Frei am ersten Mai

Hera Klit

Mitglied
Frei am Ersten Mai

Mir begegnen heute viele Menschengrüppchen, im sonst einsamen Wald.
Es ist der Erste Mai, das Volk sieht die Notwendigkeit sich zu rotten und gesellig zu sein.
Die Hasen und ich wollen flüchten.
Meine Walkingstöcke greifen Raum.

Man wirft dem Einzelgänger verwundert, abschätzige Blicke zu.

Warum habe ich am Ersten Mai keine erste Mai-Stimmung,
an Weihnachten keinen Baum
und an Ostern keine Eier?

Fragt mich nicht.

Die Menschen sind lustig und aufgedreht,
wie man es am Ersten Mai zu sein hat.

Eine nicht besonders attraktive Rotblonde,
fragt mich im Vorübergehen aus einer ausgelassenen Gruppe heraus,
ob ich einen Sänger mit Namen Paul
aus den Sechzigern kenne.
Sehe ich so alt aus?

Freilich sage ich: , „Paul McCartney“,
was jeder Dämel gesagt hätte.

Sie sagt: , „Den hatten wir schon.“
Die Gruppe lacht.
Sie hat Sympathiepunkte gesammelt,
aber die attraktiven Typen aus der Gruppe lachen nur
widerwillig mit.

Die Sorte muss sie sich endlich aus dem Kopf schlagen.

Es dauert lange, bis man sich richtig einordnet.

Paul Simon wäre es wohl gewesen, fällt mir nun ein.

Kurz überlege ich, ob ich zurückgehen soll,
um diese Antwort zu geben,
dann wird mir die Lächerlichkeit meiner Existenz und
die Lächerlichkeit der Existenz der menschlichen Rasse überhaupt, voll bewusst.

Mit meiner Frau musste ich an diesem Tag mindestens zur Mathildenhöhe in Darmstadt,
dort spielen jedes Jahr um diese Zeit Jazzgruppen.
Sie wäre durchgedreht, auf einem einsamen Spaziergang, an so einem Tag.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist der Erste Mai, das Volk sieht die Notwendigkeit sich zu rotten und gesellig zu sein.
Hallo Hera,

da sprichst du mir aus der Seele. Als ich ein Kind/eine Jugendliche war, musste man da einfach mitmachen. (Es hätte ja sein können, dass man sonst als unbeliebt gilt.) Ich habe nie was dran gefunden.
Damals habe ich nicht drüber nachgedacht, aber für die Jungs muss es ja noch anstrengender gewesen sein. Sie mussten zum Grillen Holz holen, Feuer machen und für das Essen sorgen. Weil sowas ja zum ersten Mai gehört. Während die Mädchen im Sinne der Rotblonden Sprüche klopfen und sich wichtig machen konnten. Von ihnen wurde nichts erwartet.

Gerne gelesen.

LG SilberneDelfine
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Hera,

selbst im Wald kann man das Reflektieren nicht lassen, mhm?
Schön, wenn solche Texte dabei heraus kommen.

Warum Männer aber Frauen zuliebe etwas mitmachen - des lieben Frieden willens? - erschließt sich mir nicht.
Beim allerersten gemeinsamen Shoppingtrip (Keine Klamotten oder Schuhe!) am Samstagvormittag auf einer Einkaufsstraße wurde mein (jetziger) Mann erst hibbelig, dann blass. Obwohl ich ihn vorgewarnt hatte, ächzte er - schon drei Läden! Das war so eine Schlüsselszene bei uns. 1. War ne klare Ansprache von ihm, konnte ich nicht missverstehen, 2. klare Absprachen vorher sind wichtig, 3, ein Mann ist keine Frau :D und am besten schätzt und respektiert man sich für das, was man hat und ist.

Sehr gerne gelesen!

LG Petra
 

Hera Klit

Mitglied
Liebe Hera,

selbst im Wald kann man das Reflektieren nicht lassen, mhm?
Schön, wenn solche Texte dabei heraus kommen.

Warum Männer aber Frauen zuliebe etwas mitmachen - des lieben Frieden willens? - erschließt sich mir nicht.
Beim allerersten gemeinsamen Shoppingtrip (Keine Klamotten oder Schuhe!) am Samstagvormittag auf einer Einkaufsstraße wurde mein (jetziger) Mann erst hibbelig, dann blass. Obwohl ich ihn vorgewarnt hatte, ächzte er - schon drei Läden! Das war so eine Schlüsselszene bei uns. 1. War ne klare Ansprache von ihm, konnte ich nicht missverstehen, 2. klare Absprachen vorher sind wichtig, 3, ein Mann ist keine Frau :D und am besten schätzt und respektiert man sich für das, was man hat und ist.

Sehr gerne gelesen!

LG Petra
Vielen Dank, liebe Petra.

Natürlich machen Männer das alles nur um des lieben Friedens willen.
Sie konnten sich gegen Muttern nicht durchsetzen und bei ihren Frauen versuchen sie es erst gar nicht.
Männer wollen im Wesentlichen ihre Ruhe haben und das klappt am besten,
wenn die Frau halbwegs (ganz geht eh nicht) zufrieden ist.


Liebe Grüße
Hera
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera,

da sprichst du mir aus der Seele. Als ich ein Kind/eine Jugendliche war, musste man da einfach mitmachen. (Es hätte ja sein können, dass man sonst als unbeliebt gilt.) Ich habe nie was dran gefunden.
Damals habe ich nicht drüber nachgedacht, aber für die Jungs muss es ja noch anstrengender gewesen sein. Sie mussten zum Grillen Holz holen, Feuer machen und für das Essen sorgen. Weil sowas ja zum ersten Mai gehört. Während die Mädchen im Sinne der Rotblonden Sprüche klopfen und sich wichtig machen konnten. Von ihnen wurde nichts erwartet.

Gerne gelesen.

LG SilberneDelfine
Vielen Dank, SilberneDelfine,

schön zu lesen, dass du gerade das mit der Rotblonden ansprichst und
meine Beobachtungen durch deine Anmerkungen unterstützt und bestätigst.

Liebe Grüße
Hera
 



 
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