Frühling (Märchenzeit)

5,00 Stern(e) 5 Bewertungen

sufnus

Mitglied
Frühling (Märchenzeit)

Dreimal großer Garten
lass die gefilterten Bürger
... passieren

stimme sie ... so wie das
Meisengerücht ...

zusehends werden sie schaulustig
beginnen vom Wetter zu reden

verlier keine Farbe an ... sie ...
streiche die Schmetterlinge

Schachtelhalm und Kieselstein
fort gepflanztes Du

... ich aber spiele das Murmelspiel
wo sich die Hellerin langsam vergisst
wo die Gießkannen schlafen ... im

Schatten der Weiden am Rande
des Märchens als nämlich

die Untertanen den alten König erkannten
brachen sie ihn vorsichtig auf und

fanden ... in seinem Haupte einige
vergilbte Familienfotos in

seinem Bauch aber ein hübsches Neugebornes
so vollständig versteinert dass es

den Schrei noch auf den Lippen trug
 
Zuletzt bearbeitet:

chlorwiese

Mitglied
Guten Morgen, Sufnus,

ich verstehe die Bilder nicht. Sie stimmen ein, geben Hinweise und rutschen kurz vor dem Aha-Moment durch die Finger.
Alles ab dem König wirkt zwar sanft, aber ebenso brutal: den könig aufbrachen, Fotos im Haupt, ein vollständig versteinertes Neugeborenes im Bauch, das den Schrei noch auf den Lippen trug. Das ist heftigzärtlich.

Einen guten Tag, dir.

chlor
 

sufnus

Mitglied
Hey grüner Wiesenmensch! :)
Vielen Dank für die Be-Anmerkung! Das Gedicht ist ganz ad hoc per automatischem Schreiben mit leichten Nachbearbeitungen entstanden und vermutlich aufgrund dieser Genese ist es inhaltlich besonders brüchig und verweigert sich einer nachvollziehbaren Stringenz. Auf den ersten Blick zerfällt es ja schon einmal schroff in zwei Teile mit der Grenzen zwischen den Wörtern Du und ich. Aber auch jede der beiden "Sektionen" ist auch wieder eher volatil - mir gefällt Dein Ausdruck sehr, dass die Bilder kurz vor dem Aha-Moment durch die Finger rutschen.
... und vielen Dank natürlich auch an die anderen Sternespender, die sich von diesem, in seinem Schluss doch vordergründig etwas gruselig wirkenden Text doch nicht haben Abschrecken lassen. :)
LG!
S.
 

surrusus

Mitglied
Eine fast aufplatzende Metamorphose, sufnus.

in seinem Haupte einige
vergilbte Familienfotos in
Bist du dir sicher, dass du das "Haupt(e)" wirklich haben möchtest? Klingt irgendwie schrähg.

Du hast in dem Werk ja Beimengungen wie "nämlich"/saloppe Sprache. Der dadurch entstehende Kontrast sticht dem Stil in die Seite! Gewollt?
Was ist eine "Hellerin?" Eine Verweiblichung und Personifizierung von "Die Tage werden wieder heller?" oder ein versteckter Verweis zu einem anderen
Werk, das Lesbia mit einem Nudelholz plättet?

Der Ton gefällt mir! Aus der Anordnung der Punkte (mal drei punkte, mal vier) werde ich nicht schlau.
Zu blöd ich sein.

surru
 

sufnus

Mitglied
Hey Surru!
Lieben Dank für den Kommentar und das Durchdenken - ich schreib wohl morgen mehr dazu - heut rinnt mir die Zeit durch die Finger. Aber mit der inkonsistenten Pünktelei hast Du natürlich recht und da war kein metaphysischer Tiefsinn involviert; das war einfach Struddeligkeit in Tateinheit mit nicht aufgesetzter Brille. :p
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Hey Surru!
So... ich wollte mich ja nochmal zu Deinen Anmerkungen melden. :)
Also die Formulierung mit dem "Haupte": Irgendwie sagte mir der innere Souffleur an der Stelle einen altmodischeren Ton vor, der mehr so nach 19. Jh. und den Gebrüdern Grimm klang, daher das Dativ -e und das gravitätischere "Haupt". Vielleicht ist das an der Stelle eigentlich ein bisschen zu viel des Guten, ich war da im Moment des Hinschreibens auch ein bisschen unsicher, aber ich hatte da den inneren Zensor bewusst abgeschaltet und so hat sich dann das "Haupte" in den Text gedrängelt.
Dass Du dann gerade das "nämlich" als saloppe Sprache empfindest, finde ich interessant - das klingt für mich von der Stilebene her relativ "neutral", weder besonders elaboriert noch besonders umgangssprachlich. Aber grundsätzlich mag ich ja Mischungen verschiedener Sprachebenen, falls das nämlich also tatsächlich allgemein eher als salopp gelesen wird, hätte ich damit kein Problem. :)
Und dann die Hellerin: Das ist zunächst mal eine sehr altmodische Art, eine weibliche Person über die Feminisierung ihres Nachnamens zu bezeichnen. Im Feld der Lyrik ist vermutlich die "Karschin" (Anna Louisa Karsch) die bekannteste Person, die so benamst wurde, aber das war in der Zeit allgemein üblich (die Hellerin ist also keineswegs als Anspielung auf die Karschin gemeint, die Letztere fiel mir nur gerade als illustrierendes illustres Beispiel ein). Jedenfalls ist also die Hellerin eine Frau Heller und dürfte sich gemessen an der altertümlichen Namensgebung schon ziemlich lange bei den Gießkannen herumtreiben. Ob es sonst noch mehr auf sich hat mit dieser Dame, das würde ich lieber jede(n) Leser*in selbst entscheiden lassen. Es muss für gar nichts weiter stehen als eine alte Frau namens Heller. Aber wer will (ich bin da selbst tatsächlich offen) kann auch versuchen, Assoziationen zu bilden. :)
Ich hoffe, diese (teilweisen) Erläuterungen helfen irgendwie weiter!
LG!
S.
 



 
Oben Unten