Fortsetzung: Der Druidenkreis

Hallo zusammen

Hier die Vortsetzung von meinem Buch.
In dieser Geschichte geht es darum, das die Christen den alten Glauben der Kelten verbannen wollen. Colum, ein Druidenpriester kehrt in seine Heimat zurück und sucht sein Weib Ceridwen, die ebenfalls eine Priesterin ist. Gemeinsam reisen sie in das Land Annwn (das Reich der Götter) um zu erfahren, was in Zukunft geschehen wird. Hier der Bericht, was sie in Annwn erlebt haben.

Für Kritik, betreffend Schreibstil und Inhalt bin ich sehr dankbar.

Grüsse claudia




Der Druidenkreis

Es dauerte nicht mehr lange, bis Colum und Ceridwen vor dem Eingang der geheimen Höhle standen. Dieser lag gut versteckt hinter einem Dorngestrüpp.
„Du wirst doch mit mir kommen?“, fragte Ceridwen.
„Ich werde mit dir gehen“, beruhigte sie Colum. Auch wenn wir uns auf der anderen Seite vermutlich nicht treffen werden.“
„Ich weiss“, antwortete Ceridwen. „Und trotzdem weiss ich wenigstens, dass ich nicht alleine bin.“ Sie schob behutsam die Dornen zur Seite und trat durch die schmale Öffnung in den Berg hinein.
Colum folgte ihr und hielt ihre Hand, als sie dem schmalen Gang folgten, der von einem weisslichen Licht erhellt wurde. „Versprichst du mir, dass du wieder in unsere Welt zurückkommst?“, fragte Colum leise.
„Weshalb sollte ich in Annwn bleiben? Alles was ich mir wünsche, sind einige Dinge zu erfahren, nicht mein Leben dort zu verbringen“, antwortete Ceridwen.

Sie wussten nicht wie lange sie brauchten, um endlich das Ende der Höhle zu erreichen. Als durch ein kleines Loch im Berg heraus krochen, blendete sie ein Licht, das weder von der Sonne noch von einem anderen Gestirn kam.
Das Land vor ihnen, erstreckte sich bis in die Unendlichkeit. Berge, Täler, blühende Wiesen, sprudelnde Bäche und Bäume, in ihrer Art fremd, verliehen diesem Reich einen besonderen Reiz.

Doch Ceridwen und Colum wussten beide, dass dieses Land für jeden Menschen, anders aussah. Nie sprachen sie darüber was sie sahen, denn keiner der beiden wollte dem Anderen, die Träume rauben. Was zählte, waren alleine die Antworten, die sie von den Göttern erhielten.
Es dauerte nicht lange, da sah Ceridwen eine helle Gestalt auf sich zu schweben, die ihre Arme willkommen in ihre Richtung ausstreckte. Die Gestalt war grösser als das Menschengeschlecht und doch zarter als jede Elfe.
Ceridwen konnte nicht sagen, ob das Wesen weiblich oder männlichen Ursprungs war. Aber dies zählte nicht. Nur der Glanz und die Liebe die von dem Wesen mit den Flügeln ausging, berührten Ceridwens Geist. Sie streckte der geflügelten Gestalt ihre Arme entgegen und liess sich von ihr davon tragen.

Die Landschaft unter ihr veränderte beständig sein Aussehen. Einmal lagen die Berge links und im nächsten Moment rechts. Ceridwen spürte weder Wind noch Feuchtigkeit, die von den Flüssen und Bächen unter ihr emporstiegen. Es war weder kalt noch warm. Obwohl sie in beträchtlicher Höhe dahinflogen, so glaubte Ceridwen, andere Druiden zu sehen, die nach Annwn gekommen waren, um Rat zu suchen. Sie versuchte ihre Wahrnehmung zu schärfen und hielt Ausschau nach Colum. Egal in welche Richtung sie ihre Empfindung auch schickte, Colum war nicht wahrzunehmen.

Die Zeit rauschte dahin und blieb gleichzeitig stehen. Obwohl es hier in Annwn genau genommen weder Vergangenheit, Gegenwart noch Zukunft gab. Alles war ein und dasselbe, ineinander verschlungen und miteinander verwoben. Die Vergangenheit konnte ohne die Gegenwart oder die Zukunft nicht existieren. Genau so, wie die Zukunft ohne Vergangenheit nicht vorhanden sein konnte. Für jede Frage, die jemals gestellt werden würde, lag seit Anbeginn der Zeit, die Antwort bereit. Diese war für jeden zugänglich, der gelernt hatte, sein Denken und Fühlen bewusst zu steuern.
Sie liessen unzählige Berge und Täler hinter sich, bis die geflügelte Gestalt an Höhe zu verlieren begann.

Ceridwen erblickte einen Ring aus Steinen, auf den sie geradewegs zuflogen. Das Wesen landete so sanft, das Ceridwen einen Moment brauchte um zu spüren, dass sie mit ihren Füssen den Boden berührte. Ohne ein Wort liess das leuchtende Wesen ihre Hände los und deutete eine freundschaftliche Verbeugung an. Im nächsten Moment war es verschwunden.
Ceridwen blickte auf die gewaltigen, grauen Steine, die sicherlich höher als sechs Mann waren. Sie standen in einem ebenmässigen Kreis.
Ceridwen hatte diese Steine schon oft in ihren Träumen gesehen. Sie wusste, dass dies ein Ort der Kraft war. Früher hatte dieser Steinring einmal im Reich der Menschen gestanden, war jedoch von den Römern zerstört worden.

Ceridwen trat in den Kreis und sank auf ihre Knie. Sie spürte ein Pulsieren, das sie von allen Seiten umgab. Eine Kraft, die ihr helfen würde, die Antworten auf ihre Fragen zu finden. Wieder sprach sie ein kurzes Gebet und stellte ihre Fragen.
Die Antworten kamen nicht in Worten. Es waren inhaltsvolle Bilder und Gefühle, die auf sie niedergingen. Sie sah Kriege und fliehende Stämme. Christenmenschen jagten das kleine Volk und ihre Verbündeten. Heilige Haine wurden niedergebrannt und an ihre Stelle seltsame Häuser gestellt, in denen Priester einen fremden Gott anbeteten.
Ganze Dörfer wurden niedergemacht von einem Volk aus dem Norden. Doch dies würde nicht in Naher Zukunft geschehen, sondern erst viel später.
Andere Bilder huschten vor ihrem inneren Auge vorbei. Die Clans aus dem Norden sammelten sich, um sich den Feinden entgegenzustellen. Ceridwen entdeckt unter den Kriegern auch Colum. Er schien ihr Anführer zu sein und grossen Respekt zu geniessen.

Ceridwen küsste den Boden und stand langsam auf. Ihr war schwindelig und sie spürte, dass es an der Zeit war, um umzukehren. In Gedanken rief sie das geflügelte Wesen, damit es sie von hier fortbrachte.
Aber das war gar nicht nötig. Das Wesen stand bereits hinter ihr und wartete darauf, dass Ceridwen ihm die Hand reichte. Im selben Augenblick als sie die Hand des Wesens ergriff, befand sie sich wieder in der Menschenwelt.

Colum blickte erschüttert den Hang hinab, sah voller Grauen auf die Menschen dort unten.
Er hatte noch gesehen, wie Ceridwen die Arme einem Wesen, das nur sie sehen konnte, entgegengestreckt hatte. Dann war sie davongetragen worden.
Colum konnte nicht verstehen, weshalb sie dabei so glücklich ausgesehen hatte.
Dort unten wütete eine verheerende Schlacht. Hunderte von Männern kämpften in dem dunklen Tal um ihr Leben. Hieben mit ihren Waffen auf ihre Feinde ein und versuchten so viele wie möglich nieder zu machen. Pferde samt ihren Reitern, blieben im den dunkelbraunen Morast stecken, fielen zu Boden und besiegelten dadurch ihr Leben. Blut floss in ungeheurer Menge. Schmerzensschreie gellten durch das Tal und prallten an den dunklen Felsen ab.

Der Himmel war von schwarzen Wolken verhangen in denen immer wieder Blitzte zuckten. Ein Donnergrollen folgte dem anderen. Eisiger Hagelkörner peitschten in das Gesicht Colums und brachte die Narbe erneut zum bluten.
Im nächsten Augenblick wurde Colum in das Geschehen hinab gezogen, stand plötzlich mitten unter den Kriegern der beiden Clans. Diese waren kaum noch auseinander zu halten, so schlammverschmiert waren ihre Leiber.
Eine Axt zischte um haaresbreite an seinem Kopf vorbei und landete im Schädel eines schwarzhaarigen Mannes. Colum schaute nicht hin, wie dieser fiel. Blitzartig drehte er sich zu dem Angreifer um, bereit, ihn mit seinem Schwert nieder zu machen.
Der andere, genau so gross wie er selbst, nahm die Axt wieder herunter. Er blickte aus seinem schlammverschmierten Gesicht auf sein Gegenüber und deutete ein Lächeln an.
„Da bist du endlich“, sagte dieser erleichtert. „Wirst du uns helfen?“

Seltsamerweise waren in diesem Moment die Kampfgeräusche wie ausgeblendet. Und als sich Colum umschaute, hatten sich die Krieger so weit zurückgezogen, dass er nicht einmal mehr ihre Gesichter erkennen konnte.
„Wer bist du? Ich kenne dich nicht?“, sagte er verwirrt. „Gegen wen kämpft ihr und weshalb?“
Der andere Mann blickte Colum tief in die Augen. „Ich bin dein Verbündeter, weißt du das denn nicht? Du und ich, wir kämpfen gegen diejenigen, die unseren Glauben ausrotten wollen. Sie haben nichts anders als den Tod verdient!“
„Das kann nicht sein!“, rief Colum. „Ich kann nicht auf einem Schlachtfeld stehen, wenn ich doch ins Reich der Götter eingetreten bin. Nichts anderes, als die Antworten auf meine Fragen suche ich hier. Ich bin nicht gekommen, um zu kämpfen. Schon gar nicht an deiner Seite. Ich kenne dich nicht!“
„Noch nicht!“, sagte der andere Mann bestimmt. „Doch eines Tages, werden wir uns gemeinsam gegen unsere Feinde stellen. Du sollst meinen Namen wissen damit du mich wieder finden kannst, wenn die Zeit gekommen ist, dort draussen, in der Welt der Menschen.“ Der Krieger streckte Colum die Hand entgegen.
„Ich bin....“
Gerade, als der fremde seinen Namen nennen wollte, wurde Colums Körper von einem gewaltigen Sog davon getragen. Kurz sah er noch die einsame Gestalt, die abseits des Kampfgeschehens stand und ihm nachblickte. Im nächsten Moment stand er wieder draussen vor der Höhle.

„Da bist du endlich“, rief Ceridwen erleichtert. „Schon glaubte ich, dass dich die Götter nicht gehen lassen würden. Sag, hast du etwas erfahren, das uns weiterbringt?“ Sie kam auf Colum zu und umarmte ihn.
„Das Einzige was ich sah war, dass ich einen Verbündeten finden werde, der an meiner Seite kämpfen wird. Doch wann dies geschehen wird, weiss ich nicht. Genau sowenig wie ich weiss, wo ich nach ihm suchen soll.“
„Auch ich habe einiges gesehen“, sagte Ceridwen. „Komm, lass uns in das Dorf der Frauen zurück kehren. Es liegt noch ein langer Weg vor uns..."
 



 
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