Wilhelm Riedel
Mitglied
Jeden Tag ging ich allein den Weg zum Kindergarten, den Bach entlang, an der Feuerwehr vorbei. Es war in den ersten Jahren des Krieges, aber auf der Straße drohten weniger Gefahren als heute und alle, denen ich begegnete, hätten mich behütet, wenn etwas Bedrohliches aufgetaucht wäre.
Vieles faszinierte mich: Pferdefuhrwerke, das Wehr an der Mühle, die schnatternden Gänse auf dem Bauernhof, die meinen Mut forderten, gelegentlich ein knatterndes Motorrad.
An einer Ecke wurde ein Haus gebaut, jeden Tag stellte ich Fortschritte fest. Als sie das Gebälk aufsetzten, beschloss ich den Fortgang zu überwachen. Nach dem Mittagessen ging ich nicht in meine Kindergruppe, sondern blieb an der Baustelle stehen, in sicherer Entfernung. Ich sah, wie die Zimmerleute die Arbeit unterbrachen, um ihre Brote zu essen, packte auch meine Schnitten aus und biss hinein. Manche, die vorbei kamen, bewunderten meine Ausdauer.
Doch sie hielt nicht lange genug, ich kam zu früh nach Hause, Mutter wunderte sich. Immer wieder wurde meine Geschichte erzählt und belacht. Den Hang zum Bauen habe ich wohl von meinem Opa geerbt; er war Maurerpolier.
Später, der Krieg war vorbei und ich ging auf die Oberschule, wurde neben unsrer Wohnung ein Haus errichtet. Ich schlich mich, gegen die Sicherheitsvorschriften, bei den Maurern ein, sah ihnen zu, frühstückte mit ihnen, machte kleine Handreichungen. Meine Mutter sah das mit Wohlwollen. Genau wie Vater!
Die Zeiten gingen dahin, ich studierte die Rechtswissenschaften. Meine Schwester und ihr Mann erarbeiteten sich ein Eigenheim in Selbsthilfe und alle Freunde halfen, ich aber rührte keinen Spaten an, sondern saß an einer systematischen Analyse der europäischen Verfassungen. Selbst als ich durch meine Frau ein Haus erbte, tat ich nichts zu seiner Unterhaltung, bestellte Handwerker oder ließ verfallen. Ganz und gar war ich in Anspruch genommen durch die Studien für mein Buch "Die Bewertung kriegerischer Handlungen in der Geschichte des Völkerrechts".
Wo sind die Erbanlagen meines Großvaters geblieben?
Vieles faszinierte mich: Pferdefuhrwerke, das Wehr an der Mühle, die schnatternden Gänse auf dem Bauernhof, die meinen Mut forderten, gelegentlich ein knatterndes Motorrad.
An einer Ecke wurde ein Haus gebaut, jeden Tag stellte ich Fortschritte fest. Als sie das Gebälk aufsetzten, beschloss ich den Fortgang zu überwachen. Nach dem Mittagessen ging ich nicht in meine Kindergruppe, sondern blieb an der Baustelle stehen, in sicherer Entfernung. Ich sah, wie die Zimmerleute die Arbeit unterbrachen, um ihre Brote zu essen, packte auch meine Schnitten aus und biss hinein. Manche, die vorbei kamen, bewunderten meine Ausdauer.
Doch sie hielt nicht lange genug, ich kam zu früh nach Hause, Mutter wunderte sich. Immer wieder wurde meine Geschichte erzählt und belacht. Den Hang zum Bauen habe ich wohl von meinem Opa geerbt; er war Maurerpolier.
Später, der Krieg war vorbei und ich ging auf die Oberschule, wurde neben unsrer Wohnung ein Haus errichtet. Ich schlich mich, gegen die Sicherheitsvorschriften, bei den Maurern ein, sah ihnen zu, frühstückte mit ihnen, machte kleine Handreichungen. Meine Mutter sah das mit Wohlwollen. Genau wie Vater!
Die Zeiten gingen dahin, ich studierte die Rechtswissenschaften. Meine Schwester und ihr Mann erarbeiteten sich ein Eigenheim in Selbsthilfe und alle Freunde halfen, ich aber rührte keinen Spaten an, sondern saß an einer systematischen Analyse der europäischen Verfassungen. Selbst als ich durch meine Frau ein Haus erbte, tat ich nichts zu seiner Unterhaltung, bestellte Handwerker oder ließ verfallen. Ganz und gar war ich in Anspruch genommen durch die Studien für mein Buch "Die Bewertung kriegerischer Handlungen in der Geschichte des Völkerrechts".
Wo sind die Erbanlagen meines Großvaters geblieben?