Freiheit

anemone

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Nun war es also so weit. Es näherte sich der Tag der Tage. Schon lange hatte er sie vertröstet, denn er wollte nichts ändern. Es sollte alles so bleiben wie es war: Langweilig und stumpfsinnig. Heute jedoch, kam er ihr nicht mehr davon: Sämtliche Ausreden war er schon durch und die lange Warterei musste endlich ein Ende haben. Neben ihm, an dieser langen Leine sprang Susi, die wüste Mischlingshündin auf und nieder. Sie zerrte trotz der ungewöhnlich langen 3 Meter Leine und trieb es bis zum Äußersten. Sie wollte es auskosten, wollte diesen Zug spüren, der sie in ihrer Freiheit einschränkte. Er, Bodo, ihr Herrchen setzte ein brummiges Gesicht auf.

Er wollte wohl, wagte es aber nicht, sie in die Freiheit zu entlassen. Was würde sie anstellen?
Wie ginge sie mit ihrer Freiheit um? Würde er sie jetzt endgültig verlieren. Wäre sie bei dem erstbesten Hasen auf und davon? Immer wieder schaute sie zu ihm hin. Er verstand ihre Blicke durchaus: „Willst du die Leine nicht lösen? Du hast es mir versprochen: Wenn du groß bist, hast du gesagt, dann darfst du frei sein, dann lass ich dich ohne Leine laufen! Bis jetzt ist es noch nicht passiert und ich bin ausgewachsen. Heute ist der Tag, ich fühle es!“

Bodo schluckte mehrmals kräftig, bevor er Susi rief. Sie sah ihn aus treuen Hundeaugen an, als er den Schnappverschluss der Leine löste und Susi ließ sich keine Zeit mehr: Wie ein Pfeil schoss sie davon, denn sie hatte eine Hasenspur gewittert und jetzt saß Bodo hier, unter diesem Eichenbaum, wo er die Leine löste, immer noch und rechnete sich aus, vor wieviel Stunden er Susi in die Freiheit entließ.

„Na die soll was erleben!“ sagte er zu sich und spielte mit dem Schnappverschluss der Leine.
 



 
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