Fratzenball

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Anders Tell

Mitglied
Fratzenball

Ich lach’ Euch ins Gesicht, Ihr Bratzen
mit Euren langen Nasenwarzen.
Jawohl, ich lach’ Euch ins Gesicht,
denn wichtig ist das alles nicht.

Ob straff getaktet, streng gereimt
mit Daktylus noch abgefeimt.
Oder offen in der Form,
und frei von jeder Hemmungsnorm.

Quatscht Euch nur heiß
und macht gegenseitig weiß,
dass dies allein die Welt bewegt,
was Ihr so fromm in Soße legt.

Von fern erklingt die Melodie,
beschwingt von Kraft und Poesie.
Sie tanzt frei auf Eratos Lichtung
und besingt die Kunst der Dichtung.
 

Rachel

Mitglied
Hoi aNders, inhaltlich stimme ich da und dort nicht zu - und mittendrin, dachte ich, wenn irgendein oder heute dieses Gedicht simpel recht hat, dann hat es mit seiner Vereinfachung ein Fach lecht. Nix zu Äckern. Die oder dEine (spontane) aRT ist gRad nicht die fRAGE wie: Kann man rotzige Nasenwarzen und Daktylus in einer Pfanne erhitzen.

iCH hOFFE, du liest raus, dass ich dein Gedicht gern weiterprobiert verstanden habe. :)

aM bAllkleid, gRuß!
 

sufnus

Mitglied
Hey Anders! :)
Nichts für ungut usw. :)
Ich mag Dein Spottgedicht - ein paar Wendungen finde ich sogar ganz wunderbar gelungen.
Die Nasenwarzen bräucht ich jetzt nicht unbedingt (weder im Spiegel noch im Gedicht) und ein paar Holperstellen hätt ich vielleicht anders platziert (dass es in einem Gedicht, welches die Formvielfalt feiert auch holpern darf und soll ist natürlich völlig klar), aber im Großen und Ganzen bin ich ganz erfreut, dass macht wohl vor allem das "fromm in die Soße legen" - ich liebe es! :)
LG!
S.
 

fee_reloaded

Mitglied
dass dies allein die Welt bewegt,
Hi, Anders.

Ich glaube schon lange nicht mehr, dass irgend etwas, das ich schreibe, die Welt bewegt (und wenn ich es jemals geglaubt habe, dann nur für seeehr kurze Zeit). Dafür bin ich einfach irgendwie zu realistisch.
Und das ist wohl auch der Grund, warum ich gerade irgendwie aufhöre, zu schreiben. Nicht, dass ich das wollte. Es fühlt sich nur ziemlich alternativlos an für mich zur Zeit.

Manchmal wäre ich eigentlich gerne ein nasenwarziger Bratz - da hätte ich vermutlich mehr Freude an dem, was ich versuche. Und mehr Unbeschwertheit.

Zum Gedicht könnte man jetzt wohl sagen, dass ein Spottgedicht technisch unanfechtbar sein sollte, um so richtig zu sitzen...aber ich geh davon aus, dass du es in erster Linie für dich selbst geschrieben hast. Also aus deiner ganz eigenen Überzeugung heraus (innerer Dialog sozusagen).

Liebe Grüße,
fee
 

Anders Tell

Mitglied
Ihr Lieben,
ich bin erleichtert, dass diese Zeilen niemand krumm nimmt. Das Gedicht habe ich vor längerer Zeit geschrieben und gestern noch etwas zurecht gezupft. Ganz rund ist es dennoch nicht geworden. Dass es als Spielvorlage für eine spaßige Auseinandersetzung taugt, ist doch mit das Beste, was ich mir wünschen konnte.
Nicht verhehlen will ich, dass ich gestern etwas verletzt war. Da kann ich mir x-mal sagen, dass es nur virtuell ist, es geht mir doch manchmal nach. Aber ich wollte bestimmt niemand damit angreifen.
Seid lieb gegrüßt und lässt uns zum Spaß und zur Freude an Literatur zurück kommen.
Anders
 

sufnus

Mitglied
Hey Anders,
Spaß- und Freude-bereite Grüße zurück! :)
Ich hoffe, die Verletzungen kurieren vollständig aus! Es gibt doch in der Psychologie dieses Rupture-and-Repair-Konzept, ich glaub das ist eher was aus einem spezifisch psychotherapeutischen Kontext (sufnus = Psycho-Laie), aber ich finde das Begriffspaar eigentlich ganz schön und borg mir das daher gerne auch für den "unpsychologischen" Alltag aus: Manchmal muss man sich erstmal ordentlich auf den Sack gehen (rupture), um sich dann im Verlauf gut zu verstehen (repair).
Ich weiß jedenfalls aus meinem Offline-Leben, dass es einige Mitmenschen gibt, die mich nach initialer Interaktion als unausstehlich einsortiert und dies auch eindeutig kommuniziert haben und die mir mittlerweile glaubhaft vermitteln, in diesem Punkt eine 180-Grad-Wendung vollzogen zu haben. :)
Und in der weiten Online-Welt hat mein virtuelles Ich es auch schon dann und wann erlebt, dass es nach einer Zeit wechselseitiger Schlagabtäusche mit ebenso virtuellen Du's zu überraschender Eintracht gefunden hat.
Alles ist in Bewegung.
Und so soll es sein. :)
LG!
S.
 

Anders Tell

Mitglied
Meine Sozialisation im Pott als der noch gekocht hat, hat mich nachhaltig geprägt. Das kommt für manche etwas ruppig rüber. Aber Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe sind meine Handlungsmaximen. Du warst nicht der Verursacher dieser Angegriffenheit. Aber ich möchte das jetzt nicht wieder aufrühren.
Man kann jeden Tag neu beginnen.
Anders
 

seefeldmaren

Mitglied
Tsss! Ich gebe euch jetzt alle auf den Deckel mit der absoluten Wahrheit! Muhhh!
Für jeden eine Schelle! Baaaam

Ihr macht euch klug, ihr Schwätzerbrut,
mit aufgeblähter Dichterwut,
als wärt ihr selbst vom Geist geküsst,
ihr riecht nach Schweiß und Eigenlist.

Ihr rührt im Topf aus Schleim und Schein,
verkauft den Müll als „Reimdesign“,
verhökert Pathos, dünn gesiebt
und glaubt, dass euch der Himmel liebt.

Ich steh und lach, bis Tränen sprühn,
seh euch im Kreise selbst bemühn,
und denk: Wer so viel Wind entfacht,
hat selten mehr als Luft gemacht.
 

Anders Tell

Mitglied
Darauf möchte ich mit einem meiner Stegreifverse aus dem Improtheater antworten. Das ist natürlich quick und dirty, ohne jeden Anspruch auf Qualität:

Oh Maren, frisch von Pegasus geküsst,
sagst Du uns gerade raus und schlicht:
Klettert runter von der Säule,
denn sonst setzt es eine Beule.

Glaubt wunders, was Ihr da erzeugt,
habt vor Apoll Euch nicht verbeugt.
Der ganze Zirkus ist schon peinlich.
Das sagst Du wirklich kühn, so mein ich:

Dir gebührt die höchste Ehre,
weil ich, bescheiden jetzt, begehre
zu sagen: Mann ohne Mann, oweh,
Maren, ja, You made my day.

Mit einem Strauss Blumen überreicht
Anders
 

sufnus

Mitglied
Na Ihr seid mir ja saubere Gesellen!
Was soll nun diese plötzliche Union?
Darf ich ab jetzt - mit Lästerambition -
solistisch weiter knurren oder bellen?

Egal, die Spöttelköttel deponiere
zum Nießbrauch ich allhier fürs Publikum
und nehme gerne allen alles krumm,
ob sich auch jemand darum fremdgeniere!

Hier stänker ich: Ich kann nicht anders. Denn
die Stänkerei liegt mir im Naturell
und dabei halt ich es mit Dr. Benn

und geh nicht aus von eigenen Parolen*.
Es schöpft sich leicht aus einem trübem Quell,
drum was ihr schreibt: Als lesenswert empfohlen!



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*nach Gottfried Benn, Die Maximen: "Rechne mit deinen Defekten, gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen."
 



 
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