Frage zu Nebencharakteren

Magic Magor

Mitglied
Ich habe ein kleines Problem bei der Vorarbeit zu meinem Roman.
Ich bin gerade dabei die Charaktere zu entwerfen, die ich benötige.
Ich bin mir nur nicht sicher, wie weit ich Nebencharaktere entwerfen muss/sollte. Einerseits nicht so stark wie den Protagonisten, andererseits sollen es ja auch keine Statisten werden.

Beim Protagonisten/Antagonisten habe Vorlieben und Macken, Sehnsüchte und Ängste, und eine kurze Biografie zusammengestellt.

Bei den Nebencharakteren bin ich mir wie gesagt unsicher.

Vielleicht kann mir hier jemand helfen.
 
R

Rote Socke

Gast
Hi MM

Die Nebencharakteren aufzubauen sind wohl ebenso wichtig wie die Charaktere des Protagonisten und Antognisten. Allerdings muss dies nicht gerade so ausführlich geschehen. Aus Erfahrung ergibt sich nämlich folgendes: Meist schon im ersten Drittel eines Werkes tauchen Fragen auf und da ist es doch praktisch, wenn der Autor anhand der festgelegten Charakteren aus dem Nähkästchen greifen kann.

@hooverly
Mit Gefühl an die Sache ran zugehen klappt gerade bei komplexeren Werken nicht immer, faktisch gar nicht. Charakteren im Vorfeld aufzubauen gehört mit zum Handwerk. Allerdings spricht ja nichts dagegen die Charakteren im Laufe der Zeit anzupassen. Du magst ja gedanklich in der Lage sein "Deine" Charakteren im Griff zu haben, sprich bildlich vor Augen. Hat dies auch der fremde Leser???

Schöne Grüße
RS
 
H

hoover

Gast
ob der leser die figuren bildlich vor augen hat? ja, hat er. nicht nach der ersten fassung. aber ich tipp die geschichte (ob sie jetzt vier seiten oder 500 Seiten oder wie lang auch immer ist) erst mal herunter und dann überarbeite ich sie. und das kann dauern, da kann ich meinen figuren immer noch leben einhauchen, wenn es sein muss.

grüßle
hoover
 
R

Rote Socke

Gast
OK hoover, dann hast Du Dich für diese Variante entschieden. Die andere ist aber auch möglich. Und gerade in der Frage wegen Nebencharakteren muss man auch sehen, dass nicht jeder Nebencharakter bis ins Detail ausgereift sein muss.
Schreibe ich in einem Text von einem Müllmann, dann habe ich als Leser bereits 50 % des Charakters vor Augen (selbst auf die Gefahr hin hierbei ein Klischee zu beschreiben). Kommt drauf an was die Nebenfigur im Plot bezwecken soll.

Grüßle
 

Antaris

Mitglied
Nebensache

Hallo Magic Magor,

wenn Du Deine Nebenfiguren entwickelst hilft es vielleicht, Dir vorher genau zu überlegen, welche Funktion die Nebenfigur in der Geschichte haben soll, zB. einen zynischen Miesmacher, einen faulen Beamten, eine naive Provinztussi, einen korinthenkackenden Oberstudienrat, eine femme fatale, einen Kleinkriminellen, etc. Dann baust Du die Figur genau so ein - ob ein ausländerfeindlicher Hausmeister Schalke- oder Bayernfan ist, oder ob eine überkorrekte Sekretärin eine kranke Oma hat, ist normalerweise uninteressant. Du kannst, musst ihnen aber nicht unbedingt Namen geben.

Ich selbst bin jemand, der Figuren und Handlungsverlauf ziemlich genau kenne ehe ich anfange zu schreiben, aber diese Vorgehensweise hat auch seine Nachteile. Wenn Du zuviel nachdenkst, kommst Du vielleicht garnicht zum Schreiben. Außerdem darfst Du so paradox es klingt Dich nicht auf Dein eigenes Schema festlegen. Wenn Du beim Schreiben merkst, dass die Geschichte anders verlaufen müsste, dann ändere sie ruhig.

Das hört sich jetzt wie eine Binsenweisheit an, aber es ist so.

LG

Antaris
 
R

Rote Socke

Gast
ralph,

sei nicht so faul und erkläre wie er es gemacht hat.

Interessiert mich auch gleich, ob dies hundert Jahre später auch noch seine Gültigkeit hat.

Gruss
 
M

margot

Gast
bevor ich großspurige erklärungen abgebe, nimmt man
sich am besten einen roman von dostojewski zur hand
und liest ihn. er ist ein meister in der psychologischen
darstellung seiner characktere. ich empfehle "der idiot".
wenn du den durchgekämpft hast, weißt du, was ich meine.

grüße
ralph
 
R

Rote Socke

Gast
Ich habe...

...Dostojewskij erst die letzten Tage entdeckt. Von dtv gibt es aktuel ein Autorenporträt über ihn. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und muss sagen, der Mann interessiert mich. Bestellt habe ich jetzt "Schuld und Sühne". Damit möchte ich mal beginnen.

Was mich irritiert hat: Der Mann griff in die tiefsten Denkmechanismen seiner Zeit ein, er verdammte den Westen, schrieb meist über Verlierertypen und hatte eben seine persönlichen politischen Einstellungen ..., aber er hat letztendlich auch nichts anderes getan was bekanntlich die meisten Normalsterblichen tun: Er hat mit seiner Spielsucht dem Geld nachgehechelt und letztendlich in ärgster Not schnell einige "Romänchen" geschrieben, ich meine nicht seine großen Werke, um überleben zu können. Das irritiert mich, wenn von ihm als "großer" Dichter und Denker gesprochen wird.
Wobei ich natürlich eingestehe, dass ich als Normalsterblicher mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal ein "Romänchen" schaffen werde.

Schönen Gruss
 
M

margot

Gast
... was mal wieder beweisen sollte, daß auch große
dichter und denker nur menschen sind.
"schuld und sühne" ist ein fantastischer roman.

viel spaß beim lesen
ralph
 



 
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