Fluchten Teil 2

Haarkranz

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2

Es war der vierte Tag, auf der vor Hitze flimmernden, staubigen, mit Schlaglöchern gespickten Piste nach Agadez. Robert hatte den Sitz neben dem Fahrer gegen einen Dollar Gebühr ergattert. Sehr angenehm, weil er die kleine Kühlbox unter dem Armaturenbrett in die zwei Flaschen passten, mitbenutzen durfte. Die Betreiber der Buslinie gaben die brackige, heiße Brühe aus dem Tank unter dem Bus für Wasser aus, den Reisenden war es schnuppe, wichtig war, es gab genug zu trinken. Bei Außentemperaturen von 40° und mehr, schoss der Schweiß durch die Poren wie Wasser durch ein Sieb.
Seit dem Tag der Fische und der Sehnsucht nach Nellies Brei, war eine Woche vergangen. Er war gegen ein Monatsgehalt von $200.- und einer Beteiligung von 20% am Gewinn der Compagnie Atlantic, als Dritter dem Bund Felix Achmed beigetreten. Seine Aufgabe war es Strukturen zu schaffen, die einen Teil des Zuges der Europasüchtigen, nach Hatta lenken sollte. Von Hatta aus, so der Plan, ging es mit großen Schiffen über den Atlantik ins gelobte Land.
Es kamen nur junge Auswanderer in Frage, die $1500.- bevor es an Bord ging, bezahlen konnten.
In Agadez sollte er Madame Darja aufsuchen, eine langjährige Geschäftsfreundin von Achmed und Felix, die dort eine Hotel-Karawanserei betrieb. Ihr sollte er den Plan erklären, mit ihr überlegen, wie ein Teil des Menschenstroms der in Agadez rastete, bevor er durch die Wüste an die Küste des Mittelmeeres drängte, an den Atlantik umzulenken war.
Bis Agadez, würde noch eine Nacht und ein Tag, in der rumpelnden Schwitzkiste vergehen. Endlich angekommen, musste er als erstes schlafen, schlafen bis zum Anschlag. So verging die Zeit zwischen Dösen und Wachträumen, sich vorzustellen was die Kinder und Nellie treiben mochten, wie sie sich in dem geräumigen Stall, den Achmed ihm kopfschüttelnd entgeltlos überlassen hatte, zurechtfinden würden. Nellie war eine praktische Frau, er war sicher sie würde meistern, was auch auf sie zukam.
Immer wieder stellte er sich Achmeds entgeistertes, vorwurfsvolles Gesicht vor. Es ging ihm nicht in den Kopf, wie jemand einem Stall, den Vorzug vor einer Wohnung mit Fließwasser, Bad und WC, nebst drei geräumigen Zimmern geben konnte.
Von Schlagloch zu Schlagloch schaukelte Robert, im Takt mit dem Bus. Wie in einer Endlosschleife, ließ er die Ereignisse der letzten Tage, vor seinem geistigen Auge ablaufen. Je intensiver er sich mit jeder Einzelheit beschäftigte, um so sicherer fühlte er: Es war Wahrheit. Er träumte nicht. Das Dreckloch in dem sie so lange gehaust, die stinkende Müllhalde, ihr Dasein ohne Geld, war Vergangenheit!
Was störte ihn da die Unbequemlichkeit dieser Reise! Ja die Strapaze überhaupt zu empfinden, war das nicht Undankbarkeit, vielleicht schon der erste Schritt zum Hochmut, vor dem Schwester Eloise, als dem direkten Weg ins Verderben täglich gewarnt hatte? Robert bekreuzigte sich und betete jedes Wort bedenkend, zwei Ave Maria und gleich hinterher noch das Apostolische Glaubensbekenntnis. Das machte ihn stark, er fühlte wie Freude und Frohsinn über ihn kamen, wären die anderen Reisenden nicht Muslime gewesen, er hätte sie aufgefordert mit ihm Jesu meine Zuversicht anzustimmen.
Die geistige Erhebung half ihm, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Gut wäre es, wenn ich Madame Darja unseren Wunsch, einen Teil der Flüchtlinge nach Hatta umzulenken, mit einem Konzept untermauern könnte. Sie wird sicher Einwendungen haben, andererseits hat sie sich noch keine Gedanken gemacht. Also mache ich mir Gedanken, sollte mir Gutes einfallen wäre das kein Schaden.
Die Leute aus Duala und Jaunde, Gabun, Guinea und Nigeria, dem Darfur und Vagadugu in Obervolta, alle suchten den Weg durch die Wüste ans Mittelmeer, das ihnen für eine Überquerung wenig gefährlich erschien. Sie hatten gewaltige Entfernungen, durch Wüsten und Steppen zurückgelegt. Waren ständig bedroht von Hunger und Durst, dem Raub ihrer letzten Habe, von an den Reisewegen lauernden Banditen. Die kleine Strecke übers Meer, erschien ihnen verglichen mit den bestandenen Gefahren, als leicht zu überwinden.
Monsieur Felix hatte ihm zwei Kassetten mitgegeben die dokumentierten, was die an den Küsten des Mittelmeeres Angekommenen, erwartete. Eine der Kassetten zeigte die acht Meter hohen, stacheldrahbewehrten Zäune von Mellila und Ceuta. Sodann die Menschen, die mit selbstgebastelten Leitern diese Barrieren zu überwinden wagten. Menschen die mit gebrochenen Armen und Beinen, von Drahtstacheln zerfleischten Händen und Füßen, auf der spanischen Seite landeten. Zeigte die Busse die ein paar Tage später das spanische Gebiet verließen, um die Ärmsten irgend wo in der marokkanischen Wüste auszusetzen.
Die zweite Kassette war ein Zusammenschnitt europäischer Nachrichten des letzten Jahres, mit Aufnahmen von gekenterten Booten und an Land getriebenen Leichen. Eindringlich dokumentiert dieses Band wie gefährlich es war, das Meer mit nicht dafür geeigneten Booten zu befahren.
Madame Darja hat die Ausrüstung, um die Dokumentationen zu vervielfältigen. Mittlerweile gab es in fast jedem Winkel Afrikas Abspielmöglichkeiten.
Robert schloss die Augen und dachte nach, weder Hitze noch das ständige Schwanken des Busses auf der rumpeligen Piste störten ihn, er stellte sich die monatelangen Wege vor, die die Aufnahmen zurücklegen mussten, bevor sie vorgeführt werden konnten. Die Zeit störte nicht, das Problem war der Überbringer, der Bote. Das konnte nicht Irgendwer sein, irgendein Unbekannter würde in den Dörfern und Städten kein Gehör finden. Es gab genügend Filme die überall gezeigt wurden, höchstwahrscheinlich waren die schrecklichen Bilder bekannt. Vertrauen war das Problem. Die bitterarmen Menschen glaubten Nichts und Niemandem. Seine Nellie war ihm dafür Beispiel, noch nach Jahren wird sie unser neues Glück, misstrauisch hinterfragen.
Plötzlich fiel ihm der Höhepunkt des Dorflebens ein, dem er so oft freudig erregt entgegengefiebert. Der Besuch des Griot, des Erzählers und Sängers, der seit altersher das Dorf besuchte, in seinen Gesängen die Vergangenheit beschwor, die Ahnen auferstehen ließ, Kunde von der Gegenwart aus benachbarten Dörfern, und fernen Städten brachte. Ihr Griot war der alte Madanga gewesen, wenn der seine Ahnen aufleben ließ, die das Dorf in der langen Kette der Leben besucht hatten, nahm er Finger und Zehen zur Hilfe, und kam doch nicht aus. Hatte er den letzten Zeh, unter auf und abschwellendem Ausingen, der Namen seiner Vorgänger erreicht, rollte er seinen Gebetsteppich aus, um die Sure der Vergebung zu beten, richtete sich auf und befand: „Lange bevor uns der Allerbarmer gebracht wurde, haben schon Griots deren Blut in meinen Adern fließt, Mutpela besucht.“

Griots waren die Lösung. Griots genossen unbegrenztes Vertrauen. Wir müssen Griots gewinnen, die mit den Kassetten die Gefahren, und gleichzeitig die Botschaft von einer sicheren Überfahrt nach Europa verbreiten. Für die sichere Überfahrt würde jeder Flüchtling, so hatte Achmed vorläufig kalkuliert, $1500.- zahlen müssen. Wieviel die Griots für ihre Arbeit bekamen, war zu verhandeln. Es würde nicht ohne Zahlungen abgehen, wichtig war, die Sänger vertrauten Madame Darja.
O lieber Gott, Robert kniete in Gedanken nieder, ich danke Dir für die Eingebung, sicher wird es noch Einwände geben, aber der Griot Gedanke ist schwer zu schlagen.
Robert ergab sich wieder dem Dösen und seinen Träumen, doch diesmal ohne jede Unruhe. Ich bin gut vorbereitet, freute er sich, kann Madame Darja selbstbewusst entgegentreten. Wie sie wohl sein mag, die Madame, keimte ein Gedanke in ihm auf, sicher eine faltige alte Hexe, die ihr Leben lang die Durchreisenden ausgeplündert hat. Na ja, was kümmert es mich, meine Partner halten sie für kompetent, also werde ich ihr mit der größten Ehrerbietung begegnen.
Als er das nächste Mal aus seinen Träumen auftauchte, lachte Mohamed der Fahrer, „lange geschlafen Robert, wir sind gleich da.“
„Gleich da? Wie lange hab ich gepennt?“
„Dauernd, Robert, wenn immer ich dich was fragen wollte, kam nur ein lauter Schnarcher. Manchmal sah es so aus, als ob du wach wärst, gucktest mich aus glasigen Augen an, aber Antwort kam nie, du schütteltest den Kopf, murmeltest was in den Bart, und schnarchtest weiter. Mach dir nichts draus, ist die beste Art, die scheußliche Strecke hinter sich zu bringen. Ich muss leider wach bleiben, ertappe mich aber oft beim dreiviertel Schlaf. Bin da routiniert, sobald etwas Ungewöhnliches auftaucht, bin ich da.“
„Nett das du mir die miserable Beifahrerei nicht Übel nimmst, Kumpel, wann kommen wir an?“
„Übel nehmen, Robert, wieso denn? Ankommen tun wir in einer Stunde!“
In einer Stunde, Robert reckte sich, nahm den Spiegelscherben, der mit einem Gummi an den Halter des ehemaligen Rückspiegels geklemmt war, und inspizierte sein Gesicht. Sechstagebart, das war ruckzuck zu erledigen. Die geschwollenen Augen, die schlaffe Haut schrien nach kaltem Wasser. Seine Kakikluft auf die er so stolz gewesen, hatte es getan. Da würde Madame, ihm sicher etwas besseres verkaufen können. Meine ersten gekauften Klamotten wären das, dann müssen auch noch ein paar richtige Sandalen dransitzen, die Dinger aus Autoreifen, schenk ich Mohamed. Nellie wird ein wenig bocken, hätte sicher gern meine ersten richtigen Hosen mit mir zusammen gekauft. Ach liebe Frau, so Gott will, gehen wir noch sehr oft in den Basar einkaufen.
Da war sie, die überwältigende Erinnerung an die Warenfülle des Basars. Da würde er sich mit Nellie ganz langsam herantasten. Erst einmal gar nichts kaufen, nur schnüffeln, fragen, kennen lernen. Achmed werde ich bitten uns herumzuführen, das wird uns den nötigen Respekt verschaffen. Ist erst bekannt, Achmed ist unser Freund, werden wir wie seine Freunde behandelt werden.
Mohamed trat in die Bremse. „Endstation“ Alles aussteigen, und nicht vergessen Allah den Barmherzigen zu preisen, indem ihr eurem Freund der euch sicher durch die Wüste kutschiert hat, in seinem Namen ein saftiges Bakschisch zu kommen lasst!“
Alle bedankten sich bei Mohamed, verbeugten sich, und jeder gab nach seinen Kräften. Danach verabschiedete sich jeder von jedem, war eine halbe Hadsch, meinte ein Alter, noch dreimal die gleiche Strecke, und wir ständen vor den Toren des heiligen Mekka.
Den Lärm übertönte eine helle Knabenstimme: „Wer ist Robert Memba? Der möge zu mir kommen!“ Robert winkte Mohamed und seinen Reisegefährten Adieu, legte eine Hand auf die Schulter des kleinen Rufers, und sagte: „Ich bin Robert Memba, sollst du mich zu Madame Darja bringen?“
„Ja Monsieur,“ der Kleine, wobei er sich verbeugte, „Madame erwartet sie, wo ist ihr Gepäck?“
„Ich habe nur diese Tasche, nein lass, die trage ich selbst, sag mir bitte wie du heißt.“
„Ich bin Leju, und stehe im Dienst bei Madame Darja.“
„Aha, Leju, das macht dich bestimmt stolz, einer solchen Dame zu dienen?“
„Ja Monsieur, Madame ist die freundlichste und schönste Dame der ganzen Stadt.“
„Das wäre Musik für ihre Ohren, hörte sie deine Lobpreisung, Leju.“
„Ich weiß nicht, Monsieur, dafür sage ich es ihr, glaube ich, zu oft.“
Unterdessen waren sie vor dem Hotel „Karawanserei“ angekommem.
Leju reißt dieTür auf, Robert tritt in einen halbdunklen, kühlen Raum. Bevor er die so angenehme Temperatur richtig genießen kann, fühlt er sich, von einer kleinen, energischen Hand gepackt, eine weibliche Stimme erklärt: „So kommst du mir Madame nicht unter die Augen,“ Robert läßt sich willig ziehen, landet in einem Baderaum mit muschelförmiger Wanne, in die ein Wasserspeier der einem Schwanenhals mit Kopf und Schnabel gleicht, sprudelnd kühles Wasser spukt. Robert steht und staunt, dergleichen hat er noch nie gesehen. Zu der energischen Hand und der weiblichen Stimme, gehört eine kleine Frau seines Alters, die befiehlt: „Runter mit den Lumpen, die werfen wir auf den Müll, und rein in die Bütt.“ Robert zieht sich bis auf die Unterhose aus, hebt ein Bein um in die Muschel zu steigen, doch die Kleine hält ihn zurück, reißt ihm mit einem Ruck die fadenscheinige Unterhose vom Leib, befiehlt ihm lachend, mit vor Vergnügen blitzenden Augen: „Geziert wird sich hier nicht, unsere Ahnen sind alle nackt durch den Busch gerannt!“ Robert steht einem Augenblick unschlüssig da, doch bevor er sich versieht, drängen ihn zwei energische Hände in die Bademuschel.
„Ich bin Mze, Robert,“ stellt sich die energische Kleine vor, „bin mit Madame und Monsieur, aus Südafrika hierhergekommen. Die Beiden konnten in der Heimat nicht als Eheleute leben, wegen der Apartheid, Monsieur war weiß. So nun leg den Kopf auf das Kissen, das ich dir unterlege, als erstes nehme ich dir den Filzbart ab, siehst zum Fürchten aus mit dem Gestrüpp.“
Robert ergibt sich, lässt Mze hantieren, sie seift ihm den Bart, beginnt an seiner Kopfwolle herumzuschnippeln.
„Wenn Madame dich empfängt, sollst du einen ordentlichen Eindruck machen, ich zaubere aus dem Landstreicher einen eleganten Gentlemen, verlass dich ganz auf mich. So die Haare sind in Ordnung, ist nicht schwer, bei dem uns angeborenen Faconschnitt. Zeig mir deine Hände!“
Gehorsam nimmt Robert die Hände aus dem Wasser und überlässt sie willig Mze, die mit einer kleinen Schere die Haut über den Nägeln zurückschneidet.
„Da muss ich gleich noch mal ran, befindet sie, aber jetzt zum Bart!“
Mze arbeitet mit einem offenen Rasiermesser, hält es geschickt mit zwei Fingern, beruhigt den ängstlich zu dem Mordwerkzeug heraufschielenden, Robert: „Guck nicht so ängstlich, werd dir die Gurgel nicht durchschneiden!“
Tatsächlich weiß sie mit dem scharfen Ding umzugehen, drei mal zieht sie die Klinge über jede Wange, schon hat das schwarze Gekräusel in der Hand.
„So Monsieur stillhalten, den Kopf weit nach hinten, jetzt schab ich dir den Hals.“ Seidenweich glitt das Messer über die empfindliche Haut, Robert hielt ganz furchtlos still.
„Mze pustet, das hätten wir, bleib so liegen ich schneid dir noch die Haare aus der Nase.“
Robert gehorchte, die Haare aus der Nase will sie mir schneiden, habe garnicht gewusst, dass ich da Haare habe. Das kitzelt, wollte er protestieren, aber sie schüttete ihm einen Kübel Badewasser über den Kopf und befand: „Fertig! Lass dich anschauen,“ sie prüft ihr Werk, nimmt eine Pinzette und zupft ihm da und dort ein Härchen. „Ist gut, jetzt stell dich!“
Diesmal gehorcht er ohne zu zögern, Mze nimmt einen Lappen und machte sich über ihn her, zuerst geht sie den Rücken an, dann befiehlt sie: „Bück dich!“ und fährt ihm mit dem Lappen in den Arschritz, schrubbt wie eine Besessene.
„Ich bin auch schon wochenlang mit dem Bus unterwegs gewesen, hab in die Wüste gekackt, da klebt dir die Scheiße wie Trauben im Ritz,“ schimpft sie. „Nu bück dich tiefer, ich muss sehen ob alles weg ist! Gut hört er sie grummeln, und dann, nu dreh dich um!“
Robert zögert, aber schon hat Mze sein bestes Stück in der Hand, zieht ihn etwas näher zu sich heran und schäumt tüchtig ein.
„Hei Robert, er bewegt sich,“ lachte sie und leckte sich die Lippen, während sie seine Stange sanft massierte. Aus dieser Reinigungsprozedur, ging er mit stolz zum Himmel gereckten Mast hervor.
„Ein herrliches Instrument hast du, mein Junge,“ stöhnt Mze genießerisch, „darf ich dir den klein machen?“ Sie muss das Ja in seinen Augen gelesen haben, bevor Robert nicken konnte, steckte er bis zum Heft in ihrem Mund.
Da er nicht wusste was zu tun war, ließ sie ihn einen Moment frei und keuchte, wie bei deiner Frau hin und her!“ Robert hatte kapiert, er und Mzes Kopf trafen sich bei jedem Stoß in der Mitte der Bahn, wobei sie jedesmal einen Triller durch die Nase herausließ. Plötzlich stand Robert starr, eine Flut schoß ihm durch die Stange, erlöste in aus einer nie empfundenen Wolllust, ein Schrei tief aus seiner Brust stieg so gewaltig hoch, dass sein Echo ihm in den Ohren gellte.
Robert ließ sich wie blind in die Wanne zurücksinken, als er die Augen öffnete, viel sein Blick zuerst auf Mze, die vor der Wanne hockte und sich genießerisch die Lippen leckte, da erst fiel ihm die in ein Boubou gehüllte Dame auf, die lächelnd auf das Tableau, dessen Figuren er und Mze waren, heruntersah.
„Sie sind gewiss der, mir von Felix und Achmed, avisierte Bote,“ fragte sie, und bot Robert ihre Hand, um ihm aus der Bademuschel hoch zu helfen.
„Ja gewiss, Madame, ich bin Robert Memba und wurde eben von Mze vom Wüstendreck befreit. In meinem Zustand, hätte ich Ihnen nicht unter die Augen treten können.“
„Wunderbar Robert, das war ganz in meinem Sinne, wenn ich den ekstatischen Schrei, der mich herbeilockte, richtig deute, hat sie auch für Entspannung, nach der Strapaze der Wüstenfahrt gesorgt?“
„Ja Madame, Mze hat sich sehr um mich bemüht.“
„Aber Robert lassen wir das Madame und das Sie, ich bin Darja, hier nimm meinen Willkommenskuss!“
Sie ging einen Schritt auf ihn zu, legte einen Arm um seine Taille, und zog mit dem anderen seinen Kopf an ihre Lippen. Robert war augenblicklich gefangen von dem paradiesischen Duft der sie einhüllte, ließ sich willig zu diesem Mund führen und wurde in einen Kuss hineingezogen, der ihm die Sinne schwinden ließ. Darja bemerkte seine Hingabe, und stütze ihn mit ihrem fest um seine Taille geschlungenen Arm.
Als sie sich voneinander lösten, war Robert ein anderer. Er konnte nichts sagen, nicht denken, nicht stehen, vor allem nicht stehen. Er sank auf den recht scharfen Rand der Bademuschel und versuchte sich aufrecht zu halten. „Komm Robert, steh auf,“ hörte er Mze, und fühlte wie sie seine beiden Hände vom Wannenrand löste. Das Nächste war ein wohltuend weiches Bett, auf dem er augenblicklich einschlief.
 



 
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