lieber walther,
ich versuche es einfach mal: nachdem die überschrift des gedichtes, eine verniedlichungsform, bei mir entsprechend positive assoziationen ausgelöst hat, fällt man mit dem gedicht, sobald man es anfängt zu lesen, abwärts und abwärts, bis hin zu einem spürbaren schmerz, der nicht mehr von einem lassen möchte...
hier wird mit nüchterner sprache und nüchternen bildern die vertreibung aus dem paradies dargestellt, das lässt sich nicht anders lesen, zunächst...
und diesen fehler, der begangen nicht mehr rückgängig zu machen ist, bezahlt dann adam, der erste mann, und er bezahlt es ganz schnell mit einer nicht mehr ausstehbaren eva, einem leberschaden und einem pankreaskarzinom: mehr strafe in einer form der "auflösung in sich" kann keiner in diesem tempo erfahren!
doch, es kommt mehr, wenn man es hinter den zeilen lesen möchte: wir
alle sind davon betroffen, das macht mich so bedächtig, denn es steht ja schließlich so geschrieben: "...ich, der HERR, dein gott, bin ein eifriger gott, der da heimsucht der väter missetat an den kindern bis in das dritte und vierte glied,..." (2. mose, 20:5)
so endet dann adam, wie wir wohl enden werden:
Dein singen ist nur würgen &
bloß stich deine bauch speichel
drüse - du hast kein hemd &
deine hose hängt anspruchslos
an den knien
eine natürliche sprache ist endlos flexibel, sie erlaubt immer, wenn auch in grenzen, deren beherrschung von kompetenten sprachbenutzern erwartet wird, neue und unerwartete projektionen: mit diesem gedicht wird für mich die geschichte des menschen mit wörtern, die einem nahe gehen müssen, zusammengefasst und vor augen geführt...
es hat ganz schön weh getan, nach dem lesen, und es ist mitnichten kein schöner schmerz, aber unabdingbar, aber notwendig: damit wir nie vergessen wo wir herkommen und wo wir hingehen werden...
es hat weh getan, und genau das muss ein gedicht leisten: beim leser echte gefühle auslösen...
ich war ohne zu übertreiben überwältigt davon...
lg xx