Friss mich!

T

Tabasco

Gast
Friss mich!


Ich wurde mal gefragt, warum ich schreibe... Ich kann heute nicht mal mehr genau sagen, was ich geantwortet habe, aber mit Sicherheit würde ich darauf zum jetzigen Zeitpunkt folgendes sagen: "Ich schreibe um zu vergessen. Zu vergessen? Nein, ich hab keine erschütternde Kindheit hinter mir. Kein verwahrlostes Elternhaus und keinen Vater der meine Mutter schlug. Nichts der gleichen. dennoch...ich schreibe um zu vergessen. Mich selbst. In der Welt, so wie ich sie will. Ich schreibe, um Hass und Traurigkeit geradewegs ausm dem Kopf aufs Papier oder in den Computer zu projezieren. Ich schreibe um emotionale Befriedigung zu bekommen."
Poetisch nicht wahr? Doch stellt sich mir jedes mal, wenn ich diesen kleinen Monolog im Schädel revû passieren lasse, die Frage, ob ich mich mit dem ganzen Scheiss nicht letztendlich selbst belüge.
Mir schwirrt noch ein anderer Gedanke im Kopf herum, der das ganze wohl etwas unverblühmter erscheinen lässt.
"Ich schreibe, weil ich absolut schlampig bin! Ich möchte Schriften veröffentlichen. In riesengroßer Auflage! Ruhm? Kohle? Sicher nicht. Aber... weil ich schlampig bin. Mal ehrlich, was würde ich denn tun, wenn die ganze Bude hier plötzlich Feuer fangen würde, inklusive aller meiner Geschichten und Gedichte? Ganz recht, weg wären sie. Auf nimmer wiedersehen. Das beste ist also, man bringt seine Sachen an den Mann, und sucht sich einen geeigneten Verlag, der willig ist, all das subversive Zeug herauszubringen und hofft innerlich auf einen Bestseller. Je stärker der Verkauf, desto niederiger die Wahrscheinlichkeit, dass mir irgendwas abhanden kommt."
Ja ich glaube, das wäre die Antwort, die ich geben würde, wenn ich mit mir selbst im Reinen bleiben wollte. Letztendlich interessiert die Wahrheit aber kein Schwein, was zwar traurig und deprimierend sein mag, aber im Endeffekt Tatsache ist und ausserdem will der Ottonormal-Leser lieber ein bisschen Thrill und Love zu lesen bekommen, als irgendein Sachbuch über die Tristigkeit des Lebens und die unerträgliche Abart des Daseins.
Nun zu meinem Mängel: ICH KANN SO NICHT SCHREIBEN! Es tut mir ernsthaft leid, aber ich kriege diese Art der Verschönerung und glückseeligen Darstellung menschlicher Charaktäre einfach nicht auf die Reihe.
Und so fällt mir auch gleich noch ein weiterer Grund ein, der erklären könnte, warum ich schreibe.
"Ich schreibe, weil ich ein gestörtes Verhältnis zur Kommunikation habe. Ich schreibe Gedanken. Gedanken, die ich wohlmöglich vielen Leuten erzählen wollen würde, aber nicht dazu komme, weil sich die meisten einen Dreck darum scheren, was ich denke. Fakt!
9 Schemen. 9 Schemen in Bezug auf Selbstverwirklichung, Selbstzerstörung, Politik, Weltanschauung, Leben, Tod, Autonomie, Revolution und Religion. Bedauerlich, aber ich muss diese 9 Schemen in einem mehrstündigen Gespräch abgebaut haben, bevor ich überhaupt in der Lage bin eine nähere Bindung zu einer beliebigen Person aufzubauen und bevor ich mich generell erst für die Anschauungen und Probleme dieser Person interessiere. das mag vielleicht egoistisch klingen, ist es vielleicht auch, aber hilft mir in jeder Weise weiter, mich als menschliches Individuum zu fühlen."
Glaube ich somindest. Ich kann dazu ja eigentlich gar nichts sagen, da es mir bis zum heutigen Tage leider noch nicht vergönnt war, eine Person zu finden, die all dieses Gesülze meinerseits ertragen konnte, oder vielleicht doch ertragen konnte aber von mir nicht so lange ertragen wurde, da sie mir in meiner "Rede" zu unaufmerksam schien.
Wenn ich rede wird verdammt nochmal zugehört!
Ich kann Menschen ...M-m-menschen im Allgemeinen nicht auf Dauer aushalten. Es bedarf 2, wohlmöglich 3 Wochen, manchmal weniger, bis mich bisher jede Person in meinem Leben regelrecht angewidert hat. Dieses ewige auf die Pelle rücken. Bah! Das schafft einem nicht gerade viele Freunde, stimmts? Ich kann das ganze ja ziemlich leicht damit abtun, zu sagen, ich wäre halt kein Beziehungsmensch. Ist ja auch so. Ist aber ebenso nur die halbe Wahrheit. Man sagt, ich wäre ein gestörtes Subjekt menschlichen Abschaums. "hmmm...manchmal."
Vieles was mich in Abgründe reisst, könnte ich sicher loswerden, wenn ich an mich glauben würde.
Tatsache ist, dass ich mir selbst nichts wert bin und Tatsache ist auch, das ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal will, dass sich meine Einstellung zum Leben derart ändert. Zwar würde ich weniger leiden (das würde ich abgesehen davon, nach dem Tod überigens auch), aber ich würde auch so viel schönes(?) mit aufgeben. Viele Momente in den ich zar einsam bin, aber dennoch ein Glücksgefühl empfinde in all dieser Depression. Momente in denen ich diese wahnsinnige Lust verspühre
alles hinzuschmeissen, aber dann doch wieder die Flucht in Stift und Zettel finde. Würde dies alles mit verschwinden? Ich habe keine Heilung nötig. Oder vielleicht doch! Aber nicht von all dem. Viel mehr von dem, was mich umgibt. Von dem was die Masse darstellt. Von dem was als Lebensstandart festgelegt ist. Von dem was als wichtig gehandhabt wird und die komplette Zerstörung zur Folge haben wird, früher oder später. Von all dem. Von all dem, von dem ich träume, dass es einfach weg wäre, aber auch immer ein Traum bleiben wird.

~~~~Depression~~~~

...und ich bin gerade mal 17 Jahre alt.
Und wehe einer versucht mir jetzt einzureden, all das Geschwafle wäre nur eine "Phase meiner Pubertät".
Das höre ich nun wirklich schon zur Genüge. Und selbst wenn das so wäre, ist das noch lange kein Grund mir diese Aussage direkt vor den Latz zu donnern. So etwas gehört sich einfach nicht!
9 Schemen. 9 Schemen, die ich mit Sichheit niederschreiben werde, um sie dann Menschen, die ich als interessant empfinde, zum Lesen vorzuwerfen. Das dürfte so einiges, in Bezug auf Kontaktknüpfung verändern und verbessern.

Warum ich schreibe?
"Um auch morgen noch kraftvoll zubeißen zu können!"

<<Amen>>


Tabasco 2001
(24.08.01 *01:31*)






P.S.: War das Thrill und Love? ...ansatzweise?
 
S

schwafelfasel

Gast
naja, für mich schon - ansatzweise

Immerhin hat mich dieser Text tatsächlich dazu gebracht über mich nachzudenken. Wozu es bei mir allerdings momentan keiner großartigen Denkanstösse bedarf. Bin nämlich auch grad in meiner egozentrischen Phase (d.h. i_c_h hoffe zumindest, dass es sich bei mir nur um eine Phase handelt, aber ich fürchte fast, das dem nicht so ist, weil ich eigentlich immer schon ziemlich ich-bezogen war, und, da ich ja doch nie was ändere, vermutlich auch auf ewig so bleiben werd). Ein bisschen erkenn ich mich selbst darin wieder, aber andererseits eigentlich auch wieder überhaupt nicht. Jedenfalls, irgendwie kann ich’s schon nachvollziehen. Und den Titel find ich gut.

Schwafelfasel
 
T

Tabasco

Gast
Effekt...

Also erstmal muss ich nochmal kurz klarstellen, dass es sich bei dieser scheinbaren Selbstanalyse in erster Linie immer noch um eine Kurzgeschichte handelt, also auch dem entsprehend gewertet werden sollte. Zwar muss ich schon zugeben, dass einiges, oder auch vieles von der dargestellten Person auf mich zutrifft, dennoch ist es auch eine spezielle Art zu schreiben, die in vielen meiner Kurzgeschichten recht häufig zur Anwendung kommt. Ich finde es einfach durchaus witzig, sich selbst als Autor eine gewisse Rolle im Geschehen zu geben. Es mag wohl sein, dass diese Rolle im jetzigen Werk sehr übertrieben stark zur Geltung kommt, aber im Endeffekt sollte das nicht die Hauptstory sein. In meinen Geschichten geht es mir um Charaktäre, um den Schreibstil und die lyrische darstellung. weniger um die Story an sich.

Das wollte ich eigentlich nur noch mal loswerden.

in disem Sinne... danke für die Kritik

der Tab
 
S

schwafelfasel

Gast
ups...

böser Fehler: Ich-Erzähler nie mit Autor verwechseln!

Hätte mir nicht passieren dürfen.

Schwafelfasel
 
T

Tabasco

Gast
Verwechslung?

Was ich, in Bezug auf Autor = "Ich" meine, ist weniger eine Verwechslung. Mehr die Vermischung aus Realität und Utopie. Aber wie bei allem ist auch das sicher eine Frage des Geschmacks und der Auffassung. Ich mag diesen, wohlmöglich sehr eigenwilligen, Stil der Erzählperspektive.

Aber wie auch immer... ich muss mir auch mal ein paar Sachen von dir durchlesen, schwafelfasel (netter Name überigens).

in diesem Sinne...

man liest sich...

der Tab
 
K

kruschtl

Gast
In diesen Sachen noch nicht sehr erfahren kam es mir leider auch beim Lesen so vor, dass der Text eine Selbstanalyse ist, die vielleicht irgendwann in einen Kurzgeschichteneffekt übergeht ... aber wo? oder doch nicht? Ich male mir gerne auch eine Situation aus, evtl. umgeben von "thrill & love" wo jemand (17 Jahre?) dies als Antwort auf nicht mitgeteilte Fragen (seines/r Partner/in ?) gibt. Könnte spannend sein, aber ein paar Lesehilfen für die Einordnung des Zusammenhanges fände ich trotzdem angebracht. Auch wenn die Gefühle und Darlegungen sicher gut nachvollziehbar sind!
Gruß
Kruschtl
 
S

Sanne Benz

Gast
Auszug aus dem Tagebuch (nicht nur was für Mädchen)

Denke auch, es sind die Gedanken eines 17jährigen...und ich denke auch, er sollte sich DIES..20Jahre später, sofern er noch schreibt, einmal zu Gemüte führen.
Er wird schmunzeln..lächeln...
Denn auch wenn er es in dem Text so stark angeht: Sein Denken wird sich (sehr) stark verändern.
LG
Sanne
 



 
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