteres Übel entpuppte sich: Aaron und seine Frau. Der Zufall wollte es, dass das Kind Seraphina ähnelte. Die beiden Alten verguckten sich in sie. Nahmen es, so oft es ging in ihre Privatgemächer.
Anton krümmte seinen Finger. »Dabei warst du das Problem«, schrie er Joos an.

Den linken Zeigefinger an den Lippen schlagend verlautbarte er weiter. Das Kind musste in Sicherheit gebracht werden. Für die Ehe mit Franziska hatte er von Alfons ein kleines Vermögen erhalten. Er kaufte sich die Farm in Lesotho. Nur wie das Mädchen dorthin bekommen, als Stephen nicht möglich. Den Weg verschleiern effektiver. Franziska zog zurück zu ihrem Vater, meldete dort ihn an. Der Hof von Alfons besser gesichert als Fort Knox. Jetzt kam Gunnar ins Spiel. Er kannte ihn eher flüchtig. Trotzdem hasste er ihn und das hatte seinen Grund. Gunnar hatte in Erfahrung gebracht, dass ein Mädchenhändlerring arabische Kinder von Belgien nach Namibia verfrachten wollten. Warum dieser Umweg war Anton egal, dafür eine Lösung. Das Paket geschnürt, sogar mit Absegnung von ganz oben.
Anton schlug an seinen Schädel. »Dann kamen Fridolin, Klara und Josephine dazwischen, sowie du Vollidiot. Ich hätte es damals längst merken müssen. Na ja, du kamst zu deiner Freude«, donnerte er.
Joos zitterte. »Wie?«

»Schnauze! Zu dir komm ich später! Wie erfreulich, dass Wouters mitgespielt hat. War eine lange Verhandlung. Und wie das Schicksal es mit uns guthatte. Doc übernahm zusammen mit Bärbel eine Buschklinik in Südafrika.« Er grinste. »Von Olga hatte er sich mal wieder getrennt.«

Aus Marias Tochter wurde Tanja Sengbein mit allem Drum und dran, allen Papieren, triumphierte Anton.
»Kaum angekommen wechselte Doc erneut seine Frauen«, erboste sich Anton. »Ein wenig Chaos kam uns schon gelegen, denn wir hatten mitbekommen, dass die Entführung kein dummes Mädchenspiel gewesen war.«
»Sagte ich dir bereits«, triumphierte Joos.
»Schnauze!«

Aus Olga wurde Bärbel, aus Tanja Klara und umgekehrt, enthüllte Anton, dabei verdrehte er die Augen.
Er grinste. »Hatte dann was mit Bärbel«, er schwang sein Haupt, »wenn man in einem Haus wohnt, in einem Bett schläft. Hat aber nicht lange gehalten. Du darfst raten warum. Bin auch nur ein Mann. Genächtigt habe ich mit Bärbel, gevögelt mit Olga. War nicht ohne Folgen. Ich wollte das Kind nicht. Hatte irgendwie gelernt, Kinder sind eine Last. Bei der Geburt war ich schon dabei - ganz schön blutig – muss ich dir sagen. Ich bin dann zum Amt und habe das Kind angemeldet – Vater unbekannt; hatte ich mit ihr abgesprochen. Konnte damals nicht wissen, dass sie längst einen Neuen hatte. Wieder mal Arzt! Diesmal war es ein Perser. Ich komme also mit der Urkunde zurück und ich dachte, ich spinne. Erst sah ich Karl, dann den Pinguin. Lustig gemacht habe ich mich. Bärbel als Nonne verkleidet. War aber nicht amüsant. Erst bekam ich von Olga einen Einlauf, da Bärbel Tütken laut Geburtsurkunde Mutter ihrer Tochter, hinterher traf mich der Schlag. Es war nicht Bärbel in dem Kostüm, sondern Lisselotte.«

Da erfuhr er, dass ein Zwilling, bei der Geburt mit Sophia vertauscht.
Olga, ihre Tochter und ihr Lover gingen zurück nach Deutschland, fuhr er fort. Klara startete eine Lehre als Krankenschwester und er verweilte mehr in Durban als in Lesotho.

»Bin ja nur ein Mann, trieb mich in Bordellen herum und lernte Ommo kennen.«
Eine andere Sache war komplexer, berichtete Anton. Jannette wollte unbedingt ihr Abitur in Belgien machen.
»So ein widerlicher Kerl hatte ihr das eingeredet. So ein schmieriger Typ der Doc einen Krankenwagen besorgt hat.«
»Redest du von mir«, erboste sich Joos.
»Von wen den sonst!«

Total aufgelöst war Doc, als er mit Jannette zurückkehrte, grunzte Anton Joos an. Aufgeflogen waren sie. Sie mussten die Zelte abbrechen. Aber wie? Erneut war das Schicksal, ihnen holt. Kein anderer als Gunnar saß bei Ommo an der Bar. Er hatte noch immer Marias Papiere. Sie musste endlich sterben und Klara gleich mit. Denn sie hatten herausbekommen, dass sie hinter ihr her waren. Aber wie?
Täter sollten nicht übrigbleiben. Es war Ommos Idee. Er würde überall erzählen, dass Anton Klara auf den Strich schickte. Ihre Mutter ungehalten ihn erschoss. Somit konnte er ebenfalls untertauchen. Damit sie nicht überlebt, sollte sie von einer Kobra gebissen werden. Begräbnis Schluss. Blieb nur Klara übrig.

Zwei Tote ohne Leichen machbar, aber drei. Sie benötigten ein Double. Jannette konnten sie nicht nehmen, obwohl sie sich immer schon ähnelten. Eine arme Seele musste es sein, an dem sich niemand erinnerte. Eine Prostituierte! Auswahl hatten sie genügend. Aber keine passte. Nur der Pizzajunge, der jeden Tag das Mittagessen brachte, glich in seiner zarten Art Klara und Jannette, als wären sie Geschwister.
»Gut ein wenig mussten wir an seinem Gesicht verändern«, gab Anton zum Besten. »Er willigte sogar ein. Ein Motorrad verlangte er. Ahnte nicht, dass er nie mit dem Gefährt fahren würde.«

»Ihr Scheine!«, schnauzte ihn Joos.
»Wer ist ein Schwein?«
Es war gebongt, jubelte Anton Joos zu. Dann war Klara schwanger, die Zeit zu knapp. Die Woche der Flucht fiel genau mit dem Zeitpunkt der Geburt zusammen. Stundenlange Verhandlungen mit Titus retteten ihre Absicht. Für ein Jurastudium und jahrelange Zuwendungen schlug er ein. Aus Titus sollte Tita werden, mit dem Vorteil, dass sie ihn genialer im Krankenhaus erledigen konnten, Klara und Jannette in Sicherheit.
Kurze Zeit später erschien Titus bei ihm, wollte vom Vertrag zurücktreten, obwohl er das Motorrad bereits bekommen hatte. Er hätte sich verliebt.
»Ich blies dann die Sache ab, zwingen konnten wir ihn nicht!«
Kurze Zeit später kam Gunnar freudestrahlend zu ihm, packte Anton aus. Titus war zwar nicht begeistert, als er aus der Narkose erwacht war, aber rückgängig konnte er es nicht mehr machen.

Joos hielt sich die Ohren zu. »Ihr seid widerlich. Ich will das nicht hören.«
»Schweig! Zu dir komm ich noch! Es ist dann doch ein wenig schief gegangen. Tita wurde für den Mord an mir eingesperrt.«
»Wieso!«

Anton überlegte, ob er das Gespräch durch einen Zug am Abzug beenden sollte. Dieses ekelhafte Miststück, den er vor grauer Zeit einen Freund genannte hatte, für seine abscheulichen Taten zu richten. Der Zeiger stand nicht auf der verabredeten Position. Das Zeitmanagement einzuhalten wichtiger als sein Hass.

»Er war Klara du Hirni! Na ja, Gunnar hat es dann geschafft ihn als Stephen Dohnhöfer, aus dem Knast zu bekommen. Wie er mir sagte, war es gar nicht einfach, eine Mitinsassin dazu zu überzeugen, dass sie, nachdem er die Behörden aufgeklärt hatte, wer die inhaftierte Klara war, zu Tita wurde. Diplomatische Verwicklungen sind sein Spezialgebiet. Nur, dass er ihn nach der Entlassung verloren hatte, verzeih ich ihm nicht.«
Joos fasste sich in die Haare. »Wer kam auf die Idee mit dem Jurastudium?«

»Ommo!«
»Ayleen«, zischte Joos. »Sie hat nebenbei studiert, will heiraten und Ommos zukünftige ist Juristin.«
»Halt endlich den Mund! Jetzt bist du dran! Du widerliches Stück Scheiße«, schrie er und visierte Joos über Kimme und Korn an.



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94. Freund oder Feind

»Los! Komm aus deinem Loch!«
Mit der Revolvermündung an seiner Schläfe stieg Joos die letzten Stufen der Leiter hinauf, putze sich demonstrativ den Dreck von der Hose. »Hab ich es doch gewusst!«
Sein Gegenüber grinste ihn an.
Joos flechte mit den Zähnen. »Unkraut wie dich kann man nicht vernichten!«
Er grinste weiterhin.
»Hast dich gut versteckt, obwohl du mir behilflich warst.«
Er schnalzte.
»Egal! Jetzt hab ich dich überführt!« Joos starrte ihm ins Gesicht. »Anton!« Er drückte seinen Zeigefinger an den Lauf und schob die Waffe von sich weg. »Du willst mich bestimmt nicht erschießen, immerhin habe ich dein Leben gerettet.«

Wie überheblich war er, arrogant und eingebildet von sich. Nur, weil er nie gelernt hatte für sich selbst zu sorgen, mit dem berühmten goldenen Löffel aufgewachsen war, meinte er, über andere zu richten. Dabei waren seine Stunden gezählt. Die Todesuhr tickte längst, als er hinter ihr stand, wie ein Gong zum Start den Spaten sausen ließ.
Da schritt er den Zeigefinger wie Cicero beim Plädoyer erhoben vor ihm auf und ab, missachtete die auf ihn gerichtete Waffe und versuchte ihm klarzumachen, dass Gertrud nicht Alfons Schwester, sondern Geliebte war.
Es hatte für ihn den Anschein, als spiele er auf Zeit. Auf wen wartete er. Wouters saß gewiss bei einer Tasse Tee und Buttergebäck auf dem Sofa und hielt seiner Gattin die Hand.
Er steigerte sich, der Philosoph verwandelte sich zu Sherlock Holmes. Mit spitzer Zunge, allerdings ohne Pfeife, versuchte er ihm plausible zu erklären, dass Stephen Klaras Cousin und beide ein Kind gezeugt hatten, welches bei Bärbel als deren Neffe lebte.
Joos mutierte zu Colombo. Den Rumpf gebeugt, die Hände auf dem Rücken zum Gebet gefaltet, stach er zu.

Anton ertrug sein Geschwafel nicht mehr. »Hör auf, wie ein geiler Hahn herumzustolzieren, und halt die Klappe! Stephen ist seit über dreißig Jahren Tod.«
Joos verharrte, blickte auf den Lauf des Revolvers.
Er ließ die Waffe, den Zeigefinger weiterhin am Abzug, sinken. »Jetzt erzähl ich dir eine Geschichte. Die Wahrheit! Das eine oder andere deckt sich mit deinem Gelaber den Rest,« er leckte über seine Lippe, »kennst du bestimmt ebenfalls.«

Es war eine komische Situation für ihn. Das erste Mal würde er einem Menschen alles erzählen und das Beste daran, Anton schielte auf die Waffe, er wäre nie in der Lage es weiterzuerzählen.
»Wie dir bekannt, war ich Polizeischüler und ja ich habe einen Linken krankenhausreif geschlagen. Mit dem Unterschied, dass sie mich nicht entließen, nur in ein anderes Bundesland versetzten und ich kein Kriminaler mehr wurde. Zum Streifendienst hatten sie mich degradiert. Na ja einen kleinen Sonderauftrag haben sie mir aufgedrückt. Ich sollte Alfons abfischen.«

»Wie?«
»Schnauze habe ich gesagt!« Er hob die Waffe. »Nehme endlich deine dämliche Sonnenbrille ab! Ich will dir ins Auge sehen.«
Joss hielt abwehrend die Hände vor seinem Laib, nahm die Brille ab und steckte sie in die Hemdtasche.
»Damals wusste man nicht viel über die Reichsbürger, wie sie sich heute nennen. Waren halt nur Verrückte. Ich kam dann hinter sein Geheimnis. Waffenhändler war er. Ich also hin und habe meine Erkenntnis gemeldet. Und sie! Sie lachten mich aus. Was Neues wollten sie wissen. Wer die Hintermänner waren. Viel konnte ich nicht beitragen. Ich schloss meine Ausbildung ab. Sie gaben mir einen neuen Befehl. Eine junge Frau sollte ich beschützen. Personenschutz nennt man das Heute. Steiler Zahn, lange Beine, Wespentaille, geiler Arsch und«, er fasste sich mir der Linken an die Brust, »Titten zum Versinken.«

»Maria!«, stotterte Joos.
»Blitzmerker!«
Manchmal teilten sie sich ein Bett, berichtete Anton weiter, gingen auf Partys. Bei einer Studentenparty traute er seinen Augen nicht.

»Da stand Lisselotte vor mir, hatte mich gar nicht erkannt. Wie verändert sie war. Nur einen Mini, der kaum ihre Muschi verbarg, waffenscheinpflichtigen Schuhe und nur einen BH, mit dessen Inhalt sie die Männer anmachte, trug sie.«
Sie verschwand kurzzeitig mit Maria aus der Küche, fuhr er fort, kam zurück, zog mich ins Schlafzimmer. Sie erklärte ihm, dass sie gegen Alfons ausgesagt und wie Maria eine neue Identität bekommen hatte.

»Bärbel Tütken nannte sie sich – mir war damals nicht bekannt das Maria als Sophia Tütken geboren. Wir fickten dann.« Anton grinste. »Wir sind ja nicht verwandt«, zischte er und sah zu Boden. »Früher kam sie nie aus dem Beichtstuhl raus.«

Am selben Abend lernte er ihren Freund kennen, gab er zu verstehen.
»Doc!« Er lachte. »Wir sind im Anschluss zu ihm. War eine heiße Nacht.«
»Mit Maria?«, warf Joos ein.
»Klar! Zu viert macht es am meisten Spaß.«

Die Jahre vergingen, skizzierte er Joos. Maria beichtete ihm, dass sie einen anderen kennengelernt hatte. Er war verheiratet, jedoch dieser Umstand war ihr egal. Anton sagte ihr die Wahrheit. Aus Wut oder falsch verstandener Liebe, er hatte keine Ahnung mehr. Sie wusste zwar, dass er Alfons Ziehsohn, aber nicht, dass Alfons unbestraft davongekommen war. Es durste ihr nach Rache. Sie hatte weiterhin Beweise, die sie niemanden präsentiert hatte. Er fuhr sie zu ihm. Alfons wollte sie im Gasthof treffen.
»Aufgebracht war sie danach. Nicht mehr wiederzuerkennen. Doc kam dann auf die Idee mit dem Friedenscamp. Er hatte Kontakte.«
Zum Abschluss hatten sie sich vorgenommen, die Bombe platzen zu lassen, gab Anton zu verstehen. Alfons bloßzustellen ihre Absicht.

Er zielte auf Joos. »Dann kamst du dazwischen. Musste du, unbedingt Maria in der Kirche vögeln!«, erboste er sich.
»Nichts ist passiert. War nur ein Spaß«, zürnte Joos.
»Schnauze!«
Maria, Bärbel und Doc sind anschließend nach Indien, gab Anton zum Besten. Franziska ist mit ihnen mitgefahren. Alfons schäumte. Sie war noch nicht volljährig. Gertrud rief ihn dann an. Franziska hätte sich bei ihr gemeldet. Sie war schwanger. Alfons gab ihm den Auftrag, sie zurückzuholen und zu ehelichen – der Ehre wegen. Denn der Kindsvater war längst verheiratet. Er war bereits am Koffer packen, da rief Maria ihn an. Auch sie war in Umständen und hatte ihren Exfreund auf Sri Lanka getroffen, dieser der Meinung, dass er der Vater ihres Ungeborenen.

»Du hast sie genervt. Sie wollte weg von dir!«
Joos schüttelte den Kopf. »Sie hat mich geliebt!«
»Träum süß!«
Er spürte Franziska in Südindien auf, beschrieb Anton, Doc und Bärbel waren bei ihr. Die beiden planten, weiter nach Malaysia zu reisen. Doc hatte ein Angebot von einer Klinik erhalten und sie wollte ihn heiraten.
Anton schmunzelte. »Begeistert sah er nicht aus. Ich bin dann mit Franziska nach Sri Lanka, habe mich heimlich mit Maria getroffen. Unter Tränen gestand sie mir, dass sie bar ohne Geld.« Er spuckte auf den Boden. »Von Bärbel hatte ich erfahren, dass dein Vater immer schon nach einem Hausmeisterehepaar Ausschau hielt. Ärger hatte ich längst genug. Was glaubst du, was meine Vorgesetzten mir flöteten. Zugegebenermaßen wurde ich dafür bezahlt auf Maria aufzupassen. Das tat ich dann ja wieder.«

Es gab nur ein Problem, sinnierte Anton. Seine Vorgesetzten verlangt das Maria in Deutschland wohnte. Es musste ein grenznaher Ort sein, damit er zumindest bei Gefahr im Verzug, rasch bei ihr war. Maria kam dann auf die Idee. Sie kannte eine Krankenschwester aus der alten Klinik von Doc, die in der Nähe von Aachen wohnte. Dort gab es ein gutes Kinderheim, denn sie wollte das Kind nicht.
»Olga!«
»Bingo! Wie sie sich immer über dich lustig gemacht hat. Du warst echt der Ansicht Olgas Tochter, wäre dein Sprössling. Vollidiot! Hast nicht einmal mitbekommen, dass ich mit Maria ein Verhältnis hatte. Bin halt ein Mann. Franziska habe ich nie berührt.« Er lachte. »Die hatte ja ihren Spaß mit Valentin und er wusste nicht das Stephen sein Sohn, dachte, ich wäre der Vater. Nebenbei hatte Doc mir anvertraut, wo sie es gezeugt hatten, nachdem er es ihr besorgt hatte. Falsch sie ihn verführt hatte. Er konnte keine Kinder kriegen.« Er kratzte sich an der Wange. »Kinderkrankheit!«

Stephen verstarb, ein Geburtsfehler. Es war sein Einfall gewesen, gab Anton zu. Regelmäßig besuchte er Marias Tochter im Heim, wie niedlich sie war. Ob es sein Spross oder von einem anderen war ihm egal. Es musste daraus. Aber wie? Es hatte keine Identität. Existierte offiziell nicht. Er bekniete Franziska. Es waren Kleinkinder. Wer schaute nach, ob Junge oder Mädchen. Pflichtuntersuchungen beim Kinderarzt gab es nicht. Er versprach ihr ihrem Sohn ein würdiges Begräbnis zu geben. Nur wo? Maria hatte einen passenden Ort, an dem sie als Kind glücklich gewesen war. Ein Frack eines Fischerbootes mit hohen Mast am Nordseestrand gleich hinterm Deich schwärmte sie. Sie fuhren mit dem toten Jungen dorthin und begruben ihn unter den Planken des Rumpfes direkt am Mast.

»Sie wollte spazieren gehen. Ich ließ sie, folgte ihr aber unauffällig.«
Sie ging in ein weiß getünchtes Holzhaus unweit des Deiches, referierte Anton. Lange verweilte sie nicht. Mit einem vollbärtigen Herren verließ sie das Haus. Der Mann schrie sie an, dass sie an allen Schuld und er nicht ihr Vater.
»Nahne!«
»Ich sagte doch, du weißt alles!«, zischte Anton. »Nur eins gegebenenfalls nicht! Seitdem habe ich sie nie wiedergesehen. Weg war sie, verschwunden.«
Joos riss den Mund auf.
»Du wunderst dich. Deine Theorie kommt ins Wanken. Sei beruhigt. Gesehen habe ich sie nie wieder. Trotzdem ist mir bekannt, an welchem Ort sie sich aufhält. Ihr geht es prächtig. Hat einen Mann eine Tochter, lebt im Frieden.« Er fuchtelte mit dem Revolver. »Ach, dir wird es eh verwehrt sein, irgendjemanden davon zu verkünden. Meinen Halbbruder hat sie geheiratet und ihre Schwester wollte sogar mit ihr in eine Wohnung ziehen.«
»Bärbel?«

»Schnauze! Ein bisschen Zeit zum Denken hast du noch. Marias Tochter wurde älter. Musste in die Schule, aber wie als Junge.«
Er hatte sich dann Aaron anvertraut, informierte Anton Joos. Der hatte gleich eine Lösung. Im Internat fiel sie nicht auf.

»Trotzdem wollte ich herausbekommen, wer dieser Mann mit dem Vollbart war. Er war inhaftiert. Hatte an jenem Tag des Besuches Freigang.«
Nach der Entlassung freundeten sie sich an, trug Anton vor. Bei einem Besäufnis klärte er ihn auf, dass er eine Enkeltochter hatte. Seine Frau war hin und weg. Ob er, konnte er nicht sagen. Tanja war geboren. Sie verbrachte ihre Ferien bei den beiden. Anton passte auf.

War es Zufall oder Schicksal. Bei einem gemeinsamen Spaziergang am Deich traf er Doc. In seinem Arm eingehängt Olga und an der Hand Klara. Die Mädchen freundeten sich zu fort an. Bärbel und Doc hatten sich getrennt, obwohl sie weiterhin zusammenarbeiten. Er war für eine Stiftung tätig, dem PFC. Olga arbeitet für die gleiche Organisation in Deutschland als Krankenschwester.

Doc hatte eine Lösung für ihr größtes Problem, denn aus einem Girl wird eine Lady. Er verschrieb Pubertätsblocker, beschrieb, wie aus einem Jungen ein Mädchen wurde. Ein weiteres Übel entpuppte sich: Aaron und seine Frau. Der Zufall wollte es, dass das Kind Seraphina ähnelte. Die beiden Alten verguckten sich in sie. Nahmen es, so oft es ging in ihre Privatgemächer.
Anton krümmte seinen Finger. »Dabei warst du das Problem«, schrie er Joos an.

Den linken Zeigefinger an den Lippen schlagend verlautbarte er weiter. Das Kind musste in Sicherheit gebracht werden. Für die Ehe mit Franziska hatte er von Alfons ein kleines Vermögen erhalten. Er kaufte sich die Farm in Lesotho. Nur wie das Mädchen dorthin bekommen, als Stephen nicht möglich. Den Weg verschleiern effektiver. Franziska zog zurück zu ihrem Vater, meldete dort ihn an. Der Hof von Alfons besser gesichert als Fort Knox. Jetzt kam Gunnar ins Spiel. Er kannte ihn eher flüchtig. Trotzdem hasste er ihn und das hatte seinen Grund. Gunnar hatte in Erfahrung gebracht, dass ein Mädchenhändlerring arabische Kinder von Belgien nach Namibia verfrachten wollten. Warum dieser Umweg war Anton egal, dafür eine Lösung. Das Paket geschnürt, sogar mit Absegnung von ganz oben.
Anton schlug an seinen Schädel. »Dann kamen Fridolin, Klara und Josephine dazwischen, sowie du Vollidiot. Ich hätte es damals längst merken müssen. Na ja, du kamst zu deiner Freude«, donnerte er.
Joos zitterte. »Wie?«

»Schnauze! Zu dir komm ich später! Wie erfreulich, dass Wouters mitgespielt hat. War eine lange Verhandlung. Und wie das Schicksal es mit uns guthatte. Doc übernahm zusammen mit Bärbel eine Buschklinik in Südafrika.« Er grinste. »Von Olga hatte er sich mal wieder getrennt.«

Aus Marias Tochter wurde Tanja Sengbein mit allem Drum und dran, allen Papieren, triumphierte Anton.
»Kaum angekommen wechselte Doc erneut seine Frauen«, erboste sich Anton. »Ein wenig Chaos kam uns schon gelegen, denn wir hatten mitbekommen, dass die Entführung kein dummes Mädchenspiel gewesen war.«
»Sagte ich dir bereits«, triumphierte Joos.
»Schnauze!«

Aus Olga wurde Bärbel, aus Tanja Klara und umgekehrt, enthüllte Anton, dabei verdrehte er die Augen.
Er grinste. »Hatte dann was mit Bärbel«, er schwang sein Haupt, »wenn man in einem Haus wohnt, in einem Bett schläft. Hat aber nicht lange gehalten. Du darfst raten warum. Bin auch nur ein Mann. Genächtigt habe ich mit Bärbel, gevögelt mit Olga. War nicht ohne Folgen. Ich wollte das Kind nicht. Hatte irgendwie gelernt, Kinder sind eine Last. Bei der Geburt war ich schon dabei - ganz schön blutig – muss ich dir sagen. Ich bin dann zum Amt und habe das Kind angemeldet – Vater unbekannt; hatte ich mit ihr abgesprochen. Konnte damals nicht wissen, dass sie längst einen Neuen hatte. Wieder mal Arzt! Diesmal war es ein Perser. Ich komme also mit der Urkunde zurück und ich dachte, ich spinne. Erst sah ich Karl, dann den Pinguin. Lustig gemacht habe ich mich. Bärbel als Nonne verkleidet. War aber nicht amüsant. Erst bekam ich von Olga einen Einlauf, da Bärbel Tütken laut Geburtsurkunde Mutter ihrer Tochter, hinterher traf mich der Schlag. Es war nicht Bärbel in dem Kostüm, sondern Lisselotte.«

Da erfuhr er, dass ein Zwilling, bei der Geburt mit Sophia vertauscht.
Olga, ihre Tochter und ihr Lover gingen zurück nach Deutschland, fuhr er fort. Klara startete eine Lehre als Krankenschwester und er verweilte mehr in Durban als in Lesotho.

»Bin ja nur ein Mann, trieb mich in Bordellen herum und lernte Ommo kennen.«
Eine andere Sache war komplexer, berichtete Anton. Jannette wollte unbedingt ihr Abitur in Belgien machen.
»So ein widerlicher Kerl hatte ihr das eingeredet. So ein schmieriger Typ der Doc einen Krankenwagen besorgt hat.«
»Redest du von mir«, erboste sich Joos.
»Von wen den sonst!«

Total aufgelöst war Doc, als er mit Jannette zurückkehrte, grunzte Anton Joos an. Aufgeflogen waren sie. Sie mussten die Zelte abbrechen. Aber wie? Erneut war das Schicksal, ihnen holt. Kein anderer als Gunnar saß bei Ommo an der Bar. Er hatte noch immer Marias Papiere. Sie musste endlich sterben und Klara gleich mit. Denn sie hatten herausbekommen, dass sie hinter ihr her waren. Aber wie?
Täter sollten nicht übrigbleiben. Es war Ommos Idee. Er würde überall erzählen, dass Anton Klara auf den Strich schickte. Ihre Mutter ungehalten ihn erschoss. Somit konnte er ebenfalls untertauchen. Damit sie nicht überlebt, sollte sie von einer Kobra gebissen werden. Begräbnis Schluss. Blieb nur Klara übrig.

Zwei Tote ohne Leichen machbar, aber drei. Sie benötigten ein Double. Jannette konnten sie nicht nehmen, obwohl sie sich immer schon ähnelten. Eine arme Seele musste es sein, an dem sich niemand erinnerte. Eine Prostituierte! Auswahl hatten sie genügend. Aber keine passte. Nur der Pizzajunge, der jeden Tag das Mittagessen brachte, glich in seiner zarten Art Klara und Jannette, als wären sie Geschwister.
»Gut ein wenig mussten wir an seinem Gesicht verändern«, gab Anton zum Besten. »Er willigte sogar ein. Ein Motorrad verlangte er. Ahnte nicht, dass er nie mit dem Gefährt fahren würde.«

»Ihr Scheine!«, schnauzte ihn Joos.
»Wer ist ein Schwein?«
Es war gebongt, jubelte Anton Joos zu. Dann war Klara schwanger, die Zeit zu knapp. Die Woche der Flucht fiel genau mit dem Zeitpunkt der Geburt zusammen. Stundenlange Verhandlungen mit Titus retteten ihre Absicht. Für ein Jurastudium und jahrelange Zuwendungen schlug er ein. Aus Titus sollte Tita werden, mit dem Vorteil, dass sie ihn genialer im Krankenhaus erledigen konnten, Klara und Jannette in Sicherheit.
Kurze Zeit später erschien Titus bei ihm, wollte vom Vertrag zurücktreten, obwohl er das Motorrad bereits bekommen hatte. Er hätte sich verliebt.
»Ich blies dann die Sache ab, zwingen konnten wir ihn nicht!«
Kurze Zeit später kam Gunnar freudestrahlend zu ihm, packte Anton aus. Titus war zwar nicht begeistert, als er aus der Narkose erwacht war, aber rückgängig konnte er es nicht mehr machen.

Joos hielt sich die Ohren zu. »Ihr seid widerlich. Ich will das nicht hören.«
»Schweig! Zu dir komm ich noch! Es ist dann doch ein wenig schief gegangen. Tita wurde für den Mord an mir eingesperrt.«
»Wieso!«

Anton überlegte, ob er das Gespräch durch einen Zug am Abzug beenden sollte. Dieses ekelhafte Miststück, den er vor grauer Zeit einen Freund genannte hatte, für seine abscheulichen Taten zu richten. Der Zeiger stand nicht auf der verabredeten Position. Das Zeitmanagement einzuhalten wichtiger als sein Hass.

»Er war Klara du Hirni! Na ja, Gunnar hat es dann geschafft ihn als Stephen Dohnhöfer, aus dem Knast zu bekommen. Wie er mir sagte, war es gar nicht einfach, eine Mitinsassin dazu zu überzeugen, dass sie, nachdem er die Behörden aufgeklärt hatte, wer die inhaftierte Klara war, zu Tita wurde. Diplomatische Verwicklungen sind sein Spezialgebiet. Nur, dass er ihn nach der Entlassung verloren hatte, verzeih ich ihm nicht.«
Joos fasste sich in die Haare. »Wer kam auf die Idee mit dem Jurastudium?«

»Ommo!«
»Ayleen«, zischte Joos. »Sie hat nebenbei studiert, will heiraten und Ommos zukünftige ist Juristin.«
»Halt endlich den Mund! Jetzt bist du dran! Du widerliches Stück Scheiße«, schrie er und visierte Joos über Kimme und Korn an.



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94. Freund oder Feind

»Los! Komm aus deinem Loch!«
Mit der Revolvermündung an seiner Schläfe stieg Joos die letzten Stufen der Leiter hinauf, putze sich demonstrativ den Dreck von der Hose. »Hab ich es doch gewusst!«
Sein Gegenüber grinste ihn an.
Joos flechte mit den Zähnen. »Unkraut wie dich kann man nicht vernichten!«
Er grinste weiterhin.
»Hast dich gut versteckt, obwohl du mir behilflich warst.«
Er schnalzte.
»Egal! Jetzt hab ich dich überführt!« Joos starrte ihm ins Gesicht. »Anton!« Er drückte seinen Zeigefinger an den Lauf und schob die Waffe von sich weg. »Du willst mich bestimmt nicht erschießen, immerhin habe ich dein Leben gerettet.«

Wie überheblich war er, arrogant und eingebildet von sich. Nur, weil er nie gelernt hatte für sich selbst zu sorgen, mit dem berühmten goldenen Löffel aufgewachsen war, meinte er, über andere zu richten. Dabei waren seine Stunden gezählt. Die Todesuhr tickte längst, als er hinter ihr stand, wie ein Gong zum Start den Spaten sausen ließ.
Da schritt er den Zeigefinger wie Cicero beim Plädoyer erhoben vor ihm auf und ab, missachtete die auf ihn gerichtete Waffe und versuchte ihm klarzumachen, dass Gertrud nicht Alfons Schwester, sondern Geliebte war.
Es hatte für ihn den Anschein, als spiele er auf Zeit. Auf wen wartete er. Wouters saß gewiss bei einer Tasse Tee und Buttergebäck auf dem Sofa und hielt seiner Gattin die Hand.
Er steigerte sich, der Philosoph verwandelte sich zu Sherlock Holmes. Mit spitzer Zunge, allerdings ohne Pfeife, versuchte er ihm plausible zu erklären, dass Stephen Klaras Cousin und beide ein Kind gezeugt hatten, welches bei Bärbel als deren Neffe lebte.
Joos mutierte zu Colombo. Den Rumpf gebeugt, die Hände auf dem Rücken zum Gebet gefaltet, stach er zu.

Anton ertrug sein Geschwafel nicht mehr. »Hör auf, wie ein geiler Hahn herumzustolzieren, und halt die Klappe! Stephen ist seit über dreißig Jahren Tod.«
Joos verharrte, blickte auf den Lauf des Revolvers.
Er ließ die Waffe, den Zeigefinger weiterhin am Abzug, sinken. »Jetzt erzähl ich dir eine Geschichte. Die Wahrheit! Das eine oder andere deckt sich mit deinem Gelaber den Rest,« er leckte über seine Lippe, »kennst du bestimmt ebenfalls.«

Es war eine komische Situation für ihn. Das erste Mal würde er einem Menschen alles erzählen und das Beste daran, Anton schielte auf die Waffe, er wäre nie in der Lage es weiterzuerzählen.
»Wie dir bekannt, war ich Polizeischüler und ja ich habe einen Linken krankenhausreif geschlagen. Mit dem Unterschied, dass sie mich nicht entließen, nur in ein anderes Bundesland versetzten und ich kein Kriminaler mehr wurde. Zum Streifendienst hatten sie mich degradiert. Na ja einen kleinen Sonderauftrag haben sie mir aufgedrückt. Ich sollte Alfons abfischen.«

»Wie?«
»Schnauze habe ich gesagt!« Er hob die Waffe. »Nehme endlich deine dämliche Sonnenbrille ab! Ich will dir ins Auge sehen.«
Joss hielt abwehrend die Hände vor seinem Laib, nahm die Brille ab und steckte sie in die Hemdtasche.
»Damals wusste man nicht viel über die Reichsbürger, wie sie sich heute nennen. Waren halt nur Verrückte. Ich kam dann hinter sein Geheimnis. Waffenhändler war er. Ich also hin und habe meine Erkenntnis gemeldet. Und sie! Sie lachten mich aus. Was Neues wollten sie wissen. Wer die Hintermänner waren. Viel konnte ich nicht beitragen. Ich schloss meine Ausbildung ab. Sie gaben mir einen neuen Befehl. Eine junge Frau sollte ich beschützen. Personenschutz nennt man das Heute. Steiler Zahn, lange Beine, Wespentaille, geiler Arsch und«, er fasste sich mir der Linken an die Brust, »Titten zum Versinken.«

»Maria!«, stotterte Joos.
»Blitzmerker!«
Manchmal teilten sie sich ein Bett, berichtete Anton weiter, gingen auf Partys. Bei einer Studentenparty traute er seinen Augen nicht.

»Da stand Lisselotte vor mir, hatte mich gar nicht erkannt. Wie verändert sie war. Nur einen Mini, der kaum ihre Muschi verbarg, waffenscheinpflichtigen Schuhe und nur einen BH, mit dessen Inhalt sie die Männer anmachte, trug sie.«
Sie verschwand kurzzeitig mit Maria aus der Küche, fuhr er fort, kam zurück, zog mich ins Schlafzimmer. Sie erklärte ihm, dass sie gegen Alfons ausgesagt und wie Maria eine neue Identität bekommen hatte.

»Bärbel Tütken nannte sie sich – mir war damals nicht bekannt das Maria als Sophia Tütken geboren. Wir fickten dann.« Anton grinste. »Wir sind ja nicht verwandt«, zischte er und sah zu Boden. »Früher kam sie nie aus dem Beichtstuhl raus.«

Am selben Abend lernte er ihren Freund kennen, gab er zu verstehen.
»Doc!« Er lachte. »Wir sind im Anschluss zu ihm. War eine heiße Nacht.«
»Mit Maria?«, warf Joos ein.
»Klar! Zu viert macht es am meisten Spaß.«

Die Jahre vergingen, skizzierte er Joos. Maria beichtete ihm, dass sie einen anderen kennengelernt hatte. Er war verheiratet, jedoch dieser Umstand war ihr egal. Anton sagte ihr die Wahrheit. Aus Wut oder falsch verstandener Liebe, er hatte keine Ahnung mehr. Sie wusste zwar, dass er Alfons Ziehsohn, aber nicht, dass Alfons unbestraft davongekommen war. Es durste ihr nach Rache. Sie hatte weiterhin Beweise, die sie niemanden präsentiert hatte. Er fuhr sie zu ihm. Alfons wollte sie im Gasthof treffen.
»Aufgebracht war sie danach. Nicht mehr wiederzuerkennen. Doc kam dann auf die Idee mit dem Friedenscamp. Er hatte Kontakte.«
Zum Abschluss hatten sie sich vorgenommen, die Bombe platzen zu lassen, gab Anton zu verstehen. Alfons bloßzustellen ihre Absicht.

Er zielte auf Joos. »Dann kamst du dazwischen. Musste du, unbedingt Maria in der Kirche vögeln!«, erboste er sich.
»Nichts ist passiert. War nur ein Spaß«, zürnte Joos.
»Schnauze!«
Maria, Bärbel und Doc sind anschließend nach Indien, gab Anton zum Besten. Franziska ist mit ihnen mitgefahren. Alfons schäumte. Sie war noch nicht volljährig. Gertrud rief ihn dann an. Franziska hätte sich bei ihr gemeldet. Sie war schwanger. Alfons gab ihm den Auftrag, sie zurückzuholen und zu ehelichen – der Ehre wegen. Denn der Kindsvater war längst verheiratet. Er war bereits am Koffer packen, da rief Maria ihn an. Auch sie war in Umständen und hatte ihren Exfreund auf Sri Lanka getroffen, dieser der Meinung, dass er der Vater ihres Ungeborenen.

»Du hast sie genervt. Sie wollte weg von dir!«
Joos schüttelte den Kopf. »Sie hat mich geliebt!«
»Träum süß!«
Er spürte Franziska in Südindien auf, beschrieb Anton, Doc und Bärbel waren bei ihr. Die beiden planten, weiter nach Malaysia zu reisen. Doc hatte ein Angebot von einer Klinik erhalten und sie wollte ihn heiraten.
Anton schmunzelte. »Begeistert sah er nicht aus. Ich bin dann mit Franziska nach Sri Lanka, habe mich heimlich mit Maria getroffen. Unter Tränen gestand sie mir, dass sie bar ohne Geld.« Er spuckte auf den Boden. »Von Bärbel hatte ich erfahren, dass dein Vater immer schon nach einem Hausmeisterehepaar Ausschau hielt. Ärger hatte ich längst genug. Was glaubst du, was meine Vorgesetzten mir flöteten. Zugegebenermaßen wurde ich dafür bezahlt auf Maria aufzupassen. Das tat ich dann ja wieder.«

Es gab nur ein Problem, sinnierte Anton. Seine Vorgesetzten verlangt das Maria in Deutschland wohnte. Es musste ein grenznaher Ort sein, damit er zumindest bei Gefahr im Verzug, rasch bei ihr war. Maria kam dann auf die Idee. Sie kannte eine Krankenschwester aus der alten Klinik von Doc, die in der Nähe von Aachen wohnte. Dort gab es ein gutes Kinderheim, denn sie wollte das Kind nicht.
»Olga!«
»Bingo! Wie sie sich immer über dich lustig gemacht hat. Du warst echt der Ansicht Olgas Tochter, wäre dein Sprössling. Vollidiot! Hast nicht einmal mitbekommen, dass ich mit Maria ein Verhältnis hatte. Bin halt ein Mann. Franziska habe ich nie berührt.« Er lachte. »Die hatte ja ihren Spaß mit Valentin und er wusste nicht das Stephen sein Sohn, dachte, ich wäre der Vater. Nebenbei hatte Doc mir anvertraut, wo sie es gezeugt hatten, nachdem er es ihr besorgt hatte. Falsch sie ihn verführt hatte. Er konnte keine Kinder kriegen.« Er kratzte sich an der Wange. »Kinderkrankheit!«

Stephen verstarb, ein Geburtsfehler. Es war sein Einfall gewesen, gab Anton zu. Regelmäßig besuchte er Marias Tochter im Heim, wie niedlich sie war. Ob es sein Spross oder von einem anderen war ihm egal. Es musste daraus. Aber wie? Es hatte keine Identität. Existierte offiziell nicht. Er bekniete Franziska. Es waren Kleinkinder. Wer schaute nach, ob Junge oder Mädchen. Pflichtuntersuchungen beim Kinderarzt gab es nicht. Er versprach ihr ihrem Sohn ein würdiges Begräbnis zu geben. Nur wo? Maria hatte einen passenden Ort, an dem sie als Kind glücklich gewesen war. Ein Frack eines Fischerbootes mit hohen Mast am Nordseestrand gleich hinterm Deich schwärmte sie. Sie fuhren mit dem toten Jungen dorthin und begruben ihn unter den Planken des Rumpfes direkt am Mast.

»Sie wollte spazieren gehen. Ich ließ sie, folgte ihr aber unauffällig.«
Sie ging in ein weiß getünchtes Holzhaus unweit des Deiches, referierte Anton. Lange verweilte sie nicht. Mit einem vollbärtigen Herren verließ sie das Haus. Der Mann schrie sie an, dass sie an allen Schuld und er nicht ihr Vater.
»Nahne!«
»Ich sagte doch, du weißt alles!«, zischte Anton. »Nur eins gegebenenfalls nicht! Seitdem habe ich sie nie wiedergesehen. Weg war sie, verschwunden.«
Joos riss den Mund auf.
»Du wunderst dich. Deine Theorie kommt ins Wanken. Sei beruhigt. Gesehen habe ich sie nie wieder. Trotzdem ist mir bekannt, an welchem Ort sie sich aufhält. Ihr geht es prächtig. Hat einen Mann eine Tochter, lebt im Frieden.« Er fuchtelte mit dem Revolver. »Ach, dir wird es eh verwehrt sein, irgendjemanden davon zu verkünden. Meinen Halbbruder hat sie geheiratet und ihre Schwester wollte sogar mit ihr in eine Wohnung ziehen.«
»Bärbel?«

»Schnauze! Ein bisschen Zeit zum Denken hast du noch. Marias Tochter wurde älter. Musste in die Schule, aber wie als Junge.«
Er hatte sich dann Aaron anvertraut, informierte Anton Joos. Der hatte gleich eine Lösung. Im Internat fiel sie nicht auf.

»Trotzdem wollte ich herausbekommen, wer dieser Mann mit dem Vollbart war. Er war inhaftiert. Hatte an jenem Tag des Besuches Freigang.«
Nach der Entlassung freundeten sie sich an, trug Anton vor. Bei einem Besäufnis klärte er ihn auf, dass er eine Enkeltochter hatte. Seine Frau war hin und weg. Ob er, konnte er nicht sagen. Tanja war geboren. Sie verbrachte ihre Ferien bei den beiden. Anton passte auf.

War es Zufall oder Schicksal. Bei einem gemeinsamen Spaziergang am Deich traf er Doc. In seinem Arm eingehängt Olga und an der Hand Klara. Die Mädchen freundeten sich zu fort an. Bärbel und Doc hatten sich getrennt, obwohl sie weiterhin zusammenarbeiten. Er war für eine Stiftung tätig, dem PFC. Olga arbeitet für die gleiche Organisation in Deutschland als Krankenschwester.

Doc hatte eine Lösung für ihr größtes Problem, denn aus einem Girl wird eine Lady. Er verschrieb Pubertätsblocker, beschrieb, wie aus einem Jungen ein Mädchen wurde. Ein weiteres Übel entpuppte sich: Aaron und seine Frau. Der Zufall wollte es, dass das Kind Seraphina ähnelte. Die beiden Alten verguckten sich in sie. Nahmen es, so oft es ging in ihre Privatgemächer.
Anton krümmte seinen Finger. »Dabei warst du das Problem«, schrie er Joos an.

Den linken Zeigefinger an den Lippen schlagend verlautbarte er weiter. Das Kind musste in Sicherheit gebracht werden. Für die Ehe mit Franziska hatte er von Alfons ein kleines Vermögen erhalten. Er kaufte sich die Farm in Lesotho. Nur wie das Mädchen dorthin bekommen, als Stephen nicht möglich. Den Weg verschleiern effektiver. Franziska zog zurück zu ihrem Vater, meldete dort ihn an. Der Hof von Alfons besser gesichert als Fort Knox. Jetzt kam Müller ins Spiel. Er kannte ihn eher flüchtig. Trotzdem hasste er ihn und das hatte seinen Grund. Müller hatte in Erfahrung gebracht, dass ein Mädchenhändlerring arabische Kinder von Belgien nach Namibia verfrachten wollten. Warum dieser Umweg war Anton egal, dafür eine Lösung. Das Paket geschnürt, sogar mit Absegnung von ganz oben.
Anton schlug an seinen Schädel. »Dann kamen Fridolin, Klara und Josephine dazwischen, sowie du Vollidiot. Ich hätte es damals längst merken müssen. Na ja, du kamst zu deiner Freude«, donnerte er.
Joos zitterte. »Wie?«

»Schnauze! Zu dir komm ich später! Wie erfreulich, dass Wouters mitgespielt hat. War eine lange Verhandlung. Und wie das Schicksal es mit uns guthatte. Doc übernahm zusammen mit Bärbel eine Buschklinik in Südafrika.« Er grinste. »Von Olga hatte er sich mal wieder getrennt.«

Aus Marias Tochter wurde Tanja Sengbein mit allem Drum und dran, allen Papieren, triumphierte Anton.
»Kaum angekommen wechselte Doc erneut seine Frauen«, erboste sich Anton. »Ein wenig Chaos kam uns schon gelegen, denn wir hatten mitbekommen, dass die Entführung kein dummes Mädchenspiel gewesen war.«
»Sagte ich dir bereits«, triumphierte Joos.
»Schnauze!«

Aus Olga wurde Bärbel, aus Tanja Klara und umgekehrt, enthüllte Anton, dabei verdrehte er die Augen.
Er grinste. »Hatte dann was mit Bärbel«, er schwang sein Haupt, »wenn man in einem Haus wohnt, in einem Bett schläft. Hat aber nicht lange gehalten. Du darfst raten warum. Bin auch nur ein Mann. Genächtigt habe ich mit Bärbel, gevögelt mit Olga. War nicht ohne Folgen. Ich wollte das Kind nicht. Hatte irgendwie gelernt, Kinder sind eine Last. Bei der Geburt war ich schon dabei - ganz schön blutig – muss ich dir sagen. Ich bin dann zum Amt und habe das Kind angemeldet – Vater unbekannt; hatte ich mit ihr abgesprochen. Konnte damals nicht wissen, dass sie längst einen Neuen hatte. Wieder mal Arzt! Diesmal war es ein Perser. Ich komme also mit der Urkunde zurück und ich dachte, ich spinne. Erst sah ich Karl, dann den Pinguin. Lustig gemacht habe ich mich. Bärbel als Nonne verkleidet. War aber nicht amüsant. Erst bekam ich von Olga einen Einlauf, da Bärbel Tütken laut Geburtsurkunde Mutter ihrer Tochter, hinterher traf mich der Schlag. Es war nicht Bärbel in dem Kostüm, sondern Lisselotte.«

Da erfuhr er, dass ein Zwilling, bei der Geburt mit Sophia vertauscht.
Olga, ihre Tochter und ihr Lover gingen zurück nach Deutschland, fuhr er fort. Klara startete eine Lehre als Krankenschwester und er verweilte mehr in Durban als in Lesotho.

»Bin ja nur ein Mann, trieb mich in Bordellen herum und lernte Ommo kennen.«
Eine andere Sache war komplexer, berichtete Anton. Jannette wollte unbedingt ihr Abitur in Belgien machen.
»So ein widerlicher Kerl hatte ihr das eingeredet. So ein schmieriger Typ der Doc einen Krankenwagen besorgt hat.«
»Redest du von mir«, erboste sich Joos.
»Von wen den sonst!«

Total aufgelöst war Doc, als er mit Jannette zurückkehrte, grunzte Anton Joos an. Aufgeflogen waren sie. Sie mussten die Zelte abbrechen. Aber wie? Erneut war das Schicksal, ihnen holt. Kein anderer als Müller saß bei Ommo an der Bar. Er hatte noch immer Marias Papiere. Sie musste endlich sterben und Klara gleich mit. Denn sie hatten herausbekommen, dass sie hinter ihr her waren. Aber wie?
Täter sollten nicht übrigbleiben. Es war Ommos Idee. Er würde überall erzählen, dass Anton Klara auf den Strich schickte. Ihre Mutter ungehalten ihn erschoss. Somit konnte er ebenfalls untertauchen. Damit sie nicht überlebt, sollte sie von einer Kobra gebissen werden. Begräbnis Schluss. Blieb nur Klara übrig.

Zwei Tote ohne Leichen machbar, aber drei. Sie benötigten ein Double. Jannette konnten sie nicht nehmen, obwohl sie sich immer schon ähnelten. Eine arme Seele musste es sein, an dem sich niemand erinnerte. Eine Prostituierte! Auswahl hatten sie genügend. Aber keine passte. Nur der Pizzajunge, der jeden Tag das Mittagessen brachte, glich in seiner zarten Art Klara und Jannette, als wären sie Geschwister.
»Gut ein wenig mussten wir an seinem Gesicht verändern«, gab Anton zum Besten. »Er willigte sogar ein. Ein Motorrad verlangte er. Ahnte nicht, dass er nie mit dem Gefährt fahren würde.«

»Ihr Scheine!«, schnauzte ihn Joos.
»Wer ist ein Schwein?«
Es war gebongt, jubelte Anton Joos zu. Dann war Klara schwanger, die Zeit zu knapp. Die Woche der Flucht fiel genau mit dem Zeitpunkt der Geburt zusammen. Stundenlange Verhandlungen mit Titus retteten ihre Absicht. Für ein Jurastudium und jahrelange Zuwendungen schlug er ein. Aus Titus sollte Tita werden, mit dem Vorteil, dass sie ihn genialer im Krankenhaus erledigen konnten, Klara und Jannette in Sicherheit.
Kurze Zeit später erschien Titus bei ihm, wollte vom Vertrag zurücktreten, obwohl er das Motorrad bereits bekommen hatte. Er hätte sich verliebt.
»Ich blies dann die Sache ab, zwingen konnten wir ihn nicht!«
Kurze Zeit später kam Müller freudestrahlend zu ihm, packte Anton aus. Titus war zwar nicht begeistert, als er aus der Narkose erwacht war, aber rückgängig konnte er es nicht mehr machen.

Joos hielt sich die Ohren zu. »Ihr seid widerlich. Ich will das nicht hören.«
»Schweig! Zu dir komm ich noch! Es ist dann doch ein wenig schief gegangen. Tita wurde für den Mord an mir eingesperrt.«
»Wieso!«

Anton überlegte, ob er das Gespräch durch einen Zug am Abzug beenden sollte. Dieses ekelhafte Miststück, den er vor grauer Zeit einen Freund genannte hatte, für seine abscheulichen Taten zu richten. Der Zeiger stand nicht auf der verabredeten Position. Das Zeitmanagement einzuhalten wichtiger als sein Hass.

»Er war Klara du Hirni! Na ja, Müller hat es dann geschafft ihn als Stephen Dohnhöfer, aus dem Knast zu bekommen. Wie er mir sagte, war es gar nicht einfach, eine Mitinsassin dazu zu überzeugen, dass sie, nachdem er die Behörden aufgeklärt hatte, wer die inhaftierte Klara war, zu Tita wurde. Diplomatische Verwicklungen sind sein Spezialgebiet. Nur, dass er ihn nach der Entlassung verloren hatte, verzeih ich ihm nicht.«
Joos fasste sich in die Haare. »Wer kam auf die Idee mit dem Jurastudium?«

»Ommo!«
»Ayleen«, zischte Joos. »Sie hat nebenbei studiert, will heiraten und Ommos zukünftige ist Juristin.«
»Halt endlich den Mund! Jetzt bist du dran! Du widerliches Stück Scheiße«, schrie er und visierte Joos über Kimme und Korn an.


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