Frodo kehrt heim (Teil 2) Hobbingen

Hobbingen

Die Grauen Anfurten hießen schon lange nicht mehr so, aber Frodo konnte sich den neuen Namen nicht merken. Er sah dort riesige Schiffe anlanden, auf denen Tausende bunter Kästen geladen waren. Er sah dort Häuser und Hallen von einer Wucht und Größe, die er nicht kannte aber die er alle nicht als schön sondern zum Teil als lieblos errichtet und äußerst hässlich empfand. Und er sah dort zum ersten Mal jene vielen Fahrzeuge, die wie von Geisterhand bewegt hin und her fuhren. Große und kleine, die Menschen und Waren in einer unglaublichen Geschwindigkeit transportierten. „Schon sehr praktisch“, dachte er, „da hätten wir unsere ganze Reise damals ja in ein paar Stunden hinter uns gebracht“.

Frodo schaltete seinen Palantir auf dem Hotelzimmer in Hobbingen an blickte auf die flimmernde Scheibe. Das Wort „Television“ ging ihm nicht über die Lippen, das gefiel im nicht. Nach einer Weile, inzwischen verstand er schon einiges mehr, was da ablief, schaltete er ihn aus und dachte, er könne noch nicht schlafen und außerdem war er ja nun zu Hause in Hobbingen und das wollte er mal ohne störende Begleitung erkunden. Er hatte ja inzwischen moderne Kleidung und er würde unter den Hobbits nicht auffallen. So beschloss er, heimlich aus dem Hotel zu schleichen und etwas spazieren zu gehen. Auch Hobbingen war eine moderne Stadt mit vielen Kleinwagen und Minibussen -die Hobbits waren ja nicht so groß - und vielen Lichtern. Die Innenstadt war noch belebt und außer den Hobbits sah er viele Menschen auf den Straßen. Hie und da sah er noch eine Gruppe Zwerge. Er wusste nicht, dass der Haupterwerbszweig des Auenlands inzwischen darin bestand, dass erschöpfte Menschen und Zwerge, die Tag für Tag hart arbeiten mussten gerne für ein paar Tage ins Auenland fuhren. Da war alles so ruhig, so ursprünglich, so gemütlich. Sie schätzten die Wirtshäuser und das dortige Bier, nur das Tabakkraut war in Verruf geraten, nachdem Ärzte besorgt darüber waren, weil es die Lungen schädigte. Er wusste auch nicht, dass einmal im Jahr zu Herbstbeginn in Hobbingen ein großes zweiwöchiges Fest stattfand, das hauptsächlich darin bestand, dass die Besucher in riesigen Festzelten Unmengen an süffigem Original-Hobbinger Bier tranken und laut zu „traditioneller“ Hobbitmusik mitsangen und tanzten, die mit unglaublicher Lautstärke und Penetranz über den Festplatz waberte. Die Stimmung war immer am Überkochen. Die meisten Besucher zogen dazu traditionelle Hobbitkleidung an, bzw. das, was ihnen überall als solche verkauft wurde. Diese wurde zwar schon lange billig in den armen Ländern Süd-Harads produziert und hatte mit der ursprünglichen Kleidung der Hobbits kaum etwas gemein, aber das interessierte niemanden. Dieses Fest war „weltberühmt“ in Mittelerde.

Frodo begegnete einem Hobbit, der fast so wie früher gekleidet war und sprach ihn an. „Du hast aber eine komische Sprache? Ist das ein Bockländer-Dialekt? Oder wie die in Bree sprechen? Kannst du kein ordentliches Hochhobbit? Ich verstehe dich fast nicht?“ erwiderte der Hobbit. Frodo ließ sich nicht entmutigen, versuchte sich der Sprache etwas besser anzupassen und fragte ihn nach dem Grund, warum er hier so rumliefe: „Na du bist mir vielleicht ein komischer Hobbit! Ich arbeite am Mittelaltermarkt in Beutelsend, da laufen wir alle so rum. Die Touris machen ja einen irren Hype um diese Mittelalterromantik! Iss` aber alles fake! Das ganze Mittelalter kotzt mich an, diese scheißfeuchten Hobbitkobel. Kein Wunder, dass die damals alle Lungenprobleme hatten – oder Rheuma, die konnten damals ja kaum mehr richtig laufen wenn die älter waren oder Zahnprobleme, die hatten alle Karies – und der Schmied war dann der Zahnarzt! Verstehste? Zwanzig Jahre Lebenserwartung – keine gescheiten Schmerzmittel und diese Typen finden das noch toll! Ich pack`s nicht mehr – aber ich muss auch Geld verdienen!“ Er ließ Frodo, der kaum etwas verstanden hatte stehen: „Ich muss jetzt, Alter!“.
 
Liebe Leser - der Text schließt sich natürlich an Frodo kehrt heim 1 an. Ich finde Fantasy ist leider ein völlig humorfreies Genre. Dennoch hat mich der Herr der Ringe immer fasziniert (hab ich damals schon als Kind gelesen). Ich freu` mich wenn jemand Spass damit hat;)
 



 
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