Odilo Plank
Mitglied
Aus der Reihe: Geklaute Wortgeschichten (Vortext!)
Nein, natürlich kämpft unsere Kanzlerin, bekanntlich die mächtigste Frau des Universums, nicht mit Latten. Das ist nicht ihr Stil, passt nicht zu ihr! -
Oder doch? - Natürlich geht es hier wieder nur um Worte.
Was hat sie zum Beispiel mit der Kanzel zu tun? Sie soll ja auch schon mal den einen oder anderen aus ihrer Partei oder nen Sozi abgekanzelt haben.
Heftiger erscheint das neudeutsche Wort canceln. Alles mögliche wird gekänzelt - cancelled. Das überlässt Angela wohl nachgeordneten Chargen.
Und da gibt es zu allem Unglück auch noch den cancer (lat.), den Krebs. Und die Hoffnung der Roten, sie möge doch bald den entsprechenden Gang antreten.
Keine Angst, keine Abgründe; nur der schräge Gang der Wörter.
Fangen wir hinten an und gehen im Krebsgang schräg von hinten nach vorne.
cancer, so mein Gewährsmann, heißt ursprünglich Gitter: XXXX
Von diesen schrägen Linien erhält der Krebs, wegen seines Ganges, den Namen. Also erst das Gitter, dann der Krebs.
cancelli: Noch keine Latten, nein, ganz kleine Stäbchen, ein Gitterchen: xxxx Alles fängt mal klein an; und wie das so ist, alles wächst sich mal aus.
Spätestens ab dem 4. Jh. nach Chr., so Klaus Bartels, haben wir schon handfeste Latten, einen robusten Jägerzaun: in Gerichten, in Kirchen, in Amtssitzen, zwischen den Großkopfeten, dahinter - und dem Volk, davor. Schon haben wir einen unüberwindlichen Verschlag - eine Sperre. Da kann ja nicht jeder dahergelaufen kommen und eine VIP anmotzen.
Jetzt ahnt ihr die Latten. Natürlich werden sie aufgemotzt, kunstvoll geschnitzt, aus Marmor gemeißelt. Die Kanzel in den Kirchen stand vor dem Gitterwerk, dem Lettner, zwischen dem Klerus im Chor und dem Kirchenschiff, wo das Volk saß und regelmäßig abgekanzelt werden musste.
canceln? Ganz einfach: xxxx drüber - und schon ist´s cancelled. War auch notwendig, vor dem Tipex. Auf dem PC geht´s jetzt ganz fix: Klickklack - und fort ist es.
Was haben wir jetzt noch vergessen? - Entschuldigung, Sie, Frau Merkel!
Ihre Vorgänger; nein, nicht Schröder und Kohl; die im Mittelalter, das ja bekanntlich schon länger vorbei ist, ihre Uraltkollegen, die cancellarii, standen an den Schranken und vermittelten zwischen dahinter und davor, zwischen den hohen Herrschaften und dem Volk.
Und Sie, Frau Merkel, zwischen welchen Seiten vermitteln Sie? Natürlich, Sie haben sogar zwischen Europa und zwei Kartoffeln vermittelt. Sie vermitteln unermüdlich - und, Hut ab, erfolgreich. Schreiben alle!
Aber, Frau Merkel, Sie sind Kanzlerin, cancellaria. Sie stehen bildlich gesprochen noch immer an diesem ehrwürdigen Lattenverschlag und vermitteln zwischen uns, dem Volk - und dem Souverän.
Souverän? Ach, das sind wir ja auch!
Schon ulkig, so ne Demokratie.
Nein, natürlich kämpft unsere Kanzlerin, bekanntlich die mächtigste Frau des Universums, nicht mit Latten. Das ist nicht ihr Stil, passt nicht zu ihr! -
Oder doch? - Natürlich geht es hier wieder nur um Worte.
Was hat sie zum Beispiel mit der Kanzel zu tun? Sie soll ja auch schon mal den einen oder anderen aus ihrer Partei oder nen Sozi abgekanzelt haben.
Heftiger erscheint das neudeutsche Wort canceln. Alles mögliche wird gekänzelt - cancelled. Das überlässt Angela wohl nachgeordneten Chargen.
Und da gibt es zu allem Unglück auch noch den cancer (lat.), den Krebs. Und die Hoffnung der Roten, sie möge doch bald den entsprechenden Gang antreten.
Keine Angst, keine Abgründe; nur der schräge Gang der Wörter.
Fangen wir hinten an und gehen im Krebsgang schräg von hinten nach vorne.
cancer, so mein Gewährsmann, heißt ursprünglich Gitter: XXXX
Von diesen schrägen Linien erhält der Krebs, wegen seines Ganges, den Namen. Also erst das Gitter, dann der Krebs.
cancelli: Noch keine Latten, nein, ganz kleine Stäbchen, ein Gitterchen: xxxx Alles fängt mal klein an; und wie das so ist, alles wächst sich mal aus.
Spätestens ab dem 4. Jh. nach Chr., so Klaus Bartels, haben wir schon handfeste Latten, einen robusten Jägerzaun: in Gerichten, in Kirchen, in Amtssitzen, zwischen den Großkopfeten, dahinter - und dem Volk, davor. Schon haben wir einen unüberwindlichen Verschlag - eine Sperre. Da kann ja nicht jeder dahergelaufen kommen und eine VIP anmotzen.
Jetzt ahnt ihr die Latten. Natürlich werden sie aufgemotzt, kunstvoll geschnitzt, aus Marmor gemeißelt. Die Kanzel in den Kirchen stand vor dem Gitterwerk, dem Lettner, zwischen dem Klerus im Chor und dem Kirchenschiff, wo das Volk saß und regelmäßig abgekanzelt werden musste.
canceln? Ganz einfach: xxxx drüber - und schon ist´s cancelled. War auch notwendig, vor dem Tipex. Auf dem PC geht´s jetzt ganz fix: Klickklack - und fort ist es.
Was haben wir jetzt noch vergessen? - Entschuldigung, Sie, Frau Merkel!
Ihre Vorgänger; nein, nicht Schröder und Kohl; die im Mittelalter, das ja bekanntlich schon länger vorbei ist, ihre Uraltkollegen, die cancellarii, standen an den Schranken und vermittelten zwischen dahinter und davor, zwischen den hohen Herrschaften und dem Volk.
Und Sie, Frau Merkel, zwischen welchen Seiten vermitteln Sie? Natürlich, Sie haben sogar zwischen Europa und zwei Kartoffeln vermittelt. Sie vermitteln unermüdlich - und, Hut ab, erfolgreich. Schreiben alle!
Aber, Frau Merkel, Sie sind Kanzlerin, cancellaria. Sie stehen bildlich gesprochen noch immer an diesem ehrwürdigen Lattenverschlag und vermitteln zwischen uns, dem Volk - und dem Souverän.
Souverän? Ach, das sind wir ja auch!
Schon ulkig, so ne Demokratie.