Fluss

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Tara-Luna

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An meinen Zehen plätscher leise das Wasser des Flusses vorüber.
Mein Blick folgt den kleinen Fischen, die vor meinen Zehen auseinander flitzen.
Ich mache einen kleinen Schritt nach vorn, so dass das Wasser um meine Knöchel fliest. Ich wate voran, bis meine Unterschenkel unter Wasser sind. Die Strömung wird stärker und ziet an meinen Waden. Das Wasser kommt mir jetzt doch deutlich kälter und nicht mehr so angenehm vor. Ohne nachzudenken wate ich so weit, dass ich bis zu den Hüften im Fluss stehen und auch meine kurze Hose durchnässt ist. Der Sog des Flusses ist so erheblich gestiegen, dass ich gerade so noch stehen kann. Trotzdem laufe ich mühsam voran, so als wäre ich in Trance. Dass Wasser steigt über meine Hüfte, den Bauchnabel, und schließlich stehe ich bis zu den Rippen im eisigen Flusswasser. Meine Beine zittern und der Fluss zieht an mir. Langsam, ohne es wirklich zu erfassen, kippe ich um. Die Sonne, die gerade noch so warm auf mich schien, verschwindet in dem Moment, in dem mich das Wasser vollkommen umfängt. Meine langen Haare wirbeln um meinen Kopf. Ich zapple nicht, tue auch sonst nichts, meine Gedanken sind stehengeblieben. Und ich spüre nur, wie sich das Wasser um mich schmiegt und die Strömung mich davon trägt.
 
Zuletzt bearbeitet:

GerRey

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Hallo Tara-Luna!

Das ist ein wunderschöner Text. Du bist eine sehr gute Beobachterin. Behalte Dir das unbedingt bei!

Gruß

GerRey
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Tara-Luna,
mir gefällt der Text. Du zeigst, was Kursprosa kann, ohne viel Chichi und Erklärung eine Idee durchzuspielen.

Einige Formulierungen finde ich noch verbesserungswürdig. Was folgt, sind alles Haarspaltereien. Aber bei so kurzen Texten kann man es ja auf jedes Wort ankommen lassen. Und wer genug Haare spaltet, bekommt irgendwann einen Kaschmirpullover zusammen.

Meine Zehen berühren das kühle Nass des Flusses, dessen Wasser leise vorüber zieht.
Ein recht komplizierter Satz. "Nass", "Wasser" und "Fluss" gehören alle zum gleichen Wortfeld und "Fluss" ist davon der konkreteste Begriff. Er weckt die kräftigsten Bilder. Du sollest überlegen, wozu du die anderen zwei Wörter brauchst. Eine mutig gekürzte Variante wäre: "Meine Zehen berühren den kühl vorüberziehenden Fluss."

das Ziehen der Strömung wird stärker.
Mit Subsantiv klingt das für mich umständlich. Warum nicht, "die Ströhmung zieht stärker"?

Und langsam kommt mir das Wasser doch kälter vor als am Anfang.
Auch hier steckt Fluff drin. "doch" ist ein klassisches Füllwort. "als am Anfang" kann man auch streichen, ohne Bedeutung zu verlieren. "langsam" sagt aus, dass sich dein Temperaturempfinden allmählich ändert. Aber ist das nicht der Normalfall? Muss man wirklich betonen, dass sich das Wasser nicht von einem Moment auf den anderen kalt wird?


Langsam, ohne es zu realisieren, kippe ich um.
"realisieren" ist ein sehr langes Wort (fünf Silben) und klingt für mich hier unpassend hochtrabend.
Ich würde es durch "merken" ersetzen oder vielleicht durch "begreifen".

Die Sonne, die gerade noch so warm auf mich schien, verschwindet in dem Moment, in dem mich das Wasser vollkommen umfängt.
Dieses Bild sitzt etwas schief. Wenn man unter Wasser die Sonne gar nicht mehr sieht, müsste der Fluss eine ziemlich trübe Brühe sein. Aber das ist nicht das, was du vermitteln willst, oder? Dann könnte man ja auch die kleinen Fischchen vom Anfang nicht sehen.


ich bis zu den Hüften im Fluss stehen
Das müsste "im Fluss stehe" heißen.

Viele Grüße
lietzensee
 

molly

Mitglied
Hallo Tara-Luna,

eine gelungene Kurzprosa!

Du schreibst: "Die Sonne, die gerade noch so warm auf mich schien, verschwindet in dem Moment, in dem mich das Wasser vollkommen umfängt."
Das finde ich richtig, denn wenn mich das Wasser vollkommen umfängt, mache ich die Augen zu.

Viele Grüße
molly
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Tara-Luna,

wie du an anderer Stelle geschrieben hast, bist du ja noch sehr jung. Um so erfreulicher ist es, dass du da schon durchaus gelungene Kurzprosa schreibst.

Kleiner Tipp von mir:
Stelle nicht so viele Texte auf einmal ein. Du solltest den Lesern Zeit lassen, sich mit einem Text zu befassen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Tara-Luna

Mitglied
Danke an alle vür euer tollen und hilfreichen Rückmeldungen!
Ich werde den text gleich noch ein bischen endern.
Zu "Die Sonne, die gerade noch so warm auf mich schien, verschwindet in dem Moment, in dem mich das Wasser vollkommen umfängt."
Ist wie Molly schreibt so gedacht das sie die Augen zu macht.
Danke für den Tipp Franke.
LG Tara-Luna
 



 
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