anbas
Mitglied
Freie Fahrt
"Nach 50 Metern rechts abbiegen."
Bei strahlendem Sonnenschein ist sie gleich morgens aufgebrochen. Vorher hatte sie es sich allerdings nicht nehmen lassen, ausführlich zu frühstücken.
"Jetzt rechts abbiegen."
Die beiden vorderen Fenster hat sie heruntergelassen. Sie mag die kühle Zugluft, die ihr durchs Haar weht. Auf ihrem Lieblingssender spielen sie Musik aus der Zeit ihrer Jugend. Sie hat die Lautstärke höher gedreht als sonst. Es ist ja niemand da, der sich beschweren könnte.
"Bei der nächsten Möglichkeit links abbiegen und wenden."
Sie will an die Ostsee. Ist einfach so losgefahren – ohne langes Planen, ohne viel einzupacken, ohne weitere Vorbereitungen, ohne ihn.
"Nach hundert Metern rechts abbiegen."
Ihr Ziel ist die Küste östlich von Priwall. Die Gegend kennt sie noch nicht. Sie hat "Priwall" ins Navi eingegeben. Vor Ort wird sie sich dann eine ruhige Ecke suchen. Wird schon klappen, irgendwie. Doch zunächst muss sie aus der Stadt rauskommen - dieser für sie immer noch so fremden Stadt, in die sie vor drei Jahren seinetwegen gezogen war.
"Jetzt rechts abbiegen."
Sie hat Zeit und will die Fahrt genießen. Leise summt sie die Melodie mit, die gerade gespielt wird. Und niemand sagt ihr, dass ihre Summerei nervt. – Sie biegt links ab.
"Bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden."
Das Industriegebiet, durch das sie nun fährt, ist ihr völlig unbekannt. Hier ist sie noch nie gewesen. Es ist Sonntag. Die Straßen sind leer, keine Menschenseele ist zu sehen. Sie dreht die Musik auf und singt laut mit.
Das Navi schweigt. Muss wohl den Weg neu berechnen. Sie grinst.
Schon seit Jahren will sie mal wieder an die Ostsee fahren, um dort zu baden. So, wie sie es als Kind in jedem Sommer getan hat. Heute ist es endlich so weit. Irgendwo dort an der Küste bei Priwall wird sie ins Meer laufen und schwimmen – ohne Badeklamotten. Mit ihm zusammen wäre das nie möglich gewesen.
"In 50 Metern rechts fahren."
Die Wohnung hat sie einfach so verlassen. Ohne zu prüfen, ob überall das Licht aus ist, ohne alle Fenster zu kontrollieren, ob sie auch wirklich geschlossen sind, ohne mehrfach an der bereits verschlossenen Tür zu rütteln.
"Jetzt rechts fahren und dann dem Straßenverlauf 3 Kilometer folgen."
Sie fährt rechts und biegt dann gleich in die nächste Straße links ab.
"Bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden."
Die Stimme des Navis bleibt ruhig und sachlich. Sie liebt diese Stimme, diese Unaufgeregtheit. Er konnte nie ruhig bleiben, wenn sie zusammen unterwegs waren. Immer fand er etwas zum Meckern, zum Korrigieren. Heute ist es anders. Heute kann sie fahren, wie sie will – die Stimme, die sie lotst, bleibt so wunderbar ruhig und sachlich. Sie genießt es, Fehler machen zu dürfen, ohne dass sie genervte Sprüche über sich ergehen lassen muss, jemand tief durchatmet oder sich theatralisch mit der flachen Hand auf die Stirn schlägt.
Gleich wird sie wieder falsch abbiegen.
Die Ostsee kann warten.
"Nach 50 Metern rechts abbiegen."
Bei strahlendem Sonnenschein ist sie gleich morgens aufgebrochen. Vorher hatte sie es sich allerdings nicht nehmen lassen, ausführlich zu frühstücken.
"Jetzt rechts abbiegen."
Die beiden vorderen Fenster hat sie heruntergelassen. Sie mag die kühle Zugluft, die ihr durchs Haar weht. Auf ihrem Lieblingssender spielen sie Musik aus der Zeit ihrer Jugend. Sie hat die Lautstärke höher gedreht als sonst. Es ist ja niemand da, der sich beschweren könnte.
"Bei der nächsten Möglichkeit links abbiegen und wenden."
Sie will an die Ostsee. Ist einfach so losgefahren – ohne langes Planen, ohne viel einzupacken, ohne weitere Vorbereitungen, ohne ihn.
"Nach hundert Metern rechts abbiegen."
Ihr Ziel ist die Küste östlich von Priwall. Die Gegend kennt sie noch nicht. Sie hat "Priwall" ins Navi eingegeben. Vor Ort wird sie sich dann eine ruhige Ecke suchen. Wird schon klappen, irgendwie. Doch zunächst muss sie aus der Stadt rauskommen - dieser für sie immer noch so fremden Stadt, in die sie vor drei Jahren seinetwegen gezogen war.
"Jetzt rechts abbiegen."
Sie hat Zeit und will die Fahrt genießen. Leise summt sie die Melodie mit, die gerade gespielt wird. Und niemand sagt ihr, dass ihre Summerei nervt. – Sie biegt links ab.
"Bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden."
Das Industriegebiet, durch das sie nun fährt, ist ihr völlig unbekannt. Hier ist sie noch nie gewesen. Es ist Sonntag. Die Straßen sind leer, keine Menschenseele ist zu sehen. Sie dreht die Musik auf und singt laut mit.
Das Navi schweigt. Muss wohl den Weg neu berechnen. Sie grinst.
Schon seit Jahren will sie mal wieder an die Ostsee fahren, um dort zu baden. So, wie sie es als Kind in jedem Sommer getan hat. Heute ist es endlich so weit. Irgendwo dort an der Küste bei Priwall wird sie ins Meer laufen und schwimmen – ohne Badeklamotten. Mit ihm zusammen wäre das nie möglich gewesen.
"In 50 Metern rechts fahren."
Die Wohnung hat sie einfach so verlassen. Ohne zu prüfen, ob überall das Licht aus ist, ohne alle Fenster zu kontrollieren, ob sie auch wirklich geschlossen sind, ohne mehrfach an der bereits verschlossenen Tür zu rütteln.
"Jetzt rechts fahren und dann dem Straßenverlauf 3 Kilometer folgen."
Sie fährt rechts und biegt dann gleich in die nächste Straße links ab.
"Bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden."
Die Stimme des Navis bleibt ruhig und sachlich. Sie liebt diese Stimme, diese Unaufgeregtheit. Er konnte nie ruhig bleiben, wenn sie zusammen unterwegs waren. Immer fand er etwas zum Meckern, zum Korrigieren. Heute ist es anders. Heute kann sie fahren, wie sie will – die Stimme, die sie lotst, bleibt so wunderbar ruhig und sachlich. Sie genießt es, Fehler machen zu dürfen, ohne dass sie genervte Sprüche über sich ergehen lassen muss, jemand tief durchatmet oder sich theatralisch mit der flachen Hand auf die Stirn schlägt.
Gleich wird sie wieder falsch abbiegen.
Die Ostsee kann warten.