Frage: Zeit bei Rückblicken?

Markus77

Mitglied
Tag allerseits!

Wie im "Thema" bereits angerissen, habe ich eine Frage nach der Zeit bei Rückblicken/Erinnerungen innerhalb von Texten (die im Imperfekt geschrieben sind). Nach den Regeln der Kunst muß ich dafür dann wohl den Plusquamperfekt verwenden, nicht? Allerdings wird dann der Rückblick mit "hatte(n)" und "war(en)" überflutet, was mir ganz und gar mißfällt, vor allem bei längeren Gedankenspielen mit der Vergangenheit.
Gibt es irgendeine elegante Lösung für das Problem? (Sind meine Annahmen überhaupt richtig?)

Bsp.:
[..]Rosa erinnerte sich daran, wie sie mit ihrem Freund oft in diesem Café gesessen hatte. Sie hatten sich meist über die Universität und ihre verqueren Professoren unterhalten, stundenlang gelacht, bis das schlechte Gewissen sie schließlich aufschrecken und den Heimweg antreten ließ. Es war eine schöne Zeit (gewesen?). Damals hatte Rosa noch ihre Zahnspange (getragen?), weshalb sie beim Lachen meistens versucht hatte, ihren Mund geschlossen zu halten...

oder kann ich das auch so schreiben:

Rosa erinnerte sich daran, wie sie mit ihrem Freund oft in diesem Café gesessen hatte. Sie unterhielten sich (damals?)meist über die Universität und ihre verqueren Professoren, lachten stundenlang, bis das schlechte Gewissen sie schließlich aufschrecken und den Heimweg antreten ließ. Es war eine schöne Zeit. Damals trug Rosa noch ihre Zahnspange, weshalb sie beim Lachen meistens versuchte, ihren Mund geschlossen zu halten...


Vom Gefühl her gefällt mir die zweite Version besser, aber ist sie auch grammatikalisch richtig?

Tut mir leid für diese triviale(n) Frage(n), aber was sein muß, muß sein :)

Vielen Dank für eure Hilfe

MfG
Markus
 

Antaris

Mitglied
Die Sache mit dem Plumpf

Hi Markus,

langt meistens völlig wenn Du in einer Rückblende einmal Plusquamperfekt bringst. Die zweite Version kannst Du also gut nehmen. Nicht nur der durch ein Germanistikstudium vorgeschädigte Leser tut sich schwer mit dem Plusquamperfekt, und wenn Du in fremden Texten darauf stößt merkst Du auch, wie das Plumpf Deinen Lesefluss bremst.

Mit feurigen Grüßen

Antaris
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Zeiten wandeln sich. Und sie sind regional unterschiedlich in der Anwendung.
Ich denke, es ist notwendig, sie so zu verwenden, dass klar ist, was gemeint ist, wo die Zeit relativ zum Erzählzeitpunkt liegt.
Ohnehin kann in Deutsch fast jede Zeit fast jede zeit ausdrücken.
Textüberflutungen mit Hilfsverben würde ich wohl ebenfalls vermeiden.
(Ausnahme: Umgangssprache in Dialekten, in denen die grammatische einfache Vergangenheit praktisch nicht vorkommt, sondern in der wörtlichen Rede mit Hilfsverben gebildet wird.

Zum Teil kann man den Plusquamperfekt zur Erzielung komischer Effekt einsetzen.

"Da war ich doch vorgestern im Kino gewesen, und da war doch so jemand da, der mir eine Karte versprochen gehabt hatte, und da hatte er sie doch in der Badewanne vergessen gehabt ... usw."

Viele Grüße von Bernd dem Hutschi
 

yyrshomool

Mitglied
Du kannst die ganze Vorvergangenheit mit einem Satz im PLQ einleiten und dann normal weitererzaehlen. Wenn der Rueckblick enden soll, gibt es dann wieder einen ausleitenden PLQ-Satz.

Hauptsache ist: der Lesefluss darf nicht gestoert werden, und der Leser muss immer wissen, in welcher Zeit er sich befindet.

Ein paar Mal laut vorlesen hilft da ganz schoen.
 

ex-mact

Mitglied
Moin,

die Antworten zur Technik halte ich für erschöpfend, daher eine ganz andere Anregung: überlege genau, ob Rückblenden wichtig für Deine Geschichte sind. Meistens - allermeistens, ja nahezu fast immer - sind sie lediglich Manirismen des Autors, der sich in einer Präsentation der "Vielschichtigkeit" seiner Figuren suhlen will. Wenn die Szene, die im Rückblick beschrieben wird, wichtig ist: warum taucht sie dann nicht im normalen Zeitablauf der Geschichte auf? Warum taucht sie "losgelöst" in einer ganz anderen Szene auf, zerreisst diese und damit den Handlungsfaden?

Wenn Du aber sicher bist, einen Rückblick unbedingt zu brauchen, dann halte ich die Einführung mit der grammatisch richtigen Zeit für wichtig (denn daran störte sich sonst jeder Kritiker) - danach kann aber im Allgemeinen eine normale Vergangenheist-Szene folgen, die lediglich zur "Echtzeit" deutlich abgegrenzt werden muss (z.B. mit "Aber das war damals gewesen, heute sah er die Dinge ganz anders")
 



 
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