Free Fall Tower

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Der Mut besteht darin, sich hinzusetzen
Die Sicherheitsbügel schließen vollautomatisch
Ob das auch sicher hält?
Wenn ich arg rüttle, gibt das Teil millimeterweise nach
Ich hoffe, das ist kein Problem
Wir starten schnell
Schon wartet die nächste Meute, die ganz heiß ist drauf
Adrenalingekickt zu werden
Die ersten Meter sind easy
Auf Augenhöhe mit der Wilden Maus
Ist doch gar nix
Das ist ja für Kinder
Aber dann
Würde ich mich nicht mehr springen trauen
Wer so hoch springt, kriegt was gebrochen mindestens
Und höher gehen wir
In diese dünnluftige Stille hinein
Das Bummbumm und das Blabla nur noch ein böiges Echo
An der Metallstange schrauben wir uns nach oben, konsequent
Aber wie!
Extrem viel hoch
Und noch weiter hinauf
Zur Maximalhöhe
Da jetzt schon ein bisschen Gänsehaut und
Puddingknie
‚Wer hier runterfällt, zerbricht nicht, sondern zerplatzt‘ denk ich mir
Man sollte nicht immer so viel denken
Genießen will ich
Für den Rundumblick dreht sich die Gondel rings um den Turm
Ein Blick wie durch Vogelaugen, wie schön
Die Bäume sind Grashalme bloß
Nur Niedrighäuser in der Nicht-Mehr-Groß-Stadt
Das Riesenrad ist plötzlich für Zwerge
Und noch eine Runde
Bald geht es los ich weiß es
Aber jetzt noch nicht
Hinter dem grünenden Hügel blinzelt ein Sonnenstrahl
Irgendwie nicht menschlich normal, so nah an den Wolken, dann auf einmal:
Stopp.
Keine Drehung mehr und schon klar, was das heißt
Klopf nur mein Herz dein Stakkato
Gleich kommt das Klack
Und die Gondel hängt sich aus
Noch lassen sie uns zappeln
Meine Füße 80 Meter über dem Boden
Sind schon ein bisschen angespannt
Meine Hände umkrampfen die sinnlos angebrachten Metallgriffe und wissen doch
Dass das im Fall des Falles nichts nützen wird
Jetzt könnte es echt langsam losgehen
Also bitte jetzt
Ich wäre soweit
Komm schon
Macht doch
Aber jetzt
Wir warten drauf
Aber echt
Jetzt aber
Aber
*klack*
Oh Gott!
Es passiert!
Es hebt mich in meinem Sitz
- Ich -
Ich schwebe
Ich fliege
Frei wie
Der Wind
Vogelfrei!
Es kribbelt
Es rauscht
Es raubt mir den Atem
Buchstäblich.
Ich habe keine Luft zum Schreien
Die Luft
Zieht wie eine Wand an mir vorbei
Wir fallen
Fallen
Faaaaaa
llllll
eee
nnn
Eine Ewigkeit, zwei, drei…
Es dauert an, das Gefühl
Und doch lässt es sich kaum fassen, umschreiben
Den ganzen Weg bis nach unten
So fieberhaft rasend und doch so
Weit und lang
Wie lange noch…?
Aber sicher
Die Magnetbremse funktioniert
Und fängt uns auf, beinah sanft
Die letzten Meter sind wieder sehr
Geläufig gemächlich gelassen
Wenn die Bügel sich öffnen
Hattest du schon ein wenig Zeit, dich zu sammeln
Du springst raus als gefallener Mensch,
der sich ziemlich erhaben fühlt
 



 
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