Freude

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rogathe

Mitglied
Freude

Matt sinkt sie auf die kühle Steinbank im Park, faltet die runzligen Hände im Schoß, senkt den Kopf, der so schwer wiegt von jenem Leben, das den Rücken schmerzhaft krümmt und drückt bis ganz hinunter auf die geschwollenen Füße, wo sich blutige Blasen herausbeulen, daneben rollt ihre klapprige Schatztruhe noch ein kurzes Stück, ein goldener Ball glänzt darin, bald wird er rot leuchten, später silbern, ihr zu Gefallen millionenfach funkeln, dann lächelt sie.
 
K

KaGeb

Gast
Hi,

ich tappe im Nebel. Klar ist Platz für Interpretationen, aber hier ist (mir) das Spektrum an Möglichkeiten zu großzügig bemessen.

LG
 

rogathe

Mitglied
Hallo KaGeb,
herzlichen Dank für deinen Kommentar.

Ich lernte bei der "Tafel" eine alkoholkranke Obdachlose kennen, die mir erzählte, dass sie stets Freude empfände, wenn sie auf "ihrer Parkbank" in den sternklaren Nachthimmel hinaufsähe. Sonne, Mond und Sterne seien ihre "Schätze", die sie in ihrer "Truhe" (Einkaufswagen aus dem Supermarkt) immer mit sich führe.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

ich muss KaGeb zustimmen, deine Erläuterungen finden sich im Text nicht wirklich wieder, hier muss zu viel spekuliert werden.
Die Idee finde ich gut, aber die Frau ist mir auch zu übertrieben beschrieben, besonders hier:
"die geschwollenen Füße, wo sich blutige Blasen herausbeulen"
Wie gesagt, die Idee ist gut, da kann man etwas daraus machen.

LG Franka
 

rogathe

Mitglied
Freude

Matt sinkt sie auf die kühle Steinbank im Park, faltet die runzligen Hände im Schoß, senkt den Kopf, der so schwer wiegt von jenem Leben, das den Rücken schmerzhaft krümmt und drückt bis ganz hinunter auf die geschwollenen Füße. Daneben bremst ein Abfallkorb den klapprigen Einkaufswagen aus dem Supermarkt, in dem ihre gesamte Habe verstaut ist. Mit einem tiefen Seufzer stochert sie nach einer Flasche Rum und nimmt einen großen Schluck. Sie murmelt vor sich hin, bedeutet der Abendsonne gestenreich, sie möge sich in ihre Schatztruhe senken und wie ein goldener Ball darin glänzen. Später folgt silbern der Mond. Zuletzt werden ihr zu Gefallen die Sterne millionenfach funkeln, dann lächelt sie.
 

anbas

Mitglied
Hallo rogathe,

habe den Ursprungstext nur kurz überflogen. Die überarbeitete Version gefällt mir auf jeden Fall richtig gut.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

ich ärgere mich, dass ich schon gewertet habe, der Text hat richtig gewonnen.

LG Franka
 

rogathe

Mitglied
Es freut mich, dass mir die Verbesserung gelungen ist.

Herzlichen Dank, Andreas, für deine Bewertung!!

:)rogathe
 
hallo rogathe,

mir gefällts.
dies vor allem:
bedeutet der Abendsonne gestenreich, sie möge sich in ihre Schatztruhe senken und wie ein goldener Ball darin glänzen. Später folgt silbern der Mond. Zuletzt werden ihr zu Gefallen die Sterne millionenfach funkeln
Trinke allerdings auch Rum. Hm, trotzdem: der letzte Satz ist sehr lyrisch.

cheers ;-)

serge
 

Paloma

Mitglied
Hallo rogathe,

als Neuling auf dem Gebiet der Kurzprosa bin ich auf der Suche nach guten Beispielen über deinen Text gestolpert. Mir gefällt die Überarbeitung unglaublich gut.
Dieser Text erzählt mit so wenigen Sätzen ein ganzes Leben – berührt mich.

Vielen Dank und liebe Grüße
Paloma
 
E

eisblume

Gast
Hallo rogathe,

deine zweite Version hat gegenüber der ersten deutlich gewonnen. Allein, dass du dich von deiner Idee, alles in einem Satz zu erzählen, verabschiedet hast, empfinde ich als eine sehr geglückte Entscheidung. In deiner Überarbeitung wird somit die Stimmung viel deutlicher, die Szene bildhafter.

Nur Kleinigkeiten:

Matt sinkt sie auf die kühle Steinbank im Park, faltet die runzligen Hände im Schoß,(hier kein Komma, lieber ein "und") senkt den Kopf, ...
Mit einem tiefen Seufzer stochert sie nach einer Flasche Rum und nimmt einen großen Schluck.
Vielleicht könntest du sie nur "Mit tiefem Seufzer ..." stochern lassen.

Später folgt silbern der Mond. Zuletzt werden ihr zu Gefallen die Sterne millionenfach funkeln, dann lächelt sie.
Warum hier das "werden"? Später folgt der Mond, zuletzt funkeln die Sterne. Ich meine, da braucht es kein Futur.
Dass sie am Ende lächelt, finde ich einen sehr schönen Gedanken, der es m. M. nach wert wäre, in einem eigenen kurzen Satz Ausdruck zu finden. Durch das Anhängen nach dem Komma verliert er (für mich) an Kraft.


Ich habe diesen Text sehr gern gelesen!

Lieben Gruß
eisblume
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo rogathe,
für mich ein traurig schöner Text. Beim letzten Satz frage ich mich, wann sie lächelt. Jetzt oder später, wenn die Sterne funkeln? Ich könnte mir nach funkeln einen Punkt vorstellen und dann nur noch: Sie lächelt.

HelenaSofie
 

rogathe

Mitglied
Hallo Eisblume,
herzlichen Dank für deine gute Bewertung und die Verbesserungsvorschläge. Ich habe sie gerne übernommen.

:) rogathe
 



 
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