Fräulein Samari
Wir alle liebten Fräulein Samari. Nach heutigen Vorstellungen klingt das vielleicht übertrieben, aber für unser damaliges Leben war sie eine Bereicherung wie eine Blüte für einen Baum. Wir Kinder hielten sie für eine vergessene Prinzessin, obwohl wir von den Erwachsenen immer und immer wieder hörten, sie sei die Witwe eines verarmten Händlers, der in der Tamaratwüste ums Leben kam. Man hätte seine Kamele gefunden, er aber sei von den Dünen begraben worden. Seit ich das wusste, hatte ich eine gewisse Ehrfurcht vor der Wüste.
Fräulein Samari war, wie ich erst sehr spät erfuhr, in Wirklichkeit einmal aus dem Harem eines Scheichs entflohen. Sie war nicht gehorsam, wie es sich schickte, sie hielt sich an keine Regeln, und, was für die Erwachsenen, nicht aber für uns Kinder ein Problem war, sie stahl. Jeder wusste es. Die Neugeborenen wimmerten es, wenn sie in den Armen ihrer Mütter schaukelten, die Hunde jaulten davon, wenn sie um Futter bettelten und selbst die alten Greise, die seit jeher ihr nie Bett verließen, murmelten es, während sie ihren Tee schlürften. Doch uns störte das nicht. Wir waren ja selbst dazu verurteilt zu stehlen, wenn wir überleben wollten. Wir bewunderten sie, denn sie wurde nie dabei erwischt. Und ich glaube, niemand hätte es gewagt, Fräulein Samari offen ins Gesicht zu sagen, sie solle es lassen. Niemand hatte diesen Mut. Sie war unberührbar, erhaben, fast majestätisch. Wenn sie ging, in ihren Sari gewickelt, wirkte sie immer anmutig und wie beflügelt, keine ihrer Bewegungen schien nicht irgendwie beherrscht, oder vorherbestimmt, als wäre sie ein fremdes Wesen, zu vollendet für diese Welt. Vielleicht nannten wir sie deshalb auch immer heimlich Prinzessin...
(Ich erzähle weiter, wenn es jemanden interessiert...)
Wir alle liebten Fräulein Samari. Nach heutigen Vorstellungen klingt das vielleicht übertrieben, aber für unser damaliges Leben war sie eine Bereicherung wie eine Blüte für einen Baum. Wir Kinder hielten sie für eine vergessene Prinzessin, obwohl wir von den Erwachsenen immer und immer wieder hörten, sie sei die Witwe eines verarmten Händlers, der in der Tamaratwüste ums Leben kam. Man hätte seine Kamele gefunden, er aber sei von den Dünen begraben worden. Seit ich das wusste, hatte ich eine gewisse Ehrfurcht vor der Wüste.
Fräulein Samari war, wie ich erst sehr spät erfuhr, in Wirklichkeit einmal aus dem Harem eines Scheichs entflohen. Sie war nicht gehorsam, wie es sich schickte, sie hielt sich an keine Regeln, und, was für die Erwachsenen, nicht aber für uns Kinder ein Problem war, sie stahl. Jeder wusste es. Die Neugeborenen wimmerten es, wenn sie in den Armen ihrer Mütter schaukelten, die Hunde jaulten davon, wenn sie um Futter bettelten und selbst die alten Greise, die seit jeher ihr nie Bett verließen, murmelten es, während sie ihren Tee schlürften. Doch uns störte das nicht. Wir waren ja selbst dazu verurteilt zu stehlen, wenn wir überleben wollten. Wir bewunderten sie, denn sie wurde nie dabei erwischt. Und ich glaube, niemand hätte es gewagt, Fräulein Samari offen ins Gesicht zu sagen, sie solle es lassen. Niemand hatte diesen Mut. Sie war unberührbar, erhaben, fast majestätisch. Wenn sie ging, in ihren Sari gewickelt, wirkte sie immer anmutig und wie beflügelt, keine ihrer Bewegungen schien nicht irgendwie beherrscht, oder vorherbestimmt, als wäre sie ein fremdes Wesen, zu vollendet für diese Welt. Vielleicht nannten wir sie deshalb auch immer heimlich Prinzessin...
(Ich erzähle weiter, wenn es jemanden interessiert...)