kellerkurz
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Vor dem Haus werden Autotüren zugeschlagen. Es ist noch früh an einem wunderschönen Maimorgen. Da sind sie alle: die Mama, ihre drei Töchter, ihr kugelrunder Ehemann und ein hoch aufgeschossener Junge, der mir als Neffe vorgestellt wird. Dahinter stehen der alte Mercedes und der kleine weisse Lie-ferwagen mit den eingebauten Sitzen. Freudige Begrüssung. Man hat sich seit letztem Herbst nicht gesehen.
-Haben Sie die Farbe, fragte der Mann, die Pinsel, die Drahtbürsten,einen Steg, eine Leiter?
-Das Material liegt seit Wochen bereit. Die Arbeit kann sofort beginnen.
Mama und ihre Familie gehören zum fahrenden Volk. Ich kenne sie seit vielen Jahren. Zweimal im Jahr kommen sie hier vorbei. Sie verkaufen Weidenkörbe für jeden Zweck: Aepfel, Kleinholz, schöne Gebilde zur Dekoration. Man kann auch mal was Spezielles bestellen: Korbstühle,Deckelkörbe für die schmutzige Wäsche,Katzenkörbe... Die Lieferfrist ist ein halbes Jahr, die Arbeit tadellos. Im letzten Oktober sagten Mama und ihr Mann zu mir:
- Sie dürfen den Gartenzaun nicht so rosten lassen. Kaufen Sie das Material, wir besorgen im Frühjahr das Malen.
Ein Preis wurde abgemacht. Heute kann es also los gehen. Man kratzt und bürstet mit viel Energie. Die Kinder singen dazu. Es ist heiss; zum Glück habe ich viel Mineralwasser und literweise Fruchtsäfte vorgesehen. Die Malerarbeit wird zu einem kleinen Fest.
Da taucht plötzlich ein Streifenwagen mit zwei Polizisten auf. Mama wird vom Steg herunter geholt, muss alle ihre Papiere zeigen. Die zwei Männer durchsuchen die Autos. Mir geht die Galle über.
-Was tun Sie da? Sie haben kein Recht ...
-Natürlich haben wir das Recht. Sie wissen ja gar nicht, mit wem Sie es zu tun haben.
-Das sind meine Freunde; ich kenne sie seit vielen Jahren.
-So, so, wissen Sie denn wo sie wohnen? Kennen Sie ihre Namen? Also nicht!Und das sollten Ihre Freunde sein? Dass ich nicht lache!
Nun genügt es aber. Ich sehe dem Polizisten direkt in die Augen.
-Ich kenne viele Leute beim Namen, aber nicht alle sind meine Freunde, Herr Berger!
Er sieht mich erstaunt an, dann erinnert er sich. Ich bin doch eins von jenen Frauenzimmern, die unten auf der Landstrasse für die Planung einer Umfahrung des Dorfes friedlich manifestierten, und die er nicht eben sanft von der Strasse weg gezerrt hatte. Verärgert schlägt er sein Notizbuch zu.
-Alles in Ordnung, ruft er seinem Kollegen zu. Dieser gibt Mama die Papiere zurück, dann fahren sie weg. Die Kinder singen nicht mehr. Gegen Abend stehen wir vor dem frisch gemalten Gartenzaun. Wie schön glänzt er doch in der Sonne. Mama, als Verwalterin der Familienkasse, hat den Lohn entgegen genommen. Am nächsten Tag werden sie alle in den Süden fahren. Sie legt mir zum Abschied den Arm um die Schultern.
-Machen Sie sich keine Sorgen um uns. An Polizeikontrollen wie die von heute sind wir uns gewöhnt.Wir stehlen nichts, wir handeln nicht mit Drogen. Unsere Papiere sind immer in Ordnung. Aber das will niemand wirklich glauben.
Ich drücke einen Kuss auf ihre runde, vom Schweiss klebrige Wange, und warte bis alle eingestiegen sind. Die Kinder winken: auf Wiedersehn im Herbst!
Ich aber möchte wissen, welcher Esel aus dem Dorf die Polizei gerufen hat.
-Haben Sie die Farbe, fragte der Mann, die Pinsel, die Drahtbürsten,einen Steg, eine Leiter?
-Das Material liegt seit Wochen bereit. Die Arbeit kann sofort beginnen.
Mama und ihre Familie gehören zum fahrenden Volk. Ich kenne sie seit vielen Jahren. Zweimal im Jahr kommen sie hier vorbei. Sie verkaufen Weidenkörbe für jeden Zweck: Aepfel, Kleinholz, schöne Gebilde zur Dekoration. Man kann auch mal was Spezielles bestellen: Korbstühle,Deckelkörbe für die schmutzige Wäsche,Katzenkörbe... Die Lieferfrist ist ein halbes Jahr, die Arbeit tadellos. Im letzten Oktober sagten Mama und ihr Mann zu mir:
- Sie dürfen den Gartenzaun nicht so rosten lassen. Kaufen Sie das Material, wir besorgen im Frühjahr das Malen.
Ein Preis wurde abgemacht. Heute kann es also los gehen. Man kratzt und bürstet mit viel Energie. Die Kinder singen dazu. Es ist heiss; zum Glück habe ich viel Mineralwasser und literweise Fruchtsäfte vorgesehen. Die Malerarbeit wird zu einem kleinen Fest.
Da taucht plötzlich ein Streifenwagen mit zwei Polizisten auf. Mama wird vom Steg herunter geholt, muss alle ihre Papiere zeigen. Die zwei Männer durchsuchen die Autos. Mir geht die Galle über.
-Was tun Sie da? Sie haben kein Recht ...
-Natürlich haben wir das Recht. Sie wissen ja gar nicht, mit wem Sie es zu tun haben.
-Das sind meine Freunde; ich kenne sie seit vielen Jahren.
-So, so, wissen Sie denn wo sie wohnen? Kennen Sie ihre Namen? Also nicht!Und das sollten Ihre Freunde sein? Dass ich nicht lache!
Nun genügt es aber. Ich sehe dem Polizisten direkt in die Augen.
-Ich kenne viele Leute beim Namen, aber nicht alle sind meine Freunde, Herr Berger!
Er sieht mich erstaunt an, dann erinnert er sich. Ich bin doch eins von jenen Frauenzimmern, die unten auf der Landstrasse für die Planung einer Umfahrung des Dorfes friedlich manifestierten, und die er nicht eben sanft von der Strasse weg gezerrt hatte. Verärgert schlägt er sein Notizbuch zu.
-Alles in Ordnung, ruft er seinem Kollegen zu. Dieser gibt Mama die Papiere zurück, dann fahren sie weg. Die Kinder singen nicht mehr. Gegen Abend stehen wir vor dem frisch gemalten Gartenzaun. Wie schön glänzt er doch in der Sonne. Mama, als Verwalterin der Familienkasse, hat den Lohn entgegen genommen. Am nächsten Tag werden sie alle in den Süden fahren. Sie legt mir zum Abschied den Arm um die Schultern.
-Machen Sie sich keine Sorgen um uns. An Polizeikontrollen wie die von heute sind wir uns gewöhnt.Wir stehlen nichts, wir handeln nicht mit Drogen. Unsere Papiere sind immer in Ordnung. Aber das will niemand wirklich glauben.
Ich drücke einen Kuss auf ihre runde, vom Schweiss klebrige Wange, und warte bis alle eingestiegen sind. Die Kinder winken: auf Wiedersehn im Herbst!
Ich aber möchte wissen, welcher Esel aus dem Dorf die Polizei gerufen hat.