Eugen van Anders
Mitglied
Freier Fall
Ich stehe auf einem morschen Ast von meinem Stammbaum. Über mir die Äste, um sie zu erreichen, muss ich springen. Springe ich und greife danach, rutsche aber ab und finde keinen Halt: Freier Fall. Bleibe ich dagegen stehen und warte, dass neue Äste sprießen, so droht der Ast, auf dem ich stehe, zu verwelken und so drohe auch ich zu welken im freien Fall, bis der Boden mich zerdrückt.
Immerzu von unten nach oben muss ich, doch habe das klettern verlernt. Manche Zweige stehen in voller Blüte und raunen „los komm zu uns“, unwissend, dass sie drohen, in meinem krampfenden Griff zerdrückt zu werden. Jeder Spross ein Hoffnungsträger, doch keiner fähig, mein Gewicht zu halten.
Dann ein Sturm, Böen. Sie drohen mich vom Baum zu werfen, zu befreien. Vielleicht beflügeln sie mich, neuen Halt zu finden; vielleicht stoßen sie mich in den freien Fall.