13
Es war Darjas erste Reise in einem Hubschrauber. Die schwer bewaffneten Männer um sie herum, der harte Metallsitz ohne jedes Polster, der Lärm der die Luft zerhackenden Rotoren, gepaart mit dem Abschiedsschmerz und der nicht beantwortbaren Frage, ob sie Robert je wiedersehn würde, machten ihr das Herz schwer. Doch das war zu einfach, zu oft gesagt, verbraucht. Sie fühlte sich mit haltsuchenden Fingern, über einem Abgrund hängen, nicht gewiss ob der Absturz das kleinere Übel sein könnte.
Wie ein zu enger Gürtel um ihre Taille der ihr die Luft abschnürte, raubte ihr die Vorstellung ihn auf immer verloren zu haben den Atem. Da nutzte es wenig, dass sie sich mit der Aufzählung von Vernunftsgründen zur Ordnung rief. Die Zeit mit ihm war einfach zu kurz gewesen, erst einmal zurück bei seiner Familie, würde er sie vergessen oder abwägen ob sie das Risiko wert war, mit seiner Frau über Kreuz zu kommen. Er war nicht nur verheiratet, sondern Familienvater. Sechs Kinder hatten seine Frau und er unter widrigsten Umständen großgezogen, so etwas bindet. Zu allem Unglück war er ein gläubiger Christ, fest überzeugt, Ehebruch sei Sünde.
Alles stimmte, alles sprach gegen eine Fortsetzung, aber sie flehte zu Gott, mit dem sie sonst nichts am Hut hatte, ihn die nächsten Stunden auf dem Weg nach Hatta und in Hatta zu beschützen.
Tief in ihrem Nama-Bewusstsein verbarg sich dieser sechste Sinn, der nicht nur ihr, sondern allen Nama Bedrohungen signalisierte. Sie erinnerte, als ob eben geschehen, wie ihre Mutter sie wusch und kämte, ihr das Sonntagskleidchen anzog, sie wegschickte dem Vorsteher, ihrem Onkel, zum siebzigsten Geburtstag zu gratulieren. Nach einer halben Stunde Weges holte die Mama sie völlig außer Atem ein, als gerade zwei Hyänen sich anschickten über sie herzufallen. Die Tiere hatten ihr keine fünf Minuten vom Kral des Onkels aufgelauert. Mamas Geschrei verscheuchte sie und alarmierte genug Männer, die ihre Büchsen hinter ihnen herfeuerten. Du warst schon eine Weile unterwegs erzählte die Mama, als du mir im Maul eines vierbeinigen Räubers erschienst, der dich blutend über das Veld schleifte. Da bin ich losgerannt bis ich bei dir war.
Ähnlich, ging es ihr. Doch ihr Robert war von Menschen bedroht, um so vieles gefährlicher, als die vierbeinigen Räuber. Ihr Robert, war das wahr? War er ihrer? Kann eine Liebesnacht ein Band flechten, stark genug aus zwei Menschen ein Paar zu machen? Es kann geschehen, doch dazu müssten der einen Nacht, Nächte und Tage folgen. Was hatte sie von ihm aufbewahrt, in ihrer Erinnerung? Die Lust, ja. Die mit noch keinem Mann, so intensiv und unvergesslich gelebte Lust. Sonst noch was, was ihn so heraushebt, den Schmerz rechtfertigt, den sie nur mit äußerster Willensanstrengung kontrollierte?
Der neben ihr sitzende Soldat schien besorgt, jedenfalls sah er sie so an.
„Angst?“ fragte er. „Nein, nein.“ wehrte sie ab, aber er insistierte: „Sie zittern ?“ Sie gab zu, ein wenig Angst zu haben, es sei ihr erster Flug. Er lächelte, tätschelte ihre Hand und versenkte sich zurück in seine Gedanken.
Erst jetzt viel Darja auf, wie entrückt die Männer um sie herum auf ihren Stühlchen hockten. Keiner sprach, alle waren wach, schienen mit offenen Augen zu schlafen.
Plötzlich veränderte die Maschine ihre Lage, Darja spürte den Anpressdruck des Gurtes, hatte das Gefühl vom Sitz zu rutschen. Dann war die Kabine vom ohrenbetäubenden Lärm einer Kanone erfüllt, es roch ätzend scharf nach Termit. Wie auf einem Schiff, ging es jetzt hoch, zur Seite und wieder runter. Dazwischen das dumpfe Ballern der Kanone, durchmischt mit dem helleren Ton eines Maschinengewehrs. Während der Manöver, hatte der Soldat neben ihr seinen Arm beruhigend um ihre Schulter gelegt, erklärte wann die Kanone und wann das Maschinengewehr schoss. Plötzlich gab es einen Stoss, die Soldaten sprangen auf, der Maschinenlärm verebbte. Der Offizier, dem sie von Colonel Ngeda übergeben worden war, brüllte einen Befehl. Luken öffneten sich, die Soldaten sprangen raus. Darja konnte nicht sehen was draußen geschah, der Helicopter hatte wo sie saß kein Fenster, aber sie ahnte, dass es Pistenräubern an den Kragen ging und war dankbar dafür.
Es dauerte, draußen bellte ab und zu ein Schuß. Die Hitze in der Kabine wurde unerträglich. Nur der Pilot und sie ware zurückgeblieben. Darja schloss die Augen, abschalten, einfach abschalten, nichts anderes war in diesem Brutofen möglich. Hose und Bluse schluckten ihren Schweiß, gaben ihn augenblicklich an die heiße Luft ab, sodass sie nie wirklich nass wurden. Jemand tupfte ihr auf die Schulter, sie schaute hoch. Es war der Pilot, der ihr zwei Flaschen Wasser reichte. Langsam trinken empfahl er.
Dann Kommandos. Das Gefecht schien beendet, die Soldaten nahmen aufgekratzt lachend ihre Plätze ein. Der Motor zündete, die Rotorlärm erschlug jeden anderen Laut. Ein Zittern ging durch die Kabine, dann waren sie in der Luft. Eifriges, ja hektisches Reden erfüllte die Kabine, Darja verstand kein Wort. Ihr Beschützer neben ihr, sprach französisch und berichtete, sie hätten einen Trupp Wegelagerer aufgespürt, deren Basislager abseits der Piste aus der Luft angegriffen und verbrannt, die Räuber gestellt und liquidiert.
Darja erzählte von ihrem Erlebnis, auf der missglückten Reise nach Timbuktu.
Sobald es eine Schieflage im Land gibt, kommen die Ratten aus ihren Löchern, war der Soldat einer Meinung mit ihr. Seit einem Monat haben wir zwei Hubschrauber, um die Wüste in diesem Gebiet zu überwachen, das wird die Kerle Mores lehren, hoffte er.
Der Flug erreichte ohne weiteren Zwischenfall Agadez. Als Darja ausgestiegen war, bot ihr der Führer des Kommandos an, mit ihm in die Stadt zu fahren. Als sie vor der Karawanserei hielten, bedankte sie sich für Flug und Fahrt und lud ihn zum Abendessen ein. Leider geht das nicht, schüttelte er abwehrend den Kopf. Wir starten nach dem wir aufgetankt, in Richtung Timbuktu, müssen dran beiben an dem Gesindel, die dürfen den Kopf nicht hochkriegen. Er salutierte, sprang in sein Auto und sie drückte auf die Klingel an ihrer Haustür.
„Einen Moment! Wo brennts denn?“ hörte sie Mze maulen, und eine Sekunde später hielt sie die völlig Verduzte im Arm.
Mze stöhnte, „erzähl, ich muss mich sammeln“ und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. Darja berichtete ausführlich was sich zugetragen hatte. Mze nickte beifällig oder schnaubte vor Erregung. Nachdem Darja berichtet hatte, blieb sie eine Weile still sitzen, dann kam sie zum Punkt: „Du hast also nur eine Nacht mit dem Schlingel in der Wüste gelegen?“
„Ja sicher, nur eine Nacht, Mze. Ich erzählte doch wie uns die Initiative abhanden kam.“
„Die Initiative, an die denk ich doch, geliebte Herrin, was ist aus ihr geworden, deiner Initiative? War sie erfolgreich?, auch die Wüstennacht hat ihre Stunden.“
„Willst oder musst du es wissen, Mze?“
„Was soll das nun wieder, neugierig bin ich, muss nicht, will schon. Wir haben unsere Armouren immer beim Erzählen zum Leben erweckt, war doch vergnüglich, gilt das nicht mehr?“
„Mze, sei bitte nicht bös. Es ist anders diesmal, Robert ist mir, wie soll ich es sagen, ach ganz einfach, ich liebe ihn.“
„Du liebst ihn? Der hat Frau und sechs Kinder, zusammen acht hungrige Mäuler zu stopfen! Zu all dem kommt, er wird wieder arm sein, jetzt wo die Sache mit den Schiffen geplatzt ist. Wie kannst du einen Bettler lieben? Ein fabelhaft ausgerüsteter Bettler, das gebe ich zu. Ich bin aber überzeugt, eine Frau wie du, findet einen besser Betuchten mit ähnlicher Bestückung, wenn sie es nur will.“
„Mze! Hörst du mir nicht zu? Ich sagte: Ich liebe Robert Memba! Ich sprach nicht von Geld, Frau und Kindern! Ich sagte: Liebe! Ich bin bereit für diese Liebe zu kämpfen, komme was da wolle. Ich fühle es mit jeder Stunde ohne ihn deutlicher, wie sehr ich zu ihm gehöre.“
„Aha, weiß er davon? Hast du es ihm gesagt? Ich meine nicht dein Gestöhne, als er sich deines Spundlochs annahm, da wird vieles gewimmert. Nacher, am nächsten Tag, unter der grellen, alles an den Tag ziehenden Sonne? Ich erinnere wie er im Bad zickte, als er nachdem du ihm die Datteln massiertes, zu mir in die Wanne steigen sollte. So einer hat Skrupel, der lässt Weib und Kind nicht hängen, hinzu kommt, er ist Christ.
Jetzt geht mir erst auf, du bist mit dem Helicopter gebracht worden, wo ist der Rover?“
„Bei Robert, Mze. Er wird den bringen, sobald die Revolte niedergeschlagen, die Piste von Räubern gereinigt ist.“
„Das gebe Gott, holdselig, gutgläubige Herrin, aber wir hams ja. Kaufen wir einen neuen, diesmal den Mercedes aus Amerika. Um den zu bezahlen, muss ich zehn Jahre Dienst tun! Nein, nein und nochmal nein! Ich bin unzufrieden mit dir, Kindchen! Ich habe zwar nichts zu sagen, aber dürfen tu ich! Wach auf Darja! Wach auf!“ Nachdem die letzten Sätze immer lauter und schneller aus ihr herausgesprudelt waren, rutschte sie von ihrem Stuhl und verschwand gellend lachend, in ihr Refugium die Wirtschaftsräume.
Darja lächelte müde, sie kannte ihre Mze, war nicht der erste Auftritt den sie geliefert. Sie würde sich selbst um Tee und einen Happen kümmern müssen. Aber eigentlich bin ich viel zu müde, dachte sie . Eine Flasche Wasser tut es auch, bin garnicht hungrig, ist die Gewohnheit die sich meldet.
Sie zog sich aus, legte sich wie sie war, ohne Dusche und Pflege, mit Schweiß und Wüstendreck von drei Tagen ins Bett. Ihr letzter Gedanke galt Mze und ihren Bade und Massagekünsten, die sie, war sie erst ausgeschlafen, geniessen würde.
Es war Darjas erste Reise in einem Hubschrauber. Die schwer bewaffneten Männer um sie herum, der harte Metallsitz ohne jedes Polster, der Lärm der die Luft zerhackenden Rotoren, gepaart mit dem Abschiedsschmerz und der nicht beantwortbaren Frage, ob sie Robert je wiedersehn würde, machten ihr das Herz schwer. Doch das war zu einfach, zu oft gesagt, verbraucht. Sie fühlte sich mit haltsuchenden Fingern, über einem Abgrund hängen, nicht gewiss ob der Absturz das kleinere Übel sein könnte.
Wie ein zu enger Gürtel um ihre Taille der ihr die Luft abschnürte, raubte ihr die Vorstellung ihn auf immer verloren zu haben den Atem. Da nutzte es wenig, dass sie sich mit der Aufzählung von Vernunftsgründen zur Ordnung rief. Die Zeit mit ihm war einfach zu kurz gewesen, erst einmal zurück bei seiner Familie, würde er sie vergessen oder abwägen ob sie das Risiko wert war, mit seiner Frau über Kreuz zu kommen. Er war nicht nur verheiratet, sondern Familienvater. Sechs Kinder hatten seine Frau und er unter widrigsten Umständen großgezogen, so etwas bindet. Zu allem Unglück war er ein gläubiger Christ, fest überzeugt, Ehebruch sei Sünde.
Alles stimmte, alles sprach gegen eine Fortsetzung, aber sie flehte zu Gott, mit dem sie sonst nichts am Hut hatte, ihn die nächsten Stunden auf dem Weg nach Hatta und in Hatta zu beschützen.
Tief in ihrem Nama-Bewusstsein verbarg sich dieser sechste Sinn, der nicht nur ihr, sondern allen Nama Bedrohungen signalisierte. Sie erinnerte, als ob eben geschehen, wie ihre Mutter sie wusch und kämte, ihr das Sonntagskleidchen anzog, sie wegschickte dem Vorsteher, ihrem Onkel, zum siebzigsten Geburtstag zu gratulieren. Nach einer halben Stunde Weges holte die Mama sie völlig außer Atem ein, als gerade zwei Hyänen sich anschickten über sie herzufallen. Die Tiere hatten ihr keine fünf Minuten vom Kral des Onkels aufgelauert. Mamas Geschrei verscheuchte sie und alarmierte genug Männer, die ihre Büchsen hinter ihnen herfeuerten. Du warst schon eine Weile unterwegs erzählte die Mama, als du mir im Maul eines vierbeinigen Räubers erschienst, der dich blutend über das Veld schleifte. Da bin ich losgerannt bis ich bei dir war.
Ähnlich, ging es ihr. Doch ihr Robert war von Menschen bedroht, um so vieles gefährlicher, als die vierbeinigen Räuber. Ihr Robert, war das wahr? War er ihrer? Kann eine Liebesnacht ein Band flechten, stark genug aus zwei Menschen ein Paar zu machen? Es kann geschehen, doch dazu müssten der einen Nacht, Nächte und Tage folgen. Was hatte sie von ihm aufbewahrt, in ihrer Erinnerung? Die Lust, ja. Die mit noch keinem Mann, so intensiv und unvergesslich gelebte Lust. Sonst noch was, was ihn so heraushebt, den Schmerz rechtfertigt, den sie nur mit äußerster Willensanstrengung kontrollierte?
Der neben ihr sitzende Soldat schien besorgt, jedenfalls sah er sie so an.
„Angst?“ fragte er. „Nein, nein.“ wehrte sie ab, aber er insistierte: „Sie zittern ?“ Sie gab zu, ein wenig Angst zu haben, es sei ihr erster Flug. Er lächelte, tätschelte ihre Hand und versenkte sich zurück in seine Gedanken.
Erst jetzt viel Darja auf, wie entrückt die Männer um sie herum auf ihren Stühlchen hockten. Keiner sprach, alle waren wach, schienen mit offenen Augen zu schlafen.
Plötzlich veränderte die Maschine ihre Lage, Darja spürte den Anpressdruck des Gurtes, hatte das Gefühl vom Sitz zu rutschen. Dann war die Kabine vom ohrenbetäubenden Lärm einer Kanone erfüllt, es roch ätzend scharf nach Termit. Wie auf einem Schiff, ging es jetzt hoch, zur Seite und wieder runter. Dazwischen das dumpfe Ballern der Kanone, durchmischt mit dem helleren Ton eines Maschinengewehrs. Während der Manöver, hatte der Soldat neben ihr seinen Arm beruhigend um ihre Schulter gelegt, erklärte wann die Kanone und wann das Maschinengewehr schoss. Plötzlich gab es einen Stoss, die Soldaten sprangen auf, der Maschinenlärm verebbte. Der Offizier, dem sie von Colonel Ngeda übergeben worden war, brüllte einen Befehl. Luken öffneten sich, die Soldaten sprangen raus. Darja konnte nicht sehen was draußen geschah, der Helicopter hatte wo sie saß kein Fenster, aber sie ahnte, dass es Pistenräubern an den Kragen ging und war dankbar dafür.
Es dauerte, draußen bellte ab und zu ein Schuß. Die Hitze in der Kabine wurde unerträglich. Nur der Pilot und sie ware zurückgeblieben. Darja schloss die Augen, abschalten, einfach abschalten, nichts anderes war in diesem Brutofen möglich. Hose und Bluse schluckten ihren Schweiß, gaben ihn augenblicklich an die heiße Luft ab, sodass sie nie wirklich nass wurden. Jemand tupfte ihr auf die Schulter, sie schaute hoch. Es war der Pilot, der ihr zwei Flaschen Wasser reichte. Langsam trinken empfahl er.
Dann Kommandos. Das Gefecht schien beendet, die Soldaten nahmen aufgekratzt lachend ihre Plätze ein. Der Motor zündete, die Rotorlärm erschlug jeden anderen Laut. Ein Zittern ging durch die Kabine, dann waren sie in der Luft. Eifriges, ja hektisches Reden erfüllte die Kabine, Darja verstand kein Wort. Ihr Beschützer neben ihr, sprach französisch und berichtete, sie hätten einen Trupp Wegelagerer aufgespürt, deren Basislager abseits der Piste aus der Luft angegriffen und verbrannt, die Räuber gestellt und liquidiert.
Darja erzählte von ihrem Erlebnis, auf der missglückten Reise nach Timbuktu.
Sobald es eine Schieflage im Land gibt, kommen die Ratten aus ihren Löchern, war der Soldat einer Meinung mit ihr. Seit einem Monat haben wir zwei Hubschrauber, um die Wüste in diesem Gebiet zu überwachen, das wird die Kerle Mores lehren, hoffte er.
Der Flug erreichte ohne weiteren Zwischenfall Agadez. Als Darja ausgestiegen war, bot ihr der Führer des Kommandos an, mit ihm in die Stadt zu fahren. Als sie vor der Karawanserei hielten, bedankte sie sich für Flug und Fahrt und lud ihn zum Abendessen ein. Leider geht das nicht, schüttelte er abwehrend den Kopf. Wir starten nach dem wir aufgetankt, in Richtung Timbuktu, müssen dran beiben an dem Gesindel, die dürfen den Kopf nicht hochkriegen. Er salutierte, sprang in sein Auto und sie drückte auf die Klingel an ihrer Haustür.
„Einen Moment! Wo brennts denn?“ hörte sie Mze maulen, und eine Sekunde später hielt sie die völlig Verduzte im Arm.
Mze stöhnte, „erzähl, ich muss mich sammeln“ und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. Darja berichtete ausführlich was sich zugetragen hatte. Mze nickte beifällig oder schnaubte vor Erregung. Nachdem Darja berichtet hatte, blieb sie eine Weile still sitzen, dann kam sie zum Punkt: „Du hast also nur eine Nacht mit dem Schlingel in der Wüste gelegen?“
„Ja sicher, nur eine Nacht, Mze. Ich erzählte doch wie uns die Initiative abhanden kam.“
„Die Initiative, an die denk ich doch, geliebte Herrin, was ist aus ihr geworden, deiner Initiative? War sie erfolgreich?, auch die Wüstennacht hat ihre Stunden.“
„Willst oder musst du es wissen, Mze?“
„Was soll das nun wieder, neugierig bin ich, muss nicht, will schon. Wir haben unsere Armouren immer beim Erzählen zum Leben erweckt, war doch vergnüglich, gilt das nicht mehr?“
„Mze, sei bitte nicht bös. Es ist anders diesmal, Robert ist mir, wie soll ich es sagen, ach ganz einfach, ich liebe ihn.“
„Du liebst ihn? Der hat Frau und sechs Kinder, zusammen acht hungrige Mäuler zu stopfen! Zu all dem kommt, er wird wieder arm sein, jetzt wo die Sache mit den Schiffen geplatzt ist. Wie kannst du einen Bettler lieben? Ein fabelhaft ausgerüsteter Bettler, das gebe ich zu. Ich bin aber überzeugt, eine Frau wie du, findet einen besser Betuchten mit ähnlicher Bestückung, wenn sie es nur will.“
„Mze! Hörst du mir nicht zu? Ich sagte: Ich liebe Robert Memba! Ich sprach nicht von Geld, Frau und Kindern! Ich sagte: Liebe! Ich bin bereit für diese Liebe zu kämpfen, komme was da wolle. Ich fühle es mit jeder Stunde ohne ihn deutlicher, wie sehr ich zu ihm gehöre.“
„Aha, weiß er davon? Hast du es ihm gesagt? Ich meine nicht dein Gestöhne, als er sich deines Spundlochs annahm, da wird vieles gewimmert. Nacher, am nächsten Tag, unter der grellen, alles an den Tag ziehenden Sonne? Ich erinnere wie er im Bad zickte, als er nachdem du ihm die Datteln massiertes, zu mir in die Wanne steigen sollte. So einer hat Skrupel, der lässt Weib und Kind nicht hängen, hinzu kommt, er ist Christ.
Jetzt geht mir erst auf, du bist mit dem Helicopter gebracht worden, wo ist der Rover?“
„Bei Robert, Mze. Er wird den bringen, sobald die Revolte niedergeschlagen, die Piste von Räubern gereinigt ist.“
„Das gebe Gott, holdselig, gutgläubige Herrin, aber wir hams ja. Kaufen wir einen neuen, diesmal den Mercedes aus Amerika. Um den zu bezahlen, muss ich zehn Jahre Dienst tun! Nein, nein und nochmal nein! Ich bin unzufrieden mit dir, Kindchen! Ich habe zwar nichts zu sagen, aber dürfen tu ich! Wach auf Darja! Wach auf!“ Nachdem die letzten Sätze immer lauter und schneller aus ihr herausgesprudelt waren, rutschte sie von ihrem Stuhl und verschwand gellend lachend, in ihr Refugium die Wirtschaftsräume.
Darja lächelte müde, sie kannte ihre Mze, war nicht der erste Auftritt den sie geliefert. Sie würde sich selbst um Tee und einen Happen kümmern müssen. Aber eigentlich bin ich viel zu müde, dachte sie . Eine Flasche Wasser tut es auch, bin garnicht hungrig, ist die Gewohnheit die sich meldet.
Sie zog sich aus, legte sich wie sie war, ohne Dusche und Pflege, mit Schweiß und Wüstendreck von drei Tagen ins Bett. Ihr letzter Gedanke galt Mze und ihren Bade und Massagekünsten, die sie, war sie erst ausgeschlafen, geniessen würde.