Um Authentizität geht's mir in Deinem Gedicht weniger ...
Allerdings finde ich Deinen "Galgenhumor" in Kommentar #7 etwas unangebracht ...
Klar, es ist ein Gedicht und kein Essay, allerdings fehlt es dem Text insgesamt an inhaltlicher und poetischer Tiefe, die über die bekannten Bilder und Meldungen hinausgeht, die extra für die westlichen Couch-Heroes am warmen, heimischen Ofen gemacht werden, damit eben bestimmte Assoziationen geweckt werden.
Die gewählten Formulierungen wie "Euer Mut verlässt euch nicht " "Heldinnen gebiert die Not " and last but not least "Ihr kämpft für uns alle ", klingen in meinen Ohren eher wie abgegriffene Phrasen, als nach einer poetischen Sprache.
Deine Aussage
"Ein verrutschter Schleier,
ist kein Grund zu sterben"
unterstreicht hier meiner Meinung nach dieses unreflektierte Pathos, das sich der Text zu eigen macht.
Dabei geht es den Frauen im Iran um weit mehr als ein Stückchen Stoff.
Das sollte man als Autor zu diesem "Themenkreis" mindestens wissen.
Glaubst Du wirklich, irgendeine iranische Frau sieht sich hierbei als eine Art Heldin? Oder kämpft für Dich oder mich?
Heldin für was und für wen eigentlich?
Hast Du jemals mit Frauen im Iran gesprochen?
Was weißt Du über ihren Alltag, über ihre Sorgen oder Nöte?
Kennst Du die aktuelle Situation oder die Lebensbedingungen der Frauen dort?
Glaubst Du eine iranischen Frau, die ihren Körper für umgerechnet nicht einmal acht Dollar an Freier verkauft, möchte als "Heldin in der Not" gefeiert werden?
Glaubst Du eine Frau, deren Aussage vor Gericht weniger zählt, als die eines Mannes, würde Dir bei der Bezeichnung "Heldinnen" zustimmen?
Selbst eine Frau, die sich ohne Einverständnis ihres Mannes nicht mal scheiden lassen kann, auch wenn sie von diesem Mann schwer misshandelt wird, ist zwar in "Not", aber keine "Heldin".
Warum glaubst Du, für und über diese Frauen sprechen zu können?
Die überwiegende Mehrheit der Frauen im Iran sieht sich seit Längerem mit großen, existenziellen Problemen konfrontiert. Die strenge Kopftuchpflicht, ist da nur eine einschneidende Problematik unter vielen, aber bei Weitem nicht die einzige.
Angefangen bei der hohen Arbeitslosigkeit, schlechter Bezahlung, Armut, Medikamentemangel und fehlender medizinischer Versorgung (besonders in ländlichen Gebieten), die allesamt Folgen des Mullah-Regimes und vor allem der rigiden Sanktionen sind (das Land leidet unter einer Inflationsrate von circa 50 Prozent, zusätzlich markiert der Rial einen Rekordtief zum Dollar).
Für mich ist das ein Exempel für ein schlechtes Stück Polit-Lyrik, das im Prinzip nur die Klischees (an Stelle der Wirklichkeit) einer Betroffenenheits-Lyrik bedient, weil der Text offenbar nur unreflektiert an der Oberfläche seiner platten und leeren Phrasen verbleibt, ohne überhaupt in irgendeiner Form auch nur annähernd oder ansatzweise in die inhaltliche Tiefe zu gehen ... von einer (bild)sprachlichen Poetik ganz zu schweigen ...
Sorry, aber kurz gesagt halte ich diesen Text für außerordentlich misslungen, sowohl ästhetisch als auch inhaltlich.
Gruß
Mimi